Die zehnte Episode unserer Reihe, und wir erreichen heute schon die Letzte Periode des Paläozoikums. Das Perm war ein Erdzeitalter der Extreme. Damals setzte das unbarmherzig schwankende Klima der Karoo-Eiszeit die Tier- und Pflanzenwelt einem immensen Selektionsdruck aus. Kein anderes Zeitalter sah jemals so viele Tierarten kommen, aber auch gehen. Am Ende des Perms steuerte die Welt auf eine Katastrophe ungeheuren Ausmaßes zu. Mehr als 90% aller Arten starben damals aus – die schwerste Zäsur der gesamten Erdgeschichte.
Namensgebung

Der Name „Perm“ geht auf Roderick Murchison zurück, den wir ja in den vorherigen Episoden bereits kennengelernt haben. Auf seiner Reise durch Osteuropa, bei dem er eigentlich für Belege für sein Devon suchte, beschrieb er im Jahr 1841 auch die deutlich höher liegenden Schichten am Fuße des Urals. Dabei benannte er sie nach dem damaligen Gouvernement Perm, das weitestgehend auch mit der heutigen russischen Region gleichen Namens identisch ist. Auch eine Stadt trägt dort den Namen Perm. Sie liegt direkt an der Kama, einem Fluss, der umfangreiche Ablagerungsschichten aus der Perm-Zeit aufschließt.
In Deutschland ist das Perm vor allem durch die beiden lithologischen Gruppen Zechstein und Rotliegend vertreten. Diese Zweiteilung führte dazu, dass man das Perm bei uns einige Zeit lang auch Dyas nannte (nach dem griechischen Wort δύο (Dyo) für „zweifach“) – ganz ähnlich wie bei der Trias, die man in gleicher Weise nach drei Gesteinsgruppen (Buntsandstein, Keuper und Muschelkalk) benannte. Im Gegensatz zur Trias setzte sich die deutsche Namensvariante gegenüber der von Murchison allerdings niemals international durch und wird heute auch nicht mehr verwendet.
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Gliederung des Perms
Das Perm ist in drei Epochen Unterperm (Cisuralium), Mittelperm (Guadalupium) und Oberperm (Lopingium) unterteilt, die wiederum in neun Alter (Asselium, Sakmarium, Artinskium, Kungurium, Roadium, Wordium, Capitanium, Wuchiapingium und Changhsingium) gegliedert sind. Der Beginn des Perms ist mit der Conodonten-Art Streptognathodus isolatus als Leitfossil definiert und liegt bei 298,9 Ma. Sein Ende wird ebenfalls mit dem Erstauftreten eines Conodonten, mit Hindeodus parvus; aber auch dem Ende der negativen Kohlenstoff-Anomalie des Oberperm festgelegt. Das Perm Endete damit vor 251,9 Ma und dauerte insgesamt 47 Ma.
Das Asselium
Das Cisuralium, auch Unterperm genannt, wurde 1982 von John Bruce Waterhouse vorgeschlagen und nach der westlichen Seite des Ural-Gebirges, dem Cisural, benannt. Sein ältestes Alter, das Asselium, wurde 1954 nach dem russisch-kasachischen Grenzfluss Assel im Südural benannt und verdankt seinen Namen dem sowjetischen Geologen Wassili Jermolajewitsch Rushenzew. Es begann vor 298,9 Ma.
Im Asselium erreichte die Ausdehnung des Superkontinents Pangaea sein absolutes Maximum. Alle Kontinentalplatten waren nun zu einer einzigen riesigen Landmasse vereinigt, die zu dieser Zeit einschließlich ihrer Schelfsockel mehr als 138.000.000km² groß war. Da die Kontinente im Perm zumeist noch weiter aufeinander zu – oder besser gesagt ineinander hinein drifteten, verkleinerte sich die Fläche allerdings zusehends. Dabei wurden im Zentrum Pangaeas gewaltige Gebirge aufgefaltet, der Ural ist eines davon. Vielerorts bildeten sich allerdings auch riesige Grabenbruchsysteme und Tieflandbecken. Die einstmals so hohen Gipfel der variszischen Gebirge, die sich im frühen Erdaltertum aufgefaltet hatten, erodierten. Der Schutt, aber auch vielerorts Vulkangesteine, füllten die Interkontinentalbecken auf.
Extreme Wetterbedingungen und massiver Selektionsdruck im Perm
Auch im Unterperm befand sich die Erde noch in einer Eiszeit. Vor allem der Süden Pangaeas war weitestgehend vergletschert. Die niedrigen Jahresdurchschnittstemperaturen führten dabei gepaart mit dem extremen Kontinentalklima zu extremen Wetterschwankungen. Brennend heiße Sommer wechselten sich mit bitterkalten Wintern ab, die dem Leben an Land das Äußerste an Anpassungsfähigkeit abverlangten.
Eine widerstandsfähige Schuppenhaut und die Fähigkeit, Eier mit einer kalkigen Schale zu legen, hatte die noch junge Tiergruppe der Amnioten („Nabeltiere“) bereits im Oberkarbon komplett vom Wasser unabhängig gemacht. Für das Leben unter den extremen Wetterbedingungen waren sie deutlich besser angepasst als urtümlichere Tetrapoden, wie die Lepospondyli, die Temnospondyli und die Lissamphibia, zu denen alle modernen Lurche wie Frösche und Salamander gehören. Alle diese urtümlichen Tetrapoden waren weiterhin ans Wasser gebunden, weil sie dort ihren Nachwuchs produzierten, im Perm gediehen sie allerdings auch noch prächtig. Die Bruchwälder und Sümpfe im Süden wurden weiterhin von teils gigantischen Lurchen beherrscht, während die Amnioten sich an Land immer weiter spezifizierten. Schon im Karbon hatten sich die Amnioten in zwei Entwicklungslinien aufgespalten: die Sauropsiden und die Synapsiden.

