„Vor 65 Millionen Jahren starben alle Dinosaurier bei einem Massenaussterben aus, als ein riesiger Meteor auf der Erde einschlug, dabei den Golf von Mexiko erzeugte und die Eiszeit auslöste.“
Dieser Satz dürfte jeden Dinosaurier- und Wissenschafts-Nerd so einige Stoßseufzer entlocken. Denn was für den Laien beim ersten Drüberlesen eigentlich ganz richtig klingt, ist es eben nicht. Und wahrscheinlich kursieren über kaum ein erdgeschichtliches Ereignis so viele Halbwahrheiten und Falschinformationen wie über den Chicxulub-Impakt (Einschlag) am Übergang von der Kreidezeit zum Paläogen (K-Pg-Grenze). Es ist ja wahrscheinlich auch das berühmteste.
Aber: es fand weder vor 65 Millionen Jahren statt, noch tötete es alle Dinosaurier, es war auch kein Meteor, den Golf von Mexiko gab es schon lange vorher und die Eiszeit erst viel, viel später. Es ist also wieder dringend Zeit für einen Artikel, um diese ganzen Falschannahmen einmal richtig zu stellen. Schauen wir uns also einmal den aktuellen Stand der Wissenschaft an und was die Forscher über dieses Ereignis schon so alles herausgefunden haben. Und das ist eine ganze Menge!
Dieser Artikel ist auch komplett als Video verfügbar. Vielen Dank an Michael (Internet-Evoluzzer) für die großartige Arbeit!
Phänomen Massenaussterben
Was ist eigentlich ein Massenaussterben? Ganz genau ist dieser Begriff nämlich gar nicht definiert. Er besagt nur, dass in einem geologisch recht kurzen Zeitraum eine deutliche Masse an Tier- oder auch Pflanzenspezies aus dem Fossilbericht verschwinden. Man kann also davon ausgehen, dass sie infolge einer drastischen Zäsur plötzlich und gemeinsam ausgestorben sind, was auf einen oder mehrere schlimme Umweltkatastrophen hindeutet. Im Laufe der Erdgeschichte gab es viele solcher Massenaussterbe-Ereignisse. Einige davon waren so verheerend, dass 70% oder auch mehr Arten, die zu diesem Zeitpunkt auf der Erde lebten, dabei verschwanden. Hier dient das Aussterbe-Ereignis am Ende der Kreidezeit also vielen Forschern als Definitionspunkt. Es gab im Laufe der Geschichte des sichtbaren Lebens auf der Erde nämlich noch vier weitere ähnliche Ereignisse, die mindestens genauso schlimm oder sogar noch sehr viel schlimmer waren.
Die „Big Five“: Die größten Massenaussterben des Phanerozoikums
Vor 450 – 440 Ma (spätes Ordovizium); ca. 85% Artenverlust
Vor 372 – 359 Ma (spätes Devon); ca. 75% Artenverlust
Vor 260 – 252 Ma (spätes Perm / frühe Trias); ca. 90% Artenverlust
Vor 201 – 199 Ma (späte Trias bis früher Jura); ca. 75% Artenverlust
Vor 66 Ma (späte Kreide bis frühes Paläogen); ca. 70% Artenverlust

Ein häufiger Fehler ist hier also zuerst die das falsche Verstehen des Begriffs „plötzlich“. Jedes dieser Massenaussterbeereignisse hat sich nämlich nicht über Nacht, oder auch nur in wenigen Jahren zugetragen. Fast alle erstreckten sich um wenigstens einige Jahrhunderttausende, wenn nicht sogar mehrere Millionen Jahre. Bei einigen, wie z.B. im Perm oder Devon, dürften sogar mehrere voneinander unabhängige Ereignisse in ein Massenaussterben gemündet haben, oder dass sie während der Erholungsphase von dem einen gleich das nächste ausgelöst haben. So kann man die Aussterbewellen zwar irgendwie schon zusammenfassen, aber eigentlich waren es oft sogar mehrere einzelne, die dann gesamt betrachtet in einem langen Zeitraum einen ungeheuren Rückgang der Arten bewirkt haben.
Ursachen von Massenaussterben
Die Ursachen dieser Massenaussterben sind vielfältig, und bei vielen Ereignissen auch noch längst nicht abschließend geklärt. Es stand auch nicht immer eine große, plötzliche Katastrophe am Anfang, die dann eine Kettenreaktion auslöste. Meistens waren es mehrere, sich gegenseitig verstärkende Faktoren, die das Klima, die Atmosphäre oder die Vegetation bzw. die Zusammensetzung des Planktons in den Ozeanen so rasch veränderten, dass sich auf die Schnelle viele Arten nicht an diese gewaltigen Umbrüche anpassen konnten und somit ausstarben. Die meisten Massenaussterben dürften also auf rein irdische Faktoren zurückzuführen sein, hier vor allem Vulkanismus und Plattentektonik.
Die ständige Verschiebung der Kontinente führt immer wieder zu drastischen Veränderungen auf der ganzen Erde. Stoßen zwei Kontinentalplatten aneinander, schließen sich Meeresstraßen. Es kommt dadurch zu einer plötzlichen Störung der warmen und kalten Strömungen in den Ozeanen, also der „Zentralheizung“ unseres Planeten. Auch die Auffaltung von Gebirgen kann Luftströmungen behindern, die Erosion wieder neue Stromrichtungen möglich machen. Vulkanische Aktivität ist außerdem der natürliche Hauptfaktor für den CO2-Gehalt in der Atmosphäre, und schwankt dieser, so schwankt auch der Treibhauseffekt. In der Folge verschieben sich Klima- und Vegetationszonen, was natürlich erhebliche Auswirkung auf alle in den betroffenen Regionen lebenden Organismen hat – und sehr oft sogar global. Auch wenn sich in tektonischen Randzonen Gebirge auffalten, oder wenn sie von der Erosion wieder abgetragen werden, verändern sich Klima, Vegetation und dadurch großflächig auch Lebensräume.
Befindet sich eine große Landmasse über einem der beiden Achsenpole der Erde, entwickelt sich meist ein neues Eiszeitalter. Die zirkumpolare Meeresströmung, also rings um einen Pol herum, sorgt dann für eine extreme Abkühlung. In Eiszeitaltern wechseln sich Kalt- und Warmzeiten in rascher Folge ab, was Umweltveränderungen vorantreibt. Besonders das schnelle Ansteigen und wieder Abfallen des Meeresspiegels erhöht zusehends den Selektionsdruck auf die Tier- und Pflanzenwelt. Hierbei werden Riffe zerstört, Flachland wird überflutet und fällt dann wieder trocken, Wald- und Buschland wechseln sich ständig in den entsprechenden Regionen ab und ganze Klimazonen verändern ihre Lage. Und das führt dann nicht selten zu Massenaussterben.

Punktuelle Aussterbeereignisse
Punktuelle Ereignisse, wie das plötzliche Ausbrechen eines Supervulkans, oder auch kosmische Katastrophen wie ein Gammablitz oder auch der Einschlag eines riesigen Meteoriten, sind dagegen extrem selten. Doch sie wirken umso verheerender. Denn sie setzen eine ganze Kettenreaktion weiterer verheerender Umweltkatastrophen in Gang, deren Folgen noch Jahrmillionen nach dem auslösenden Ereignis spürbar sind. Punktuelle Ereignisse führen dann sehr plötzlich zu einem drastischen Artenrückgang, der sich aber auch über einen sehr langen Zeitraum hinzieht.

Das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit
Auch wenn der Meteoriteneinschlag am Ende der Kreidezeit natürlich auch ein punktuelles Ereignis war, und auch wenn sich die meisten der Katastrophen, die wir aus drastischen Darstellungen in vielen Dokumentationen und Spielfilmen kennen, schon an nur einem einzigen Tag bzw. in den darauf folgenden Tagen, Wochen und Monaten ereigneten, so hat das darauf folgende Massensterben auch mehrere Jahrtausende gedauert. Noch Jahrhunderte nach dieser Katastrophe, als längst die Sonne wieder schien, die Ozeane wieder halbwegs sauber und sogar die Wälder einigermaßen nachgewachsen waren, haben Dinosaurier noch immer auf der Erde gelebt, ihre Nester gebaut und ihre Jungen aufgezogen. Hunderte von Dinosaurier-Generationen haben während der Zeit, die wir dann eigentlich schon Paläogen nennen müssen, noch fortexistiert, ohne dass sie sich an das, was ihre Vorfahren nicht allzu lange davor an Schrecken erlebt haben, zu erinnern.

