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Die weißen Steine

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Urzeitreise nach Baden-Württemberg

Urzeit-Reise nach Baden-Württemberg

Posted on Oktober 5, 2021März 10, 2023 by Markus Kretschmer
Lesedauer 14 Minuten
Freitag, 01. Oktober, 4:30 Uhr. Mein Wecker klingelt und reißt mich aus tiefem, aber viel zu kurzem Schlaf. Ich müsste was das angeht eigentlich schon längst Profi sein, aber trotzdem kann ich vor langen Reisen nachts immer noch nicht gut schlafen. Müde schleppe ich mich ins Bad und bald darauf zum Bahnhof. Es geht nach Baden-Württemberg, zu meinem nächsten Urzeit-Abenteuer. Nach einer langen, (gottseidank!) ereignislosen Zugfahrt erreiche ich schließlich mein erstes Ziel und hole dort zunächst meinen Mietwagen ab. Ich habe nämlich viel vor!

Kurz vor Tübingen treffe ich mich zunächst mit Markus, mit dem ich mir nicht nur den Vornamen, sondern auch meine Begeisterung für die Urzeit und die Naturgeschichte teile. Und Markus kennt in Baden-Württemberg, seiner Heimat, so einige Geheimtipps. Doch heute brauche ich zunächst einmal etwas Bewegung und frische Luft, nach 8 Stunden unter der FFP2-Maske im ICE und fast einstündiger anschließender Autofahrt. Darum wandern Markus und ich auf den Kapellenberg. Es geht durch Apfelgärten und Weinberge, die eine fantastische Aussicht über die Gegend, ihre Schlösser, Kirchen und Naturlandschaften bieten. Wir beobachten Falken und Milane und entdecken sogar einige Smaragdeidechsen, die sich in der Spätsommersonne allerdings recht schüchtern geben. Trotzdem, ein gelungener Abschluss des Anreisetages und Start in ein vielversprechendes Wochenende!


Das staatliche Museum für Naturkunde am Löwentor

Die Nacht verbringe ich in Fellbach bei Franzi, einer guten Freundin und meiner Cover-Illustratorin der Erstauflage von „Die weißen Steine“. Wir sind trotz des Endes der Zusammenarbeit im Ehrlich Verlag gute Freunde geblieben. Und so kann ich dankenswerterweise ihr Haus als Hauptquartier für meine Abenteuer nutzen. Gemeinsam mit Franzi und ihren beiden Söhnen Richard und Ludwig mache ich mich am Samstagmorgen auf den Weg zu unserem ersten Abenteuer in Baden-Württemberg. Es geht ins Staatliche Museum für Naturkunde am Löwentor, wo mein nächstes Dino-Treffen stattfinden soll. Vor dem Museum treffen wir Joshua, und auch Markus stößt wieder mit dazu.

Markus hat heute sogar ein ganz besonderes Anliegen: er hat dem Museum zwei seiner eigenen Fossilfunde mitgebracht, die sich die dortigen Experten einmal ansehen sollen. Das erste Stück ist ein gut erhaltener, sehr großer Kieferknochen, der sehr wahrscheinlich von einem großen Ichthyosaurier, vielleicht einem Temnodontosaurus stammt. Das zweite ist ein geheimnisvoller, isolierter Wirbelknochen. Zu einem Ichthyosaurier gehört er wohl nicht, und auch einen Plesiosaurier kann man wahrscheinlich als ehemaliger Besitzer ausschließen. Von der Größe her könnte aber vielleicht ein sehr großes Meereskrokodil infrage kommen. Oder hat Markus vielleicht einen Dinosaurierknochen entdeckt? Diese Frage kann von den Experten hoffentlich bald geklärt werden. Und ich halte euch hier natürlich darüber auf dem Laufenden.

