Weiter geht’s mit der Serie über die Authentizität der Dinosaurier in Actionfilmen. Und weil wir vor zwei Wochen schon mit dem ikonischsten der Dino-Filme gestartet haben, setzen wir doch gleich mit dem Nachfolger fort! „Vergessene Welt – Jurassic Park“ ist nach dem Original mein liebster Film des ganzen Franchises. Es ist außerdem der erste, den ich selbst schon bei Erscheinen im Kino sehen konnte und durfte. Beim Vorgänger von 1993 war ich erst neun Jahre alt und musste bitter enttäuscht hinnehmen, dass sich meine Eltern diesen Film ohne mich im Kino ansahen.
Was macht „Vergessene Film“ zu einer so guten Fortsetzung?
Es kann natürlich sein, dass ich aus meiner ersten Dino-Kino-Erfahrung etwas vorbelastet schreibe und den Film deshalb so genial finde. Falls Du in manchen Punkten meine Begeisterung nicht teilen solltest, verzeih mir das bitte. Bedenke, dass es sich hierbei um meine persönliche Meinung handelt, und nichts weiter. Und falls es hier jemanden gibt, der diesen Beitrag liest und den Film noch nicht gesehen hat, warne ich eindringlich vor Spoilern! Ja, ich weiß, das ist zwar absolut unwahrscheinlich, aber ich will ja nicht unhöflich sein.
Dieser Artikel ist auch bei YouTube verfügbar. Michael Kubi hat wieder ganze Arbeit geleistet und ein wirklich interessantes Video draus gemacht!
Mehr Screentime und viele starke Szenen – auch für die Pflanzenfresser!
So, da das nun geklärt ist: Was finde ich an dem Film eigentlich so gut? Zum einen, weil er alles richtig macht, was mich in „Jurassic Park“ noch (leicht!) störte. Als eigentlich einziger aller Jurassic-Filme schenkt er den Dinosauriern selbst die meiste Aufmerksamkeit. Tatsächlich bekommen wir hier viele neue Spezies zu sehen, die auch eine erheblich längere Screentime haben als im Vorgänger. Hier bekommen auch endlich mal die Pflanzenfresser eine Bühne, die sonst vor allem den Fleischfressern gehörte. Es ist einfach klasse zu sehen, wie die Stegosaurus-Herde ihr Baby verteidigt. Oder wie ein wütender Pachycephalosaurus das Duell mit einem Geländewagen gewinnt. Und wie sich der Triceratops im wilden Amoklauf an seinen Kidnappern rächt – grandiose Szenen, die den 13-jährigen Markus nachhaltig begeisterten.
Dinosaurier in Freiheit!
Außerdem macht „Vergessene Welt“ mit der Isla Sorna ein völlig anderes Setting auf. Die Dinos in JP waren ja zuerst noch Zootiere hinter Schloss und Riegel. Zumindest die erste Hälfte des Films konnten wir uns vor ihnen noch in (falscher) Sicherheit wiegen. Doch in „Vergessene Welt“ sind wir den gesamten Film über in der unberechenbaren Wildnis, mit frei lebenden, bereits angepassten Dinosauriern. Gefahr kann praktisch von überall her kommen, und sogar von den niedlichen kleinen Compys. Das wird schon im grandiosen Intro mit dem kleinen Mädchen demonstriert. Spielberg schafft es, mit genau dieser Urangst zu spielen und tut das sogar besser als in JP, wie ich finde. Hier ist die Gefahr nicht nur spürbar, sondern endlich auch sichtbar – kaum eine Szene kommt ohne einen Dino aus. Und das finde ich klasse! Genau dafür geht man doch ins Kino!
Kelly – meine Heldin!