Massenaussterben heißt nämlich nicht, dass eine Masse an Tieren in ein paar Wochen mal einfach so tot ist. Aussterben bedeutet, dass wirklich jedes Individuum einer gesamten Spezies ausgelöscht sein muss. Und das ist gar nicht so einfach hinzukriegen. Es gibt nämlich selbst bei den schlimmsten Naturkatastrophen immer Überlebende. Vielleicht verschwanden an dem schicksalhaften Tag am Ende der Kreidezeit tatsächlich schon einige Dutzend Arten urplötzlich. Aber die wahre Masse an Spezies hatte noch eine lange, lange Durststrecke vor sich, bis sie schließlich für immer verschwinden sollten. Der Nahrungsmangel, die drastischen Umweltveränderungen (über Jahrhunderte!) und auch die genetische Verarmung haben dann die meisten Dinosaurier, aber auch viele weitere Tiergruppen allmählich dezimiert. Die meisten von ihnen sind wahrscheinlich erst viele Jahrtausende, oder sogar Jahrhunderttaussende nach dem Einschlag endgültig ausgestorben. In geologischen Maßstäben ist das aber ungeheuer plötzlich!
Erklärungen für das kreidezeitliche Massenaussterben
Doch was ist damals eigentlich genau geschehen? Und woher wissen wir das alles überhaupt?
Für viele Jahrzehnte war das plötzliche Verschwinden der Dinosaurier ein großes Rätsel. Forscher aus allen möglichen Disziplinen und längst nicht nur Paläontologen faszinierte dieses Rätsel. Und sie brachte eine ganze Reihe von Erklärungen zum Ausdruck. Manche davon waren ziemlich einleuchtend, andere wiederum eher wenig plausibel. Und einige sogar richtig kurios! So machte man einerseits plötzliche Klimaveränderungen, Überspezialisierung oder auch massiven Vulkanismus für das Verschwinden der Dinos verantwortlich. Aber auch plötzliche Krankheiten und der allmähliche Aufstieg der Säugetiere wurden als Gründe angeführt. Besonders das Plündern der Nester der zum Brüten am Boden gezwungenen Dinos war eine Erklärung, die noch bis in die späten 80er Jahre hinein immer wieder zu hören war.
Daneben gab es aber auch echt abgefahrene Gedanken. Wie etwa, dass die Dinosaurier einfach vor lauter Langeweile oder auch im Drogenrausch gestorben sind, dass sie langsam in der Masse der durch sie selbst produzierten Fäkalien umgekommen seien, oder dass Aliens sie absichtlich ausgerottet haben.

Kreationismus
Und natürlich melden sich auch immer mal wieder die strenggläubigen Kreationisten zu Worte. Wenn sie es denn tun: manche bibelfeste Fanatiker leugnen sogar gerne, dass es Dinosaurier jemals wirklich gegeben hat. Die, die das nicht tun, begegnen einem dann aber vor allem mit Geschichten von dem Zorn Gottes, der Sintflut und Noahs Arche. Auf die durften die Dinosaurier aufgrund ihrer Größe einfach nicht mehr mit rauf. Sie starben aus, weil Gott sie bloß als Vorbereitung für seine eigentliche Krone der Schöpfung (uns Menschen) auf die Erde brachte. Dinosaurier ebneten die Erde ein und machten sie für die „moderneren“ Lebewesen dann erst so richtig fruchtbar. Aber damit Adam und Eva (oder auch Noah und seine Nachfahren, da sind sie sich alle nicht so richtig einig) dann in Frieden und Sicherheit leben konnten, mussten sie halt weg.

Manche Kreationisten haben auch eine ganz abgefahrene Erklärung. Vor der Sintflut seien Tiere noch ungeheuer alt geworden, so glauben sie. Schließlich ist auch die Lebenszeit von biblischen Figuren wie Adam, Methusalem oder auch Noah teils mit weit über 800 Jahren Lebenszeit in der Bibel überliefert. Noah hat die Dinos also bestimmt doch mitgenommen, zumindest für Eier zum späteren Ausbrüten sei reichlich Platz auf der Arche gewesen. Doch wenn ein Reptil – wozu die Dinosaurier ja offenbar zählten – ebenfalls so alt geworden sind wie er, und wenn sie Zeit ihres Leben immer weitergewachsen sind, sei es ja kein Wunder, dass es heute keine Riesenechsen mehr gibt. Sie sind nach der Sintflut einfach deutlich kurzlebiger gewesen und entsprechend auch nicht mehr so groß geworden. Wir kennen die Dinos von einst also heute als Leguane, Alligatoren und Zauneidechsen.
Forschungsgeschichte der Katastrophe
Auch wenn viele diesen (teils sogar echt kreativen!) Schwachsinn immer noch glauben, sind wir über diese amüsanten Erklärungsansätze heute schon lange hinaus. Kaum ein erdgeschichtliches Ereignis ist inzwischen so gut verstanden wie die Katastrophe von Chicxulub, wie das Ereignis am Ende der Kreidezeit auch genannt wird. Dies ist natürlich vor allem dem großen Interesse an den Dinosauriern geschuldet, und auch der Tatsache, dass wir für dieses Ereignis tatsächlich schon viele greifbare Belege haben.
Die Impakt-Hypothese von Luis und Walter Alvarez
Schon Ende der 70er Jahre forschten der US-amerikanische Physiker und Nobelpreisträger Luis Walter Alvarez zu diesem Thema und kam dem Rätsel im italienischen Umbrien auf die Spur. Zusammen mit seinem Sohn, dem Geologen Walter Alvarez, wies er in der Grenzschicht zwischen Kreidezeit und Paläogen (damals noch Tertiär genannt) eine hohe Konzentration des Isotops Iridium nach. Iridium ist ein auf der Erde nur sehr selten vorkommendes Metall. Es bildet aber einen vergleichsweise hohen Anteil an der chemischen Zusammensetzung von Kometen und Asteroiden.

Vater und Sohn Alvarez vermuteten also, dass ein gewaltiger außerirdischer Himmelskörper für das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit verantwortlich gewesen ist. Iridium lässt sich nämlich nicht nur in Umbrien, sondern auf der ganzen Welt nachweisen – in einer dünnen, feinen und pechschwarzen Linie, die die Epochen des Maastrichtiums und des anschließenden Daniums auf der ganzen Welt trennt. Ihre Theorie veröffentlichten sie 1980 in einer gemeinsamen, vielbeachteten Studie.
Die Entdeckung des Chicxulub-Kraters
Die Einschlags-Theorie wurde sowohl mit Skepsis als auch mit Begeisterung aufgenommen. Beides führte zu heftigen Diskussionen. Und Wissenschaftler auf der ganzen Welt waren eifrig bemüht, Belege für die Theorie zu finden, und natürlich den gewaltigen Krater des vermuteten Einschlags. Ein Forschungsteam um Alan R. Hildebrand von der University of Calgary (Kanada) wurde schließlich fündig. Im Jahr 1991 identifizierten sie mittels der Vermessung von magnetischen und gravitativen Anomalien an der Küste der mexikanischen Yukatan-Halbinsel entlang der kleinen Stadt Chicxulub (spricht sich ungefähr wie Tschick-Tschu-Lubb) einen eindeutigen Impakt-Krater.

Er bildet einen fast kreisförmigen Ring von sage und schreibe 180km Durchmesser, mit einem zentralen Gebirgsring im Inneren und einem mutmaßlichen, flacheren Außenring von sogar 300km Durchmesser. (Trotz dieser ungeheuren Größe ist das natürlich viel, viel kleiner als der gesamte Golf von Mexiko, der insgesamt etwa 1.500km breit ist.) In ihrer Studie nahmen Hildebrand und sein Team direkt Bezug auf die Arbeit von Alvarez. Der Dino-Killer, oder zumindest sein Einschlagsort, schienen tatsächlich gefunden!

