Wenn man Kinder nach einem Tier aus der Urzeit fragt, so fällt den meisten zuerst das Wort „Dinosaurier“ ein. Sie sind die wohl bekanntesten ausgestorbenen Tiere. Und die meisten von uns haben bei diesem Wort sofort gewisse Bilder oder gleich ein paar ihrer geheimnisvoll klingende Namen im Kopf. Mit Dinosauriern verbinden wir ganz bestimmte Eigenschaften: Sie sind groß. Sie sind wild und gefährlich, und geben deshalb die idealen Filmmonster ab. Sie sind nicht sehr clever, eigentlich eher dumm. Und sie sind (vielleicht auch gerade deshalb!) vor langer, langer Zeit allesamt ausgestorben. Jedoch ist keine einzige dieser Aussagen auch nur ansatzweise richtig! Über Dinosaurier kursieren viele grobe Vorurteile, basierend auf Klischees und Halbwissen, dass die Paläontologie schon immer begleitet hat. Grund genug, diese in einer neuen Artikelserie einmal richtig zu stellen!

Nachdem wir uns einleitend schon einmal mit den größten Irrtümern über Dinosaurier auseinandergesetzt haben, kommen wir nun zu einem ganz anderen Problem: Was ist eigentlich ein Dinosaurier?
Ja, blöde Frage, oder? Genauso blöd sind dann meistens die Gesichter, die ich daraufhin sehe, wenn ich sie Leuten stelle. Und die Antworten darauf sind meist auch nicht viel besser. Mal ganz ehrlich: Könntest du selbst eine Definition abgeben, was einen Dinosaurier zum Dinosaurier macht?
Mein kleines Dino-Quiz
Fangen wir vielleicht mal mit einem kleinen Ratespiel an. Kannst du mir anhand dieses Bildes sagen, welches der dort abgebildeten Tiere ein Dinosaurier ist, und welches nicht?
Okay, bevor ich dir jetzt die Auflösung präsentiere, eine Anmerkung. Sei bitte nicht enttäuscht! Es hat nämlich noch nie (!) ein Kind in meinem Kurs mein Bilder-Rätsel fehlerfrei lösen können. Sogar viele Erwachsene, darunter sogar Biologie- und Weltkundelehrer sind daran schon (zum Teil kläglich!) gescheitert und haben in den meisten Fällen mehr als drei Fehler gemacht.
Die Auflösung
Woran liegt das? Nun, einerseits an der populären Darstellung von Dinosauriern in den verschiedensten Medien. Diese ist nämlich wie wir schon festgestellt haben oft von extremen Vorurteilen belastet, und diese haben dich natürlich beim Quiz beeinflusst. Darauf, dass Godzilla, ein mittelalterlicher Drache und auch Indominus Rex und Indoraptor aus den Jurassic World-Filmen keine echten Dinosaurier sind, sondern lediglich Fantasiekreaturen, bist du aber bestimmt noch irgendwie gekommen. Zumindest, sofern du die Filme kennst – ansonsten entschuldige die erste Falle!
Dinosaurier waren aber keine Filmmonster. Sie hat es nämlich wirklich gegeben und sie haben die Erdgeschichte viele Jahrmillionen lang geprägt! Die Tiergruppe der Dinosaurier war außerdem ausgesprochen vielseitig. Das macht es wiederum schwer, gemeinsame Merkmale zu finden, die sie wirklich alle haben, und mit denen man die Dinos von anderen Tieren abgrenzen kann. Doch wollen wir das nun einmal versuchen, und dabei das Quiz nach und nach auflösen!
Erstes Merkmal: Landtiere!
Das erste wichtige Kriterium ist: Dinosaurier waren allesamt Landtiere. Die Flugsaurier (Pterosaurier), die den Himmel im Erdmittelalter beherrschten, sind zwar eng mit den Dinosauriern verwandt und ihre Geschwistergruppe, gehören jedoch systematisch nicht zu den Dinosauriern. Sie sind auch nicht etwa die Vorfahren der Vögel, was sich ganz leicht am Aufbau ihrer Flügel erkennen lässt: Pterosaurier flogen mithilfe einer dünnen Hautmembran, die sich zwischen ihrem Körper und dem verlängerten vierten Finger aufspannte. Vögel fliegen dagegen mithilfe ihrer Federn.
