Einen schönen Sonntag (03.04.2022) wünsche ich dir!
April, April, der macht, was er will. Dieser Kinderreim hat sich für mich dieses Jahr mehr als bewahrheitet. Nicht nur, dass sich das Wetter hier in Kiel und auch an vielen anderen Orten wieder deutlich abgekühlt hat. Ich habe natürlich auch wieder einen Aprilscherz auf meiner Seite veröffentlicht. Dabei habe ich mich allerdings selbst am allermeisten verarscht, und ich habe unbeabsichtigt richtig Mist gebaut. Viele meiner Leser wissen bestimmt schon, wovon ich spreche. Klar: Die Nachricht über das geklonte Neandertaler-Kind war eine April-Ente. Dafür muss ich diesmal aber nicht nur die um Entschuldigung bitten, die darauf reingefallen sind.
Ein furchtbarer Aprilscherz
Ich habe mich nämlich bei der Bildauswahl zum Artikel wohl auf die schlimmstmögliche Weise vergriffen und dafür zu Recht einen fetten Shitstorm geerntet. Das Artikelbild, von mir flüchtig per Google-Suche ausgewählt, sollte eine junge Mutter zeigen, die deutliche äußerliche Unterschiede zu ihrem Kind aufweist. Ich bin mit dem Suchbegriff „Leihmutter“ auch schnell fündig geworden. Ohne die Hintergründe für dieses Bild zu checken, habe ich dann meinen Artikel geschrieben:
Umstrittenes Klonprojekt: Frau bringt Neandertaler-Kind zur Welt
Das wohl umstrittenste Forschungsprojekt der letzten Jahrzehnte feiert einen beispiellosen Erfolg: Avril Candaan ist nun glückliche Mutter – eines Neandertaler-Kindes. Die 24-jährige Doktorandin von der Andalas University auf Sumatra (Indonesien) stellte eine ihrer Eizellen zur Verfügung, die in einem aufwändigen Verfahren mit dem rekonstruierten Genom eines europäischen Neandertalers befruchtet wurde. Schon vor einem Monat kam das Kind per Kaiserschnitt zur Welt. Nach ersten Untersuchungen ist der Junge vollkommen gesund. Die Forscher hielten die erfolgreiche Entbindung jedoch zunächst aufgrund der befürchteten hohen medialen Aufmerksamkeit geheim, um Mutter und Kind zu schützen.
Leipziger Wissenschaftlern gelang es bereits 2009, das Erbgut unserer ausgestorbenen Schwesterspezies aus dem Knochen eines 38.000 Jahre alten männlichen Neandertalers zu sequenzieren. Weiterführende genetische Experimente blieben jedoch aufgrund ethischer Bedenken aus. Auch für das Projekt des chinesischen Anthropologen Yúrén Jié hagelte es schon im Vorfeld reichlich Kritik. Jié verlor 2013 sogar seinen Lehrstuhl an der Chinesischen Wissenschaftsakademie in Peking, wonach er an die Andalas University wechselte. Nach anfänglicher Skepsis konnte das Projekt nur deswegen mit Zustimmung der indonesischen Regierung realisiert werden, weil sich Avril Candaan, die mehrere Jahre lang an Jiés Seite arbeite, sich selbst für die In-Vitro-Fertilisation zur Verfügung stellte.
