In der elften Episode der Reihe „Die Geschichte“ unserer Erde betreten wir nun eine neue Ära: das Mesozoikum. Das Erdaltertum liegt damit hinter uns. Mit der nächsten Periode, der Trias, gelangen wir schon ins Erdmittelalter, und auch in die Zeit der Dinosaurier.
Viele Millionen Jahre lang, während der Periode des Perm, sah es noch so aus, als würden die säugetierähnlichen Synapsiden zumindest das Leben an Land für immer dominieren. Sie waren für ein ganzes Zeitalter die größten und komplexesten Tiere, die die Evolution bis dahin hervorgebracht hatte. Einige von ihnen hatten wahrscheinlich schon einen gleichwarm bleibenden Stoffwechsel und einen entsprechenden Appetit. Sie waren keine trägen, „kaltblütigen“ Reptilien, sondern dynamische, tags und auch nachts aktive Tiere, die in jedes Landökosystem der Erde vorgedrungen waren. Das fiel ihnen auch leicht, bildeten doch alle Kontinente damals noch eine einzige, große Landmasse namens Pangaea.
Doch ein gewaltiges Massenaussterben bremste ihren Erfolg. Was genau es auslöste, und wie lange das Leben in seinem tödlichen Griff erstickte, ist in der Forschung umstritten. Doch fielen ihm mehr als 90% aller Arten zum Opfer. Es war das furchtbarste Massenaussterben der gesamten Erdgeschichte. Jetzt, in der Trias, wurden die Karten neu gemischt.