Auch die im Meer lebenden Ichthyosaurier, Nothosaurier, Plesiosaurier, Thalattosuchier und Mosasaurier werden zwar oft als „Wasserdinosaurier“ bezeichnet. Doch sie sind eigentlich gar keine Dinosaurier und noch nicht einmal besonders eng mit ihnen verwandt. Sie sind nämlich aus ganz anderen Reptiliengruppen hervorgegangen. Die Ichthyosaurier haben keine Verwandten mehr im 21. Jahrhundert, Nothosaurier und Plesiosaurier sind entfernt mit Schildkröten verwandt, Mosasaurier mit den Schlangen und Waranen, und die Thalattosuchier gehören tatsächlich zu den Krokodilen. Damit sind sie die einzigen Wassersaurier, die ebenfalls zu den Archosauriern und damit wenigstens zum entfernten Verwandtschaftskreis der Dinosaurier gehören.
Aquatische und semiaquatische Dinosaurier
Ausnahmen bestätigen hier aber auch wieder die Regel. Im Erdmittelalter hat es nämlich durchaus einige zumindest semiaquatische Dinosaurier gegeben. Also solche, die sowohl an Land lebten, aber dennoch eine eng ans Wasser gebundene Lebensweise hatten. Ein berühmtes Beispiel ist hier der Spinosaurus, andere, weniger bekannte sind auch Halszkaraptor und Liaoningosaurus. Heute gibt es mit den Pinguinen übrigens tatsächlich echte „Wasserdinosaurier“, die den Großteil ihres Lebens im Meer verbringen.
Fliegende Dinosaurier
Andere Dinosaurier konnten und können außerdem tatsächlich fliegen! Zu ihnen zählen einerseits die Vorfahren der heutigen Vögel, aber tatsächlich auch jeder heute lebende Vogel. Hier können wir schon einmal festhalten: jedes Tier, das Federn hat, ist ein Dinosaurier. Damit sind auch Möwen und Enten waschechte Dinosaurier, sogar der winzige Kolibri! Kaum zu glauben, aber wahr: Die oft nur insektengroßen Kolibris, die sich manchmal gar im Netz einer Spinne als Beute wiederfinden, sind mit einem Tyrannosaurus tatsächlich enger verwandt, als der Tyrannosaurus es mit einem Stegosaurus oder Brachiosaurus war! Noch verrückter: auch die bizarr aussehenden Biester wie Incisivosaurus mit seinen „Hasenzähnen“, oder auch den kleinen „Drachen“ Yi hat es wirklich gegeben! Yi flog tatsächlich mit fledermaus-ähnlichen Flugmembranen, die aber durch mehrere Finger gestützt wurden. Er ist aber trotzdem kein Pterosaurier, sondern ein echter Dinosaurier, die die Fähigkeit zu fliegen somit also mehrmals unabhängig voneinander entwickelt haben.
Zweites Merkmal: Blutkreislauf!
In der klassischen Systematik der Zoologie werden die Dinosaurier meist den Reptilien zugeordnet, also der gleichen Gruppe wie alle Echsen, Schlangen, Brückenechsen, Krokodile und Schildkröten. Allerdings waren die Dinosaurier ganz besondere Reptilien: In sehr vielen Punkten unterschieden sie sich von ihren „Cousins“ nämlich deutlich. Deshalb können die „klassischen“ Reptilien auch nicht zu den Dinosauriern gezählt werden! Der Leguan, das Leistenkrokodil, die Kobra, die Tuatara-Brückenechse und die griechische Landschildkröte, die alle heute noch rezenten Reptiliengruppen im Quiz repräsentieren, sind also keine Dinosaurier – auch wenn viele Leute sie oft als „lebende“ Dinos bestaunen. Krokodile teilen wenigstens noch eine entfernte Verwandtschaft mit den Dinos, die anderen Reptilien jedoch noch nicht einmal das.