„Bernsteinzimmer“

Schließlich beginnen wir mit unserem Rundgang. Das Staatliche Museum für Naturkunde am Löwentor in Stuttgart bietet seinen Besuchern in zwei Ausstellungsgebäuden über 12 Millionen Sammlungsobjekte und gehört damit zu den größten deutschen Naturkundemuseen. Unsere erste Station ist das Bernsteinzimmer. Nein, nicht das verschollene aus St. Petersburg, sondern eine Sammlung verschiedener Bernsteinfossilien aus der ganzen Welt und aus verschiedenen Zeitaltern der Erdgeschichte. Viele zeigen hervorragend erhaltene Insekten, die einst am Harz der schwitzenden Urzeitbäume kleben blieben und im inneren konserviert wurden. Zusammen mit dem Baumharz wurden sie zu funkelnden Bernsteinen. Nicht nur für Jurassic-Park-Fans ist der Bernsteinraum ein wirklich spannender erster Hingucker.

Baden-Württemberg in der Trias

Anschließend begibt man sich im Museum auf eine spektakuläre Zeitreise. Auf 3.500 Quadratmeter Ausstellungsfläche tummeln sich in detailgetreuen Landschaften lebensecht und nach wissenschaftlichen Erkenntnissen rekonstruierte Saurier und andere Tierarten, in wunderschön hergerichteten Dioramen. Hierbei stehen vor allem die Funde aus den triassischen Ablagerungsschichten der Löwenstein- und Trossingen Formation im Vordergrund. In der Trias, also zu der Zeit, als sich diese Schichten bildeten, war Baden-Württemberg noch eine küstennahe, relativ trockene Gegend im Osten Pangaeas, des damaligen Superkontinents.

Die trockenen Ebenen wurden von landbewohnenden Krokodilverwandten, den Rauisuchiern oder Aetosauriern, von Schildkröten, Cynodonten und Dicynodonten durchstreift, aber auch schon von frühen Dinosauriern, die in der Trias allerdings noch nicht die einzigen großen Tiere waren. Der berühmteste Dinosaurier des triassischen Deutschlands ist ohne Zweifel Plateosaurus, ein Pflanzenfresser und Vorläufer der riesigen vierbeinigen, langhalsigen Sauropoden. Plateosaurus hatte zwar auch schon einen ziemlich langen Hals, aber er lief noch auf zwei Beinen. Die Flüsse, Sümpfe und Seen wurden dagegen von riesigen Amphibien, wie dem Mastodonsaurus beherrscht. Ein Kieferbogen mit gewaltigen Dimensionen, der ebenfalls im Museum ausgestellt ist, weist auf einen wasserbewohnenden Lauerjäger hin, der größer ist als alle heute lebenden Krokodile.

Die Ichthyosaurier aus dem Posidonienschiefer

Vor etwa 201 Millionen Jahren, als der Jura begann, veränderte sich die Landschaft jedoch. Ein gewaltiges Massenaussterben hatte die Artenvielfalt auf dem Planeten massiv dezimiert. Doch auch die Geographie selbst war nun eine völlig andere. Als Pangaea allmählich auseinanderbrach, wurde das heutige Süddeutschland vom Meer überspült. Die Tethys öffnete sich zu einem weltumspannenden Urzeitmeer, und in Baden-Württemberg wuchsen bald lichtdurchflutete Korallenriffe. Vor etwa 183 Millionen Jahren wurden diese durch vom Festland eingeschwemmte Tonsedimente im berühmten Posidonienschiefer hervorragend konserviert. Aus diesen Ablagerungsschichten stammen einige der schönsten Fossilien aus Deutschland.