Namensgebung
Die Trias erhielt ihren Namen im Jahre 1834 von dem deutschen Geologen Friedrich von Alberti. Der Name bedeutet so viel wie „Dreiheit“, weil die Trias in Mitteleuropa auffällig in die Ablagerungszonen Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper unterteilt ist. Anders als der Begriff Dyas („Zweiheit“), der damals auch für das Perm vorgeschlagen wurde, fand von Albertis Namensgebung für die erste Periode des Mesozoikums allerdings rasch Akzeptanz in der geologischen Literatur.
Gliederung der Trias
Auch überall sonst auf der Welt ist die Trias in drei Epochen unterteilt, die allerdings bloß Unter-, Mittel- und Obertrias heißen, und anders als die meisten Epochen des Paläozoikums nicht nach einer Typlokalität benannt sind. Die lithostratigraphischen Grenzen dieser Epochen stimmen jedoch nicht mit der nur in Mitteleuropa zu findenden Dreiteilung (Buntsandstein, Keuper, Muschelkalk) überein. Zur Untertrias gehören die beiden Alter Indusium und Olenekium, in der Mitte liegen Anisium und Ladinium. Den Abschluss bildet die Obertrias, die mit ihren Altern Karnium, Norium und Rhaetium den bei weitem größten Teil der Periode ausmacht.
Der Beginn der Trias ist durch das Erstauftreten der Conodonten-Art Hindeodus parvus definiert. Auch das etwa gleichzeitig stattfindende Ende einer negativen Kohlenstoff-Anomalie, das nach dem Höhepunkt des Massenaussterbens an der Perm-Trias-Grenze auftrat, kann als Definitionskriterium herangezogen werden. Die Obergrenze wird durch das Erstauftreten des Ammoniten Psiloceras spelae tirolicum gekennzeichnet. Die Trias begann vor 251,9 Ma und endete vor 201,3 Ma. Sie dauerte also insgesamt etwa 50,6 Ma und ist damit die kürzeste Periode des Mesozoikums.
Alternative Untergliederungsansätze
Die Untertrias enthielt früher lediglich eine einzige Stufe, das Skythium. Im alpinen Raum wird es manchmal immer noch als regionale Stufe benutzt. Unter Fossiliensammlern gibt es auch noch weitere biostratigraphische Untergliederungsansätze. 1965 gliederte Edward Timothy Tozer die Untertrias in Griesbachium, Dienerium, Smithium und Spathium, die heute noch gelegentlich als Unterstufen des Indusiums und Olenekiums verwendet werden. 1978 machte Jean Guex daraus wieder eine Dreiteilung, indem er Dienerium und Smithium zu einer neuen Stufe, dem Nammalium, zusammenfasste. Diese Unterteilungsvarianten sind aber in der Fachwelt nicht anerkannt.
Das Indusium
Die erste Epoche der Untertrias, das Indusium, wurde 1956 von der russischen Geologin Ljubová Dmitrievna Kiparisova und ihrem Kollegen Jurij N. Popov benannt. Der Name bezieht sich auf den Fluss Indus, an deren Ufern die Typlokalität der Epoche zu finden ist. Das Indusium begann vor 251,9 Ma.
Bis auf einige kleine isolierte Terrane bildeten die Kontinente im Indusium und auch noch bis zum Ende der Trias nur eine einzige große Landmasse, Pangaea. Unter ungeheuren tektonischen Spannungen hatte jedoch bereits im Oberperm der Zerfall begonnen. Damals lösten sich im Südosten bereits die Kimmerischen Terrane. Das Flachmeer der Palaeotethys wurde nun vollständig subduziert. Immer wieder kam es in der Trias zu schweren Vulkanausbrüchen und Erdbeben.
Erste größere Radiationen nach dem Massenaussterben
Im Indusium kam es zur ersten größeren Radiation der Lebewesen nach dem dramatischen Einschnitt der Artenvielfalt an der Perm-Trias-Grenze. Viele einst sehr erfolgreiche Tiergruppen, wie z.B. die Trilobiten und Seeskorpione, waren vollständig ausgestorben. Die zweiklappigen Brachiopoden verloren ihre dominante Stellung nun an die ihnen äußerlich ähnlichen, aber nicht mit ihnen verwandten Muscheln. Besonders bemerkenswert ist die schnelle Radiation der Ammonoideen: nur zwei Gattungen hatten die Übersäuerung der Ozeane und das fürchterliche Massenaussterben überlebt. Im oberen Indusium lassen sich aber wieder über 100 Gattungen belegen. Besonders die Ceratiden-Ammoniten waren sehr erfolgreich. Sie gehören zu den wichtigsten Leitfossilien in der Trias, wo sie neben den Conodonten, Muscheln, Crinoiden, Kalkalgen und Muschelkrebsen als wichtige Identifikationsmarker dienen.
Auch die Wirbeltiere erholten sich nun langsam wieder. Bei den Knochenfischen verdrängen die moderneren Teleostei ihre archaischeren Verwandten. Knorpelfische wie die Haie, oft in bizarren Formen wie Parahelicampodus oder der sehr erfolgreiche Hybodus, beherrschten noch als Spitzenprädatoren die Ozeane. In den Flüssen und Seen im Inland gaben die amphibischen Temnospondyli und Chroniosuchier den Ton an. Auch die ersten „modernen“ Lissamphibia, zu denen auch die heutigen Frösche und Salamander zählen, traten im Indusium erstmalig auf, mit Triadobatrachus als ihrem ältesten Vertreter.
Große Umwälzungen unter den Landwirbeltieren
Bedeutende Veränderungen gab es auch bei der Landwirbeltierfauna. Von den basaleren Therapsiden, der im Perm erfolgreichsten Linie der Synapsiden, hatten nur die Dicynodonten und die Cynodonten überlebt. Das erfolgreichste Landtier der Untertrias war mit weitem Abstand Lystrosaurus: der stämmige, wahrscheinlich warmblütige Pflanzenfresser macht in vielen Ablagerungsschichten der Untertrias mehr als 95% aller Wirbeltierfunde aus! Fleischfressende Therapsiden, wie z.B. Thrinaxodon, blieben in der Untertrias aber meist eher klein und erreichten kaum die Größe einer Katze.