Zu den echten Dinosauriern gibt es nämlich eine ganze Reihe von Unterschieden. Zum Beispiel verfügten wahrscheinlich alle Dinosaurier über eine vollständig geschlossene Herzscheidewand. Diese teilte das Herz in vier separate Kammern und versorgte den Körper über einen geschlossenen doppelten Blutkreislauf. Wow. Das klingt jetzt nicht besonders spannend, oder? Ist es aber! Das Herz eines Reptils besteht nämlich nur aus drei Kammern, und die sind miteinander verbunden. So vermischt sich in einem Leguan-Herz das von den Lungen kommende sauerstoffreiche Blut mit dem sauerstoffarmen Blut aus den Körperzellen. Aus diesem Grund kommt dieses „Mischblut“, das vom Herzen zu den Körperzellen gepumpt wird, mit einer geringeren Sauerstoffsättigung dort an. Bei den Dinos war das aber anders: Sie konnten sauerstoffreiches Blut direkt in ihre Zellen pumpen – und das gab ihnen einen riesigen Vorteil!
Dinosaurier waren „Warmblüter“!
„Klassische“ Reptilien sind für gewöhnlich wechselwarme Tiere, die ihre Körpertemperatur nicht über ihren Blutkreislauf regulieren und konstant halten können. Der Körper von Eidechsen, Krokodilen und Leguanen ist deshalb immer genauso warm wie ihre Außenumgebung. Sie müssen sich erst in die Sonne legen und aufwärmen, bevor sie aktiv werden können. Dinosaurier hatten allerdings eine vollständig geschlossene Herzscheidewand. Dieser veränderte Aufbau des Herzens sorgte dafür, dass sich das Blut dort nicht mehr vermischte. Das Blut, das nach der Aufnahme von frischem Sauerstoff ins Herz zurückströmte, wurde so mit einer weitaus höheren Sauerstoffsättigung in den Körper gepumpt. So konnte nun eine weitaus größere Zahl von Mitochondrien – die „Energiekraftwerke“ in den Körperzellen versorgt werden.
Mit dieser Energie konnten die Dinosaurier genau wie übrigens auch du ihre Körpertemperatur regulieren. In deinem Körper bleibt die Temperatur immer verhältnismäßig gleich und liegt bei etwa 37°C. Bei manchen Dinosauriern, wie den vogelähnlichen Theropoden, könnte die Temperatur ähnlich hoch oder sogar noch höher gelegen haben. Andere hatten vielleicht auch nur einen sogenannten mesothermen Stoffwechsel, mit dem sie zwar eigene Körperwärme erzeugen, diese allerdings nicht konstant halten konnten.
Säugetiere sind keine Dinosaurier!
Du bist allerdings ein Säugetier und kein Dinosaurier. Die Säugetiere haben zwar einen ganz ähnlichen Aufbau des Herzens wie ein Vogel und auch jeder Dino, aber diesen haben sie unabhängig entwickelt. Das nennt man konvergente Evolution. Kein Säugetier – also weder die ausgestorbenen wie Mammuts oder Säbelzahnkatzen, noch die ebenfalls näher mit den Säugern verwandten Pelycosaurier wie Dimetrodon, und auch nicht die rezenten wie die Delphine und Menschen, zählen zu den Dinosauriern. Obwohl man manche Leute umgangssprachlich natürlich schon als solche bezeichnen könnte…
Die Vögel haben ihre Fähigkeit, ihre Körperwärme selbst zu erzeugen, aber tatsächlich von ihren Dinosaurier-Vorfahren geerbt. Und wahrscheinlich war wirklich jeder Dinosaurier, sogar die allerfrühesten aus der Trias, schon dazu imstande. Ob sie diese dann auch konstant halten konnten, ist eine andere Frage. Von einigen Vogelbecken-Dinosauriern wissen wir heute, dass sie diese Fähigkeit im Laufe ihrer Entwicklung später sogar wieder reduzierten und insgesamt „kühler“ waren als z.B. die fleischfressenden Theropoden. Die Fähigkeit zur Erzeugung der eigenen Körperwärme über die Körperzellen nennt man „Endothermie“, umgangssprachlich bezeichnet man solche Tiere auch als „Warmblüter“. Übrigens: Auch die Flugsaurier und viele Meeresreptilien waren höchstwahrscheinlich endotherm. Ob sie die Fähigkeit, ihre Körpertemperatur zu regulieren, von gemeinsamen Reptilien-Vorfahren geerbt haben, oder sie unabhängig voneinander entwickelten, wird derzeit noch diskutiert.
