Bei einem Besuch in der Urzeit wären es nicht nur die Dinosaurier gewesen, die uns verblüfft hätten. Denn würde man im Maastrichtium einen Blick auf den Himmel bei Nacht werfen, so hätte jeder mit ein klein wenig Verständnis von Astronomie das Gefühl, als ob einige Dinge total durcheinander geraten wären.
Problem mit Uhren und Kalendern…
Doch schon am Tage fängt die Verwirrung an: In der Kreidezeit drehte sich die Erde nämlich noch etwas schneller um ihre eigene Achse als heute, weshalb ein Tag (also eine volle Erdumdrehung) nur etwa 23 ½ Stunden dauerte. Der Zeitraum, den die Erde braucht, um sich einmal um die Sonne zu drehen, dauerte allerdings trotzdem schon genauso lange wie heute. Dafür braucht sie nämlich exakt 8765 Stunden, 48 Minuten und 36 Sekunden. Heute sind das etwa 365 Tage. Da die Erdumlaufzeit in der Kreidezeit also gleich war, der „Tag“ aber kürzer, gab es deshalb insgesamt mehr Tag-Nacht-Wechsel pro Jahr. So hatte ein Jahr im Maastrichtium insgesamt ganze 373 Tage. Mit unseren heutigen Uhren und Kalendern würde man also in der Kreidezeit nicht lange zurechtkommen.
Der Mond
Doch nicht nur die Erde, sondern auch der Mond, die Sterne und Planeten machten in der Kreidezeit ihre Sperenzchen. Sie bewegten sich am Himmel nämlich noch nicht auf ihren heutigen Bahnen. Die mittlere Entfernung der Erde zum Mond betrug zum Beispiel nur ca. 381.800km (heute sind es etwa 384.400km). Der Mond erschien am Himmel also ein klein wenig größer und heller als heute. Weil der Mond dichter an der Erde lag, war auch seine Umlaufbahn leicht geringer als heute. Da er sich außerdem auch mit einer höheren Geschwindigkeit bewegte, brauchte er nur etwa 25 Tage für einen Umlauf um die Erde (nicht wie heute etwa 29 Tage). Der Mondzyklus war also damals etwas kürzer und es brauchte von einem Vollmond zum nächsten nicht ganz so lange wie heute. Weil das Kreidezeitjahr aber wie bereits erwähnt länger war, gab es in einem Jahr durchschnittlich 15 Mondzyklen (statt heute durchschnittlich 13).
Durch die größere Nähe zur Erde beeinflusste der Mond auch die Gezeiten stärker. Der Tidenhub war dadurch höher. Auch der Wechsel zwischen Ebbe und Flut vollzog sich durch die schnellere Erdrotation etwas zügiger als heute. Von diesem schnelleren Gezeitenwechsel profitierten großflächige Mangrovenwälder, die sich an den Küstenlinien der Hell Creek Formation, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt bis weit ins Landesinnere hinein ausbreiteten.
Der Himmel der Kreidezeit
Der Sternenhimmel sah vor 66 Millionen Jahren völlig anders aus als heute. Es gab noch viele Sterne zu sehen, die heute bereits erloschen sind. Manche Sterne, die heute zu den hellsten zählen, hatten dagegen noch eine zu geringe Strahlkraft, als dass ihr Licht zur Erde gelangt wäre. Wir könnten sie bei einer Zeitreise also gar nicht mit bloßem Auge sehen. Deshalb sahen auch alle Sternbilder vollkommen anders aus. Wir könnten wohl kein einziges heute bekanntes Sternbild am Himmel der Kreidezeit entdecken. Das lag auch daran, dass die Sterne über die Jahrmillionen ihre Position am Himmel deutlich verändert haben. Den Großen Wagen oder auch den Polarstern hätte man in einer lauschigen Nacht in der Hell-Creek-Formation also vergeblich gesucht.
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Die Planeten
Die Planeten unseres Sonnensystems standen sich in der Kreidezeit noch etwas näher als heute. Im Laufe der Jahrmillionen entfernen sich einige Planeten von ihrem Zentralgestirn, so dass unser Sonnensystem insgesamt noch kleiner war. Auch das Universum hatte sich noch nicht so weit ausgedehnt wie heute (wenn man den Theorien der modernen Physik folgt). Durch die noch dichtere Nähe der Planeten zueinander wirkten einige Himmelskörper am Nachthimmel des Maastrichtiums etwas heller. Besonders unsere direkten Nachbarn Mars und Venus, aber auch die Gasriesen Jupiter und Saturn strahlten etwas kräftiger.