Synapsiden und Sauropsiden
Zu den Sauropsiden gehören heute noch alle „klassischen“ Reptilien, also die Echsen, Schlangen, Brückenechsen, Schildkröten und Krokodile. Aber auch die Vögel sind Teil der Sauropsida, mit den Dinosauriern als ihren Vorfahren.
Die Synapsiden sollten im Perm zu der erfolgreichsten und bald auch vorherrschenden Gruppe unter den Landwirbeltieren werden. Sie unterhielten noch bis weit in die Trias hinein eine ungeheure Artenvielfalt. Heute sind die Säugetiere die letzten verbleibenden Synapsiden – also auch wir Menschen gehören mit dazu!
Das Sakmarium
Das Sakmarium ist nach dem Fluss Sakmara im Uralgebirge benannt. Stufe und Name wurden 1874 von Alexander Karpinski geprägt, sowie als Untereinheit des (heute allerdings erst nachfolgenden) Artinskiums vorgeschlagen. Es begann vor 295,5 Ma.
Schon im Sakmarium erreichten die Synapsiden eine beträchtliche Artenvielfalt und einen hohen Grad der Spezialisierung. Besonders zu benennen sind die großen Sphenacomorphen und Ophiacodonten, die zu den größten Landtieren ihrer Zeit gehörten. Mächtige Jäger wie Ophiacodon oder Dimetrodon, aber auch gemächliche Pflanzenfresser wie Edaphosaurus kamen in den kargen Landschaften des Unterperms bestens zurecht. Die größten Exemplare wurden über 4m lang! Das hervorstechendste Merkmal der beiden zuletzt genannten ist ihr riesiges, von ihren Wirbelfortsätzen getragenes Segel, das vermutlich der Thermoregulierung diente. Edaphosaurus und Dimetrodon brauchten dadurch wahrscheinlich viel weniger Zeit, um sich in den kalten Monaten aufzuwärmen und aktiv zu werden, bzw. konnten bei starker Hitze überschüssige Wärme auch leicht wieder abgeben.

Nachdem die Amnioten komplett unabhängig vom Wasser wurden, gelang es einer Gruppe der Sauropsiden nun jedoch, auch in den Meeren wieder Fuß bzw. Flosse zu fassen. Die Mesosaurier traten im Sakmarium erstmalig auf: eine Gruppe primitiver Meeresreptilien, die am Ende des Unterperms wieder aussterben sollte.