Die häufigsten Tiere dieser Zeit waren mit Abstand die Ammoniten, Verwandte der heutigen Tintenfische mit spiralförmig gewundenen Gehäusen. Doch auch eine ungeheuer artenreiche Vielfalt an Fischen bevölkerte die Riffe, die wiederum eine Nahrungsgrundlage für andere, viel größere Jäger boten. Die Ichthyosaurier waren die wohl am perfektesten an das Leben im Meer angepassten Reptilien ihrer Zeit und kamen in vielen verschiedenen Formen und Größen vor. Der berühmteste und häufigste ist Stenopterygius, der etwas an einen heutigen Delfin erinnert und möglicherweise auch eine ähnliche Lebensweise hatte. Daneben kam aber auch der bizarre Eurhinosaurus mit einem stark verlängerten Rostrum, also einer Schwertfisch-artigen Schnauze vor. Der Top-Jäger des Unterjuras war aber ohne Zweifel Temnodontosaurus, ein bis zu 12 Meter langer Ichthyosaurier, der wahrscheinlich alles fraß, was ihm zwischen die mächtigen Kiefer geriet.

Meereskrokodile

Auch im späteren Jura gab es noch beeindruckende Meerestiere, wie z.B. die Thalattosuchier (Meereskrokodile), die v.a. in Bayern gefunden wurden. Das Museum zeigt viele wunderbar erhaltene Fossilien, welche die kunstvoll und lebensecht gestalteten Dioramen perfekt ergänzen.

Das große Sterben

Als letzte Station in der Mesozoikum-Ausstellung wird auch das Aussterben der Nichtvogel-Dinosaurier am Ende der Kreidezeit thematisiert. Dazu stehen im Museum einige sehr lebensechte Modelle, wie z.B. ein Tyrannosaurus, der mitten durch die Wand zu brechen scheint, und ein toter Triceratops, der von einem kleinen Säugetier beklettert wird.

Baden-Württemberg im Känozoikum

Doch nicht nur die Lebenswelt des Erdmittelalters wird in Stuttgart ausgestellt. Baden-Württemberg hat noch vieles mehr an Fossilien zu bieten, aus Zeiten, die weit weniger lang zurückliegen als die Welt der Plateo- und Meeressaurier. Nachdem mit Ausnahme der Vögel alle Dinosaurier längst ausgestorben waren, waren Landschaft und Tierwelt nämlich kaum weniger spektakulär. Dioramen, 3D-Animationen und natürlich auch Originalfossilien zeigen den riesigen Hai Otodus megalodon und Urraubitere wie den „Bärenhund“ Amphicyon, der im unteren Oligozän vor mehr als 25 Millionen Jahren Jagd auf frühe Huftiere machte. Damals befand sich Stuttgart noch am Rand eines Meeresarms und Ausläufer der Tethys, und Süddeutschland hatte ein mildes Klima, in dem Lorbeerbäume und Palmen einen undurchdringlichen Dschungel bildeten.

Doch auch für Eiszeitfossilien ist Baden-Württemberg berühmt. In großartiger Detailtreue zeigt das Museum Dioramen von mächtigen Mammuts und Neandertalern. Berühmte Fossilen wie der Steinheimer Schädel, aber auch von Wollnashörnern, Riesenhirschen, Höhlenbären und anderen ausgestorbenen Säugetieren illustrieren eindrucksvoll, wie anders die Welt noch vor wenigen Jahrzehntausenden ausgesehen hat. Ich kann mich an den ganzen tollen Ausstellungsstücken gar nicht sattsehen, und allen anderen, vor allem natürlich den beiden Jungs von Franzi geht es da ganz genauso!


Mehr Infos zum Museum am Löwentor:

Staatliches Museum für Naturkunde am Löwentor Stuttgart

Staatliches Museum für Naturkunde am Löwentor

Rosenstein 1-3

70191 Stuttgart

(Baden-Württemberg)


Das Schloss Rosenstein

Nachdem wir uns im Museum am Löwentor alles genau angeschaut haben, stärken wir uns noch im Museumsbistro. Ludwig und Richard sind inzwischen aber zu müde für weiteres Programm, sodass Franzi sich nun mit ihnen verabschiedet. Nur noch zu dritt setzen Markus, Joshua und ich unsere Tour fort. Das Wetter ist noch immer herrlich sommerlich, sodass wir beschließen, einen Spaziergang durch den Stadtpark zu machen und uns spontan auch das nicht weit entfernte Partner-Museum im Schloss Rosenstein noch anzusehen. Wer am Löwentor ein Museumsticket löst, kann dort nämlich für nur 2,-€ ein Kombi-Ticket nachlösen. So bekommt man für nur insgesamt 7,- € zwei wunderbare Museumserlebnisse. Ich kann es nur empfehlen!