Diskussion: Meteoriteneinschlag oder Super-Vulkanismus?
Natürlich blieb diese Entdeckung nicht unumstritten. Kritiker merkten an, dass der Krater laut radiometrischer Datierung mehr als 300.000 Jahre zu alt sei, um als Verursacher der K-Pg-Grenzschicht infrage zu kommen, die man damals auf etwa 65,5 Ma datierte. Sie sahen vielmehr die jüngeren Flutbasalte des indischen Dekkan-Trapps als Beleg für ein Massenaussterben an. Nicht ein Meteorit, sondern ein gewaltiger Supervulkan habe das Ende der Dinosaurier herbeigeführt. Denn auch aus dem Erdinneren könne Iridium in die Atmosphäre gelangen und von dort aus überall auf der Welt abgelagert werden.

Neuere radiometrische Datierungen konnten das Ende der Kreidezeit, also die K-Pg-Grenzschicht, etwas präziser datieren. Und das Geschah sogar auf ziemlich lustige, ironische Art und Weise: die Probe des Yucatán-Andesits, mit deren Hilfe sowohl der Nachweis für einen Impakt als auch die erste Datierung des Kraters erfolgte, lag viele Jahre lang als Briefbeschwerer auf dem Schreibtisch eines Geologen der Erdölgesellschaft PEMEX. Mit 66,04 Ma (+-32.000 Jahren) entspricht dieses Alter exakt dem des Chicxulub-Kraters. Auch der Nachweis von Chrom-Isotopen in der K-Pg-Grenzschicht ist ein weiterer Beleg für einen gewaltigen Einschlag: eine derartige Chrom-Konzentration kommt nur in Meteoriten vor und kann durch eine Vulkaneruption definitiv nicht erklärt werden. Heute kann man also mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass die Bildung der K-Pg-Grenzschicht und die des Chicxulub-Kraters zeitlich exakt zusammenfallen – und sehr wahrscheinlich in direkter Verbindung miteinander stehen.
… oder sogar ein direkter Zusammenhang?
Möglicherweise steht der Chicxulub-Einschlag sogar in Zusammenhang mit dem Dekkan-Trapp: die Energie des Einschlags könnte einer Studie zufolge direkt 70% der Energie dieses gewaltigen Vulkans auf einen Schlag freigesetzt haben. Und das ist auch logisch: Indien befand sich zum damaligen Zeitraum wohl in gerader Linie zum Einschlagswinkel des Impaktors. Die Energie des Einschlags könnte durch den ganzen Planeten geleitet und auf der anderen Seite wieder ausgetreten sein, was zu massiven Vulkanausbrüchen dort führte.

Der Dekkan-Trapp blieb daraufhin wohl für viele Jahrzehntausende aktiv. Diese hohe vulkanische Belastung könnte dann aber selbst auch wieder für massive Umwelt- und Klimaveränderungen während des Paläogens verantwortlich gewesen sein. Noch immer ist die Diskussion also nicht abgeschlossen, welche Rolle der Dekkan-Vulkan für das Massenaussterben gespielt hat. Es erscheinen jedes Jahr neue Studien, die beide Szenarien aber durchaus zusammenführbar machen.
Bohrprojekte
Um dem Rätsel des Hergangs dieses Einschlags und seiner möglichen globalen Folgen auf die Spur zu kommen, wurden technisch aufwändige und kostenintensive Bohrungen durchgeführt. Schon in den 1950er- und 1960er-Jahren durchgeführte Bohrprojekte im Bereich des Kraters reichten zwar teilweise bis in 3500 Meter Tiefe. Die Forscher waren damals aber auf der Suche nach Öl und nicht nach Belegen für einen Impakt, der ja damals noch gar nicht im Raum stand. Erst 1996 initiierte die Universidad Nacional Autónoma de México (UNAM) ein Flachbohrprogramm im Krater, wobei aufgrund der geringen Bohrtiefe von maximal 800 Metern nur Impaktite der Auswurfmassen von außerhalb des eigentlichen Kraterbereichs geborgen wurden. Die Aussichten, mit einer Bohrung Bruchstücke des Impaktors zu finden, sind allerdings extrem gering, da dieser im Moment des Einschlags durch die enorme Energiefreisetzung nahezu restlos verdampfte.
In einem Kooperationsprojekt unter Leitung des Internationalen Kontinentalen Tiefbohrprogramms am GeoForschungsZentrum Potsdam wurde 2002 das Chicxulub Scientific Drilling Project durchgeführt. Die Kernbohrung erreichte eine Tiefe von 1511 Metern und förderte einen nahezu vollständigen Bohrkern von känozoischen Sedimentgesteinen (0–795 m), verschiedene Lagen von Impaktiten innerhalb des Kraters (794–896 m) sowie eine Sequenz von Gesteinsschichten aus der Oberkreide, die vermutlich von einem in den Krater gerutschten Megablock des Untergrundes stammt (896–1511 m). Mehrere Forschergruppen untersuchten danach die gut erhaltenen Impaktite unter mehreren Aspekten. Erste Ergebnisse wurden 2004 in einem Sonderband der Fachzeitschrift Meteoritics & Planetary Science veröffentlicht. 2016 wurden weitere Tiefenbohrungen geplant. Sie reichten bis 1335 Meter unter den Meeresboden Die Forschungsergebnisse wurden 2018 veröffentlicht und gaben viele neue Aufschlüsse über die Zeit kurz nach dem Einschlag.
Asteroid oder Komet?
Genauso heftig wie die Diskussion um Vulkane und Meteoriteneinschläge wird die Debatte geführt, was denn zum Himmel nochmal in der Nähe von Chicxulub eigentlich eingeschlagen ist. War es ein Asteroid? Oder doch ein Komet? Zuerst einmal eine kurze Definition der Begriffe:
Asteroiden:
Ein Asteroid ist ein astronomischer Körper von geringer Größe, der sich in einer keplerschen Bahn um die Sonne bewegt. Meist tut er das zusammen mit vielen anderen seiner Art und bildet mit ihnen einen Gürtel, wie z.B. den zwischen Mars und Jupiter. Die meisten Asteroiden unseres Sonnensystems sind nicht größer als ein Auto. Manche sind aber gewaltig groß, wie z.B. Ceres, der einen Durchmesser von 964km aufweist und von Astronomen sogar als Kleinplanet klassifiziert wird. Asteroiden bestehen zumeist aus metallischen Verbindungen und Erzen.

Kometen:
Ein Komet hingegen bildet sich in den äußeren, kalten Bereichen des Sonnensystems. Er enthält vor allem Kohlenstoff-Staub und Wasserstoff und besteht demnach gewissermaßen aus Eis. Manche Kometen befinden sich auf einer festen, meist elliptischen Bahn um die Sonne herum. Sie kehren also in regelmäßigen Abständen wieder, wenn ihre Bahn die der Erde kreuzt. Solche periodischen Kometen stammen meist aus dem Kupier-Gürtel (Umlaufzeiten von weniger als 200 Jahren) oder aus der Oortschen Wolke (längere Umlaufzeiten). Andere Kometen haben dagegen überhaupt keine nachweisbare Bahn um unsere Sonne und werden deshalb auch sehr wahrscheinlich niemals wiederkehren. In Nähe der Sonne bildet ein Komet außerdem aufgrund der Ausgasung des Wasserstoffs den für ihn typischen Schweif. Asteroiden haben dagegen keinen Schweif und sind deshalb auch deutlich schwieriger auszumachen.

Meteoriten:
Ein Meteorit ist nun einfach nur ein außerirdisches Projekt, welches auf der Erde einschlägt. Die Leuchtspur eines in die Atmosphäre eintretenden Himmelskörpers nennt man Meteor – wie z.B. eine Sternschnuppe. Der Satz „Ein Meteor ist auf der Erde eingeschlagen“ ergibt also überhaupt keinen Sinn. Meteore schlagen nirgends ein. Sie verglühen in der Atmosphäre.