Kelly Curtis, die Tochter von Ian Malcolm, wird von vielen Fans als das langweiligste oder sogar nervigste Kind aus den JP-Filmen geächtet. Dabei kann ich diesen Hate überhaupt nicht nachvollziehen! Kelly ist das einzige der vielen JP-Kinder, das mich eigentlich überhaupt nicht nervt. Gut, sie trifft eine wohl denkbar blöde Entscheidung, sich heimlich mit an Bord des Expeditionsschiffs zu schleichen. Aber das tut sie doch nur, weil ihr Rabenvater sie total vernachlässigt und sie gern Zeit mit ihm verbringen möchte. Im Endeffekt total nachvollziehbar! Sie nervt außerdem nicht durch Klugscheißerei oder geht dem Zuschauer durch nervige Dialoge auf den Geist. Im Gegenteil, sondern äußert absolut vernünftige Bedenken, als Sarah und Nick das T. rex-Baby in den Trailer bringen. Sehr erwachsen, junge Lady!
Und dann ist sie noch eine richtige kleine Heldin, und das zweimal. Auch wenn wir das auf der Leinwand nicht zu sehen bekommen, so ist sie doch diejenige, die sich mutig und ganz allein durch den Dschungel zieht. Obwohl sie zuvor Schreckliches mitansehen musste, wagt sie sich vor und führt die Mitglieder des anderen Teams zu ihrem Vater, Sarah und Nick. Natürlich könnte sie von dem anderen Team auch auf dem Hochstand entdeckt und mitgenommen worden sein, doch mir gefällt der Gedanke, dass wahrscheinlich sie den drei Protagonisten Off-Screen das Leben gerettet hat.
Definitiv richtig ist jedoch, dass sie der wohl einzige Mensch des ganzen Franchise ist, der einen Velociraptor ganz ohne Waffen und nur durch Körpereinsatz töten kann. Ihren Papa rettet sie damit (ein weiteres Mal?) vor dem sicheren Tod. Also bitte etwas mehr Respekt vor Kelly!
Die Dinosaurier aus „Vergessene Welt: Jurassic Park“
Kommen wir nun aber zu den eigentlichen Stars des Films und meiner auf harten Fakten basierenden Kritik daran. Ich werde hier aber nun nicht nochmal auf die Tiere eingehen, die wir schon in JP zu sehen bekamen. Höchstens, wenn sich gravierend etwas an der Darstellung geändert haben sollte, wird der Dino nochmal erwähnt!
„Compys“
Compsognathus longipes; Solnhofener Plattenkalk (Deutschland); vor 155 Ma (Oberjura)
oder Procompsognathus triassicus; Trossingen-Formation (Deutschland), vor 215 Ma (Obertrias)
Tja… Ihr seht hier schon das erste Problem: Was zum Teufel ist eigentlich ein Compy? Es kommen hier nämlich gleich zwei Dino-Spezies infrage, die der Film zeigen könnte. Allerdings handelt es sich bei beiden um zwei völlig unterschiedliche, einander nur oberflächlich ähnliche, aber nicht eng miteinander verwandte Dinosaurier. Trotz des ähnlich klingenden Namens haben die beiden nichts miteinander zu tun: Eberhard Fraas, der den triassischen Procompsognathus 1913 in Bayern entdeckte, meinte damals nur, dass er vielleicht ein Vorfahre des jurassischen Compsognathus gewesen sein könnte. Das ist aber, wie wir heute wissen, nicht der Fall. Procompsognathus triassicus war ein etwa 1,2m langer Theropode aus der Familie der Coelophysidae, also ein recht früher kleiner Raubsaurier. Compsognathus longipes trat dagegen erst im Oberjura auf und ist ein schon recht fortschrittlicherer Coelusosaurier, der schon sehr viel Ähnlichkeit mit den Vögeln hatte.
Compsognathus oder Procompsognathus?
Im Film selbst wird der kleine Kerl vom Charakter Robert Burke als Procompsognathus triassicus klassifiziert. Auch in der Buchvorlage von Michael Crichton ist klar von einem Procompsognathus die Rede! Aber so, wie die Macher des Films den Dino-Zwerg rekonstruierten, ist er doch eher an den Compsognathus angepasst. Zumindest ähnelt seine Darstellung dem Bild, dass die Forschungswelt in den 1990gern noch von ihm hatte. Das Tier ist im Film nur ca. einen halben Meter lang (größere Exemplare von Compsognathus wurden erst später in Südfrankreich gefunden). Auch der schmale Kopf mit den großen Augen passt besser zu Compsognathus.