Auf dem Weg gehen wir noch am Außenbereich der Wilhelma vorbei, also am Stuttgarter Zoo. Dort können wir noch ein paar Kamele, Lamas, Maras und Ameisenbären beobachten, bevor wir das Schloss Rosenstein erreichen.

Anders als das Museum am Löwenstein stehen hier nicht die ausgestorbenen, sondern die rezenten Tiere im Vordergrund. In mehreren wunderbar ausgestatteten Ausstellungsräumen sind tausende der verschiedensten Tierpräparate aus der ganzen Welt ausgestellt. Modelle und auch Skelettrekonstruktionen ergänzen die Ausstellung.

Wunderschöne Präparate in beeindruckender Komposition

Besondere Highlights: ein riesiges Walmodell, dass die Anatomie eines Meeeressäugers im Detail zeigt. Sogar ein ungeborenes Walbaby befindet sich im Uterus des Modells. Besonders beeindruckt bin ich vor allem von dem Tropenraum, in dem in drei großen Vitrinen die Dschungellandschaften Afrikas, Südamerikas und Papua-Neuguineas nachgestellt sind. Selbst als Erwachsener verfällt man hier in ein begeistertes Suchspiel, denn viele Tiere sind unglaublich gut getarnt und hervorragend versteckt. Erst als das Museum schließt, gehen wir raus und wären sogar gern noch ein Weilchen länger geblieben. Doch auch bei uns zeigt sich nun allmählich etwas Müdigkeit. Doch bevor wir uns verabschieden, verabreden wir uns noch zu einem weiteren Abenteuer.


Fossiliensammeln in Baden-Württemberg

Am Sonntagmorgen heißt es wieder früh aufstehen, denn ich möchte mir noch unbedingt die Fundstellen ansehen, von denen die tollen Fossilien stammen, die wir gestern im Museum bewundern konnten, bevor ich wieder abreise. Joshua und ich treffen uns also vor Franzis Haustür in Fellbach, von wo wir Richtung Südwesten aufbrechen. Franzi und die Kinder können uns heute nicht begleiten, aber für zwei Dreijährige ist unser Vorhaben auch noch nicht wirklich zu empfehlen.

In Balingen treffen wir uns wieder mit Markus. Er möchte uns die Fundstelle zeigen, wo er den geheimnisvollen Wirbel entdeckt hat. Eine Erddeponie, nur wenige Autominuten von seinem Arbeitsplatz entfernt. Mit Spannung folgen Joshua und ich Markus auf die Deponie und werden sofort selber fündig. Wie gesät liegen dort die Fossilien. Unsere Rucksäcke füllen sich in Windeseile mit Ammonitenfragmenten, Nautili (oder Nautilussen?), Seelilienresten, Austern und Belemniten. Eine Spur des geheimnisvollen Sauriers, geschweige denn dem Rest seines Skeletts finden wir aber leider nicht.


Das Fossilienmuseum in Dotternhausen

Nicht weit von der Erddeponie entfernt liegt Dotternhausen, einer der berühmtesten Fundstellen von Ichthyosauriern aus dem schwarzen Jura. Und dort betreibt die Zement-Firma Holcim ebenfalls ein Museum, dass wir uns noch unbedingt ansehen möchten. In den Vitrinen erkennen wir viele Fossilien wieder, die wir vorhin sogar selber gefunden haben. Doch auch wunderschöne Ichthyosaurier, Flugsaurier, Krokodile, Fische, Seelilien, Ammoniten und viele andere Kleinfossilien aus dem Ölschiefer sind hier ausgestellt.