Doch auch die erfahrenen Astronomen würden sich bei einem Blick durch ihr Fernrohr sicher ratlos am Kopf kratzen. Die Oberfläche der Planeten sah nämlich auch noch völlig anders aus als heute. Auf den Erdähnlichen Planeten und Monden gab es andere Gebirgsformationen und Impaktkrater, die heute unter jüngeren Kratern liegen. Auch ohne Teleskop würde man sofort erkennen, dass das Erscheinungsbild des Mondes mit seinen „Meeren“ am Nachthimmel etwas anders aussieht. Und das nicht nur, weil er größer war: auf seiner Oberfläche waren sogar noch Vulkane aktiv. Manchmal konnte man die Eruptionen sogar mit bloßem Auge sehen, wenn sie wie eine blutrot leuchtende Wunde an der Mondoberfläche schimmerten.
Um die Unterschiede auf anderen Planeten zu betrachten, bräuchte man jedoch auch in der Kreidezeit bereits ein leistungsstarkes Fernrohr. Aber man würde sie wohl erkennen: Jupiters berühmten roten Fleck, einen gewaltigen Wirbelsturm, gab es zum Beispiel noch nicht. Es ist jedoch möglich, dass sich andere, vielleicht ganz ähnliche Flecken auf seiner Oberfläche befanden.
Kometen und Asteroiden
Auch andere Himmelskörper wie Kometen besuchten unseren Planeten noch häufiger, da es noch mehr von ihnen gab. Einige sind im Laufe ihrer Wanderungen bereits mit anderen Himmelskörpern kollidiert. Dies würde aber wohl nur erfahrenen Astronomen auffallen.
Der Himmel der Zukunft
Sterne und Himmelskörper werden ihre Position natürlich auch in der Zukunft weiter verändern, sodass wir unseren Nachthimmel in einigen Jahrmillionen Jahren auch schon nicht mehr wiedererkennen werden. Die Sternbilder werden sich weiter verschieben, sogar der Polarstern wird wandern. Die Erdrotation wird ebenfalls langsamer und langsamer, und so bekommen unsere Tage mehr und mehr Stunden, aber das Jahr dafür immer weniger Tage. Auch Mond wird immer kleiner: er entfernt sich heute jedes Jahr etwa 3,8cm von der Erde. Doch keine Angst: Verlieren werden wir ihn wahrscheinlich nie. Theoretisch könnte der Mond zwar eine Entfernung erreichen, in der er nicht mehr an das Gravitationsfeld der Erde gebunden wäre. Dann würde er die Sonne umkreisen. Doch wie gesagt nur theoretisch: bis er so weit wäre (in 7 Milliarden Jahren!) wäre das Sonnensystem längst untergegangen. Die Kraft der Gezeiten wird sich allerdings trotzdem immer weiter abschwächen – ganz leicht natürlich. Das kann in der fernen Zukunft durchaus Auswirkungen auf die Lebensräume in den Küstengewässern haben. Vom Tidenwechsel sind viele Meerestiere direkt abhängig.
Der Tod der Sonne
In ferner Zukunft – wann genau lässt sich nicht sagen – wird auch unser Stern, die Sonne, ihr Ende finden. Sie befindet sich derzeit in ihrer Hauptreihenphase, in der sie Wasserstoff in ihrem Kern zu Helium fusioniert. Dieser Prozess erzeugt die Energie, die die Sonne zum Leuchten und unserer Erde ihre Wärme bringt. Mit der Zeit wird der Wasserstoff im Kern der Sonne aber allmählich zur Neige gehen. Wenn das in etwa 5 Milliarden Jahren geschieht, wird die Sonne beginnen, nur noch in ihrem Kern Helium zu fusionieren, was zu einer Expansion der äußeren Schichten führt. Das heißt: Die Sonne wird sich dann zu einem sogenannten Roten Riesenstern ausdehnen, dessen äußere Schichten sich erheblich vergrößern werden. Merkur und Venus, vielleicht sogar Erde und Mars werden dann von ihr komplett verschlungen oder zumindest erheblich beeinflusst werden. Leben wird dann jedenfalls auf keinem der inneren Planeten noch möglich sein.
Während dieser Phase wird die Sonne einen großen Teil ihres äußeren Gases ins All abstoßen und eine ausgedehnte Hülle aus Gas und Staub bilden. In den äußeren Schichten wird Helium weiter fusionieren, wobei schwerere Elemente wie Kohlenstoff und Sauerstoff entstehen. Währenddessen wird der Kern der Sonne zu einem kompakten Überrest schrumpfen, der als Weißer Zwerg bezeichnet wird. In einem Weißen Zwerg findet keine Kernfusion mehr statt, er strahlt aber nach wie vor Wärme aus, die jedoch im Laufe der Zeit allmählich abnimmt. Dies ist die letzte Phase im Leben eines Sterns wie unserer Sonne.
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Die weiteren Kapitel aus der Serie Meine Welt:
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Die Geographie am Ende der Kreidezeit
Dinge zwischen Himmel und Erde |
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