Asteroiden und Kometen können also beide zu einem Meteoriten werden, wenn sie die Erde treffen. Und somit kommen beide auch als Verursacher für das kreidezeitliche Massenaussterben in Betracht. Beide hätten tatsächlich die gleichen schweren Verheerungen auf der Erde anrichten können, da hätte es keinen Unterschied gegeben. Nach dem derzeitigen Stand der Forschung spricht die chemische Signatur in der K-Pg-Grenzschicht aber eher für einen sogenannten kohligen Chondriten, also einen Asteroiden aus dem Gürtel zwischen Mars und Jupiter. Vermutlich wurde dieser bei einer Kollision mit einem anderen Asteroiden, möglicherweise aber auch mit einem Kometen aus seiner Umlaufbahn geworfen. Wie nach einem Stoß beim Billard flog dieser Asteroid nun immer weiter, direkt auf die Erde zu. Andere Studien beharren jedoch weiterhin auf einen Kometen als Verursacher. Die Diskussion läuft also noch.

Die Welt am Ende der Kreidezeit
Die Tiere des Maastrichtiums
Das Klima am Ende der Kreide war mild und warm. Tropische und subtropische Klimazonen reichten bis fast in die Polargebiete hinein, Eiskappen gab es dort noch nicht. Die Pflanzenwelt wurde zumeist von Nadelbäumen dominiert. Doch auch Blütenpflanzen und Laubbäume waren zu jener Zeit bereits häufig. Gras war allerdings eine noch recht seltene Pflanze und nur auf der Südhalbkugel verbreitet. Auf den Prärien wuchsen meistens eher Moose, Farne und andere Bodendecker.

Die Welt sah zu jener Zeit eine weitere Blüte der Dinosaurier. Mancherorts war die Artenvielfalt im Maastrichtium, dem letzten Abschnitt der Kreidezeit, zwar schon deutlich im Vergleich zum vorausgehenden Campanium zurückgegangen. Einige Forscher leiteten daraus ab, dass die Dinos schon vor dem Einschlag im Niedergang begriffen waren, doch neueren Studien zufolge war dies ganz und gar nicht der Fall. Viele Dino-Gruppen brachten ganz am Ende sogar ihre größten und berühmtesten Vertreter hervor. So erlebten Dino-Promis wie Tyrannosaurus, Triceratops, Ankylosaurus und Pachycephalosaurus das Ende der Kreidezeit buchstäblich hautnah mit. Alle Dinos, die auch in meinem Roman Die Weißen Steine auftreten, gehörten tatsächlich zu den allerletzten Nichtvogel-Dinosauriern.

Leben zu Wasser und in der Luft
Die Lüfte wurden weiterhin durch gewaltige Pterosaurier (Flugsaurier) dominiert, die Flügelspannweiten von 12m und mehr erreichen konnten. Am Boden schreitend waren diese Giganten groß wie heutige Giraffen und überragten sogar einen T. rex um mehr als eine Kopflänge. Doch auch viele Vögel waren in der Kreidezeit schon recht häufig. Eulen, Kraniche, Möwen, Albatrosse, Enten, Hühner und viele andere hatten bereits Vorfahren in der Kreidezeit, die ihren modernen Verwandten schon ganz ähnlich waren. Auch Säugetiere gab es schon in vielen Formen und Größen. Die kleinsten waren winzig wie Mäuse, es gab aber auch schon pudelgroße Pelztiere.

In den Meeren schwammen riesige Elasmosaurier. Manche von ihnen waren geschickte, langhalsige Fischjäger, andere auch riesige, gemächliche Planktonfresser. Sie mussten stets auf der Hut vor den gefährlichen Mosasauriern sein, bis zu 18m langen verwandten der Schlangen und Warane, die die marinen Ökosysteme am Ende der Kreidezeit dominierten. Besonders häufig waren auch die vielen Arten der Ammoniten, Verwandte der Tintenfische mit einem meist spiralförmig gewundenen Gehäuse.
Wenn du mehr über die Welt am Ende der Kreidezeit erfahren möchtest, solltest du dir unbedingt auch meine Artikelreihe zu diesem Thema ansehen!

Der Schicksalstag der Dinosaurier
Mithilfe der vielen wissenschaftlichen Studien, die sich seit den frühen 90ern mit der Einschlagshypothese befasst haben, kann heute schon ein ziemlich genaues Bild von der Chicxulub-Katastrophe gezeichnet werden. Inzwischen ist dieses Bild auch längst keine Hypothese (Annahme) mehr, sondern hat bereits den Status einer echten, mit vielen Belegen unterfütterten Theorie (Erklärungsmodell). Und diese Theorie sieht wie folgt aus:
Einer aktuellen Studie zufolge ereignete sich der Meteoriteneinschlag im nördlichen Frühsommer vor etwa 66 Millionen Jahren. Schon einige Tage, vielleicht sogar Monate vorher dürfte einigen Dinosauriern ein merkwürdiges Licht am Nachthimmel aufgefallen sein. Zuerst schwach und unscheinbar wie ein kleiner Stern, wurde dieses Gebilde immer größer. Einige Stunden direkt vor dem Einschlag dürfte das Objekt so groß und so hell wie ein zweiter Mond auf die Erde gestrahlt haben. Der Impaktor hatte eine Größe von 10 bis 15km und war damit in etwa so groß wie der Mount Everest. Und hätte man ihn mit einem Kran in den Mariannengraben gehoben, so hätte seine Spitze wahrscheinlich noch aus dem Meer hinausgeguckt.
Ein so großer Impaktor kommt natürlich nicht allein. Er schiebt Millionen kleinerer Asteroiden vor sich her, wie die Bugwelle eines Schiffs. Schon Tage vor dem Einschlag hätte man des Nachts dutzende kleine Sternschnuppen pro Minute gesehen, während das Licht des Objektes klar und hell den Erdboden erstrahlte, in der letzten Nacht sogar heller als in einer Vollmondnacht.
Der Einschlag
Mit einer Geschwindigkeit von etwa 20km pro Sekunde, also um ein Vielfaches schneller als eine Gewehrkugel, raste dieses Objekt nun auf den Golf von Mexiko zu. Wann genau, also zu welcher Uhrzeit er dort einschlug, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine Studie besagt jedoch, dass er in einem Winkel von 45 bis 60° einschlug, also mit Blick auf die nun eintretenden Folgen für die Umwelt so ungünstig, wie es nur ging. Und er suchte sich auch den denkbar schlechtesten Punkt zum Einschlagen aus: nämlich direkt auf einer Fläche, die vor allem Gips-Sedimente enthielt, so besagt es eine weitere Studie. Innerhalb von nur eineinhalb bis zwei Sekunden raste der Asteroid durch die Atmosphäre und schlug ein mehr als 30km tiefes Loch in den Boden. Das war so tief, das die Erdkruste dort vielleicht sogar durchschlagen wurde und der Asteroid bis ins flüssige Magma des Erdmantels vordrang.
Aufgrund der immensen Geschwindigkeit und Masse es Einschlags wurde eine nur schwer bezifferbare Sprengkraft frei. Zwischen 1,3 und 58 Yotta-Joule wurden auf einen Schlag freigesetzt. Das bedeutet, man muss hinter die Zahl noch 24 Nullen dranhängen. Für so eine Energiemenge gibt es auf Erden kein mit dem menschlichen Verstand begreifbares Äquivalent. Selbst wenn wir jeden Nuklearsprengkörper, jede Bombe, jede Rakete, ja jedes einzelne Gramm Schießpulver und sogar jeden Silvesterknallfrosch, der jemals von Menschenhand hergestellt wurde, auf einmal zünden und an einer einzigen Stelle hochgehen lassen würden, würde diese Energiemenge im Vergleich zum Chicxulub-Bombardement nur einen winzig kleinen Bruchteil darstellen. Es wäre wie ein platzender Partyluftballon im Vergleich zu einer Atombombe. Tatsächlich wären insgesamt etwa 100 Millionen AN602-Bomben (Zar-Wasserstoffbomben) nötig, um diese immense Energiemenge zu erzeugen.
Der Krater
Heute ist der Krater, der sich bei diesem gewaltigen Einschlag bildete, immer noch sehr gut erhalten und kaum erodiert. Er besteht aus einem Hauptring von etwa 180km Durchmesser und etwa 10km Tiefe (diese ist heute allerdings durch Sedimente aufgefüllt). DieErdkruste wurde durch die gewaltige Energie zusammengestaucht und verhielt sich nun wie eine Flüssigkeit. Als hätte ein Gigant eine mächtige Arschombe gemacht, türmte sich nach dem Impakt durch das zurückströmende Material ein gewaltiger Berg im Zentrum auf, der vermutlich über 10km Höhe erreichte. Schon Minuten nach dem Einschlag kollabierte dieser Berg allerdings wieder. Die Reste bilden im Zentrum aber noch heute mehrere Innenringe, wie den sogenannten Peak-Ring, den man auch bei vielen Mondkratern findet.
Feuersturm und Druckwelle
Es liegt auf der Hand, dass die direkten Folgen dieser gewaltigen Explosion beispiellos waren. Den Lichtblitz sah man auf der gesamten westlichen Erdhälfte. Den Knall hörte man sogar überall, selbst in den entlegensten Winkeln der Erde. Kein Lebewesen auf der Erde hätte dieses Ereignis verschlafen können. Der Asteroid und auch viele Kubikkilometer Gestein verdampften dabei auf der Schnelle, also im Bruchteil einer Sekunde, zusammen mit einer unbeschreiblich großen Menge an Meerwasser. Jedes Lebewesen im Umkreis von etwa 3.000km, egal ob im Wasser oder an Land, ging innerhalb der ersten Sekunde nach dem Einschlag direkt in Flammen auf. Und das waren noch die, die Glück hatten. Auf jedes andere Lebewesen kam nun buchstäblich die Hölle auf Erden zu.