Die Synapsiden bekamen in der Trias arge Konkurrenz durch die nun immer erfolgreicher werdenden Diapsiden, den Vorläufern der modernen Reptilien. Die meisten von ihnen waren zu dieser Zeit noch ektotherm, konnten ihre Körpertemperatur also nicht regulieren. In dem heißen Klima der Trias hatten sie somit also einen Vorteil: sie benötigten deutlich weniger Nahrung und standen auch nicht vor dem Problem, überschüssige Energie wieder abgeben zu müssen. Zu den größten Reptilien der Untertrias gehörte der frühe Archosaurier Proterosuchus, der ähnlich wie ein Krokodil lebte und sogar den großen Temnospondyli Konkurrenz machte. Von den im Perm noch sehr erfolgreichen Parareptilien hatten jedoch nur die Procolophonoiden überlebt. Sie sollten in der Trias aber nur ein Schattendasein führen, bis sie an deren Ende schließlich ganz ausstarben.
Das Olenekium
Kiparisova und Popov benannten 1956 auch die nächstfolgende Epoche der Untertrias, das Olenekium. Es trägt seinen Namen nach der Typlokalität am Fluss Olenek in Sibirien und begann vor 251,2 Millionen Jahren.
Heißklima und Wetterextreme
Großbrände, saurer Regen und Sauerstoffverknappung hemmten noch bis ins Olenekium die Regeneration der Land- und Meeresbiotope. Es kam sogar mehrmals zu weiteren, allerdings zumeist lokalen Aussterbeereignissen. Während sich die Erde also nur sehr langsam von dem großen Massenaussterben erholte, heizte sich das Klima durch Treibhausgase massiv auf. Nach dem Ende der Karoo-Eiszeit gab es in der Trias wahrscheinlich so gut wie keine Inlandgletscher mehr. Immer wieder kam es dennoch zu starken Klimaschwankungen, allerdings nicht von heiß zu kalt, wie noch im Perm, sondern von feucht zu trocken. Wo zuerst noch feuchte Regenwälder aus Baum- und Palmfarnen, Schachtelhalmen, Bärlappen, Ginkgos und den immer erfolgreicher werdenden Koniferen wuchsen, breiteten sich danach bald wieder Wüsten aus, nur um einige Jahrmillionen darauf wieder zu grünen Wäldern zu werden.

Der Hauptgrund war wohl eine horizontal verlaufende Gebirgsbildung, die einen ungeheuren Monsuneffekt zur Folge hatte. Besonders im Süden Pangaeas, den wir nun schon Gondwana nennen, waren starke Regenfälle die Folge, da sich die Wolken kaum über die Berge hinweg bewegen konnten. Weiter nördlich jedoch saugten Tiefdruckgebiete über dem Kontinentalmassiv trockene Luft aus anderen im Inland liegenden Landesteilen an, aber nicht vom Ozean. Dort war das Klima wieder sehr trocken. Quer über den Äquator des Superkontinents zog sich eine gewaltige Wüste, die im Süden bis an den 30., im Norden sogar bis zum 50. Breitengrad heranreichte. In den kargen, zerklüfteten Felsformationen und den trockenen Dünenmeeren aus endlosem, feinkörnigem Sand herrschten zum Teil lebensfeindliche Temperaturen. Der Sauerstoffgehalt lag in der ersten Hälfte der Trias wahrscheinlich unter 16% und damit deutlich niedriger als heute.
Die Tierwelt des Olenekiums
Wie rasant sich die Tierwelt in der Untertrias umwälzte, wird auch im Fossilbericht aus dem Olenekium deutlich. Nur 600.000 Jahre nach dem Massenaussterben traten schon die ersten großen Archosaurier auf die Bühne des Lebens. Mächtige Fleischfresser wie Chasmatosuchus oder Erythrosuchus schwangen sich nun zu den neuen Top-Beutegreifern an Land auf und lösten die Therapsiden wie Cynognathus und Trirachodon in ihrer Vorherrschaft endgültig ab. Mit ihren bizarren Rückensegeln erinnern Ctenosauriscus und sein späterer Verwandter Arizonasaurus an die unterpermischen Sphenacodonten wie Dimetrodon. Mit den Kuehnosauriern wie z.B. Pamelina schwingen sich nun weitere Diapsiden zum Gleitflug in die Lüfte, so wie schon der permische, ihnen sehr ähnliche Coelurosauravus. Die Erde erlebte in der Untertrias also ein wahres Déjà-vu.