Ich unterstelle also dem Filmcharakter Burke, der ja ohnehin als Karikatur gedacht war, sich mehrfach irrt und seiner Hybris wegen letzten Endes sogar gefressen wird, also einen weiteren Fehler. Burke lag bestimmt auch bei der Klassifikation des InGen-Compys falsch! Ich möchte deshalb behaupten, dass die Compys von der Isla Sorna zur Spezies Compsognathus longipes gehören!
Robert Burke – Karikatur auf Robert T. Bakker
An dieser Stelle nochmal eine kleine Anekdote zu „Robert Burke“: Der bärtige Paläontologe mit Cowboyhut wurde auf direkten Wunsch von John „Jack“ Horner, der Spielberg für den Film beratend zur Seite stand, in den Film mit eingebaut. Er ist eine klar erkennbare Karikatur von Robert T. Bakker, eines Kollegen und „Rivalen“ von Horner. In den 1990gern lieferten sich beide einige hitzige Debatten über das Verhalten von Dinosauriern, insbesondere Tyrannosaurus rex war häufiges Streitthema zwischen den beiden: Während Bakker die Meinung vertrat, dass Tyrannosaurus der Spitzenprädator von Hell Creek war, beharrte Horner auf seiner These, dass sich der „König der Dinosaurier“ primär von Aas ernährte.
Als Robert Bakker im Kino saß, erkannte er sich selbst natürlich sofort in der Figur des „Burke“ wieder. Und als sein Charakter dann auch noch aus dem Wasserfall gezerrt und von einem Tyrannosaurus gefressen wurde, zückte er sofort sein Handy und schrieb noch im Kinosessel seinem Kollegen Horner eine lakonische SMS: „I told you, he was a hunter.“ (Ich hab dir doch gesagt, er war ein Jäger.)
Der echte „Compy“
Doch zurück zu unseren Compys: Wie authentisch sind sie dargestellt? Von Funden ihrer Verwandten aus China wissen wir, dass sehr wahrscheinlich auch Compsognathus ein Federkleid aus Flaumfedern trug. Und vielleicht war er sogar in braun-roten Waldfarben gemasert, sah also aus wie ein Eichhörnchen. Er war jedenfalls wohl kein besonders gefährlicher Dino, der in der Insel- und Lagunenwelt des damaligen Deutschland auf die Jagd nach Insekten, Amphibien, Echsen und anderen Kleintieren ging. Dass Compsognathus so wie im Film dargestellt auch über einen Menschen herfallen könnte, ist also völliger Unsinn. Und dass sie in der Gruppe jagten, ist durch Fossilien ebenfalls nicht belegt. In den territorial sehr begrenzten Lebensräumen, also den kleinen Inselchen, auf denen sie lebten, waren sie vermutlich eher als Einzelgänger unterwegs. Und wahrscheinlich konnten sie auch ziemlich gut schwimmen!
Stegosaurus
Stegosaurus stenops; Morrison Formation (U.S.A.), vor 150 Ma (Oberjura)
Und gleich der nächste Dinosaurier, der mich mit ratlosem Schulterzucken bei der Klassifizierung zurücklässt. Hier allerdings wenigstens nur auf der Artebene: Von der Gattung Stegosaurus wurden nämlich mehrere Spezies beschrieben. Die Typus-Art, die etwas kleinere und bis zu sieben Meter lange, ist Stegosaurus stenops. Man findet diesen Namen auf vielen Fanseiten. Auch in der Buchvorlage ist klar von einem Stegosaurus stenops die Rede.
Viel zu groß!