Die Energie des Einschlags entlud sich kreisförmig. Eine gigantische Druckwelle trieb das Feuer, die Asche und den Staub in alle Richtungen. Noch in mehr als 5.000km vom Einschlagsort entfernt wütete diese Welle mit der Stärke eines Hurrikans. Traf sie auf Land, wurden Sanddünen hinfort geweht. Mächtige Bäume wie die vor allem in Amerika weit verbreiteten Araukarien knickten um, als wären sie nur Streichhölzer. Nichts und niemand, nicht einmal ein gewaltiger, über 25m langer Sauropode wie Alamosaurus, hätte sich in so einem Sturm noch auf den Beinen halten können.
Erdbeben und Vulkanausbrüche
Wer diese erste Druckwelle heil überstanden hatte, dem sollten schon in den nächsten Stunden noch viele weitere Herausforderungen entgegentreten. Die nächsten kündigten sich schon in den nächsten paar Minuten nach dem Einschlag an. Auf den gewaltigen Knall, den es zuerst auf die Ohren gab, folgte selbst in den Regionen, die nicht von der Druckwelle getroffen wurden, ein weiterer Knall. Diesmal kam der aber von unten. Die Erde bebte, riss in manchen Gegenden sogar auf und hob sich viele Meter hoch empor. Schluchten und Gebirgshänge stürzten ein. Flussbetten rissen ab und stauten sich zu neuen, monströsen Stauseen. Und wirklich jedem Tier auf Erden wurde buchstäblich der Boden unter den Füßen weggerissen. In manchen Gegenden erreichten die Erdbeben wohl Stärken, die über alle bislang jemals gemessenen Werte auf der Richterskala weit hinausgingen.
Wie stark sich der Einschlag auch auf den Vulkanismus auswirkte, ist nach wie vor umstritten. Auch, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Impakt und Dekkan-Supervulkanismus gab, wird weiterhin diskutiert. Es dürfte aber auf der Hand liegen, dass in vulkanisch instabilen Gegenden auf dem Planeten ein derart massiver Energie-Input nicht gerade stabilisierend gewirkt hat. Wann und wie viele Vulkane damals ausbrachen, weiß niemand. Doch solltest du dich an jenem schicksalhaften Tag in der Nähe eines aktiven Vulkans aufgehalten haben, wäre es wahrscheinlich der letzte Tag deines Lebens gewesen.
Tsunami-Wellen
Erdbeben und Vulkanausbrüche, aber natürlich auch der Einschlag selbst jagten außerdem Tsunami-Wellen über die Meere. Vielleicht hatten sie nicht überall die gleiche verheerende Energie, doch dürfte an tatsächlich jeder Küste auf der Welt nun eine akute Lebensgefahr bestanden haben. Je nach Entfernung zum Einschlagskrater vergingen nun Minuten oder auch Stunden, bis diese Wellen das Land trafen. Hättest du dich an diesem Tag am Strand aufgehalten, so hätte dich folgendes erwartet: zuerst hättest du natürlich den Lichtblitz gesehen. Dann den Knall gehört. Wenn du dich nach dem Erdbeben dann wieder aufgerappelt hättest, wäre eine geisterhafte Stille an dein Ohr gedrungen. Wahrscheinlich hätte wirklich jedes Tier, jeder Vogel, jeder Dino nun erst einmal die Klappe gehalten und nach Gefahr Ausschau gehalten. Vielleicht wäre die Luft aber auch erfüllt gewesen von dem Gekreisch der nun panisch davoneilenden Lebewesen, die schon genau spürten, dass etwas Grauenhaftes auf sie zukam.
Wärst du nun am Strand stehen geblieben, wäre dir bald eine dünne, dunkle Linie am Horizont aufgefallen, die das Meer vom Himmel in einem scharfen Kontrast trennte. Diese Linie würde nun langsam, ganz langsam immer dicker werden. Auf einmal würde sich das Meer nun schlagartig zurückziehen. Der Uferbereich würde regelrecht leergesogen werden. Du könntest hunderte von Metern hinausblicken. Überall würden überraschte, zappelnde Fische auf dem nun trockenen Meeresboden zucken. Und dann würde dieser seltsame, dunkle Balken auf einmal immer größer werden. Eine mehrere hundert Meter hohe, schwarzblaue Wand würde auf dich zurasen, schneller als ein ICE oder irgendein anderer Schnellzug. Du hörst ein gespenstisches Rauschen. Je nach Stand der Sonne würde dann noch kurz der Schatten der gewaltigen Welle auf dich fallen, bis sie dann über dich hereinbricht. Den Aufprall würdest du nur eine Sekunde lang spüren, bevor du bewusstlos wirst.

Meterhohe Wellentürme
Die Höhe der Tsunami-Wellen dürfte von Region zu Region unterschiedlich gewesen sein, je nach Beschaffenheit der Küsten und Riffkanten. Wellen von „nur“ 30 bis 40m bis hin zu über 900m, also höher als das Burj Khalifa, trafen jetzt aufs Land und rissen alles, lebendig oder bereits tot, mit sich. Einige dieser Wellen drangen wahrscheinlich hunderte von Kilometern ins Landesinnere vor. Die meisten Tiere, also auch die meisten Dinosaurier, die an diesem Tag starben, dürften ertrunken oder von den Wassermassen schlichtweg erschlagen worden sein.
In dieser Simulation kannst du dir die direkten Auswirkungen des Einschlags in Echtzeit ansehen:
Der brennende Himmel
Mehrere tausend Kubikkilometer Gestein wurden während des Aufpralls in den Himmel geschleudert. Einige der Gesteinsfragmente stiegen mit so einer immensen Geschwindigkeit empor, dass sie sogar die Anziehungskraft der Erde überwunden. Es ist sehr gut möglich, dass wir irdisches Gesteinsmaterial, vielleicht sogar Spuren von Lebewesen oder auch Fossilien von Dinosauriern eines Tages auch auf dem Mond oder gar auf dem Mars finden werden. Die Streuwirkung des Chicxulub-Einschlages dürfte also sogar auf entlegenen Himmelskörpern ihre Spuren hinterlassen haben.
Deutlich schlimmere Auswirkungen hatte das herausgeschleuderte Material aber hier bei uns auf der Erde. Es verteilte sich nämlich nun in den nächsten Stunden rings um den Erdball und wurde dann von der Anziehungskraft unseres Planeten wieder angezogen. Die meisten der Gesteinsbrocken waren klein und verglühten einfach in der Atmosphäre. Weil es aber so ungeheuer viele waren, nämlich viele Millionen pro Sekunde und das auf der ganzen Welt, hatte es trotzdem drastische Auswirkungen. Beim Blick in den Himmel hätte es ausgesehen, als ob dieser in rotglühenden Flammen stand. Die braun-rotleuchtenden Wolken wären so schnell hinweggezogen, dass es aussah, als würde es im Himmel „blubbern“ wie in einem Kochtopf.