Die Folgen der Endothermie
Endotherme Tiere sind in der Regel weitaus agiler und aktiver als „Kaltblüter“ und haben dadurch viele Vorteile gegenüber anderen, wechselwarmen Tieren, die besonders bei kühleren Außentemperaturen träge und schwerfällig sind. Doch gibt es auch Schwachpunkte! Ein endothermes Tier muss sich vor dem Energieverlust durch die Umgebungskälte schützen, bei Kälteeinbrüchen würde es sonst sehr schnell erfrieren. Deshalb besaßen viele Dinosaurier eine isolierende Körperbedeckung aus Federn. Die Haut der Reptilien ist hingegen schuppig. Bei manchen Arten wächst sie außerdem nicht mit dem Körper mit und zwingt zum Beispiel die Schlangen dazu, sich regelmäßig zu häuten. Dinosaurier taten dies soweit wir wissen nie.
Ein weiterer Nachteil: die Endothermie ist viel energieaufwändiger. Heißt im Klartext: endotherme Tiere brauchen im Verhältnis ein Vielfaches mehr an Nahrung und kommen nur relativ kurze Zeit ohne eine Mahlzeit aus. Manche Krokodile und Schlangen können aber sogar mehrere Monate, einige sogar über ein Jahr lang ohne Nahrung auskommen. Der hohe Energiebedarf hat bei den Dinosauriern, aber auch bei uns Säugetieren zu einer ganzen Reihe körperlicher Anpassungen geführt, damit ihr enormer Hunger gestillt werden kann.
Viertes Merkmal: Aufrecht stehende Beine!
So zum Beispiel der Aufbau ihres Beinskeletts. Die Beine eines Dinosauriers stehen immer senkrecht unter ihrem Körper, auch wieder so wie deine. Reptilien bewegen sich aber im sogenannten Spreizgang fort, wobei sich ihr Körper von einer Seite zur anderen bewegt. Ein Dinosaurier lief jedoch aufrecht, manche zweibeinig (biped), manche vierbeinig (quadruped), aber alle konnten sich genauso flink und agil fortbewegen wie ein Vogel oder ein Säugetier!

Fünftes Merkmal: Ein hocheffizientes Atmungssystem
Diese Anpassung ist ebenfalls auf den schnellen, energieeffizienten Kreislauf der Dinosaurier zurückzuführen. Das Kreislaufsystem der Dinosaurier ist in der Tierwelt übrigens einzigartig! Die Atmung war nämlich mit dem ganzen Körper verknüpft. Dinosaurier besaßen überall Hohlräume in ihren Knochen. Ihren Lungen waren sogenannte Luftsäcke vorgelagert. Diese Leichtbauweise diente einerseits dazu, das Gewicht des Körpers zu reduzieren. Es verlieh den Dinosauriern auch eine ungeheure Ausdauer. Wir Menschen können nur beim Einatmen unser Blut in den Lungen mit Sauerstoff anreichern. Bei Dinosauriern funktionierten die Luftsäcke jedoch wie ein Blasebalg und verliehen den Tieren die Eigenschaft, auch beim Ausatmen frischen Sauerstoff in ihr Blut zu pumpen!
Diese Eigenschaft sorgte nicht nur dafür, dass den Dinos nicht so schnell die Luft ausging, wenn sie rannten, sondern sie entlastete auch ihr Herz enorm. Dies ist wahrscheinlich auch einer der Schlüssel für den Riesenwuchs der Sauropoden, der riesigen, langhalsigen Pflanzenfresser. Außerdem war dieses Luftsack- und Hohlraumsystem auch noch eine erstklassig funktionierende Klimaanlage. Weil Dinosaurier nicht schwitzen konnten, sorgten sie eben über ihre Atmung für Körperkühlung, wenn es sehr heiß war oder sie sich anstrengten. Die Dinosaurier haben dieses effiziente System übrigens auch an die Vögel weitergegeben, was auch beim Fliegen unerlässlich für sie ist.