Ich komme dort auch mit den freundlichen Museumsmitarbeitern ins Gespräch, die uns weitere tolle Tipps für die Gegend geben. Vor dem Museum befindet sich auch ein Klopfplatz, bei dem wir anschließend selber noch ein bisschen im Schiefer nach Fossilien suchen können. Bewaffnet mit Hammer, Meißel und Schutzbrille öffnen Markus, Joshua und ich so manche Gesteinsplatte und können dort unsere bereits ansehnliche Sammlung mit noch mehr Ammoniten und auch dem einen oder anderen Aptychus weiter aufstocken.


Mehr Informationen zum Fossilienmuseum Dotternhausen:

Fossilienmuseum Dotternhausen

Fossilienmuseum Dotternhausen

Dormettinger Str. 27

72359 Dotternhausen

(Baden-Württemberg)


Das Auberlehaus in Trossingen

So langsam drückt allerdings die Zeit. Denn wir sind um 13:30 Uhr noch in Trossingen verabredet, also brechen wir allmählich auf. Hier wurden die ersten und inzwischen weit über 70 weitere Exemplare des Plateosaurus gefunden. Die großflächige Fossillagerstätte aus der Obertrias, die sich von Baden-Württemberg bis nach Thüringen erstreckt, trägt entsprechend ebenfalls den Namen dieser Stadt. Unser Ziel dort: Das Auberlehaus.

Das große Bauernhaus beherbergt heute das Stadtmuseum, das auch eine Ausstellung über die Plateosaurier beinhaltet. Einst war das Gebäude eine Gastwirtschaft, die schon 1718 erbaut wurde. 1967 kaufte die Stadt Trossingen das Gebäude auf. Nach langen und harten Diskussionen im Stadtrat, in denen sogar zeitweilig zur Debatte stand, das Haus im Rahmen einer Feuerwehrübung niederzubrennen, beschloss man dann 1975, das Gebäude zum Heimatmuseum umzubauen. Dank des rührigen Arbeits- und Förderkreises Trossinger Heimatmuseum e.V. waren zum einen Spenden, zum anderen viele Eigenleistungen in Aussicht gestellt worden und im September 1977 wurde das Auberlehaus dann feierlich als Heimatmuseum eröffnet.

Direkt vor den Museumstüren begrüßen uns Volker und Joachim, die uns durch die Ausstellung begleiten und uns mit vielen spannenden Anekdoten über die Fundgeschichte des Plateosaurus, seine Entdecker und auch über die übrige Stadtgeschichte erfrischen. Zum Beispiel, dass der geizige Professor Friedrich von Huehne seine studentischen Hilfskräfte wochenlang mit einer Diät nur aus billigen Haferflocken quälte, während sie unter Schwerstarbeit die Knochen einer von einer Schlammlawine begrabenen Plateosaurus-Herde bargen.

Die Plateosaurier von Trossingen

Volker und ich hatten schon im Vorfeld telefoniert und uns verabredet und waren beide sehr gespannt, uns endlich einmal persönlich zu treffen. Leider sind heute nicht mehr Leute mit dabei, da die Veranstaltung eigentlich als Dino-Treffen geplant ist und ich mit mindestens acht Leuten gerechnet habe. Doch in der kleineren Besetzung bekommen wir trotzdem viele tolle Einblicke, und nicht nur ins Museum. Doch dazu später.

