Das Jahr 2022 hat schon einige neubeschriebene Dinosaurier. Bislang wurden 11 neue Gattungen und 13 neue Arten beschrieben.
Die Arten Menucocelsior arriagadai, Napaisaurus guangxiensis, Papiliovenator neimengguensis und Sierraceratops turneri könnte man auch zu 2022 rechnen, da die Paper zu ihnen erst in diesem Jahr offiziell von den jeweiligen Fachzeitschriften herausgegeben wurden. Da sie allerdings schon 2021 angekündigt und ihre Beschreibungen schon öffentlich einsichtlich waren, rechne ich sie hier auf meiner Website noch zum Jahr 2021. Du findest sie also in entsprechendem Beitrag.
Zu den beiden neuen Tyrannosaurus-Arten gibt unter Wissenschaftlern noch eine hitzige Diskussion. Ob sie tatsächlich als gültige neue Taxa Bestand haben, wird sich noch zeigen. Trotzdem werden sie hier erstmal mit eingerechnet.
Die neuen Dinosaurier aus 2022 stammen aus Argentinien (4), den USA (2), aus China (2), Spanien (1), Portugal (1), der Mongolei (1), Usbekistan (1) und Japan (1).
Die Dinosaurier aus 2021 in der Übersicht:
THEROPODA (5):
Dzharaonyx eski (Alvarezsauridae), Insektenfresser aus Usbekistan, Oberkreide
Guemesia ochoai (Abelisauridae), Fleischfresser aus Argentinien, Oberkreide
Iberospinus natarioi (Spinosauridae), Fleisch- und Fischfresser aus Portugal, Unterkreide
Maip macrothorax (Megaraptora), Fleischfresser aus Argentinien, Oberkreide
Ondogurvel alifanovi (Alvarezsauridae), Insektenfresser aus der Mongolei, Oberkreide
Paralitherizinosaurus japonicus (Therizinosauridae), Pflanzenfresser aus Japan, Oberkreide
Tyrannosaurus imperator (Tyrannosauridae), Fleischfresser aus den USA, Oberkreide
Tyrannosaurus regina (Tyrannosauridae), Fleischfresser aus den USA, Oberkreide
SAUROPODOMORPHA (1):
Abditosaurus kuehnei (Saltasauridae), Pflanzenfresser aus Spanien, Oberkreide
ORNITHISCHIA (3):
Banshanosaurus primivus (Stegosauridae), Pflanzenfresser aus China, Mitteljura
Huallasaurus australis (Kritosaurini), Pflanzenfresser aus Argentinien, Oberkreide
Kelumapusaura machi (Kritosaurini), Pflanzenfresser aus Argentinien, Oberkreide
Yuxisaurus kopchicki (Thyreophora), Pflanzenfresser aus China, Unterjura
Abditosaurus kuehnei
Neuer Saltasauride aus Spanien beschrieben
Der erste neue Dino aus 2022 ist da! Bernat Vila von der Universitat Autònoma de Barcelona (Spanien) und sein Team beschreiben in ihrer neuen Studie einen neuen Titanosaurier. So neu ist der aber gar nicht: die Fossilien wurden bereits 1954 vom deutschen Paläontologen Walter Georg Kühne in der Conques Formation von Katalonien entdeckt und als der (heute umstrittenen) Gattung Hypselosaurus zugeordnet.
Eine neue phylogenetische Analyse des Materials von rechtfertigt nun aber das Aufstellen einer eigenen Gattung und Art: Abditosaurus kuehnei soll das Tier heißen, was passenderweise übersetzt so viel heißt wie „Kühnes vergessene Echse“, zu Ehren des Entdeckers. Die Forscher stellen Abditosaurus getrennt von anderen europäischen Titanosauriern innerhalb der Gruppe von ansonsten nur aus Südamerika und Afrika bekannten Saltasaurinen. Es scheint also in der oberen Kreidezeit vor etwa 70 Ma Landverbindungen zwischen Europa und den Südkontinenten gegeben haben, vielleicht zusammenhängend mit einem drastischen Abfall des Meeresspiegels.