Doch auf der Leinwand sehen wir ein riesenhaftes Tier von deutlich größeren Ausmaßen. Gemessen an der Szene, in der die Tiere an Malcolm, Carr und Van Owen vorbeilaufen, müssen sie mindestens 10m lang sein, eher sogar 12 bis 13! So groß wurden Stegosaurier allerdings wohl eher nicht. Selbst die größten Vertreter der größten Art, Stegosaurus ungulatus, bleiben meist nur bei 8 bis 9m Körperlänge. Hier hat man aus dramaturgischen Gründen die Größe also stark übertrieben und das Tier fast doppelt so lang und sicher mindestens fünfmal so schwer gemacht, als es in Wirklichkeit war.
Nicht übertrieben ist jedoch das, was wir auf der Leinwand von seinem Verhalten zu sehen bekommen. Stegosaurus besaß tatsächlich einen Schwanz mit fiesen Schlagdornen, die er nachweislich zur Selbstverteidigung einsetzte. In einem Wirbelknochen eines Allosaurus fanden Forscher ein kreisrundes Loch, das perfekt zu einem solchen Schlagdorn passt. Der besagte Allosaurus hat sich also sehr wahrscheinlich mit dem falschen Beutetier angelegt. Und ich habe keinen Zweifel, dass ein großer Stegosaurus sogar einen hohlen Baum durchstechen konnte, wie wir es im Film zu sehen kriegen. Das ist also wohl kein Quatsch.
Mamenchisaurus
Mamenchisaurus constructus; Shangshaximiao-Formation (China), vor 160 Ma (Oberjura)
In der Jagdszene, als die Mitglieder des zweiten Teams die Tiere der Isla Sorna einfangen, sehen wir zwei riesige Sauropoden. Es handelt sich anders als viele Fans meinen jedoch nicht um Brachiosaurier. Wir sehen hier tatsächlich eine neue Sauropoden-Art, die wir bislang auch nur aus diesem einen Film kennen. Im Buch – und das sowohl in beiden Teilen – wird der Riesen-Sauropode übrigens durch Apatosaurus repräsentiert. Im Film sehen wir dagegen den asiatischen Mamenchisaurus.
Allerdings ist Mamenchisaurus im Film – wie Apatosaurus – ein Diplodocide und wird auch mit der für diese Tiergruppe typischen Kopfform dargestellt. In den 1990ern ging man nämlich noch davon aus, dass der Mamenchisaurus in die Familie der Diplodocidae gehörten. Heute stehen sie allerdings außerhalb und näher an der Basis der urtümlichen Sauropoden. Und dass sie anders aussehende Köpfe hatten, wissen wir auch.
Mamenchisaurus besaß von allen Sauropoden einen der längsten Hälse und war damit zwar nicht schwerer, aber deutlich höher als ein Brachiosaurus. Hinsichtlich der Größe ist die Darstellung im Film noch nicht einmal übertrieben: Einzelne Wirbelfunde von wahrhaft gigantischem Ausmaß lassen spekulieren, dass manche Arten wie M. sinocanadorum Körperlängen von 35 Metern und mehr erreichten.
Vielleicht etwas zu groß?
Da der Film die Mamenchisaurier eher als eine Art Cameo-Auftritt behandelt, kann ich sonst keine größeren Auffälligkeiten erkennen, die man hätte verbessern können. Allerdings wird ein echter Mamenchisaurus seinen Hals wohl eher in einem etwas flacheren Winkel gehalten haben, um keine Probleme mit dem Blutdruck zu bekommen. Er streckte sich wohl nur sehr selten auf die vollen 18m Höhe aus, die er erreichen konnte, und blieb meistens „nur“ auf etwa 8 bis 12m Höhe. Durchschnittliche Mamenchisaurier, insbesondere die dargestellte Art Mamenchisaurus constructus, erreichten außerdem auch meist „nur“ etwa 22m Körperlänge. Solche Giganten, wie wir sie in Vergessene Welt zu sehen bekommen, gehörten wohl zu den absoluten Ausnahmen.