„Mein Sohn ist nicht nur ein erfolgreiches Experiment. Für mich ist er mein Leben“, so Candaan auf der gestrigen Pressekonferenz. Nach ihren Aussagen wird der Junge eine völlig normale Erziehung genießen, einen Kindergarten besuchen und auch eine Schulbildung an einer öffentlichen Schule erhalten. Den wohl größten Kritikpunkten, dass ihr Kind aufgrund der Zugehörigkeit zu einer anderen Spezies erheblichen sozialen Spannungen ausgesetzt sein könnte, entgegnete die junge Forscherin selbstbewusst: „Wir leben in einer pluralistischen Welt. Menschen sollten unabhängig von Hautfarben, Religionen, Sprachen und Kulturen überall die gleichen Chancen haben. Und auch unabhängig ihrer Spezies.“

Die Hintergründe
Das ursprünglich ausgewählte Bild passte meines ersten Dafürhaltens wirklich gut: es zeigte eine südasiatische Mutter mit einem hellhäutigen, knuffigen kleinen Knirps. Doch leider steht hinter diesem Bild eine wirklich tragische Geschichte. Die Mutter ist die junge, damals 21-jährige Thailänderin Pattaramon Chanbua, die sich 2014 für ein australisches Paar als Leihmutter zur Verfügung stellte. Sie trug für die Australierin zwei künstlich befruchtete Eizellen aus. Nachdem beide Kinder das Licht der Welt erblickten, stellte sich heraus, dass das neugeborene Mädchen kerngesund war. Ihr Zwillingsbruder Gammy hatte allerdings das Down-Syndrom. Die Australier entschlossen sich im Anschluss, nur das gesunde Mädchen mit sich zu nehmen und Gammy zurückzulassen. Seine biologisch gar nicht mit ihm verwandte Leihmutter zieht das Kind nun allein auf. Noch dazu ist der Vater der Kinder wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Die ganze tragische Geschichte ging 2014 um die Welt, aber auch total an mir vorbei. Hier könnt ihr sie nachlesen.
Eine ernstgemeinte Entschuldigung
Ich musste mich nach der Bildauswahl von Gammy einigen zu recht entrüsteten Kommentaren stellen. Natürlich hatte ich absolut nicht die Intention, ein Kind mit Down-Syndrom als Neandertaler darzustellen. Mehrfach wurde ich um die Löschung des Scherz-Beitrags gebeten, doch ich habe mich dagegen entschieden. Ich halte solche Löschungen für rückgratlos und feige. Wer einen Fehler macht, sollte diese nicht verstecken, sondern zu ihnen stehen. Außerdem bin ich nun noch mehr der Meinung, dass Krankheiten wie das Down-Syndrom und die von ihnen betroffenen Menschen in unserer Gesellschaft viel zu unsichtbar und unbemerkt sind. Außerdem war die Diskussion in den Kommentaren bereits in vollem Gange. Eine Diskussion, aus der ich eine Menge lernen durfte. Und das wollte ich meinen Lesern nicht verwehren, bzw. die vielen interessanten Kommentare einfach löschen.
Aufgrund der tragischen Hintergrundgeschichte und den natürlich zu berücksichtigenden Persönlichkeitsrechten des Kindes habe ich mich dann noch am gleichen Abend dazu entschlossen, das Bild auf meiner Seite auszuwechseln. Ich möchte aber auch hier noch einmal jeden meiner Leser aufrichtig um Entschuldigung bitten, dessen Gefühle ich durch diese vorschnelle Bildauswahl verletzt habe.
Bevorstehende Veranstaltungen
Am kommenden Wochenende ist es endlich wieder soweit! Das nächste Urzeit-Abenteuer steht vor der Tür. Diesmal möchten wir uns nach Westdeutschland aufmachen, und das Neandertal sowie das LWL Museum für Naturkunde in Münster besuchen. Um alle Informationen für die direkt bevorstehenden Veranstaltungen auf einen Blick abzubilden, habe ich eine neue Sparte angelegt: Wer auf Das nächste Abenteuer klickt, erfährt alles über Treffpunkte, Urzeiten und den geplanten Programmablauf des nächsten Dino-Treffens. Dieser Artikel wird natürlich immer wieder regelmäßig aktualisiert.
Eine Gesamtübersicht über alle bevorstehenden Termine gibt es natürlich auch weiterhin in meinem ebenfalls immer aktuellen Veranstaltungskalender:
09.04.2022 Dino-Treffen im Neandertal-Museum Mettmann
10.04.2022 Dino-Treffen im LWL Museum für Naturkunde Münster
23.04.2022 Gemeinsame Fossiliensuche in der Kiesgrube Dohrn / Eggers in Negenharrie
27.05.2022 Dino-Treffen in der paläontologischen Sammlung Tübingen
28.05.2022 Gemeinsame Fossiliensuche auf den Erddeponien in Baden-Württemberg
28.05.2022 (Im Anschluss:) Dino-Treffen im Urwelt-Museum Hauff in Holzmaden
29.05.2022 Dino-Treffen im Museum für Naturkunde Karlsruhe
05.06.2022 Dino-Treffen im Dinosaurierpark Münchehagen
25.06.2022 Gemeinsame Fossiliensuche in der Kiesgrube Dohrn / Eggers in Negenharrie
Der Juli 2022 soll ein reiner Schreibmonat werden. In meinen Sommerferien werde ich alles geben, um den dritten Teil von Die Weißen Steine fertigzuschreiben. Es wird also keine weiteren Veranstaltungen geben, da ich mich voll und ganz auf diese Arbeit konzentrieren werde.