Abditosaurus ist mit einer Länge von etwa 18m und 14t Gewicht ein verhältnismäßig großer Sauropode. In seinem Ökosystem wurden ansonsten nur kleine bis mittelgroße Vertreter seiner Gruppe gefunden, die sich an den beengten Lebensraum auf dem westeuropäischen Archipel angepasst hatten (Inselverzwergung). Die Ankunft von großen Titanosauriern führte wahrscheinlich zu dramatischen Veränderungen in diesem Inselökosystem und beeinflusste die evolutionären Veränderungen der Dinosaurierfauna stark.
Bashanosaurus primivus
Früher Stegosaurier aus Zentralchina
Die Entwicklungsgeschichte der Dinosaurier des frühen und mittleren Juras ist eines der größten Rätsel in der Paläontologie. Kurz nach einem der größten Massenaussterben der Erdgeschichte, vor etwa 201 Ma, ist die Überlieferung der Fossilien sehr lückenhaft. Insbesondere für die Klade der Stegosaurier herrscht noch große Unsicherheit, wann, wo und wie sie sich eigentlich entwickelten, obwohl sie ja mit zu den bekanntesten Dinos überhaupt gehören.
Eine Forschergruppe um Dai Hui vom Chongqing Laboratory of Geoheritage Protection and Research (China) beschreibt in ihrem neuen Paper einen bislang unbekannten, sehr basalen Stegosaurier. Bashanosaurus primivus wurde der Dinosaurier getauft, der schon 2016 in der zentralchinesischen Shaximiao-Formation, unweit der Mega-Metropole Chongqing entdeckt wurde. Die Region trug früher den Namen „Bashan“, wovon sich der Gattungsname ableitet. Der Artname spielt auf die basale Stellung im Stammbaum der Stegosaurier an.
Die Forscher datierten die Fossilien, darunter Rückenwirbel, das Schulterblatt, der Oberschenkel und mehrere spitze Rückenplatten, auf das Bajocium im frühen Mitteljura vor etwa 170 Ma. Die Merkmale lassen schon auf einen Stegosaurier schließen, doch erinnern sie auch noch an basale Thyreophoren wie Scelidosaurus. Bashanosaurus war ein relativ kleiner Dinosaurier, nur knapp 3m lang und einer der frühesten bekannte Stegosaurier. Offenbar war er eng verwandt mit dem etwas jüngeren Chungkingosaurus.
Dzharaonyx eski
Neuer Alvarezsaurier aus Usbekistan
Alexander O. Averianov von der Russischen Wissenschaftsakademie in St. Petersburg (Russland) und sein deutsch-amerikanischer Kollege Hans-Dieter Sues vom Smithsonian Institution in Washington D.C. (USA) beschreiben in ihrer neuen Arbeit einen neuen, kleinen Theropoden aus der usbekischen Bissekty-Formation. Schon in den letzten Jahren wurden aus dieser interessanten Fossillagerstätte mehrere bemerkenswerte Dinosaurier beschrieben, wie der Titanosaurier Dzharatitanis, der Carcharodontosaurier Ulughbegsaurus und der Tyrannosaurier Timurlengia.
Diese Tiere lebten an einem markanten Wendepunkt in der Erdgeschichte: in der frühen Oberkreide verschwanden einige der bislang dominierenden Dinosauriergruppen infolge eines sich über mehrere Jahrmillionen hinziehenden Massenaussterbens und wurden durch modernere Dinosaurier ersetzt.

Der neue Dinosaurier gehört zur Gruppe der Alvarezsauriden und wurde Dzharaonyx eski („Kralle von Dzharakuduk“) genannt, nach der Fundstelle. Seine Überreste beinhalten eine Vielzahl von dissoziierten, aber gut erhaltenen Knochen, die Ähnlichkeiten zu seinen Verwandten Patagonykus und Mononykus aufweisen. Dzharaonyx gehörte wie sie zu der Unterfamilie der Parvicursorinae und ist ihr bislang ältester bekannter Vertreter. Er lebte vor 91 Ma und wurde nur etwa 60cm lang.
Guemesia ochoai
Kleiner Abelisaurier aus Nordwestargentinien
Abelisauriden waren mittelgroße bis große Theropoden, die in vielen Ökosystemen der späten Kreidezeit vor allem auf der Südhalbkugel, aber auch in Europa oft an der Spitze der Nahrungskette standen. In Südamerika stammen die bisher von ihnen gefundenen Fossilien hauptsächlich aus Brasilien und Argentinien. Besonders die Region Patagonien ist für reichhaltige Abelisauriden-Fossilien bekannt. Dort waren sie relativ häufig, und viele bekannte und vollständige Exemplare stammen aus dieser Gegend. Für den Rest Argentiniens sind von Abelisauriden jedoch bisher nur unvollständige und isolierte Knochen und Zähne bekannt, das meiste Material wurde noch nicht einmal in Studien beschrieben.
Doch Federico L. Agnolín von der Universidad Maimónides in Buenos Aires (Argentinien) und sein Team beschreiben in ihrer neuen Studie den nahezu vollständigen Hirnschädel eines Abelisauriden aus der Los Blanquitos-Formation, der im Amblayo-Tal in der Provinz Salta, also im Nordwesten Argentiniens, gefunden wurde. Das Exemplar zeigt ein dünnes Schädeldach, Schädelvorsprünge oder Hörner fehlen und ist ausgesprochen klein, vielleicht sogar der kleinste bislang gefundene Abelisaurier. Guemesia ochoai, wie der Dinosaurier nun heißt, könnte nur knapp über 2m lang und unter 100kg schwer geworden sein.