Allerdings gab es im Olenekium auch eine Premiere. Einige Landwirbeltiere kehrten nun zum ersten Mal zurück ins Meer! Zunächst noch klein und bescheiden, wie der frühe Ichthyosaurier Catorhynchus, eroberten sie sich binnen kürzester Zeit den Ur-Ozean Panthalassa als neuen Lebensraum. Und die Ichthyosaurier waren nicht die einzigen: auch die Sauropterygier, wie die frühen Nothosaurier Majiashanosaurus und Hanosaurus, begründeten einen neuen Meilenstein in der Wirbeltierevolution. Die vierflossigen Meeresreptilien sollten neben den Fischsauriern zu den erfolgreichsten Meeresbewohnern avancieren.
Das Anisium
Wilhelm Heinrich Waagen und Carl Diener benannten schon 1895 das Anisium als erstes Alter der Mitteltrias. „Mitteltrias“ ist hier aber ein etwas irreführender Begriff, der sich nur auf die Mitte der Ablagerungsschichten bezieht. Zeitlich gesehen liegt die tatsächliche Mitte der Trias nämlich erst weit im Norium, also der Obertrias. Im Anisium befinden wir uns zeitlich gesprochen also immer noch am Anfang der triassischen Periode, und kaum 5 Millionen Jahre sind bei seinem Beginn, vor 247,2 Ma, erst vergangen, seit das Perm mit seiner dramatischen Zäsur endete. Das Anisium trägt seinen Namen nach dem lateinischen Namen der Enns (Anisus), eines Flusses in der Steiermark.
Im Anisium sollte sich die Radiation der Tierwelt weiter fortsetzen. Immer noch stießen jetzt viele Tiergruppen in Nischen hervor, die nach dem Massenaussterben frei geworden waren. Gleichzeitig entstanden aber auch viele neue ökologische Nischen. Besonders interessant ist im Anisium wieder der Blick auf die Meeresreptilien. Diese werden nun so rasch so vielfältig, dass die Paläontologen große Mühe haben, die phylogenetischen Zusammenhänge zwischen den Gruppen nachzuvollziehen. Wer mit wem nun genau verwandt ist, oder von welchen Land-Vorfahren die Tiere eigentlich abstammen, wird höchst kontrovers diskutiert.

Die Vielfalt der Meeresreptilien
Die „echten“ Ichthyosaurier sollten sich im Anisium endgültig als einzige Gruppe der Ichthyopterygier behaupten. Ihre Verwandten, die Hupehsuchia, starben jetzt schon wieder aus. Neben kleinen, wendigen Tintenfisch-Jägern wie Mixosaurus traten nun mit Thalattoarchon und Cymbospondylus auch die ersten Spitzenprädatoren in dieser Tiergruppe auf. Sie machten Jagd auf große Knochen- und Knorpelfische, aber auch auf andere Meeresreptilien. Ihre Körper wurden immer stromlinienförmiger. Sie bildeten auch einen Blubber (Fettschicht) aus, der ihnen dabei half, ihre Körpertemperatur in der Tiefsee konstant zu halten. Und sie waren jetzt auch schon imstande, lebende Junge zur Welt zu bringen.
Ihren Lebensraum teilten sich die Fischsaurier mit einer großen Vielfalt anderer, oft sogar ziemlich bizarrer Meeresreptilien. Thalattosaurier, Helveticosaurier, Saurosphargiden, Tanystropheiden und natürlich die Sauropterygier, wie z.B. Pistosaurier, Pachypleurosaurier, Nothosaurier und Placodonten erfüllten die Meere mit ungeahnter Vielfalt. Auch die wenigen triassische Sphenodontier, frühe Verwandte der heutigen Brückenechse, waren damals Wassertiere.
Neue Landwirbeltiere
In den Flüssen und Seen Pangaeas teilten sich die großen Temnospondyli wie Mastodonsaurus weiterhin ihren Lebensraum mit den immer artenreicher werdenden Archosauriern. Darunter waren vor allem die Phytosaurier, aber auch die ersten Crocodylomorphen als Vorfahren unserer heutigen Krokodile besonders erfolgreich. Chirotherium, ein berühmtes Spurenfossil, das wie ein menschlicher Handabdruck aussieht und auch bei uns in Deutschland gefunden wurde, wurde wahrscheinlich von einem von ihnen verursacht.