Für August 2022 ist am Museum übrigens auch wieder eine öffentliche Lesung geplant, den genauen Termin gebe ich demnächst noch bekannt. Und es wird demnächst bestimmt auch wieder mal einen Podcast geben. Der Veranstaltungskalender wird also bald mit noch einigen weiteren schönen Terminen ergänzt werden – und sobald ich mit meinem Roman fertig bin, hoffentlich auch mit vielen weiteren Dino-Treffen, gemeinsamen Fossiliensuchen, Lesungen und anderen Aktionen.
Neue Serie
Vor zwei Wochen habe ich hier auch wieder mit einer neuen Serie angefangen. Okay, ganz neu ist sie nicht: schon vor einigen Jahren habe ich einige der Beiträge auf Facebook veröffentlicht. Nun habe ich sie aber wieder aus meinem Archiv hervorgekramt und werde sie auch auf meiner Website verewigen. Es geht dabei um die Nomenklatur der Dinosaurier. Oder ganz banal gesagt um die Fragen, wie Dinosaurier und andere Urzeit-Tiere eigentlich ihre Namen bekommen, was sie bedeuten und welche skurrilen und teils auch wirklich witzigen Namen bereits vergeben worden sind. Die bisher veröffentlichten Artikel findest du in der Kategorie Laufende Serien in der Sparte Urzeitforschung, oder du folgst diesen Links (einfasch auf die Bilder klicken!):
Natürlich werden auch die anderen noch laufenden Serien, wie Die Geschichte unserer Erde, demnächst wieder fortgesetzt.
Bild der Woche
Ein männlicher Leptoceratops ist auf einen Felsen geklettert, um sein Revier zu sichern. Von dort hat der Wachposten einen guten Ausblick über die Landschaften der Hell Creek Formation und kann bestens auf seine Herde aufpassen.
Das Bild stammt von Mohamad Haghani.
Paläo-News
Die sonstigen Nachrichten auf meiner Website waren allerdings natürlich keine April-Enten. Doch trotzdem gab es wieder einiges an spektakulären Entdeckungen aus der Urzeitforschung zu berichten!
Kaskadenartige Plattenverschiebung: Kontinentaldrift in der Kreidezeit in Form einer geologischen Kettenreaktion
Der Kontinentaldrift führt zu einem stetigen Wandel des äußeren Erscheinungsbildes unseres Planeten. Normalerweise bewegen sich die Kontinentalplatten kaum merklich langsam, mit nur wenigen Zentimetern pro Jahrzehnt. Doch an manchen Punkten der Erdgeschichte scheint sich diese Bewegung dramatisch beschleunigt zu haben. Derya Gürer von der Australian National University in Canberra und ihr Team konnten nun erstmalig nachweisen, dass solche plötzlichen tektonischen Bewegungen kaskadenartig, also in Form einer Kettenreaktion ablaufen.
Die Forscher verwendeten im Rahmen ihrer Studie eine kinematische Modellplatte, um die relativen Bewegungen zwischen der afrikanischen und der eurasischen Platte zu quantifizieren. Ihr Hauptaugenmerk lag dabei auf der frühen Oberkreide vor 105 Ma. Damals gerieten Afrika und Indien in eine beschleunigte Bewegung, die sich über das Neotethys-Meer und den versunkenen Kontinent „Greater Adria“ fortsetzte, schließlich bis in den Mittelmeerraum gelangte und sogar den Atlantik erreichte.