Unser Rundgang beginnt zunächst mit dem Highlight, weshalb wir eigentlich hergekommen sind. In den dunklen Gängen des Erdgeschosses tauchen wir ab in die Zeit der Trias und die Welt des Plateosaurus. Das Auberlehaus muss sich dabei mit seiner Urzeit-Ausstellung keineswegs hinter dem großen Museum in Stuttgart verstecken. Auch hier gibt es viele fantastische Exponate. Fossilien, Schautafeln und liebevoll gestaltete Dioramen. Man merkt mit jedem Schritt, wie viel Herzblut in der allein durch ehrenamtliche Arbeit geführten Ausstellung steckt.

Es wird aber nicht nur die Fundgeschichte und Lebenswelt des Plateosaurus gezeigt, sondern auch vieler anderer Urzeittiere. Es gibt sogar einen lebensechten Modell-Schädel eines riesigen Tyrannosaurus zu bestaunen, der im düsteren Gang wirkt, als könne er einen gleich packen!

Afrikanische und heimische Tierwelten

Trossingen ist auch die Partnerstadt von Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Aus diesem Grund finden sich im Auberlehaus zahlreiche Exponate aus Afrika. Die westafrikanischen Kulturen der Herero, Nama und San werden dort ebenso beleuchtet wie die afrikanische Tierwelt. In einem großen Ausstellungssaal kann man nicht nur beeindruckende Präparate bewundern, sondern auch die verschiedenen Tierstimmen aus der Savanne abspielen.

Auch die heimische Tierwelt kommt im Auberlehaus nicht zu kurz. Wieder kann man ähnlich wie in einem Suchbild selber nach Tieren aus unseren Wäldern suchen, die liebevoll in einer Waldausstellung komponiert sind. Dabei werden wichtige Themen wie Umweltschutz und Artensterben angesprochen, die den Besucher an einen rücksichtsvollen Umgang mit der Natur und ihren Bewohnern gemahnen.

Stadtgeschichte Trossingen

In den oberen Stockwerken sowie im Nachbargebäude wird schließlich die interessante Stadtgeschichte Trossingens ausgestellt. Von der Antike übers Mittelalter, von der Industrialisierung über die Zeit der Weltkriege, vom Wirtschaftswunder bis zur Zeitgeschichte bleibt kein Thema offen, und besonders für mich als Historiker ist die Ausstellung besonders interessant.


Mehr Informationen zum Auberlehaus Trossingen:

Auberlehaus Trossingen

Marktpl. 6

78647 Trossingen

(Baden-Württemberg)


Die Plateosaurus-Fundstelle

Ein besonderes Highlight erwartet uns aber ganz zum Schluss. Volker und Joachim nehmen uns mit zu genau der Stelle, an der schon in den 20er und 30er Jahren Grabungen stattgefunden haben. Heute sieht es allerdings dort ganz anders aus als damals: das Gelände wurde aufgeforstet, und wo einst das rote, lockere Gestein aus dem Keuper zu finden war, wächst heute ein Wald. Lediglich ein kleiner Bereich ist noch Grabungsfläche, und dort wurde tatsächlich erst kürzlich ein weiterer Plateosaurus gefunden.

Auch in Zukunft sollen dort aber wieder Grabungen stattfinden, allerdings unter erheblich strengeren Bedingungen als noch im 20. Jahrhundert. Man steht schließlich nicht nur voller Ehrfurcht vor dem Alter und der Bedeutsamkeit der Funde an dieser Stelle, sondern auch, weil damals zwei Arbeiter während der Grabung ums Leben kamen, als sie von einem mächtigen Gesteinsbrocken erschlagen wurden. Nach wie vor ist die Grabung hier sehr gefährlich. Doch Joshua meldet sofort Interesse an: „Ich mag auch gerne Haferflocken!“

Markus hält derweil die Augen offen. Nicht nur nach Gefahren und Haferflocken, er schaut natürlich auch so wie wir anderen nach Fossilien. Und tatsächlich kann er ein kleines Knochenstück finden, sowie einige Belemniten. Diese stammen allerdings nicht aus dem Keuper, sondern wurden wohl von den Baufahrzeugen mitgeführt, die noch Material aus dem weißen Jura transportierten.