Die großen Pflanzenfresser jener Zeit waren nach wie vor die synapsiden Dicynodonten, die aber nun mit den Rhynchosauriern und Allokotosauriern aus der Gruppe der Archosaurier Konkurrenz bekamen. Während diese auf der Hut vor großen Erythrosuchiern und Rauisuchiern auf der Hut sein mussten, entwickelte sich in ihrem Schatten eine völlig neue Tiergruppe, ebenfalls aus der Gruppe der Archosaurier. Die Avemetatarsalia betraten nun die Bühne des Lebens, wie z.B. Euparkeria. Mit einer speziellen Verbindung ihres Hüftgelenks mit dem Oberschenkel waren diese Tiere nun imstande, zweibeinig zu laufen. Sie avancierten damit zu geschickten Insektenjägern, die in den dichten triassischen Wäldern der Südhalbkugel zu Hause waren. Auch wenn sie in der Mitteltrias noch unscheinbare Zwerge waren, so stehen sie an der Basis der wohl spektakulärsten Tiere des Mesozoikums: der Dinosaurier und Pterosaurier.

Das Ladinium
Alexander Bittner benannte 1892 das Ladinium als zweites Alter der Mitteltrias. Den Namen wählte er nach dem nordostitalischen Volksstamm der Ladiner, auf deren ehemaligen Siedlungsgebiet die wichtigste Typlokalität dieses Alters liegt. Das Ladinium begann vor 242 Ma. Noch im Ladinium, etwa 10 Millionen Jahre nach dem Ende des Perms, waren Spätfolgen des Massenaussterbens spürbar. Erst jetzt konnten sich z.B. die Korallenriffe wieder vollständig regenerieren. Auch die ersten größeren zusammenhängenden Regenwälder, dominiert durch mächtige Cycadeen (Palmfarne) und Benettiteeen wie Williamsonia, ausgestorbene Samenpflanzen, gediehen erst im Ladinium und ersetzten nun allmählich die permischen Glossopteridales. Wahrscheinlich begann zu jener Zeit auch erstmalig die Zusammenarbeit der Pflanzen mit den Insekten: Fluginsekten wie Fliegen ernährten sich von Pollen, trugen ihn dabei aber zur Bestäubung auch an andere Pflanzen weiter. Das Erfolgsrezept, das sehr viel später auch zu den Blütenpflanzen führen sollte, entwickelte sich also bereits in der Trias.
Im Ladinium liegt möglicherweise auch der Ursprung der Schildkröten. Pappochelys besaß zwar noch keinen Panzer, könnte aber am Ursprung dieser Tiergruppe stehen. Die Schildkröten sollten sich im Mesozoikum zu einer der artenreichsten Landwirbeltiergruppe entwickeln. Sie waren sogar erfolgreicher als die Dinosaurier, und bald in allen Ökosystemen auf der ganzen Welt zu finden.
Dinosaurier und andere Tiere des Ladiniums
Die genaue Herkunft der Dinosaurier ist jedoch nach wie vor ein Mysterium. Im Ladinium, vor etwa 240 Ma, treten etwa zeitgleich mehrere Tiere auf, die als ihre engsten Verwandten, oder sogar als ihre ersten echten Vertreter gelten dürfen. Hier stehen zum Beispiel die Silesauriden, die heute als paraphyletisch (also keine gemeinsame Klade bildende Tiergruppe) gelten. Auch wenn manche dieser etwa hundsgroßen Pflanzenfresser wahrscheinlich nicht zur Stammgruppe der Dinosaurier zählen, so könnten einige schon die allerersten Ornithischier (Vogelbeckendinosaurier) darstellen. Der älteste „echte“ Dinosaurier, und möglicherweise der Vorfahre sowohl der Ornithischier, Theropoden und auch der Sauropodomorphen, könnte Nyasaurus aus Südafrika gewesen sein. Der Ursprung der Dinosaurier liegt aber unzweifelhaft auf der Südhalbkugel.