Magnetische Polumkehrungen gab es zu dieser Zeit nicht, sie scheiden als Erklärung für dieses Phänomen aus. Den Anstoß zu dieser geodynamischen Kaskade gab wohl vielmehr die Bildung eines neuen Mantelplumes unter Madagaskar. Durch die Wucht diese über Jahrmillionen lang aktiven Supervulkans wurde Indien mit hohem Tempo nach Norden gedrückt und der afrikanische Kontinent gedreht. Diese plattentektonische Kettenreaktion veranschaulicht, wie Änderungen in der Plattenbewegung, unterstützt durch die Manteldynamik, sich durch einen Plattenkreislauf selbst fortsetzen können.
Kein Nachweis auf Wangen bei Lesothosaurus
Hatten Dinosaurier Wangen? Weichgewebe zwischen den Kiefern nachzuweisen ist für Paläontologen nicht leicht. Bei Säugetieren gehören die Wangen, wichtige Hautstrukturen, die das Herausfallen der Nahrung beim Kauen verhindern, zu den ersten Gewebeteilen, die nach dem Tod des Tieres verfallen. Ob Dinosaurier im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte analoge Wangen hervorgebracht haben, ist derzeit leider unklar. Sie waren ja keine Säugetiere, und weder Vögel noch Krokodile, ihre engsten heute noch lebenden Verwandten, können solche Gewebestrukturen aufweisen.

Fabien Knoll von der Fundación Conjunto Paleontológico de Teruel (Spanien) versuchte sich dennoch an dieser heiklen Frage und untersuchte die Fossilen des basalen Ornithopoden Lesothosaurus aus dem Unterjura Afrikas. Eines der Fossilien weist tatsächlich Weichgewebe auf, das zuvor als Wangengewebe gedeutet wurde. Doch die Ausbuchtung der Schnauzenspitze, wo einstmals die „Lippen“ des Tieres saßen, kann diese Interpretation offenbar nicht stützen: diese ist auch bei einer Reihe von rezenten Eidechsen vorhanden, die keine Wangen haben. Bei Säugetieren jedoch fehlt sie.
Damit ist das Muster der Lippenforaminierung kein zuverlässiger Beweis für das Vorhandensein von Wangen. Die in der Studie nachzuweisende Anatomie des Hartgewebes von Lesothosaurus bietet ebenfalls keine schlüssige Unterstützung für das Vorhandensein von Wangen oder Lippen im Säugetierstil. Lesothosaurus trug sehr wahrscheinlich stattdessen einen Hornschnabel. Die Nahrung wurde damit von den Zweigen gerupft und direkt verschluckt, ohne sie zu Kauen. Ob spätere Ornithopoden, die durchaus Mahlzähne hatten und definitiv kauten, dann irgendwann vielleicht doch noch Wangen entwickelten, ist derzeit weder auszuschließen noch zu bestätigen.
Diegoaelurus vanvalkenburghae: neues frühes Raubsäugetier mit Säbelzähnen
Die Machaeroidinae sind eine taxonomisch kleine Gruppe fleischfressender Säugetiere des frühen und mittleren Eozäns, zu der die frühesten bekannten fleischfressenden Säugetiere mit Säbelzähnen gehören. Ihre Diversität ist gering: nur eine Handvoll Arten wurden aus Nordamerika und Asien beschrieben. Shawn P. Zack von der Arizona State University in Tempe (USA) und sein Team beschreiben in ihrer neuen Studie eine neue Gattung und Art dieser Machaeroidinae: Diegoaelurus vanvalkenburghae. Der Name ist allerdings keine Anspielung auf den aus der Ice Age-Filmreihe bekannten Säbelzahntiger Diego. Er bedeutet schlicht Van Valkenburghs Katze von San Diego“, nach der Paläontologin Blaire Van Valkenburgh und dem Fundort.
Grundlage ihrer Studie ist ein fast vollständiges Gebiss aus der Santiago-Formation in Südkalifornien. Mit etwa 40 Ma ist Diegoaelurus der jüngste bekannte Machaeroidinae. Er belegt, dass es offenbar doch mehrere Linien dieser Tiergruppe gab. Die phylogenetische Analyse zeigt, dass Diegoaelurus das Schwestertaxon von Apataelurus ist, während ältere Arten als monophyletische Machaeroides geborgen werden. Beide phylogenetischen Ergebnisse sind jedoch nur relativ schwach gestützt.