Die Gattung wurde nach dem argentinischen Freiheitskämpfer und Nationalhelden Martín Miguel de Güemes benannt, der Nordargentinien im frühen 19. Jahrhundert gegen die Spanier verteidigte. Mit dem Artnamen wird Paläokünstler José Ochoa geehrt, der die Illustrationen fürs Paper anfertigte. Guemesia lebte vor etwa 79Ma.
Huallasaurus australis
Neuer Hadrosaurier aus Argentinien
Die gut erhaltenen Fossilien des neubeschriebenen Kelumapusaura machi (siehe unten) konnzen dabei helfen, viele Fragen über die Phylogenie (Verwandtschaft) der Entenschnabelsaurier auf der Südhalbkugel zu beantworten. So konnten Sebastián Rozadilla vom Museo Argentino de Ciencias Naturales „Bernardino Rivadavia“ in Buenos Aires (Argentinien) und seine Kollegen mit den in ihrer Studie ermittelten Daten feststellen, dass zwei weitere Hadrosaurier, Secernosaurus koerneri und Bonapartesaurus rionegrensis, sowie ein zuvor als Kritosaurus australis beschriebener Hadrosaurier gültige Taxa sind.
Der letztere, Kritosaurus australis, weist nach einer Neubetrachtung einige Alleinstellungsmerkmale auf, die ebenfalls die Beschreibung einer neuen Gattung legitimieren: Huallasaurus australis („südliche Enten-Echse“, ebenfalls aus der Mapundun-Sprache) war mit Kelumapusaura eng verwandt. Die (Wieder-)Entdeckung einer monophyletischen Gruppe südamerikanischer Hadrosaurier weist darauf hin, dass die Geschichte der Gruppe auf den Südkontinenten (Gondwana) noch längst nicht gut erforscht und verstanden ist.

Iberospinus natarioi
Basaler Spinosauride aus Portugal
Spinosaurier gehören aufgrund ihrer einzigartigen Anpassungen an aquatische Umgebungen zu den rätselhaftesten Theropoden. Als besonders problematisch hat sich ihre Taxonomie erwiesen. Jüngste Entdeckungen aus Westeuropa, insbesondere der iberischen Halbinsel, liefern einige neue Belege für das Verständnis ihrer Phylogenie. So wurden in den letzten Jahren mit Vallibonavenatrix cani und Camarillasaurus cirugedae schon zwei iberische Spinosaurier neu benannt. Sie konnten, nach der detaillierten Beschreibung ihrer Alleinstellungsmerkmale, aus der „Mülleimer-Gattung“ Baryonyx ausgegliedert werden.

Das gleiche Schicksal ereilte nun auch weiteren Fossilien, die schon 1999 von Carlos Natário und auf einer weiteren Expedition von 2004-2008 in der portugiesischen Papo Seco Formation gefunden wurden. Schon 2019 wurde bei der genaueren Betrachtung des Materials festgestellt, dass es nicht, wie 2011 vermutet, zu Baryonyx gehört. Sehr wahrscheinlich stellt es eine eigene Art dar. Octávio Mateus und Darío Estraviz-López vom Museu da Lourinhã (Portugal) ergänzten das gefundene Material mit der „ML1190“ mit neuen, 2020 gefundenen Fossilien und beschreiben es in ihrer aktuellen Studie als einen neuen Dinosaurier: Iberospinus natarioi. Der Gattungsname bedeutet „Stachel von Iberien“, der Artname ehrt den Entdecker der zuerst gefundenen Fossilien.