Waldbrände und kochende Ozeane
Die extrem hohen Temperaturen, die der Himmel an diesem Tag erreichte, strahlten natürlich auch auf den Erdboden ab. Es herrscht derzeit noch Unklarheit, wie heiß es unten tatsächlich wurde. Möglicherweise heizte sich der Boden mancherorts für nur etwa eine Minute auf mehr als 1.000°C auf, oder auch für vielleicht mehrere Stunden auf weit über 200°C. Egal welches Szenario nun tatsächlich eintrat, in jedem Fall war es heißt genug, fast alles Leben am Erdboden buchstäblich zu rösten. Sogar die regenreichen Wälder der Kreidezeit fingen jetzt Feuer. Schon ein kleiner Funke reichte aus, um eine Feuersbrunst auszulösen. Und Funken gab es reichlich: Millionen von Kleinmeteoriten regneten als tödliche Geschosse auf der ganzen Erde nieder und töteten dabei tausende Lebewesen. Da der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre damals deutlich über dem Wert von heute lag, breiteten sich die Waldbrände auch mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit aus und brannten sogar erheblich heißer.

Studien zufolge fanden sich die Dinosaurier nun statt in ihrem gewohnten, blühenden Paradies nun in einer feurigen, globalen Hölle wieder. Sogar die großen Meeresreptilien waren vor diesem Ereignis nicht sicher. Zum Atmen mussten sie ja wieder an die Oberfläche kommen. Und in vielen Bereichen auf der Erde war es so heiß, dass die Flüsse, Seen, Meere und Ozeane sprudelnd kochten. Jedes Tier, dass sich nicht in eine Höhle, einen Erdbau oder in einen Bereich retten konnte, der wie durch ein Wunder vor den Flammen geschützt blieb, musste nun einen schrecklichen Tod sterben. Oder es wurde zumindest sehr schwer verletzt.
Der Impaktwinter
Die ersten 24 Stunden nach dem Einschlag gehörten vermutlich zu den schrecklichsten, die unser Planet seit der Entwicklung höheren Lebens durchmachen musste. Doch die wahren Probleme, die wahren Auslöser für das nun eintretende Massenaussterben hatten noch gar nicht begonnen. Viele Billionen Lebewesen waren zwar inzwischen ums Leben gekommen, doch waren trotzdem noch kaum Arten tatsächlich ausgestorben. Irgendwo auf der Welt gab es von wahrscheinlich jeder Spezies immerhin noch einige hundert oder tausend Überlebende.
Doch auch für die glücklichen, die jetzt noch am Leben waren, hielt die Zukunft nichts Gutes bereit. Asche und Staub, und natürlich auch die kleineren Partikel vom Einschlag und dem emporgewirbelten Gestein, legten sich wie ein Dunstschleier in die Atmosphäre und setzten sich in ihr fest. Dabei verdunkelte sich der Himmel. Die wärmenden Strahlen der Sonne wurden nun einfach ausgesperrt. Selbst am „helllichten“ Tage war wenn überhaupt nur ein schemenhaftes Dunkelgrau zu sehen, wahrscheinlich war es aber ähnlich dunkel wie in einer wolkenverhangenen Neumondnacht.

Einer Studie zufolge stürzten die globalen Durchschnittstemperaturen nun kurzfristig in den Keller. „Kurzzeitig“ bedeutet hier mehrere Monate bis vielleicht sogar Jahre. Und „Keller“ heißt, sie fielen um mindestens 26°C. Das heißt, dass fast überall auf der Welt jetzt eisige Minusgrade herrschten. Viele Gegenden auf der Welt wurden sogar gänzlich unbewohnbar, weil es nirgendwo Lebewesen gab, die an ein Leben in arktischer Kälte und Dunkelheit angepasst waren. Die niedrigen Temperaturen, aber vor allem das fehlende Sonnenlicht machten der Pflanzenwelt, vor allem aber dem Phytoplankton in den Meeren den Garaus. Von der lebenswichtigen Fotosynthese abgeschnitten, brach die Nahrungspyramide nun in den meisten Ökosystemen zusammen.
Sauer Regen
Der verdampfte Gips, der so in die Atmosphäre gelange, könnte einer Studie zufolge für die drastischsten Auswirkungen der Katastrophe verantwortlich gewesen sein. Der im Gestein gebundene Schwefel verband sich in der Atmosphäre zu hochätzenden schwefligen Säuren, die als saurer Regen noch Jahre nach dem Einschlag auf der Erde niedergingen. Dies dürfte neben den eisigen Temperaturen und der Dunkelheit des Impaktwinters der Pflanzenwelt an Land den Rest gegeben haben. Auch hatte er drastische Auswirkungen auf sämtliche Meeresbewohner, die ihre Außenschale aus Kalk aufbauen. Muscheln, Ammoniten und vor allem die vielen winzig kleinen Planktonkrebse erlitten ein grausames Schicksal und lösten sich buchstäblich auf. Wäre der Asteroid an einer anderen Stelle eingeschlagen, hätten die Wälder kurz nach diesem Impaktwinter neu austreiben und viele Pflanzen sowie das Leben in den Ozeanen sich schnell wieder erholen können. Der saure Regen bremste die Regeneration der Natur jedoch wahrscheinlich um Jahrhunderte aus.

Blütezeit der Pilze
Es ist natürlich wenig überraschend, wenn man schaut, wie viele Verlierer so eine globale Katastrophe produziert. Man stelle sich nur einmal den völlig havarierten Planeten vor, etwa sechs Wochen nach dem Einschlag: völlige Finsternis. Bittere Kälte. Überall der Gestank des Todes. Jeder Fluss, jeder Tümpel, und besonders das Meer stinkt erbärmlich nach Fäulnis und Verwesung. Man möchte am liebsten den Atem anhalten. Noch dazu die bittere Kälte. Und nur ganz sporadisch begegnet man mal einem Dinosaurier, und dieser ist dann höchst wahrscheinlich halb verhungert oder schwer verletzt. Wirklich ein deprimierendes Schauspiel.
Was aber dann doch überrascht: es gab tatsächlich Organismen, die von der Katastrophe profitierten. Wenn alles im tiefdunkler, feuchter Kälte fault, hungert oder vor sich hin kohlt, finden das einige nämlich richtig schön und gemütlich: die Pilze. Studien belegen, dass in der schrecklichen Zeit des Impaktwinters und wahrscheinlich auch noch längere Zeit danach eine wahre Blütezeit der Pilze begann. Sie fanden in der havarierten Welt ein ungeheuer reichhaltiges Nährstoffangebot vor. Und da Pilze auch nicht zwingend Licht und Wärme benötigen, um zu wachsen, war ihnen das große Drumherum ziemlich egal.

Das große Sterben
Ebenfalls überraschend ist, dass wir auch in den kargen Monaten des Impaktwinters eigentlich noch gar nicht von einem Massenaussterben sprechen können. Sicher, die meisten Großtiere wie Tyrannosaurus, Triceratops oder Alamosaurus dürften schon wenige Monate nach der Katastrophe ausgestorben sein. Bestimmt konnten sich nur wenige dieser großen Tiere vor den Katastrophen, ausgehend von der Yukatan-Halbinsel, in Sicherheit bringen. Die Hell Creek Formation lag zwar einige tausend Kilometer von der Einschlagsstelle entfernt, doch das war auf keinen Fall weit genug, um der Kettenreaktion aus geradezu biblischen Plagen zu entgehen. Und selbst in weit abgelegenen Gegenden der Welt dürften die Großtiere tatsächlich zu den ersten Opfern der Katastrophe geworden sein.
Das allmähliche Aussterben der Nichtvogel-Dinosaurier
Selbst wenn vielleicht der eine oder andere T. rex wie durch ein Wunder überleben konnte (vielleicht versteckt in einer tiefen Höhle), hätte die Zukunft für ihn nicht mehr viel Schönes bereit gehalten. Zuerst hätte er vielleicht noch Nahrung im Überfluss gefunden, weil ja überall lecker durchgeschmorte Tierkadaver herumlagen. Doch dieser Reichtum war von kurzer Dauer, rottete allmählich vor sich hin und wurde bald von giftigen Pilzen überwuchert. Unser einsamer T. rex ist vielleicht noch Jahre nach dem Einschlag durch die apokalyptische Welt gestapft. Er wurde dabei immer dünner, kraftloser und kränkelte oft vor sich hin.