Dem Bau seines Kiefers nach zu urteilen war Diegoaelurus ein hochspezialisierter Beutegreifer, der besonders zum Erlegen deutlich größerer Beutetiere befähigt war. Allerdings war der tödliche Eckzahnscherbiss nur schwach ausgeprägt. Vielleicht tötete Diegoaelurus seine Beute also nicht durch einen Biss in den Hals, sondern in die Eingeweide.
Tyrannosaurus „Stan“ ist wieder aufgetaucht!
Jahrelang war er der Superstar des Black Hills Institutes in South Dakota, dann wurde er 2020 versteigert. Ganze 31,8 Millionen US-Dollar, mehr als jemals für irgendein Fossil gezahlt wurde, brachten die Knochen von Stan ein, eines der vollständigsten und besterhaltensten Skelette eines Tyrannosaurus auf der ganzen Welt. 1987 wurden die ersten Knochen in der nordamerikanischen Hell Creek Formation entdeckt, bis 1992 wurden sie freigelegt. Stan war stattliche 11,7m lang, 3,6m hoch (an der Hüfte) und über 7 Tonnen schwer, als er vor ungefähr 67 Millionen Jahren starb, vielleicht an einer bereits mehrere Jahre alten Wirbelverletzung, die dem Tier eine schlimme Knochenwucherung bescherte. Am Ende seines Lebens war Stan wohl kaum noch imstande, sich zu bewegen, und er dürfte deshalb kläglich verhungert sein.
Die interessante Lebens- und Leidensgeschichte des Tyrannosaurus wird nun sicher bald Thema in einer ganz besonderen Ausstellung sein. Stan verschwand nämlich nach der Auktion von der Bildfläche. Es wurde vermutet, dass vielleicht ein reicher Hollywood-Star sich die Fossilien ersteigert hatte, doch Dino-Fans dürfen jetzt aufatmen: Stan kommt wieder in ein Museum. Das noch im Bau befindliche Natural History Museum in Abu Dhabi ist der mysteriöse Käufer!

Das neue Museum wird im Saadiyat Cultural District des Emirats liegen, der sich zu einem der führenden Kulturzentren der Welt entwickeln soll. Es wurde vom Ministerium für Kultur und Tourismus in Zusammenarbeit mit Miral, Abu Dhabis führendem Anbieter von Reisezielen und Erlebnissen, entworfen und nun realisiert. Mit einer Fläche von mehr als 35.000 m² haben die leitenden Architekten von Mecanoo das Museum in Anlehnung an die natürlichen Felsformationen entworfen, um das Ziel des Museums widerzuspiegeln, das Verständnis für und die Auseinandersetzung mit der natürlichen Welt zu verbessern. 2025 soll die Ausstellung eröffnet werden.
Neue Studie: Spinosaurier hatten hohe Knochendichte; manche konnten sogar gut tauchen!
Im Laufe der Erdgeschichte haben Landwirbeltiere dutzende Male den Weg zurück ins Wasser als ihren primären Lebensraum gefunden. Wale, Robben, Pinguine, Seeschlangen – aber auch schon zahlreiche ausgestorbene Tiere, wie die Ichthyo- und Plesiosaurier. Die Nichtvogel-Dinosaurier galten aber lange Zeit als Ausnahme von diesem Muster. Seit einigen Jahren wird allerdings darüber diskutiert, wie weit manche von ihnen doch an ein aquatisches Leben angepasst waren. Allen voran: die Spinosauriden.