Die Eroberung des Himmels
Auch die Pterosaurier dürften im Anisium zum ersten Mal in den Himmel aufgestiegen sein. Fossile Belege dazu stehen allerdings noch aus, was allerdings nicht verwundert. Feingliedrige Wirbeltiere mit hohlen Knochen werden nur sehr selten als Fossil überliefert. Da sich die Linien der Pterosaurier und Dinosaurier aber spätestens vor 245 Ma voneinander getrennt haben, könnte es die ersten Flugsaurier bereits im Ladinium gegeben haben. Sie sahen damals vielleicht noch so aus wie der etwas später lebende Scleromochlus. Der ist zwar erst aus der Obertrias bekannt, könnte aber da schon ein „lebendes Fossil“, eine letzte überlebende Linie der Flugsaurier-Vorfahren gewesen sein.
Es gibt auch mehrere Hinweise, dass die Fähigkeit zu Fliegen nicht nur von den Flugsauriern allein erworben wurde. Auch Kuehnosaurus, der wie ein heutiger Flugdrache (Draco volans) mithilfe seines Rippensegels flog, ging im Ladinium schon auf die Jagd im Gleitflug. Sharovipteryx war wahrscheinlich ebenfalls ein Gleitflieger der späten Mittel- und frühen Obertrias. Und auch der bizarre Longisquama könnte seine merkwürdigen Rückenstrukturen ausgeklappt und dazu verwendet haben, um im Gleitflug Insekten zu fangen.

Das Karnium
Edmund von Mojsisovics führte das Karnium 1869 ein, wahrscheinlich als Anspielung auf die Karnischen Alpen in Österreich. Möglicherweise wählte er aber auch die Stadt Kärnten als Namenspatronin. Das Karnium, und damit die Obertrias, begannen vor 235 Ma.
Kurz nach seinem Beginn ist weltweit ein drastischer Umbruch in den Sedimentschichten festzustellen, der mit einem dramatischen Klimawandel erklärt wird. Die Riffproduktion kam quasi über Nacht zum Erliegen, sodass auf die Kalksteinschichten nun fast überall Sandsteinschichten folgen. Ursachen könnten eine Erwärmung und damit eine stärkere Niederschlagstätigkeit gewesen sein. Hier spricht man vom sogenannten Carnian Pluvial Event (CPE), einer Phase der Erdgeschichte, in der es mancherorts für mehrere Millionen Jahre zu quasi unaufhörlichen Regenfällen kam.

Millionen Jahre des unaufhörlichen Regens
Besonders heftige und häufige Niederschläge gab es auf der Südhalbkugel. Dort könnte das feuchte Klima auch die Evolution der Archosaurier massiv beeinflusst haben. Die wechselwarmen Landtiere waren spätestens jetzt dazu gezwungen, sich an die Temperaturumschwünge, besonders während der Nacht und der kühleren Monate anzupassen. Dinosaurier und Pterosaurier, möglicherweise sogar schon ihre letzten gemeinsamen Vorfahren, entwickelten deshalb einerseits einen Stoffwechsel, der es ihnen ermöglichte, ihre Körpertemperatur selbst zu produzieren. Spätestens im Karnium waren wohl alle Avemetatarsalia zumindest mesotherm. Um ihre Temperatur im Regen nicht sofort wieder zu verlieren, wuchs ihnen bald darauf ein „Parka“: sie brachten ein primitives Federkleid aus einfachen Pycnofibern hervor. Die säugetierähnlichen Therapsiden der frühen Obertrias waren dagegen wahrscheinlich alle mit einem Fell bedeckt.
Das Karnium endete mit einem größeren Massenaussterben, dem bis zu ein Drittel der marinen Protisten, Wirbellosen und auch Wirbeltieren zum Opfer fiel. Außerdem verschwanden zahlreiche Landwirbeltiere. Dies kam vor allem den moderneren und besser angepassten Tier- und Pflanzengruppen entgegen. Die Dinosaurier diversifizierten sich. Am Ende des Karniums waren bereits Vertreter aller vier Großgruppen der „schrecklichen Echsen“ vertreten: Ornithischier wie Pisanosaurus, Theropoden wie Eoraptor, Herrerasauriden wie Staurikosaurus und Sauropodomorphen wie Saturnalia. Sie sind vor allem aus Ablagerungsschichten in Südamerika bekannt. Ihre genaue systematische Stellung ist jedoch nach wie vor Gegenstand der Forschung und kann keineswegs als gesichert gelten.