Das Artinskium
Das Artinskium trägt seinen Namen nach dem Ort Arti (früher: Artinski Sawod) im westlichen Ural, ebenfalls nach einem Vorschlag Karpinskis. Es begann vor 290,1 Ma.
Spätestens im Artinskium waren die letzten großen Kohlesümpfe komplett verschwunden. Der karbonische Regenwaldkollaps hatte zum Aussterben der allermeisten Rieseninsekten geführt. Interessanterweise überlebten einige von ihnen aber noch bis zum Ende des Perms. Und interessanterweise wurden sie jetzt sogar noch größer! Die größte Libelle aller Zeiten, sogar noch leicht größer als die karbonische Meganeura, war Meganeuropsis, deren Fossilien in den U.S.A. (Kansas und Oklahoma) gefunden wurden. Die größten Exemplare erreichten eine Flügelspannweite von bis zu 71cm. Auch im Perm besaßen die Libellen zunächst noch die unangefochtene Lufthoheit.

Ökologie der Gegensätze im Unterperm: Feuchtgebiete und Wüsten
Besonders verbreitet waren sie südlich des Äquators, wo sie immer noch satte Feuchtgebiete und reichlich Nahrung fanden. Neben anderen Insekten mussten wahrscheinlich sogar einige kleinere Wirbeltiere vor den gefräßigen Riesenlibellen auf der Hut sein. Die Sümpfe wurden dagegen von den Amphibien beherrscht. Die Gruppe der Lepospondyli war damals noch sehr erfolgreich und brachte auch sehr bizarre Exemplare hervor, wie z.B. Diplocaulus mit seinen hornartigen Schädelauswüchsen.

Statt weitläufiger Sümpfe breiteten sich vor allem im Norden Pangaeas während des späten Unterperms riesige Wüsten aus, heißer, trockener und viel größer als die Sahara. Auch Deutschland war damals Teil dieses gigantischen ariden Lebensraums. Es gibt allerdings auch Überreste bewaldeter Flächen mit mächtigen Nadelbäumen, wie den versteinerten Wald in Chemnitz. Dieser wurde wahrscheinlich durch einen prähistorischen Vulkanausbruch und Ascheregen konserviert.
Geologisch weist jedoch das rötliche, von feinverteilten Hämatitschüppchen gezeichnete Rotliegend darauf hin, dass es bei uns damals zumeist sehr heiß und trocken war. Aufgeschlossen sind diese permischen Gesteine, als „Rotliegend“ bezeichnet, u.a. im Thüringer Wald. Die Inlandseen und die letzten verbliebenen Flachmeerbereiche der Paläotethys fielen nun trocken und ließen gewaltige Salzfelder zurück. Die größten Salzvorkommen der Erde haben sich zu jener Zeit gebildet. Wahrscheinlich streust du bei deinem Sonntagsfrühstück also immer eine Prise Perm auf dein Frühstücksei.
Das Kungurium
Das Kungurium, das jüngste Alter des Unterperms (Cisuralium), ist nach dem Ort Kungur in Russland benannt, ebenfalls in der Region Perm. Seinen Namen bekam es 1890 von Alexander Stuckenberg. Es begann vor 279,3 Millionen Jahren.
Am Ende des Unterperms hatte sich die Tierwelt bereits stark spezialisiert und an die Extreme der Karoo-Eiszeit angepasst. An Land dominierten nun die Sphenacodonten. Große Pflanzenfresser wie der bis zu 6m lange Cotylorhynchus waren mit ihren mächtigen Krallen wahrscheinlich gut daran angepasst, bei Trockenheit nach energiereichen Wurzelknollen zu graben. In den Feuchtgebieten dagegen dominierten mächtige Amphibien. Mit Prionosuchus, einem über 5m langen (manche Quellen schreiben gar von 9m!) Vertreter der Temnospondyli, trat im Kungurium der größte Lurch aller Zeiten auf die Bühne des Lebens. Interessanterweise entwickelten sich nun auch einige Stamm-Tetrapoden zu einem perfekt ans Landleben angepasste Lebewesen weiter. Obwohl sie ihre Jugend vielleicht noch als Larve im Wasser verbrachten, entwickelte z.B. Seymouria eine zähe, wasserundurchlässige Haut und einen verhältnismäßig hochbeinigen Gang, der es ihr ermöglichte, auch in die Halbwüsten Europas vorzudringen. Sie wurde auch bei und in Deutschland, im Thüringer Wald gefunden.