Matteo Fabbri vom Field Museum of Natural History in Chicago (USA) und sein Team legen nun mit ihrem aktuellen Paper wieder neues Gewicht in die Waagschale, dass die „Dornenechsen“ bestens im Wasser zurechtkamen. Sie untersuchten den Zusammenhang zwischen Knochendichte und aquatischer Ökologie bei vorhandenen Wirbeltieren, der auch einen zuverlässigen Rückschluss auf aquatische Gewohnheiten bei ausgestorbenen Arten ermöglicht. Dabei fanden die Forscher starke Belege für aquatische Gewohnheiten bei Spinosauriern. Ihre Knochendichte war weit höher als die von an Land lebenden Theropoden und entspricht viel eher der von heutigen Pinguinen. Spinosaurier waren wahrscheinlich eng ans Wasser gebundene, aber durchaus vielfältige Spezialisten, mal mit mehr, mal mit weniger guten Eigenschaften fürs Schwimmen und sogar fürs Tauchen.
Während Spinosaurus und Baryonyx wohl recht oft mit dem Kopf unter Wasser waren und vielleicht auch dort aktiv nach Beute suchten, behielten andere wie Suchomimus ihren Kopf lieber oberhalb der Oberfläche. Die Anpassung an aquatische Umgebungen trat bei Spinosauriern während der frühen Kreidezeit auf, nachdem sie sich während des frühen Jura von anderen Theropoden der Tetanurae-Klade getrennt hatten. Aktive Unterwasser-Verfolgungsjäger- wie oft fälschlich dargestellt – waren die Spinosaurier allerdings nicht. Dies konnte in anderen Studien bereits widerlegt werden.
Erste triassische Flugsaurier auf der Südhalbkugel beschrieben
Flugsaurier waren die ersten Wirbeltiere, die den aktiven Ruderflug entwickelten. Der Zeitpunkt ihres Ursprungs wird immer noch diskutiert. Die Hypothesen reichen dabei vom Ende des Perms bis hin zu den mittleren bis späten Trias-Epochen. Unabhängig davon, wann sie entstanden sind, beschränken sich die ältesten Belege auf die oberen Trias auf der Nordhalbkugel. Auf der Südhalbkugel hat man bislang jedoch noch niemals Fossilien von Flugsauriern aus der Trias gefunden.

Die Schwestergruppe der Flugsaurier, die Dinosaurier, stammt jedoch aus der Mitteltrias der Südhalbkugel. Es ist somit wahrscheinlich, dass der letzte gemeinsame Vorfahre beider Gruppen ebenfalls von dort kam. Zumindest dass Flugsaurier doch auf der triassischen Südhalbkugel vorhanden waren, ist sehr wahrscheinlich. Dies konnten Ricardo N. Martínez von der Universidad Nacional de San Juan (Argentinien) und sein Team nun in einer Studie belegen: sie beschreiben zwei neue Flugsaurier aus der spätriassischen Familie der Raeticodactylidae. Die Fossilen wurden bei Grabungen zwischen 2012 und 2014 in der Quebrada del Barro-Formation im Nordwesten Argentiniens gefunden und stammen damit aus der Zeit des Übergangs vom Norium zum Rhaetium, vor 206 Ma.
Die erste Art heißt Yelaphomte praderioi. Der Name bedeutet „Praderios Biest der Lüfte“ und entstammt der indigenen Allentiac-Sprache. Mit dem Artnamen wird einer der Entdecker, Angel Praderio, geehrt. Der zweite Flugsaurier heißt Pachagnathus benitoi, was ein Mischwort aus der Aymara-Sprache und Griechisch ist und „Benitos Erd-Kiefer“ bedeutet. Der Artname ehrt den Einheimischen Fossiliensammler Benito Leyes, der die Forscher zu der Fundstelle führte. Die neuen Entdeckungen belegen definitiv eine frühe globale Verbreitung von Flugsauriern, seit Beginn ihrer Evolution auf der Erde. Beide Arten waren vermutlich sehr eng miteinander verwandt. Es wird sogar diskutiert, dass sie bloß verschiedene Altersstadien oder Geschlechter der gleichen Spezies sein könnten.
Studie zur Gesichtsneurologie von Tyrannosaurus: hatten fleischfressende Dinosaurier Lippen?
Moderne Untersuchungen mittels CT-Scanning haben in den letzten Jahren neues Licht auf Verwandtschaft und auch das wahrscheinliche Aussehen vieler ausgestorbener Tiere geworfen. In einer neuen Studie haben sich Florian Bouabdellah, Emily Lessner und Julien Benoit mithilfe solcher CT-Scans die rostralen neurovaskulären Kanäle in den Kieferknochen von Tyrannosaurus rex im Detail angesehen und mit zahlreichen zuvor veröffentlichen Studiendaten verglichen.