Iberia scheint vor etwa 127 Ma ein wahrer Hotspot für die Biodiversität der Spinosaurier gewesen zu sein. Dort kamen gleich mehrere endemische Taxa vor. Iberospinus scheint dabei eine Zwischenform zwischen basalen Tetanurae und Spinosauriern gewesen zu sein. Er wird von den Forschern als Schwestertaxon zu den baryonichinen und spinosaurinen Spinosauriern verstanden. Iberospinus wurde wahrscheinlich über 9m lang.
Kelumapusaura machi
Neuer Hadrosaurier aus Argentinien
Sebastián Rozadilla vom Museo Argentino de Ciencias Naturales „Bernardino Rivadavia“ in Buenos Aires (Argentinien) und seine Kollegen beschreiben in ihrer neuesten Arbeit einen neuen Hadrosaurier aus der oberkreidezeitlichen Allen-Formation, von dem gleich mehrere Fossilien von unterschiedlich alten Individuen in einem Bonebed in der Provinz Río Negro im Nordwesten Patagoniens gefunden wurde.
Kelumapusaura machi soll der neue Dinosaurier heißen. „Kelumapu“ ist aus der Mapundun-Sprache abgeleitet und bedeutet „Rote Erde“, der Artname ist Mapuche und bedeutet „Schamane“. K. machi wurde 8 bis 9m lang und hatte im Vergleich zu anderen Hadrosauriern einen sehr niedrigen, länglichen Oberkiefer mit einer tiefen Rille an seinem vorderen Ende. Die gut erhaltenen Fossilien machen K. machi dabei zu einem der vollständigsten bekannten Hadrosaurier Südamerikas, der viele Fragen über die Phylogenie (Verwandtschaft) der Entenschnabelsaurier auf der Südhalbkugel beantworten helfen kann.

Maip macrothorax
Riesiger Megaraptor aus Argentinien beschrieben
Die Megaraptora ist eine Theropodengruppe, die von den ehemaligen Gondwana-Landmassen der heutigen Subkontinente sowie aus Asien bekannt ist. Die genaue phylogenetische Zuordnung der Megaraptora ist immer noch umstritten. Manche Forscher sehen sie als Coelurosaurier und Verwandte der Tyrannosauriden, andere deuten sie als abgeleitete Allosauroiden oder Carnosaurier. Ihr besonderes Merkmal: kräftige Arme mit teils riesigen, sichelförmig gebogenen Greifkrallen. Die meisten Mitglieder dieser geheimnisvollen Theropoden stammen aus der Unterkreide bis frühen Oberkreide. Doch sie überdauerten offenbar bis zum Ende des Zeitalters der Dinosaurier.
Alexis M. Aranciaga Rolando vom Museo Argentino de Ciencias Naturales “Bernardino Rivadavia” in Buenos Aires (Argentinien) und sein Team beschreiben in ihrer neuen Studie die spärlichen, aber sehr großen Überreste eines Megaraptoriden aus dem Maastrichtium, dem letzten Zeitabschnitt der Kreidezeit. Manche der Knochen wurden schon 2019 entdeckt und beschrieben, aber damals keiner eigenen Gattung bzw. Art zugeordnet. Die Forscher benannten das wahrscheinlich über neun Meter lange Tier, dessen Fossilien in der Chorrillo Formation in der argentinischen Provinz Santa Cruz gefunden wurden, neu unter dem Namen Maip macrothorax. Der Gattungsname leitet sich von einem bösartigen Gottwesen der Aonikenk-Mythologie ab, der Artname ist lateinisch-griechisch und bedeutet „großer Rumpf“.