In den Meeren traf man weiterhin auf Trilobiten, Ammonoiden, Nautiloiden und viele verschiedene Knochen- und Knorpelfische. Auch die Brachiopoden (Armfüßer) machten jetzt ihre letzte große Radiation durch. In den Schelfmeerbereichen bauten eine korallenähnliche Formen sogar spektakuläre Riffe. Diese waren auch das Jagdrevier des bizarren Hais Helicorpion, der einen Kiefer in Form einer Kreissäge besaß.

Das Roadium
Während die vier unterpermischen Alter des Cisuraliums alle nach Flüssen und Orten in Russland benannt wurden, tragen die drei mittelpermischen Alter und auch das Guadalupium selbst Namen, die auf Orte in den U.S.A. zurückgehen. Die geologische Benennung erfolgte auch erst im 20. Jahrhundert. Die Epoche wurde 1902 von George H. Girty nach den Guadalupe Mountains im Westen des von Texas vorgeschlagen, allerdings erst 80 Jahre später offiziell übernommen. In der Zeit von 1964 bis 1968 stellten die U.S.-amerikanischen Geologen Walter William Nassichuk, William Madison Furnish und Brian F. Glenister fest, dass zwischen dem russischen Artinskium und dem späteren amerikanischen Wordium noch ein weiteres Alter ausgeschieden werden kann. Sie benannten das Roadium nach dem Road Canyon Member, einer basalen Einheit der Word Formation in Texas benannt. Die Word Formation war selbst Namensgeberin des Wordiums. Das Roadium und damit auch das Mittelperm begannen vor 272,3 Ma.
Massenaussterben und Diversifikation im mittleren Perm
Der Übergang vom Cisuralium zu Guadalupium wird durch ein sich über lange Zeit hinziehenden Artenverlust gekennzeichnet, der vor etwa 273 Ma begann. Die genauen Gründe für dieses Massenaussterben sind nicht bekannt, es könnte aber mit dem Klimawandel zusammenhängen, als sich die Karoo-Eiszeit allmählich abschwächte. Auch Vulkanausbrüche führten zu Lebensraumverlust und Artenrückgang. Besonders betroffen war die Pflanzenwelt. Das Aussterbeereignis, auch als Olson’s Extinction (benannt von und nach Everett C. Olson) bezeichnet, war das größte Pflanzensterben des Paläozoikums. Etwa 30% aller Pflanzenarten gingen damals verloren.

Während manche Arten in die Krise gerieten, blühten andere jedoch geradezu auf. Im Roadium traten aus den Sphenacodonten erstmalig die Therapsiden hervor, hochspezialisierte Synapsiden, die auch die frühesten Vorfahren der heutigen Säugetiere waren. Frühe Formen wie Biseridens, Raranimus und Sinophoneus sind vor allem aus der Xidagou-Formation in China bekannt. Auch im östlichen Teil der Russischen Tafel fand man frühe Therapsiden. Von der Südhalbkugel (Gondwana) sind sie außerdem aus der Beaufort-Gruppe in Südafrika sowie aus dem Paraná-Becken in Brasilien bekannt. Die Therapsiden teilten sich am Ende des Roadiums ihren Lebensraum schon mit den sauropsiden Pareiasauriern. Diese mächtigen Pflanzenfressern, die über 600kg schwer werden konnten, werden den Parareptilien zugeordnet. Umstritten ist, ob vielleicht die Schildkröten ihre engsten noch lebenden Verwandten sein könnten.
Das Wordium
Das Wordium wurde zuerst 1916 von Johan August Udden und Kollegen als stratigraphische Einheit Nordamerikas erkannt. 2001 wurde es dann auch als globale chronostratigraphische Stufe von der IUGS ratifiziert. Es begann vor 268,8 Ma.
Während des Wordiums zogen sich die Gletscher der Karoo-Eiszeit allmählich immer weiter nach Süden zurück. Dort blühte die Pflanzenwelt Gondwanas in der Folge geradezu auf. In den gemäßigten und kalten Zonen gedieh bis in hohe südliche Breiten die an jahreszeitliche Klimaschwankungen angepasste Glossopteris-Flora. Im Norden Pangaeas blieb es trocken. Dort dominierten weiterhin die Synapsiden, die Therapsiden waren hier am erfolgreichsten. Eine noch relativ junge Tiergruppe jener Zeit waren die Dinocephalier, die bereits beträchtliche Größen erreichten. Manche von ihnen waren Pflanzenfresser, wie der flusspferdähnliche Estemmenosuchus, der bizarre Auswüchse an seinem Schädel besaß. Andere, wie Anteosaurus, waren dagegen geschickte Beutegreifer. Auch viele weitere Therapsiden differenzierten sich im Mittelperm weiter, wie etwa die Dicynodonten, die nun erstmalig auftraten. Sie sollten bis in die Trias hinein zu den anpassungsfähigsten und erfolgreichsten Pflanzenfressern gehören.