Vielleicht hätte er dabei aber sogar noch ein Weibchen zur Fortpflanzung gefunden, das ebenfalls auf wundersame Weise überlebt hatte. Vielleicht gab es dann noch eine weitere Generation flauschiger T. rex-Babys. Doch nach ihnen dürfte es trotzdem nur sehr, sehr wenige Generationen weiterer T. rex gegeben haben. Die größten Dinosaurier starben zuerst aus, weil sie schlichtweg nichts mehr zu fressen fanden. Die großen Pflanzenfresser zuerst, dann die Fleischfresser.
Scheinbares Wieder-Aufblühen trotz unausweichlichem Ende
Trotzdem ist eine Art erst dann wirklich ausgestorben, wenn wirklich jedes Individuum dieser Art tot ist. Und das hat sicher noch lange, sehr lange gedauert. Es gab ja schließlich auch eine ganze Menge kleinerer Dinosaurier. Von denen war natürlich die Mehrheit auch bei den Katastrophen nach dem Einschlag direkt ums Leben gekommen. Aber viele dutzend, vielleicht sogar einige hunderte Exemplare kleinerer Dinosaurier, wie z.B. Pectinodon, Thescelosaurus oder Acheroraptor, hatten sogar die Kälte und Kargheit des Impaktwinters überlebt. Sie lebten nun in einer Welt, die sich langsam wieder von der Katastrophe erholte. Aber wieso sind sie trotzdem ausgestorben, obwohl eigentlich wieder alles gut zu werden schien?

Das größte Problem war für viele Spezies nicht etwa eine Tsunami-Welle, ein Waldbrand oder der Hunger. Kleine Dinosaurier waren meist nicht wählerisch in ihrer Nahrung. Als es wieder wärmer wurde, kamen z.B. auch die Insekten wieder hervor, die solche Katastrophen meist sehr gut aussitzen können. Insekten können sich verkriechen, können sich oft sogar tiefkühlen lassen, oder sie legen einfach Eier, die sehr widerstandsfähig sind und auch Monate nach einer Katastrophe noch Nachkommen hervorbringen können. Kaum nachdem die Sonne wieder hervorgekommen war, dürfte es vor Insekten geradezu gewimmelt haben. Und die haben sich die kleinen Dinosaurier dann schmecken lassen. An einem fehlenden Nahrungsangebot dürfte es also nicht gelegen haben, dass auch alle kleineren Nichtvogel-Dinosaurier nach Chicxulub vom Antlitz der Erde verschwanden.
Genetische Armut
Ihr Problem lag tatsächlich in ihrem Genpool, der nach dem Einschlag drastisch leckgeschlagen war und der nun langsam austrocknete. Da nur so wenige von ihnen überlebt hatten, waren viele Lebensräume für lange Zeit geradezu entvölkert. Die wenigen Populationen bestanden oft nur aus einer Handvoll von Individuen. Und so bekamen die Dinosaurier allmählich ein Problem mit Inzucht. Ihr langsames Dahinscheiden könnte Jahrhunderte, Jahrtausende oder sogar Jahrzehntausende gedauert haben. Aber in diesen (für uns) langen Zeiträumen hatten die Tiere trotzdem nicht mehr genug Zeit, ihren Genpool durch Mutationen wieder zu einer fruchtbaren und fortbestandsfähigen Stabilität zurückzuführen. Eine Spezies lebt nur durch einen gewissen Austausch verschiedener Gene fort. Sie braucht Variationen und Diversität, um zu gedeihen und sich zu entwickeln. Evolution funktioniert nur durch einen gewissen Grad an Verschiedenheit.
Und weil die Nichtvogel-Dinosaurier das eben nicht länger hatten, war auch ihr Schicksal besiegelt. Bald schon war jedes Individuum innerhalb einer Art mit seinen Artgenossen so eng verwandt, als wären es alle seine direkten Geschwister. Erbkrankheiten breiteten sich aus und stellten einen harten Selektionsfaktor dar. Nur wenige Individuen erreichten nun noch das Erwachsenenalter, was die genetische Vielfalt sogar noch weiter verarmen ließ. Viele Individuen waren außerdem selber gar nicht mehr imstande, sich fortzupflanzen. Und so wurde die Art insgesamt immer seltener und seltener, bis sie schließlich ausstarb.
Die ökologische Katastrophe
Erst jetzt kann man wirklich von einem Massenaussterben sprechen. Tagtäglich verschwanden nun dutzende von Arten. Schleichend, kaum merklich, und unsichtbar wurde die Erde immer leerer und leerer. Für viele Arten wurde es nun auch zu einem Problem, wenn eine andere Spezies plötzlich immer seltener wurde und dann auch schließlich ganz weg war. Das Geflecht aus ökologischen Beziehungen ist sehr komplex. Viele Spezies sind auf genau eine Art von Beute, einen ganz bestimmten Bestäuber, oder sogar einfach nur den Kot einer anderen Spezies als Dünger angewiesen. Ist diese Spezies nun aber nicht mehr vorhanden, müssen ihr auch die anderen, von ihr abhängigen Spezies folgen.
Sogar das Wegfallen eines gefürchteten Fressfeindes kann für eine Beute-Spezies zum Problem werden. Wenn ihr vielleicht einziger Feind ausstirbt, kommt es schnell zur Überbevölkerung. Und so kann ein Umstand, den eine Spezies erst als großes Glück feiert, doch zu ihrem Verderben führen. Wenn sich die glücklich vermehrenden Individuen nun selber in Konkurrenz zueinander im Wege stehen, findet jedes Individuum immer weniger Nahrung und bekommt Probleme, seine Jungen großzuziehen. Und vielleicht haben die sich nun schnell vermehrenden ehemaligen Beutetiere auch unbeabsichtigt dafür gesorgt, dass sie nun genau die Spezies ausrotteten, von der sie selber abhängig waren.
Und so war es noch viele Jahrtausende nach Chicxulub, auf einer nun wieder grünen und eigentlich fruchtbaren Erde, keine große Seltenheit, dass Arten, die eigentlich wieder eine sehr starke Populationsdichte aufgebaut hatten, dann doch völlig unerwartet ausstarben. Für so viele Arten, mehr als 70% aller Spezies auf der ganzen Erde, wurde tatsächlich schon am Schicksalstag im Frühsommer vor 66 Millionen Jahren das Todesurteil gesprochen. Endgültig vollstreckt wurde es allerdings dann doch erst meist viele Jahrtausende später.
Opfer und Gewinner des Massenaussterbens
Es ist heute natürlich nicht möglich, die tatsächliche Größe des Artenverlusts am Ende der Kreidezeit genau zu beziffern. Wir kennen ja nur einen Bruchteil der verschiedenen Spezies, die es in genau diesem Zeitalter gab. Nur die Spezies, von denen wir wirklich Fossilien gefunden haben, dienen uns als Grundlage für unsere Zahlenwerte. Der Großteil aller Arten lebte damals aber wahrscheinlich in Gegenden, die sich überhaupt nicht gut für eine Fossilisation eignen. Zum Beispiel leben heute die meisten Arten im tropischen Regenwald. Der Boden des Regenwalds ist nährstoffarm und recht sauer, sodass ein dort sedimentierter Kadaver relativ schnell zersetzt wird. Von Regenwald-Tieren sind uns also nur verhältnismäßig wenige prähistorische Arten als Fossil überliefert. Und in der Kreidezeit war ein weitaus größerer Teil der Biosphäre Regenwald! Genauso verhält es sich auch mit Biomen aus Gebirgsregionen, oder auch der Hochsee.
Ausgehend von den fossil überlieferten Arten können wir aber sagen, dass nicht nur die Dinosaurier, Meeresreptilien und Flugsaurier erhebliche Artenverluste hinnehmen mussten. Auch die Vögel (die ja ebenfalls Dinosaurier sind!) und sogar die Säugetiere wären nach der Katastrophe von Chicxulub offenbar um ein Haar ausgestorben. Sie verloren zwischen 85 oder sogar 95% ihrer Spezies. Eine überwältigende Mehrheit der Säugetier- und Vogel-Fossilien, die in Schichten aus dem Maastrichtium noch relativ häufig zu finden sind, lassen sich im Danium immer seltener finden und verschwinden dann sogar ganz.
Säugetiere – zunächst keine Profiteure des Massenaussterbens
Es ist also eine fatale Falschannehme, dass der Chicxulub-Einschlag für die Säugetiere ein Glücksfall war! Ihnen wurde ganz und gar nicht die Bahn freigemacht, als die großen Dinos plötzlich alle weg waren. Einer neuen Studie zufolge war es vielmehr so, dass den modernen Säugetieren (Eutheria) vor allem ihre eigenen, prähistorischen Verwandten im Weg standen. Nicht die Dinos, sondern andere Säuger hielten sie über Jahrmillionen lang klein. Erst als die Konkurrenz dann zusammen mit den meisten Dinos ausgestorben war, begann der Aufstieg der modernen Säugetiere. Und erst dann sollten sie schließlich zur dominanten Tiergruppe auf der Erde werden.