Die Analyse der Forscher zeigt, dass das Muster dieser Kanäle bei Tyrannosaurus für einen Nicht-Vogel-Theropoden nicht ungewöhnlich ist. Wie auch beim frühkreidezeitlichen Neovenator weist der Oberkieferkanal mehrere Verästelungen auf. Ein Überblick über die Literatur legt nahe, dass die Entwicklung der Trigeminuskanäle bei Sauropsiden (Echsen und Vögel) frühere Hypothesen, dass Theropoden wie Tyrannosaurus eine ähnliche Gesichtsempfindlichkeit wie Krokodile hatten, allerdings nicht stützt. Lediglich die semiaquatischen Theropoden wie Spinosaurus könnten eine ähnliche Gesichtsneurologie gehabt haben.

Die neue Studie wirft allerdings neue Indizien zu einer ganz anderen Hypothese in die Waagschale: die rostralen neurovaskulären Kanäle bei Tyrannosaurus sind ähnlich aufgebaut wie die von Reptilien, die ihre Zähne hinter Lippen verbergen. Weitere Studien in dieser Richtung könnten also dabei helfen, die Frage zu beantworten, ob Theropoden wirklich Lippen hatten oder nicht.
Amargasaurus hatte keine Stacheln, dafür eine Finne!
Die Dicraeosauriden sind „kleine“ bis mittelgroße Sauropoden mit verhältnismäßig kurzen Hälsen. Manche Gattungen stachen auch durch extrem verlängerte Wirbelfortsätze hervor, wie z.B. Amargasaurus, Pilmatueia und Bajadasaurus. Doch was war ihre Funktion? Und wie sahen diese Tiere eigentlich aus? In vielen Darstellungen ragen die Knochenspitzen als keratinüberzogene Verteidigungs-Stacheln aus dem Hals, manchmal spannen sie auch eine Art Fächer oder Segel auf. Als eine der gängigsten Hypothesen gilt eine Funktion als Display-Merkmal, also dass dieses „Segel“ der innerartlichen Kommunikation dienlich war. Männchen warben damit vielleicht um die Weibchen, oder schüchterten Rivalen ein.

Ignatio A. Cerda von der Universidad Nacional de Río Negro (Argentinien) und sein Team stellen diese Hypothesen in ihrer neuen Arbeit gründlich auf den Prüfstand. Sie analysierten erstmalig die äußere Morphologie, innere Mikroanatomie und Knochenmikrostruktur der Wirbelfortsätze von Amargasaurus, sowie von einem zweiten, bislang unbestimmten Dicraeosauriden.
Die anatomischen als auch histologischen Daten stützen allerdings nicht das Vorhandensein einer Keratinschicht über dem Knochen. Zur Verteidigung haben die Stacheln deshalb wohl kaum gedient. Die räumliche Verteilung und relative Ausrichtung der Sharpey-Fasern legen dafür aber ein System interspinaler Bänder nahe, die die Wirbelfortsätze horizontal miteinander verbanden. Die aktuellen Daten stützen somit zwar schon die Hypothese für das Vorhandensein eines Halssegels bei Amargasaurus und anderen Dicraeosauriden, allerdings eher nicht als dünner Hautlappen. Es war vielmehr eine Art Finne, die sehr stabil und widerstandsfähig war. Die unterschiedliche Verteilung der sekundären Osteone weist darauf hin, dass die Wirbelfortsätze von Amargasaurus besonders auf der Vorderseite hohen mechanischen Kräften standhalten konnten.