Sechstes Merkmal: Einzigartige anatomische Eigenschaften
Der Bau ihres Körpers, besonders ihrer Schädel, zeichnet die Dinosaurier wiederum doch als Reptilien aus. Dinosaurier besaßen einen typischen Diapsidenschädel – also einen Schädel mit zwei Schädelfenstern. Doch auch an ihren Schädeln kann man einige spezielle Alleinstellungsmerkmale festmachen, die die Dinosaurier von anderen Reptilien unterscheiden: das Postfrontale, ein kleiner Deckenknochen des Schädeldachs, fehlt ihnen allen, im Gaumen überlappt das Ectopterygoid das Flügelbein, der Kopf des Kiefergelenks (Os quadratum) ist in seitlicher Ansicht exponiert, und die Posttemporalöffnung am Hinterhaupt ist verkleinert.
Andere anatomische Eigenheiten der Dinosaurier waren eine rückwärtig orientierte Schultergelenkpfanne, asymmetrische Hände mit verkürzten vierten und fünften Fingern (bei vielen Arten fehlten diese auch ganz), der Cnemialkamm (eine kammartige Erhebung am oberen Ende des Schienbeins), ein aufwärts gerichteter Fortsatz am Astragalus (einem Fußwurzelknochen) sowie ein S-förmig gebogener mittlerer Mittelfußknochen. Viele dieser Merkmale, die zumindest die früheren Dinosaurier aus der Trias und dem frühen Jura auf jeden Fall noch teilen, gingen jedoch bei höher entwickelten Dinosauriern im Laufe der Zeit verloren oder haben sich in anderer Weise verändert. Der anatomische Bauplan eines Dinosauriers aus der Kreidezeit kann also bereits stark von dem eines triassischen Dinosauriers abweichen.
Zähne und Schnäbel der Dinosaurier
Na, wer liest noch mit? Was für ein Kauderwelsch, was für ein Fachchinesisch, meine Güte… Man muss schon ein Anatomie-Experte sein, um diese Unterschiede zu erkennen. Ich vergesse sie selbst auch immer wieder und kann mit all das nur schwerlich merken. Schreiten wir also über zu Körpermerkmalen, mit denen wir auch als Laien etwas anfangen können: Zu den Zähnen.
Die meisten Dinosaurier besaßen reptilienähnliche Zähne, also nur einen einzigen Zahntyp. Gerade in der Anfangszeit der Paläontologie waren es vor allem diese Zähne und die reptilienartigen Schädel mit den zwei Fenstern, die die damaligen Wissenschaftler dazu brachten, in ihnen „schreckliche Echsen“ zu sehen. Die Formen und Zweckeigenschaften der Zähne konnten jedoch auch bei den Dinosauriern sehr vielfältig sein. Auch einige Dinosaurier entwickelten im Laufe ihrer Evolution verschiedene Zahntypen und manche konnten sogar kauen – wieder Merkmale, die eigentlich nur für Säugetiere typisch ist. Aber wieder ist das nicht etwa ein Anzeichen für Verwandtschaft, sondern für konvergente Evolution.

Bei anderen Gruppen waren die Zähne hingegen verkümmert oder fehlten sogar ganz. Sie wurden hier durch einen scharfen, vogelähnlichen Hornschnabel ersetzt. Bei den Vögeln wird oft argumentiert, dass der Zahnverlust ein Endprodukt der Flugfähigkeit war. Schnäbel bestehen aus Keratin, was deutlich leichter ist als ein Zahn. Als die Vögel sich zu effizienten Fliegern entwickelten, gaben sie ihre Zähne auf – um Gewicht zu sparen. Allerdings verloren auch viele Dinosaurier ihre Zähne, die wohl niemals in ihrer Entwicklungsgeschichte fliegen konnten. Für den Zahnverlust gab es wohl auch einfachere Gründe, die vermutlich mit einer spezialisierten Ernährung zu erklären sind.
Siebtes Merkmal: Fortpflanzung
Wie die Vögel legten wahrscheinlich auch ohne Ausnahme alle Dinosaurier Eier mit fester Kalkschale. Manche Dinosauriereier, besonders die der früheren, hatten vielleicht auch eher eine eher ledrige Hülle, wie etwa ein Krokodil- oder Schlangenei. Anders als die Reptilien konnten zumindest die kleineren Dinosaurier ihre Eier aber mithilfe ihrer Körperwärme selbst ausbrüten und betrieben als fürsorgliche Eltern Brutpflege. Bei einigen Arten spielten auch die Federn dabei sehr wahrscheinlich eine entscheidende Rolle.