Das Capitanium
George Burr Richardson schlug 1904 das Capitanium als letzte stratigraphische Einheit des Mittelperms in Nordamerika vor. Dabei benannte er es nach dem Capitan Reef in den texanischen Guadalupe Mountains. Im Jahr 2001 wurde das Capitanium als globale chronostratigraphische Stufe von der IUGS ratifiziert. Es begann vor 265,1 Millionen Jahren.
Als die Karoo-Eiszeit allmählich abklang, zeichnete sich ein Trend zu einem stabilen Warmklima ab. Während die Gletscher zurückwichen, breiteten sich die Dinocephalier auf der Nord- und auf der Südhalbkugel aus. Mächtige Pflanzenfresser wie Moschops und gefürchtete Jäger wie Titanophoneus gehörten zu den beeindruckendsten Tieren des späten Mittelperms.

Das Massenaussterben im späten Guadalupium
Die großen Umweltveränderungen am Ende des Mittelperms stürzten die Tierwelt abermals in eine schwere Krise. Vor etwa 260 Ma kam es zu einem Massenaussterben, das auf einen massiven Eintrag von Kohlenstoffdioxid und Schwefeldioxid in die Ozeane zurückzuführen ist. Wahrscheinlich waren Vulkane dafür verantwortlich. Ein direkter Zusammenhang mit der Bildung des südchinesischen Emeishan-Trapps gilt als sehr wahrscheinlich. Ein Gebiet von mindestens 250.000 km² wurde dort damals von Lavaströmen bedeckt.
In der Folge übersäuerten die Randgebiete Panthalassas, des riesigen, nunmehr einzigen Urmeeres dieser Zeit. Dadurch kam es zu anoxischen Ereignissen, die vor allem die Meereslebewesen in Mitleidenschaft zog. Doch auch unter den Landwirbeltieren war die Aussterberate fatal. Es wird geschätzt, dass während der Capitanium-Krise bis zu 60% aller Arten auf der Erde ausstarben. Sie war also beinahe so verheerend wie das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit!

Das Wuchiapingium
Der Name der dritten permischen Epoche sowie die letzten beiden Alter des oberen Perms gehen alle auf Orte in China zurück. So ist der Epochenname Lopingium nach der Stadt Leping (乐平) in der Provinz Jiangxi im südlichen China benannt. Dieser Name wurde von Ferdinand von Richthofen im Jahre 1883 eingeführt. Das erste der beiden Alter, das Wuchiapingium, ist nach dem „Familienflachland“ Wújiāpíng (吴家坪) in der Gegend um Hanzhong in der Provinz Shaanxi benannt. Der Name wurde 1962 von Shuzhong Shen eingeführt. Es begann vor 259,9 Ma.
Große Umbrüche in Vegetation, Klima und Topographie
Während man in der Geologie und Zoologie das ganze Perm klar dem Paläozoikum zuordnet, kann man das „pflanzliche“ Erdaltertum bereits im frühen Oberperm enden lassen. Denn das Paläophytikum endete schon nach dem großen Pflanzensterben im Roadium und einer weiteren Zäsur am Ende des Capitaniums. Statt baumgroßer Farne und Schachtelhalme setzten sich nun die nacktsamigen Koniferen durch, die deutlich besser mit dem trockenen Klima zurechtkamen. Im Süden Pangaeas entwickelte sich die Glossopteris-Flora weiter, deren Vertreter im Winter ihr Laub abwarfen. Fossiles Holz aus dieser Zeit und Gegend weist deutliche Jahresringe auf, was auf starke Wetterumschwünge im Laufe der jahreszeitlichen Wechsel schließen lässt.