Pachycephalosaurus
Pachycephalosaurus wyomingensis; Hell Creek-Formation (USA), vor 67 ma (Oberkreide)
Und ein weiteres prominentes Mitglied aus Hell Creek! Der „Dickschädel“ bekommt in Vergessene Welt einige ganz witzige Szenen, da er es den Jägern nicht einfach macht, sich gefangen nehmen zu lassen. Mit der gefährlichen Schädelkuppe rammt er einen Geländewagen gar so heftig, dass eines der Teammitglieder auf der anderen Seite herausgeschleudert wird. Und auch in der Camp-Zerstörungs-Szene ist er seinen Kidnappern nicht gerade freundlich gesinnt und jagt nun gar selber die Jäger.
Kein Kopfnuss-Spezialist!
Doch das Bild, das wir hier sehen, ist wissenschaftlich absolut nicht haltbar. Die Schädelkuppel hatte wohl eher nur Display- und Show-Funktionen und diente der innerartlichen Kommunikation. Aber sie war definitiv nicht für Rammstöße gemacht, besonders nicht gegen Fahrzeuge aus Stahl! Der ganz einfache Grund: sie bestand aus massivem Knochen, und nicht aus Horn. Hörner, wie zum Beispiel der Kopfschmuck eines Schafs oder einer Ziege, bestehen aus dem viel elastischeren Keratin. Ein Horn kann die Aufprallenergie ableiten, es ist belastbar und doch federnd genug für so hohe Kräfte, die dabei frei werden. Schafe führen mit ihren Hörnen auch äußerst rabiate Kämpfe gegen Artgenossen aus. Und sie können sich damit sogar gegen einige kleinere Beutegreifer effektiv verteidigen.
Der Knochen eines Pachycephalosaurus, selbst mit 30cm Dicke, wäre jedoch bei so einem Aufprall einfach gebrochen. Einen aus vollem Lauf ausgeführten Kopfstoß mit einem Artgenossen, oder gar einen Zusammenstoß mit einem Geländewagen, hätten ihm nicht nur starke Kopfschmerzen bereitet. Er hätte das wohl noch nicht einmal überlebt. Das wurde durch Modellanimationen im Labor bestätigt.
Es ist jedoch vorstellbar, dass mit der Schädelkuppe Schiebeduelle ausgefochten wurden. Dabei schob der Pachycephalosaurus seinen Kontrahenten vor sich her oder stieß ihm in die Seite. Primär dürfte diese Kopfform aber vor allem ein Schmuckstück gewesen sein, dass dem Pachycephalosaurus dabei half, Artgenossen voneinander zu unterscheiden, Fortpflanzungspartner zu finden und Rivalen einzuschüchtern, ähnlich wie Kopfkämme bei Vögeln und Reptilien. Eine Waffe war das Ding also eher nicht. Vielelicht war die Kuppel sogar auffällig bunt gefärbt!
Pachycephalosaurus – gelegentlich ein Fleischfresser?
Ein weiterer interessanter Fakt, der aber zu den Dreharbeiten von Vergessene Welt noch nicht bekannt war: Pachycephalosaurus ernährte sich sehr wahrscheinlich omnivor und war kein reiner Pflanzenfresser. 1997 war bloß der Oberkiefer bekannt, mit eindeutig blattförmigen Zähnen und der Mahlfläche eines Pflanzenfressers. Heute kennen wir aber auch den Unterkiefer, und der besaß sehr scharfe Schneidezähne, die sich gut zum Zerreißen von Fleisch eigneten. Vielleicht sollte man vor diesem Tier also trotzdem besser auf der Hut sein.

Tyrannosaurus
Tyrannosaurus rex; Hell Creek Formation (Montana; U.S.A.), vor 68 Ma (Oberkreide).
Nanu? Den hatten wir doch schon im letzten Teil? Ja, richtig. Aber da hatten wir nur einen! Jetzt treten im Film aber gleich zwei Rexe auf, die als die Hauptantagonisten fungieren und in trauter Zweisamkeit Angst und Schrecken verbreiten. Doch wie richtig ist das im Film dargestellte Sozialverhalten des T. rex? Und ist auch das Baby angemessen dargestellt?