Der Fund legt nahe, dass in einigen spätkreidezeitlichen Ökosystemen die Megaraptoren wirklich große Formen hervorbrachten, die sogar an der Spitze der dortigen Nahrungskette gestanden haben mögen. Sie konkurrierten dort wohl nur mit ähnlich großen Abelisauriern. Außerdem bieten die Fossilien neue Möglichkeiten zur Erforschung der Verwandtschaftsverhältnisse der Megaraptoren. Maip lebte vor etwa 70 Ma während des Maastrichtiums, dem letzten Abschnitt der oberen Kreidezeit.
Ondogurvel alifanovi
Neuer Alvarezsaurier aus der Wüste Gobi
Alvarezsauriden waren kleine, meist insektenfressende Theropoden, die vor allem in Asien, Nord- und Südamerika verbreitet waren. Sie waren sehr vielen verschiedenen Arten verbreitet. Dies wird vor allem durch die vielen neuen Funde aus China und der Mongolei deutlich. Die Wüste Gobi war einst ein bevorzugtes Habitat dieser kleinen, vogelähnlichen, aber bodenbewohnenden Dinosaurier.
Und nun beschreiben Alexander O. Averianov von der Russian Academy of Sciences in St. Petersburg (Russland) und sein Team in ihrer neuen Studie schon den nächsten: Ondogurvel alifanovi lautet der ulkige Name des neuesten Alvarezsauriers, dessen Fossilien schon 1999 von Vladimir Alifanov in der mongolischen Nemegt Formation entdeckt wurde. Das neue Taxon unterscheidet sich von allen anderen Alvarezsauriden dadurch, dass die Mittelfußknochen II und IV entlang ihrer Kontaktfläche vollständig verwachsen sind.

Die phylogenetische Analyse stellt Ondogurvel in eine Gruppe mit den spätkreidezeitlichen asiatischen Parvicursorinae. Xixianykus und Albinykus könnten seine nächsten Verwandten sein, die ebenfalls proximal zusammen verknöcherte Mittelfußknochen II und IV haben. Ondogurvel besaß kräftige Ober- und sehr lange Unterschenkel, was ihn zu einem ausdauernden und sehr schnellen Läufer machte. Der Gattungsname ist mongolisch und lässt sich mit „Eierechse“ übersetzen. Der Artname ehrt den Entdecker.
Paralitherizinosaurus japonicus
Neuer Krallen-Saurier aus Japan beschrieben
Die wohl bizarrsten Theropoden der Kreidezeit waren die Therizinosaurier. Sie zeichnen sich durch einen plumpen Körperbau, lange Hälse und teils absurd langen Fingerkrallen aus. Yoshitsugu Kobayashi von der Hokkaido University und sein Team beschrieben in ihrer neuen Studie einige Fossilien, einen Halswirbel und mehrere Teile des Handskeletts, die schon im Jahr 2000 in der spätkreidezeitlichen Osoushinai-Formation nahe der Stadt Nakagawa in der Präfektur Hokkaido (Japan) gefunden wurden. Aufgrund der einzigartigen morphologischen Struktur konnten sie einem bislang unbekannten Therizinosaurier zuordnen: Paralitherizinosaurus japonicus.
Der Name bedeutet übersetzt so viel wie „Japanischer Therizinosaurier aus dem Meer“. Tatsächlich weist sein Körperbau Anpassungen an einen Lebensraum nahe der Küste auf. Die Fossilien wurden außerdem in marinen Ablagerungen gefunden. Wahrscheinlich wurde der Kadaver des Tieres durch die Flut hinfort geschwemmt und im Schlick der Küste konserviert.

Wie auch sein mongolischer, viel größerer Namensvetter besaß auch Paralitherizinosaurus verlängerte Armknochen und sichelförmige Klauen. Diese waren aber weit kürzer als die von Therizinosaurus. Trotzdem waren auch sie offenbar sehr gut zum Greifen, Festhalten und Heranziehen von Zweigen geeignet. Von denen hat sich das Tier wahrscheinlich überwiegend ernährt. Paralitherizinosaurus wurde etwa 3m lang, konnte sich aber noch höher aufrichten. Er lebte vor ca. 80 Ma.
Tyrannosaurus imperator und Tyrannosaurus regina
Kaiser, König und Königin: gab es drei Arten von Tyrannosaurus?
Alle bisher gefundenen Exemplare von Tyrannosaurus („Tyrannenechse“) wurden bisher nur einzigen Art zugeschrieben: T. rex. Allerdings besteht innerhalb der über 50 gefundenen Exemplare ein ungewöhnlich hohes Maß an Variationen im Bau des Skeletts: manche Exemplare sind robuster, andere eher grazil. Außerdem gibt es Unterschiede im Aufbau des Gebisses: bei manchen, sehr robusten Exemplaren befinden sich zwei kleine „Eckzähne“ im Kiefer, bei anderen robusten dann wieder nur ein einziger Eckzahn, und bei den grazilen ebenfalls nur ein Eckzahn.