Giganten der Ozeane
Während die Dinosaurier noch in ihre bescheidenen Anfänge unternahmen und selten über das Gewicht eines Schafs oder eines Löwen hinauskaumen, erlebten die Ichthyosaurier in der späten Mittel- und frühen Obertrias bereits den Höhepunkt ihres Riesenwuchses. Die größten Meeresreptilien aller Zeiten machten nun die Ozeane unsicher. Seeungeheuer wie Shastasaurus und Shonisaurus waren imstande, wirklich jede erdenkliche Beute zu erlegen. Es gibt Schätzungen, die diese Tiere auf bis zu 21m Länge bringen – länger als die meisten heutigen Wale! Und selbst wenn die meisten im Durchschnitt wohl nicht länger als 15m wurden, sind das schon ausgesprochen spektakuläre Ausmaße. Hinsichtlich der Körpermasse war wahrscheinlich kaum ein späteres Meeresreptil so gigantisch, nicht einmal die mächtigen Pliosaurier und Mosaurier des Jura und der Kreidezeit.

Das Norium
Edmund von Mojsisovics schlug Stufe und Name 1869 vor, nach den norischen Alpen, wo auch die Typlokalität des Alters liegt. Das Norium begann vor 228 Ma. In der mittleren Obertrias, und jetzt auch der zeitlichen Mitte der Trias mit Blick auf die ganze Periode, deutete sich bereits die Öffnung des späteren Nordatlantiks an. Pangaea begann, auseinanderzubrechen. Zwischen (dem späteren) Nordamerika und (dem späteren) Europa entstanden Flachmeere, und nach als das Klima auch endlich wieder trockener wurde, neue, ausgedehnte Riftsysteme. Sie nahmen große Mengen an Sedimenten und Vulkaniten auf, sodass auch der CO2-Spiegel etwas sank und der Sauerstoffgehalt wieder anstieg.
Der Aufstieg der Archosaurier
Der steigende Sauerstoffpegel hatte positive Auswirkungen auf alle Tiere mit einem schnellen Stoffwechsel. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass nun vor allem die Dinosaurier ihre ersten entwicklungsgeschichtlichen Großerfolge verzeichnen konnten. Sie breiteten sich nun auch erstmalig über die Nordhalbkugel aus. Fundstellen in Nordamerika, aber auch hier bei uns in Deutschland bieten einen guten Einblick in ihre Artenvielfalt. Aus dem baden-württembergischen Trossingen sind u.a. die Theropoden Liliensternus und Procompsognathus bekannt, aber auch der große Plateosaurus, der mit über 4 Tonnen Gewicht zu den größten Landtieren seiner Zeit zählte. Übertroffen wurden die großen Sauropodomorphen lediglich noch von den gigantischen Dicynodonten, wie zum Beispiel Lisowicia, die so groß wie heutige Elefanten wurden.

Auch die anderen Archosaurier wurden in der späten Trias immer erfolgreicher. Aus dem Norium sind z.B. die ersten unzweifelhaften Flugsaurier, wie Eudimorphodon und Peteinosaurus bekannt. In Nordamerika teilte sich der kleine Theropode Coelophysis seinen Lebensraum mit riesigen pflanzenfressenden Aetosauriern wie dem gepanzerten Desmatosuchus, oder mit furchterregenden Beutegreifern wie dem Rauisuchier Postosuchus. Diese krokodilähnlichen Landjäger, die auch auf zwei Beinen laufen konnten, waren die Spitzenprädatoren der späten Trias. Die Dinosaurier waren also in der Trias noch längst nicht die dominante Tiergruppe.
Auftreten der Säugetiere
Im Schatten der Dinosaurier und ihrer Konkurrenten erwuchs wohl schon während des Karniums die Gruppe der echten Säugetiere, wobei allerdings umstritten ist, ob so frühe Formen wie Adelobasileus tatsächlich schon dazugehörten. Im Norium dürften Morganucodon und Kuehneotherium aber wohl die ersten richtigen Säuger gewesen sein. Wie sie allerdings lebten, und ob sie schon lebende Junge zur Welt brachten, oder noch Eier legten, ist bislang noch nicht erforscht. Die meisten Säugetiere des Mesozoikums sind überhaupt nur durch Zahnfunde belegt.