Ich habe „Vergessene Welt“ inzwischen bestimmt mehr als zehnmal gesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich der T. rex des ersten und die beiden des zweiten Teils sehr deutlich voneinander unterscheiden. Nicht wegen ihrer Darstellung, beide lassen mir durch die grandiose Animatronik von Stan Winston immer noch einen kalten Schauer über den Rücken laufen – im positiven Sinne natürlich! Ein dickes Logikloch ist aber, dass der T. rex für Teil II offensichtlich ein Upgrade bekommen hat. „Rexy“ (bzw. Roberta) reagierte in Teil I ja bekanntlich nur auf Bewegungen. Die Rexe in „Vergessene Welt“ können aber offensichtlich sehr gut räumlich sehen! Als der männliche Rex in San Diego Amok läuft, beißt er voller Appetit in eine Ampel. Eine Verkehrsampel habe ich noch nie davonrennen sehen, und im Film hat sie das ja vorher auch nicht getan, nicht einmal die Farbe gewechselt. Auch den versteckten Hund in seiner Hundehütte spürt er visuell auf und schnappt ihn sich. Und obwohl Ian und Sarah mit dem kleinen Baby-Rex im Auto stehen, erfasst sie der fürsorgliche Papa sogleich mit seiner guten Nase, aber definitiv auch mit seinem strengen Blick. Dieses Verhalten ist um einiges authentischer als noch in „Jurassic Park“.
Das Sozialverhalten von Tyrannosaurus
Tatsächlich gibt es auch einige Indizien, die dafür sprechen, dass Tyrannosaurier in Familienverbänden gelebt haben könnten. Vom etwas älteren Albertosaurus sarcophagus wurden im Dry Island-Bonebed mehr als 20 Individuen an ein und derselben Stelle gefunden. Die Tiere gehörten verschiedenen Altersgruppen an, was darauf schließen lässt, dass sie sich zumindest gelegentlich als Gruppe formiert haben könnten. Auch von Tyrannosaurus rex sind ähnliche Fundzusammenhänge bekannt. Ich habe ihn deshalb auch in meinem Roman Die Weißen Steine als ein sozial agierendes Familientier dargestellt. Meine Angriffsszene auf den Bus der Klasse 10b ist natürlich, wie viele Fans sicher schon erkannt haben, auch eine direkte Hommage an den Angriff der beiden Rexe auf den Trailer von Eddie Carr. Es ist sehr gut möglich, dass Tyrannosaurus tatsächlich paarweise oder auch gelegentlich in der Gruppe jagte.
Das T. rex-Baby
Was nicht so ganz stimmt, ist die Darstellung des „nur wenige Wochen alten“ T. rex-Babys. Da man von Albertosaurus und vermutlich auch von Tyrannosaurus recht große Fragmente von Eierschalen gefunden hat, waren diese Tiere vermutlich Nestflüchter und hielten sich nicht wochenlang im Nest auf. Nesthocker würden die Eier im Nest zertrampeln, sodass nur winzig kleine Fragmentsplitter erhalten geblieben wären.
Ein frischgeschlüpfter Tyrannosaurus war außerdem deutlich kleiner und maß zu Beginn seines Lebens erst weniger als einen halben Meter. Das Tier, das wir im Film sehen, entspricht dagegen mehr einem schon ein- bis zweijährigen Jungsaurier. Da InGen aber Wachstumsbeschleuniger verwendet, ist das eigentlich kein Film-Fehler.
Trotzdem war der Jung-Rex sehr wahrscheinlich gefiedert. Michael Crichton hat diese Hypothese sogar in sein Buch eingebaut. Da sind die Rex-Babys alle süß und flauschig. Ein Kleid aus Filamentfedern hätte dem Baby-Rex also auch im Film sicher gut gestanden!

Die übrigen Bilder von den realistischen Dinosauriern habe ich übrigens beim Paläo-Künstler Cisiopurple gefunden.
Folgende Artikel sind in der Reihe zu den Jurassic Park-Filmen noch erschienen:
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1) Jurassic Park: Kann man Dinosaurier klonen?
3) Vergessene Welt – Jurassic Park (1997) |
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