Für den berühmten Illustrator und Paläontologen Gregory S. Paul und seine Kollegen W. Scott Persons IV. und Jay Van Raalte vom College of Charlston (USA) ist dies Grund zur der in ihrer neuen Studie geäußerten Annahme, die in Fachkreisen nun heftig diskutiert wird: gab es womöglich mehrere Arten von Tyrannosaurus? Die Forscher können ihre Annahmen zurzeit auf folgende Indizien stützen: die verschiedenen Morphe wurden in verschiedenen stratigraphischen Ebenen gefunden, stammen also aus unterschiedlichen Zeiten. Der robuste Morph mit den beiden Eckzähnen kommt nur in den ältesten Schichten vor, die beiden anderen stammen nur aus den letzten 1,5 Ma der Kreidezeit.
Dreiteilung eines Dinosaurier-Superstars
Ontogenetische (verschiedene Altersstadien) und sexuelle (Unterschiede zw. Männchen u. Weibchen) Ursachen kommen für Paul und seine Kollegen aufgrund der von ihnen erhobenen Daten nicht in Betracht. Sie deuten die verschiedenen Morphen dabei als eine Chronospezies, die sich im Laufe der späten kreide in zwei neue Arten aufspaltete. Die ältere, robuste Art mit den zwei Eckzähnen nannten sie dabei T. imperator (lateinisch für „Kaiser“), die jüngere robuste mit einem Eckzahn bleibt T. rex („König“) und die gleichzeitig mit ihm lebende, grazile Art mit einem Eckzahn soll fortan T. regina („Königin“) heißen.

Die Arbeit von Paul et al., spöttisch schon als das „Rexit“-Paper bezeichnet, wird in Fachkreisen gerade aber heftig diskutiert. Kritiker merken einerseits an, dass die Unterscheidung der Morphe auf knochenhistoligischer Ebene noch gar nicht bestätigt wurde. Andererseits geisterte der Name „T. imperator“ inoffiziell schon für ein graziles Exemplar („Stan“) herum. Außerdem hat es für die grazile Form schon einmal eine eigene Beschreibung von Olshevsky & Ford (1995) gegeben. Dort beschrieben sie das Material eines Exemplares, das später einem grazilen Tyrannosaurus zugeordnet wurde, als Dinotyrannis megagracilis. Zumindest der Artname hätte dabei gemäß den Regeln der zoologischen Nomenklatur (ICZN) gegenüber T. regina Vorrang, sollte sich die Hypothese einer eigenständigen Art wirklich bestätigen.
Yuxisaurus kopchicki
Früher Thyreophore aus China
Die frühe Evolutionsgeschichte der Thyreophora (gepanzerte Dinosaurier) ist nach wie vor nur wenig erforscht. Der Fossilienbericht, insbesondere aus der relevanten Zeit des frühen und mittleren Jura, ist dabei wie auch bei vielen anderen Dinosauriern nur sehr lückenhaft. Doch nach und nach bringen neue Entdeckungen Licht ins Dunkel, wie nun von Xi Yao von der Yunnan University (China). Zusammen mit seinem Team beschreibt er in einer neuen Arbeit die Fossilien eines Thyreophoren aus der Fengjiahe-Formation in der Provinz Yunnan beschreiben konnte, der 2021 ebendort entdeckt wurde.
Die Fossilien bilden ein Teilskelett mit Schädel-, Hüft- und Gliedmaßenknochen. Außerdem sind mehrere Osteoderme, also gepanzerte Hautelemente überliefert. Die einzigartigen Merkmale wiesen das Tier dabei als einen neuen, frühen Vertreter der Ankylosaurier und wahrscheinliches Schwestertaxon des in Deutschland gefundenen Emausaurus aus. Es könnte aber auch ein noch basaler, gleichermaßen mit Stegosauriern und Ankylosauriern verwandter Thyreophore sein.

Der neubeschriebene Yuxisaurus kopchicki, benannt nach dem Fundort bei Yuxi und dem Biologen John J. Kopchick. Er lebte dort vor etwa 190 Ma im Unterjura und war wohl nur etwas mehr als 2m lang. Er wäre damit der früheste bekannte Panzersaurier Asiens. Seine Entdeckung bestätigt die schnelle geografische Ausbreitung und Diversifizierung der Gruppe nach ihrem ersten Auftreten im frühen Unterjura. Sein schwerer Körperbau und seine charakteristische Rüstung deuten auch auf eine zuvor nicht erkannte morphologische Vielfalt zu Beginn der Geschichte der Thyreophoren hin.
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