In der Mitte des Noriums schlug in der nähe des heutigen Manicougan (Kanada) ein gewaltiger Asteroid auf der Erde ein. Der etwa 100km große Kratersee zeugt noch heute von dieser Katastrophe, die wahrscheinlich globale Auswirkungen hatte. Mit dem Massenaussterben am Ende der Trias, das bald darauf einsetzte, hatte der Einschlag allerdings wohl nichts zu tun.
Das Rhaetium
Der österreichische Geologe Eduard Suess und der deutsche Paläontologe Albert Oppel benannten 1856 das Rhaetium nach den Rätischen Alpen in der Ostschweiz, Italien und Österreich. Es begann vor 208,5 Ma. Spätestens im Rhaetium waren mit den Teleostei (echten Knochenfischen), Lissamphibien, Dinosauriern, Flugsauriern, Crocodylomorphen, Schildkröten, Sauropterygiern, Brückenechsen, Schuppenechsen, Ichthyosauriern sowie den Säugetieren alle modernen Kronengruppen der Landwirbeltiere vertreten. Die meisten von ihnen, bis auf die großen Meeresreptilien, existieren noch heute.
Das spättriassische Massenaussterben
Im Laufe der späten Trias, aber auch noch durch das ganze restliche Mesozoikum hinweg, sollten sie sich zu einer großen, neuen Artenvielfalt diversifizieren. Doch bevor es dazu kam, mussten die Tiere noch eine weitere harte Prüfung bestehen. Am Ende der Trias, nur 50 Millionen Jahre, nachdem das Leben schon einmal auf der Kippe gestanden hatte, ereignete sich ein Massenaussterben, das beinahe ebenso drastisch war wie das Große Sterben im Perm. Das Auseinanderbrechen des Superkontinents Pangaea führte zu massiver Vulkanischer Aktivität, diesmal allerdings vor allem unter Wasser, in der Mitte des sich nun langsam öffnenden Atlantiks (Centran Atlantic Magmatic Province; CAMP).

Der Schwerpunkt des Massenaussterbens lag aktuellen Studien zufolge etwa 100.000 Jahre vor der eruptiven Flutbasaltphase des CAMP-Ereignisses. Dabei strömten große Mengen Magma in Evaporit- und Carbonatlagerstätten, was verheerende Auswirkungen hatte. Der CO2-Spiegel schnellte in die Höhe; in nur wenigen zehntausend Jahren wurden Klimagase im fünfstelligen Gigatonnen-Bereich ausgedünstet. Dadurch kam es zu einem gravierenden Klimawandel. Wieder wurde das Klima sehr plötzlich immer feuchter und heißer. Saurer Regen schwemmte Giftstoffe aus dem Untergrund, die über den Wasserkreislauf ins Meer gelangten. Regional kam es dabei wieder zu anoxischen Ereignissen, giftigen Algenblüten und einem Zusammenbruch der marinen Nahrungskette. 600.000 Jahre lang herrschte nun buchstäblich die Hölle auf Erden. 70 bis 75% aller Arten starben zu jener Zeit aus.
Folgende Episoden aus der Reihe „Die Geschichte unserer Erde“ sind außerdem bereits erschienen:
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Eine Reise durch die Zeit
Der Beginn des Lebens auf unserer Erde Die Trias Der Jura Die Kreide Das Paläogen Das Neogen Das Quartär Die Welt der Zukunft |
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