Über die interessante Geschichte der Entdeckung der ersten Dinosaurier-Eier habe ich übrigens auch einen eigenen Artikel geschrieben. Schau gerne mal rein!
Die Systematik der Dinosaurier
So, das waren jetzt die wichtigsten anatomischen Eigenschaften der Dinos in nur einem Artikel. Etwas leichter zu merken ist aber vielleicht die grobe Systematik der Dinosaurier. Die Dinosaurier werden traditionell nämlich in zwei große Ordnungen und insgesamt fünf große Kladen unterteilt. Und wenn sich ein Tier nicht einer dieser fünf Großgruppen zuordnen lässt, dann kann es auch kein Dinosaurier sein!
Harry G. Seeley teilte die Dinosaurier im Jahre 1887 in zwei Ordnungen ein, weil ihm wesentliche Unterschiede in der Anatomie des Beckens aufgefallen waren. Einige Dinosaurier besaßen ein eher reptilienähnliches Becken mit nach vorn gerichtetem Schambein (Pubis). Bei anderen war das Schambein dagegen nach hinten gerichtet, wie bei einem Vogel. Doch paradoxerweise zählen die Vögel nicht zu den Vogel- sondern zu den Echsenbeckendinosauriern!
Saurischia (Echsenbeckendinosaurier)
Bei den Echsenbeckensauriern sind die Beckenknochen in etwa wie bei anderen Reptilien angeordnet. Der große, klingenförmige obere Knochen, das Darmbein (Ilium), ist über eine Reihe kräftiger Rippen mit der Wirbelsäule verbunden; sein unterer Rand bildet den oberen Teil der Hüftgelenkpfanne (Acetabulum). Unter dem Darmbein liegt das Schambein (Pubis), ein großer Knochen, der nach unten und leicht nach vorn zeigt. Dahinter befindet sich das Sitzbein (Ischium), das nach hinten weist. Alle drei Knochen sind am Aufbau der Hüftgelenkpfanne beteiligt, die bei den Dinosauriern eine tiefe, runde Öffnung in der Seite des Beckens bildet. Daneben teilen sie etwa ein Dutzend weitere abgeleitete Merkmale, darunter eine besondere Ausprägung der äußeren Nasenöffnungen, die Verlängerung der hinteren Halswirbel, ein vergrößerter fünfter Finger, sowie der Bau der Wirbel und der Extremitäten. Zu den Echsenbeckendinosauriern gehören:
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SAUROPODOMORPHA
Die Sauropodomorpha entwickelten sich zwar aus kleinen Zweibeinern, wurden im Laufe des Jura aber zu mächtigen vierbeinigen Pflanzenfressern. Die moderneren Sauropoden waren die größten Landtiere aller Zeiten! |
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THEROPODA
Zu den Theropoden zählen alle großen und kleinen fleischfressenden Dinosaurier. Nicht alle Theropoden waren allerdings gefürchtete Jäger: einige spezialisierten sich im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte auch wieder auf eine pflanzenfressende Lebensweise. |
Ornithischia (Vogelbeckendinosaurier)
Bei den Vogelbecken sind Sitzbein (Ischium) und Darmbein (Ilium) in der Ausrichtung wie bei den Echsenbeckensauriern angeordnet. Doch das Schambein (Pubis) zeigt bei ihnen nicht nach unten bzw. leicht nach vorn zum Kopf, sondern es besteht aus einem schmalen, stabförmigen Knochen, der längs neben dem Ischium liegt und nach hinten zeigt. Ilium, Ischium und Pubis bilden so eine zweistrahlige Struktur. Bei einigen Vogelbeckensauriern – speziell bei jenen aus der Oberkreide wie den Ceratopsia oder den Ankylosauria – weicht das Becken von diesem Aufbau ab. Das Schambein ist bei ihnen verkürzt und bildet einen neuen, nach vorn gerichteten Knochenfortsatz, das Präpubis. Der Grundaufbau bleibt aber erkennbar. Die Vogelbeckendinosaurier waren überwiegend Herbivoren (Pflanzenfresser), einige wenige könnten sich auch omnivor, das heißt als Allesfresser, ernährt haben.