Cleverness durch Körperwärme: Studie zur Evolution der Superhirne
Die Rekonstruktion der Entwicklung der Hirnkapazität zur Verarbeitung von Informationen des Gehirns ist von größter Bedeutung, um den Aufstieg der komplexen Kognition zu verstehen. Die Intelligenz eines Lebewesens wird dabei aber nicht allein durch die schiere Größe des Gehirns bestimmt. Viel bedeutsamer ist die Anzahl der miteinander Verknüpften Nervenzellen, also die Dichte der Neuronen. In einer neuen Studie haben Kristina Kverková von der Univerzita Karlova in Prag (Tschechien) und ihr Team die Entwicklung des Gehirns von Amnioten (Landwirbeltiere) untersucht und eine detaillierte Analyse der Neuronendichte bei 251 verschiedenen Arten von Reptilien, Vögeln und Säugetieren durchgeführt.
Die Forschungen ergaben, dass Reptilien nicht nur im Verhältnis zur Körpergröße relativ kleine Gehirne haben. Sie haben auch eine nur sehr geringe Neuronendichte, die über 20-mal niedriger ist als bei Vögeln und Säugetieren ähnlicher Körpermasse. Viermal kam es den Forschern zufolge in der Entwicklungsgeschichte der Amnioten zu einem extremen Anstieg der Neuronenzahl: einerseits in der Linie der Vögel, wahrscheinlich schon bei ihren Dinosaurier-Vorfahren, andererseits auch bei den Säugetieren. Auch innerhalb dieser Linien gab es zwei weitere Male eine extreme Zäsur, in welcher eine Linie dann gegenüber ihren Verwandten extrem an Neuronendichte – und an Intelligenz zunahm: bei der geneinsamen Klade aus Singvögeln und Papageien, sowie bei den Trockennasenaffen, zu denen auch der Mensch gehört.
Interessanterweise ist die relative Gehirngröße bei Reptilien, Vögeln und Primaten mit der relativen neuronalen Zelldichte verbunden, nicht jedoch bei anderen Säugetieren. Die Entwicklung einer hohen Neuronendichte scheint eng gekoppelt an die Fähigkeit zu sein, eigene Körperwärme und überhaupt viel ATP-Energie zu erzeugen. Gehirne haben schließlich einen sehr hohen Energieverbrauch. Säugetiere wie der Nacktmull, der nur begrenzt seine Körperwärme aufrechthalten kann, haben dagegen eine eher reptilienartige Neuronendichte.
Allgoviachen tortonica: Wurde ein miozäner Vertreter der Gänsevögel Opfer einer Schnappschildkröte?
Gerald Mayr vom Senckenberg Naturmuseum in Frankfurt am Main und seine Kollegen beschreiben in ihrer neuen Arbeit den Beinknochen eines größeren Vertreters der Gänsevögel, der vor etwa 12 Ma während des Miozäns lebte. Die Fossilien stammen aus der Tongrube Hammerschmiede in Südwestdeutschland. Die Forscher nannten das Tier Allgoviachen tortonica („Allgäu-Gans aus dem Tortonicum“, der Epoche, aus der der Vogel stammt).
Da es sich nur um die Fußknochen handelt, fällt eine genaue phylogenetische Analyse schwer. In den Gesamtproportionen ähnelt einer der Knochen, der Tarsometatarsus, aber dem der heute noch lebenden Höckerglanzgänse (Sarkidiornis) und Halbgänsen (Tadorninae). Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit den frühmiozänen Taxa Paranyroca und Cygnopterus könnte die neue Art eine für die Anatidae repräsentative Stammgruppe sein. In jedem Fall zeigt der Fund, dass die Gänsevögel im Miozän eine doch beachtliche Artenvielfalt hatten.

Allgoviachen konnte offenbar nicht nur im und am Wasser, sondern auch auf dem Boden als auch auf Bäumen leben. Dies belegen die Krallen an den Füßen. Forscher der Uni Tübingen vermuten, dass der gefundene Gänsefuß vielleicht die Überbleibsel der Mahlzeit einer lebenden Schnappschildkröte waren. Der abgebissene Fuß könnte allein als Fossil überliefert worden sein, der Rest des Vogels gefressen.
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Das war es für heute mit den Nachrichten aus der Urzeit! Ich wünsche dir jetzt noch einen schönen Sonntag, genieße wo es geht das herrliche Frühlingswetter und vor allem: Bleib gesund! Und wir sehen uns vielleicht bald bei meinem Abenteuer im Neandertal!
Dein Markus Peter Kretschmer