Ein unverhoffter Glücksfall

Volker und Joachim bekommen als Dank für ihre tolle Führung noch jeweils ein Buch von mir geschenkt. Außerdem zeigen sie sich sehr angetan über meinen Vorschlag, im Rahmen einer Veranstaltung nächstes Jahr im Auberlehaus, oder auch an der Originalfundstelle eine Lesung zu veranstalten. Ich werde also ganz bestimmt noch einmal nach Trossingen kommen, nicht zuletzt deshalb, weil es dort bestimmt noch viel mehr zu entdecken gibt – und ich meine sowohl an der Fundstelle als auch im Auberlehaus.

Wir verabschieden uns also von Volker und Joachim und treten den Rückweg an. So langsam knurrt Markus, Joshua und mir auch schon der Magen. Fossiliensammeln und Museumsbesuche machen hungrig, keine Frage. Doch verfranse ich mich bei der Ausfahrt aus Trossingen und fahre ein Stück weit in die falsche Richtung. Als ich in einen Feldweg einfahre um zu wenden, sehen wir ein Schild: Erddeponie. Wir müssen uns nicht lange besprechen, denn Termine haben wir ja nun keine mehr im Nacken. Und so schlimm ist es mit dem Hunger dann doch nicht. Voller Neugier folgen wir dem Feldweg und erreichen eine sogar noch größere Deponie als heute Morgen. Der Abstecher lohnt sich wirklich! Noch viele andere großartige Funde, vor allem riesige und besonders gut erhaltene Ammoniten und auch ein riesiges Nautilus-Fragment wandern in meinen Kofferraum. Diesen werde ich dem Museum „Tor zur Urzeit“ stiften, wo er bestimmt bald zu sehen sein wird.


Das Ende eines wunderschönen Wochenendes

Die Suche nach einem Lokal soll sich im Anschluss aber weitaus schwieriger gestalten als die Suche nach Ammoniten. Am Tag der Deutschen Einheit haben viele der Geheimtipps von Markus leider geschlossen, sodass wir mehrere Male umkehren müssen. Schließlich finden wir aber beim griechischen Imbiss „Pitta Pan“ einen Platz, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen und richtig satt essen können. Anschließend verabschieden wir uns von Markus, ich bringe Joshua zurück nach Stuttgart und komme endlich müde, aber überglücklich wieder nach Fellbach. Franzi und die Kinder zeigen sich sichtlich erstaunt über meine vielen „Schneckensteine“, die ich ihnen voller Stolz vorführe.

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K-Möbel Glasvitrine

Meine Fundstücke aus Baden-Württemberg habe ich inzwischen in einer hochwertigen Glasvitrine untergebracht. Diese Vitrine ist für Fossiliensammler wirklich zu empfehlen: Sie hat vier höhenverstellbare Böden, bei Mehrbedarf kann auch sehr einfach nachgerüstet werden. Die verspiegelte Rückwand ermöglicht ein Betrachten der ausgestellten Fossilien von allen Seiten, und durch die helle LED-Beleuchtung wird dabei auch jedes Detail sichtbar. In edler Buchen-Optik, aber auf Wunsch auch in anderen Farben lieferbar.

Ich übernachte noch ein weiteres Mal in Fellbach, bringe am Montagmorgen meinen Mietwagen zurück, bedanke mich bei Franzi und ihrem Mann Christian für die nette Gastfreundschaft und sitze nun im Zug nach Wolfsburg. Ich möchte dort meine Familie noch besuchen. Am Ende der Woche geht es zurück nach Kiel. Ich kann es kaum erwarten, meine Fossilien dem Museum „Tor zur Urzeit“ zu zeigen. Und auch meinen Schülern nach den Ferien zu erzählen, was ich alles erlebt habe, auf meinem Abenteuer in Baden Württemberg. Und alles in mir schreit nach einer dringenden Wiederholung!

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