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THYREOPHORA
Die Thyreophoren waren gepanzerte Pflanzenfresser, die meist auf allen Vieren liefen. Im Jura spaltete sich diese Gruppe in zwei große Kladen auf: in die schwer gepanzerten Ankylosaurier und die mit Knochenplatten und Stacheln bewehrten Stegosaurier. |
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MARGINOCEPHALIA
Zu den Marginocephaliern gehören alle pflanzenfressenden Dinosaurier mit imposantem und wehrfähigem Schädelschmuck. Die eine große Gruppe sind die Ceratopsier (Horndinosaurier), die andere die Pachycephalosaurier mit ihrer Schädelkuppel. |
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ORNITHOPODA
Die Ornithopoden waren die Allrounder unter den Dinosauriern. Sie waren allesamt Pflanzenfresser, manche liefen meistens auf vier, andere immer auf zwei Beinen. Zu den Ornithopoden gehörten gewaltige Tiere mit 15m länge und über 10 Tonnen Gewicht, aber auch kleine leichtfüßige Sprinter. |
Sind Dinosaurier überhaupt Reptilien?
In der Biologie wird heute darauf geachtet, dass bei der systematischen Einteilung der Lebewesen immer alle Nachfahren eines gemeinsamen Vorfahren zusammengefasst werden. Der Wissenschaftler spricht nennt das „Monophylie“. Das Wort „Reptil“ erfüllt dieses Kriterium jedoch nicht, weil es die Dinosaurier zwar ein-, aber die Vögel als ihre direkte Nachfahren ausschließt. Vögel sind in der klassischen Systematik nach Carl von Linné nämlich eine eigene Klasse. Das macht die Reptilien – die ja nach Linné auch eine eigene Klasse sind – damit zu einem „paraphyletischen Begriff“. Sprich: der Begriff ist ungenau und deshalb streng genommen sogar falsch. Manche Forscher verwenden das Wort „Reptil deshalb gar nicht mehr und haben stattdessen einen neuen Begriff eingeführt. Die Klade „Sauropsida“ schließt alle „klassischen Reptilien“ wie Echsen, Schlangen, Brückenechsen, Krokodile und Schildkröten, aber auch die Dinosaurier und ihre Nachfahren, die Vögel, mit ein.

Kurzum: Dinosaurier hatten zwar unter den Reptilien Vorfahren und auch nahe Verwandte wie zum Beispiel die Krokodile, doch waren sogar die ersten und urtümlichsten Dinosaurier den Vögeln schon viel ähnlicher als den Reptilien. Dir ist nun sicher klar geworden, wieso ich das Bild am Anfang so furchtbar finde.
Hier außerdem noch einmal die komplette Auflösung von meinem Quiz:
Folgende Artikel sind in der Reihe „Dinosaurierforschung“ bislang noch erschienen:
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01 – Vorurteile über Dinosaurier
02 – Was ist ein Dinosaurier? 03 – Woher bekommt ein Dinosaurier seinen Namen? 04 – Die richtige Aussprache von Dinosauriernamen 05 – Verrückte Dinosauriernamen |
Lust auf realistische Dinosaurier bekommen?
Ich möchte dir gern beweisen, dass realistisch dargestellte Dinosaurier sogar noch viel cooler sind als die Filmmonster aus herkömmlichen Dino-Filmen und reißerischen Dokumentationen. In meiner Buchreihe Die weißen Steine wird versucht, das althergebrachte Bild der Dinosaurier zu überwinden. Die Dinosaurier werden dort als dynamische und intelligente Tiere dargestellt, die alle ihr eigenes und zum Teil sehr komplexes Sozialverhalten zeigen.
Natürlich erlebt der Leser dort auch reichlich Action mit Dinosauriern. Doch nicht wegen einer blutrünstigen Willkür der Urzeitmonster. Es ist vielmehr der Mensch, der wie so oft sich ohne Respekt gegenüber seiner Umwelt verhält, Fehler macht und sich leichtfertig selbst in Gefahr begibt. In der Geschichte ist aber kein Dinosaurier ein „Schurke“ oder gar Monster.
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