Doch vor diesem Aufstieg hatten die Säuger noch einen weiten Weg vor sich. Während des Paläozäns gab es z.B. nur wenige Säuger, die deutlich über die Größe ihrer Vorgänger aus der Kreidezeit hinauskamen. Kaum ein Säugetier wurde damals größer als ein Hund oder ein Schaf. An Großtiere wie z.B. mächtige Rinder, Nashörner oder gar Elefanten war in den ersten Jahrmillionen nach dem Ende der Kreidezeit noch lange nicht zu denken.
Gigantische Reptilien
Zunächst schlug erst einmal die Stunde der Reptilien: Sie hatten am Ende des Maastrichtiums meist nur einen recht geringen Artenverlust zu verzeichnen. In der Hell Creek Formation überlebten sogar alle drei der dort gefundenen Krokodilarten und lassen sich auch viele Millionen Jahre nach dem Massenaussterben noch im Fossilbericht nachweisen. Reptilien hatten wahrscheinlich nach dem Massenaussterben den großen Vorteil, dass sie einerseits sehr lange ohne Nahrung auskommen und Katastrophen wie einen Impaktwinter einfach aussitzen können. Ihr wechselwarmer Stoffwechsel lässt sich extrem herunterfahren, sodass sie monatelang kaum Energie zuführen müssen. Gleiches galt auch für die meisten Amphibien. Die wechselwarmen Landwirbeltiere verloren wahrscheinlich „nur“ zwischen 10 und 30% ihrer Arten.

In der nun leergefegten, immer heißer und feuchter werdenden Erde waren sie die Ersten, die sich zu neuen Giganten entwickelten. Aus dem Paläozän sind einige sehr große, viele hundert Kilogramm schwere Schildkröten, Krokodile und auch Schlangen fossil belegt. Die Säugetiere hingegen sollten sich aber erst im Eozän zu Großtieren entwickeln. Nur ganz allmählich gelang es ihnen, auf einer nun zu einem weltweiten tropischen Regenwald aufgeblühten Erde die Vorteile ihrer Warmblütigkeit wieder auszuspielen und den Planeten zu erobern.
Die Herrschaft der Vögel
Vielerorts teilten sich die Säuger aber auch noch lange Zeit die Herrschaft mit den Vögeln. Pflanzen- oder zumindest allesfressende Riesenvögel wie Gastornis gehörten im frühen Eozän zu den größten Tieren ihres Lebensraumes. In Südamerika ließen Vögel sogar noch bis vor wenigen tausend Jahren noch das Echo einer längst vergangenen Zeit hochleben. Terrorvögel wie Titanis standen dort noch lange sogar an der Spitze der Nahrungskette und ihren ausgestorbenen Theropoden-Vorfahren kaum in etwas nach. Auch viele entlegene Inselwelten wie Madagaskar oder vor allem Neuseeland brachten teils gigantische Vögel hervor, die Eier legten, die sogar größer waren als alle jemals gefundenen Dinosauriereier.

Die Revolution der Pflanzenwelt
Alle sprechen mit Blick auf das Ende der Kreide immer nur über die drastische Zäsur im Tierreich. Doch kaum weniger spektakulär verlief diese Zäsur auch für die Pflanzen. Während des Mesozoikums dominierten nacktsamige Pflanzen, vor allem Koniferen, aber auch Farne und Zykadeen das Landschaftsbild in den allermeisten Ökosystemen. Obwohl sich schon am Anfang der Kreide, oder sogar bereits im Jura die ersten bedecktsamigen Blütenpflanzen (Angiospermen) entwickelt hatten, und diese sogar schon einigermaßen erfolgreich geworden waren, wurden die Wälder dennoch weiterhin von altertümlicheren Pflanzen dominiert.

Im Verlauf von Paläozän und Eozän änderte sich das jedoch. Studien belegen, dass der Klimawandel nun eindeutig die Angiospermen bevorzugte. Die Zusammensetzung der meisten Wälder war weltweit nun eine komplett andere. Und besonders eine winzig kleine Pflanze feierte nun einen Erfolg, der in der Pflanzenwelt als beispiellos gelten darf: das Gras. In trockenen Gegenden mit geringen Niederschlägen breiteten sich nun die allerersten Savannen und Steppen aus – Landschaftsformen, die es noch nie zuvor in der Erdgeschichte gegeben hatte.
Das Massenaussterben in den Meeren
Im weltweit größten Ökosystem stellte sich nun ebenfalls alles komplett um. Die großen marinen Reptilien wie Mosasaurier und Plesiosaurier waren zusammen mit den Dinosauriern untergegangen. Die Ichthyosaurier, die wohl am besten ans Meer angepassten Meeresreptilien waren sogar schon rund 30 Millionen Jahre früher verschwunden und hatten die Katastrophe von Chicxulub gar nicht mehr miterlebt. Doch auch viele andere Meeresbewohner teilten das Schicksal des Aussterbens. Besonders die Ammoniten und Belemniten, Verwandte der Tintenfische mit einem Gehäuse, starben restlos aus. Ihre Vorfahren hatten bereits mehrere andere, sogar schlimmere Massenaussterben überstanden, doch die Übersäuerung der Ozeane und die Sauerstoffarmut brachten ihnen das Ende. Die Zusammensetzung des Planktons erholte sich im Paläozän jedoch wieder recht schnell, wie Studien bestätigen.
Die neuen Herrscher der Meere
Große Meeres-Amnioten fehlten in der nächsten Zeit aber in den meisten marinen Ökosystemen. Lediglich die Schildkröten schwebten nun noch majestätisch durch die Fluten. Ansonsten gehörten die Ozeane aber nun für einige Millionen Jahre wieder den Fischen. Mehr als 180 Millionen Jahre lang hatten lungenatmende, ins Meer zurückgekehrte Reptilien das größte Ökosystem der Welt beherrscht. Nun jedoch traten kiemenatmende Fische wieder die Herrschaft an. Die Meere des Paläozäns gehörten einige Zeit lang vor allem den Haien.
Doch schließlich stießen die Säugetiere auch in dieses Ökosystem vor. Die ersten Wale entwickelten sich schon im frühen Eozän und brachten nur einige Millionen Jahre später riesige Spezies hervor, die den großen Meeresreptilien in nichts nachstanden. Neben den Walen und Delfinen gibt es heute auch viele weitere aquatische Säugetiere, wie Seekühe, Robben und Otter. Das größte Tier aller Zeiten lebt heute und ist ein Säugetier. Der Blauwal ist um mindestens eine volle Größenordnung gewaltiger als selbst die mächtigen Sauropoden.

Den Dinosauriern war es im Mesozoikum auch niemals gelungen, in der Wasserwelt Fuß zu fassen, geschweige denn, sie zu dominieren. Auch in der Kreidezeit hatte es zwar schon einige wasserbewohnende Vögel gegeben. Doch spezialisierten sich diese erst im Paläozän ganz auf ein Leben im Meer. Die Pinguine sind heute die ersten echten Meeresdinosaurier. Und sie zeigen: Die Dinosaurier sind niemals ausgestorben. Noch heute haben sie einen oft unglaublich hohen Grad der Spezialisierung. Es gibt sie auf allen Kontinenten, sogar auf der Antarktis. Und mit mehr als 10.000 Arten sind sie heute wahrscheinlich sogar artenreicher als jemals in irgendeiner Epoche des Mesozoikums.
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