Der Klimawandel wird auch in der Geologie deutlich, vor allem in Mitteleuropa. Auf das Rotliegend folgt im Oberperm bei uns nun der Zechstein als leitgebendes Gestein. Nachdem Deutschland im Perm die meiste Zeit trocken-heißes Festland war, drang vor etwa 257,3 Ma ein tropisches Flachmeer kurzzeitig nach Nord- und Mitteldeutschland vor. An der Basis dieser Meeresablagerungen wurde der wirtschaftlich bedeutende Kupferschiefer abgelagert. Süddeutschland blieb zunächst Festland.
Das endgültige Ende der Rieseninsekten
Noch bis vor kurzem gingen die Forscher davon aus, dass der sinkende Sauerstoffspiegel in der Atmosphäre den Rieseninsekten allmählich den Garaus machte. Schon im Mittelperm waren sie immer seltener geworden. Tatsächlich sank der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre im Laufe des Perms auf unter 20%, also noch unter den Wert von heute. Die Kohlesümpfe waren nun vollständig verschwunden, und damit auch der Lebensraum von Riesentausendfüßern und Monster-Skorpionen. Die Libellen blieben jedoch bis zum Oberperm erfolgreich, wahrscheinlich, weil sie die sauerstoffärmere Luft nun durch die Bewegungen ihrer Flug- und Abdomenmuskeln auch nicht mehr nur passiv absorbierten und sowas wie eine Atmung besaßen.
Als wahrscheinlicher Grund für ihr letztendlich doch stattfindendes Aussterben kann das Auftreten starker Konkurrenz vermutet werden. Die ersten gleitfliegenden Reptilien traten nun auf, wie z.B. Coelurosauravus. Diese fraßen zwar nicht die gigantischen Libellen, die mehr als doppelt so groß wie sie waren, aber sie waren wohl hinter der gleichen Beute her. Dem Selektionsdruck durch die vielen Fressfeinde passten sich die Insekten an, indem sie fruchtbarer, aber auch kleiner wurden. Mehr Nachkommen und weniger Power waren der Schlüssel zu ihrem Überleben. Die hochspezialisierten Riesenlibellen fanden am Ende des Perms kaum noch etwas zu fressen. Als dann auch noch ein weiteres großes Massenaussterben begann, wurde ihr Schicksal endgültig besiegelt. Nie wieder sollte es so große Fluginsekten geben.

Das Changhsingium
Das Changhsingium, das letzte Alter des Perms, ist nach der chiensischen Stadt Changxing in der Provinz Zhejiang benannt und findet seit 1970 Verwendung in der Literatur. Es begann vor 254,2 Ma.
Das permokarbonische Eiszeitalter war nun zu Ende gegangen und die Erde weitestgehend wieder komplett eisfrei. Dieser rapide Klimawandel begünstigte die Evolution der Landwirbeltiere, vor allem die Therapsiden, aber auch die Parareptilien. Große Pflanzenfresser wie der Pareiasauride Scutosaurus mussten nun auf der Hut vor Therocephaliern und den mächtigen Gorgonopsiden sein.

Die Tierwelt des Oberperm
Diese säugetierähnlichen Beutegreifer waren die größten und auch schnellsten Landtiere, die die Erde bis dahin gesehen hatte. Einige, wie z.B. Inostrancevia, waren über 4m lang und schwerer als ein heutiger Löwe. Sie waren hochbeinig und erstaunlich kräftig gebaute Jäger, die wahrscheinlich schon die ersten Schritte zu einem gleichwarm bleibenden Stoffwechsel hinter sich gebracht hatten. Möglicherweise sorgte eine vollständig geschlossene Herzscheidewand dafür, dass sich das sauerstoffreiche Blut aus der Lunge nicht mehr mit dem sauerstoffarmen Blut aus den Körpervenen nicht mehr im Herzen vermischen konnte. So konnten diese Tiere ihren ganzen Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen und waren nicht mehr auf die Sonne angewiesen, um sich aufzuwärmen – das erledigten die Körperzellen nun selbst. Möglicherweise besaßen die hochentwickelten Therapsiden sogar bereits ein Fell. Ob sie ihre Jungen aber auch schon säugten, oder gar lebend zur Welt brachten, ist nicht zu klären, dies dürfte aber eher unwahrscheinlich sein.
Ebenfalls sehr erfolgreich im Oberperm waren die Dicynodonten, die eine hohe Artenvielfalt hervorbrachten. Auch ihre Lebensweise könnte unterschiedlicher nicht sein. Während manche Dicynodonten in riesigen Herden wie Schafe durch die trockenen Ebenen des Oberperms zogen, lebten manche wie Kaninchen unter der Erde, wie z.B. das kleine Diictodon.

Das große Sterben
Am Ende des Perms kam es jedoch zu einer Katastrophe apokalyptischen Ausmaßes. Ihre genaue Ursache ist immer noch unklar, genauso wie die Dauer dieses Massenaussterbens, das einen Großteil des Lebens auf der Erde für immer auslöschte. Manche Forscher meinen, dass sich das permische Massenaussterben über mehrere Jahrhundertausende hinweg zog, als sich der sibirische Trapp bildete. Gigantische Super-Vulkaneruptionen bildeten dort mehrere Kilometer dicke Flutbasalte. Die durch den Vulkanismus freigesetzten Gase beschleunigten den Klimawandel und die Desertifikation. Allmählich wurde die ganze Welt zu einer einzigen großen Wüste, mit nur wenigen feuchten und gemäßigten Bereichen an den meerzugewandten Gebirgsketten und den Sümpfen auf der Südhalbkugel. Isotopenuntersuchungen deuten darauf hin, dass damals die Durchschnittstemperaturen der Atmosphäre infolge der zunehmenden Konzentration an vulkanischem Kohlenstoffdioxid rasant anstiegen, um etwa 5 °C innerhalb einiger Jahrtausende.
Vielleicht könnte ein gigantischer Impaktkrater auf Wilkesland in der Antarktis auch das Zeugnis eines außerirdischen Todbringers sein. Dieser Krater wurde mithilfe von Satellitenbildern im Jahr 2006 identifiziert. Er liegt unter dem Eis, hat einen Durchmesser von 480km und könnte zur gleichen Zeit entstanden sein, als sich das Massenaussterben ereignete. Möglicherweise standen Einschlag, Megavulkanismus und Klimawandel in direktem Zusammenhang. Die Impakt-Theorie wird allerdings kontrovers diskutiert.

Die Auswirkungen des Massenaussterbens
Infolge vulkanischer Ausdünstungen verbanden sich Schwefelgase in der Atmosphäre zu hochätzendem sauren Regen, der die Vegetation zerstörte und außerdem weitere Giftstoffe aus dem Boden löste. Diese gelangten über den Wasserkreislauf dann auch ins Meer, wo die Katastrophe nun am schlimmsten werden sollte. In den meisten Bereichen Panthalassas sank der Sauerstoffgehalt rapide. Dadurch starb das Plankton größtenteils ab, was die Nahrungskette zum Zusammenbruch brachte. Sogar die einst so erfolgreichen Trilobiten und Seeskorpione starben im Zuge dieser Katastrophe aus, zusammen mit mehr als 95% aller Arten von Meerestieren. Ebenfalls stark vom Massenaussterben betroffen waren die Korallen, Bryozoen, Brachiopoden, Crinoiden und Ammonoiden. Lediglich die Mollusken, also Schalentiere wie Muscheln und Schnecken, blieben vom Großen Sterben weitestgehend verschont.
An Land vollzog sich das große Sterben neueren Studien zufolge langsamer und in mehreren Wellen, die jeweils immer nur einige Jahrzehntausende andauerten. Hier war die Aussterberate auch nicht ganz so hoch, trotzdem gab es auch an Land einen Artenverlust von etwa 75%. Besonders schlimm traf das Massenaussterben die einst so erfolgreichen Synapsiden. Eine Ausnahme waren allerdings die Dicynodonten. Besonders gut angepasst war Lystrosaurus, der am Ende des Perms zum erfolgreichsten Landwirbeltier aller Zeiten avancierte. Infolge des großen Sterbens wurde er nicht nur immer häufiger, als die Trias begann, war sogar jedes dritte Landwirbeltier auf der Welt ein Lystrosaurus. Nie wieder sollte eine einzige Tiergattung so erfolgreich sein.

Folgende Episoden aus der Reihe „Die Geschichte unserer Erde“ sind außerdem bereits erschienen:
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Eine Reise durch die Zeit
Der Beginn des Lebens auf unserer Erde Das Perm Der Jura Die Kreide Das Paläogen Das Neogen Das Quartär Die Welt der Zukunft |
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