Gestern war es wieder soweit! Ein Kinoabend mit meiner lieben Sahar, bei dem wir uns den neuen Dino-Streifen 65 mit Adam Driver in der Hauptrolle angesehen haben. Es kostete mich einige Überzeugungsarbeit, Sahar überhaupt in den Film zu schleifen. Erstens ist sie absolut kein Fan von Horrorfilmen. Zweitens hat sie natürlich meine Auslassungen gelesen, die schon über den Trailer keineswegs positiv ausgefallen sind. Sie hat unseren Kinoabend aber überlebt, und wir haben jetzt auch keinen Ehekrach. Soviel erstmal zur Beruhigung.
Enttäuscht bin ich von dem Film nun auch nicht großartig. Das liegt aber weniger an seiner cineastischen Qualität, sondern daran, dass ich mit absolut Null Erwartungen hineingegangen bin. Hier aber nun meine Rezension zu 65, auf die einige von euch sicher schon gewartet haben. Natürlich werde ich hier nicht drum herumkommen, einige wichtige Dinge über den Inhalt zu spoilern. Deshalb vorweg zuerst der obligatorische SPOILERALARM!
Zum Inhalt
Anders, als ich ausgehend vom Trailer angenommen habe, geht es in 65 tatsächlich nicht um das Thema einer (unfreiwilligen) Zeitreise. Das ließ mich schon gleich am Anfang des Films aufatmen. Das Filmstudio Sony Pictures zu verklagen, weil sie meine Romanreihe plagiiert haben, kann ich also aus meinem Terminkalender streichen. Schade eigentlich. Hätte sich sicher gelohnt!
Aber worum geht es dann? Nun: Ein Raumschiff-Pilot namens Mills (ein Vorname ist den Autoren offenbar nicht eingefallen) wohnt auf einem weit entfernten Planeten. Er hat eine todkranke Tochter. Um ihre kostspielige Behandlung zu bezahlen, meldet er sich zu einer zweijährigen Erkundungsmission, die sein Gehalt verdreifachen soll. Nach einer nur wenigen Minuten langen Einführungsphase, wo wir Mills samt Töchterchen kurz kennenlernen dürfen, stürzt uns der Film schon mittenrein in die Action. Ihr ahnt es schon: das Raumschiff hat eine Panne. Nach einigen unsanften Kollisionen in einem Asteroidengürtel versucht Mills, das Schiff auf einem fremden Planeten notzulanden. Das Schiff zerbricht dabei in zwei Teile, alle Besatzungsmitglieder bis auf Mills kommen bei dem Crash ums Leben.
Nachdem Mills sich aufgerappelt, seine Wunden behandelt und die Gegend etwas erkundet hat, wird klar: er ist auf der Erde. Allerdings auf der Erde vor 65 Millionen Jahren. Mills ist also kein Zeitreisender aus der Zukunft, sondern ein Besucher von einer fremden Welt. Ja, richtig gehört: Mills ist ein Alien! Das Alien findet sich schnell mit seinem Schicksal und schließt mit seinem Leben ab. Den zuerst abgegebenen Rettungsnotruf widerruft er und teilt seinen Vorgesetzten mit, dass sie ihn nicht retten kommen sollen, weil er der einzige Überlebende ist. Wie wir später erfahren, weiß Mills zu diesem Zeitpunkt auch schon, dass seine Tochter in der Zwischenzeit verstorben ist, während er im Cryoschlaf lag.
Spaziergang auf der Urzeit-Erde
Als Mills dann aber plötzlich doch Kontakt zu einer anderen Cryokapsel herstellen kann und daraus ein kleines Mädchen rettet, ändert er seine Einstellung. Er übernimmt für die junge Koa, die allerdings nicht seine Sprache spricht, die Verantwortung. Als er dann auch noch in etwa 15 Kilometern Entfernung durch sein Computer-Fernglas den zweiten Teil des Raumschiffs samt noch intakter Rettungskapsel entdeckt, ist schnell ein Plan geschmiedet. Koa und Mills müssen das Schiff, das hoch in den Bergen liegt, erreichen, um eine letzte Chance wahrzunehmen, sich zu retten. Dabei tickt allerdings die Uhr. Wie zuerst beim Blick auf den Nachthimmel klar wird, dann aber auch durch den Fernglas-Computer bestätigt wird, rast ein Asteroid mit Kollisionskurs auf die Erde zu.
Ja, richtig: Der Asteroid. Das dicke Ding, das die Dinos und einen Großteil allen Lebens auf der Erde auslöschen wird. Und es ist gut möglich, dass das Raumschiff von Mills der Auslöser dafür war, als es mit dem Asteroiden kollidierte. Mills hat dem Ding also offenbar einen Billiard stoß verpasst, den Asteroiden zur Erde auf Kurs gebracht und „unsere“ Dinosaurier auf dem Gewissen. Nachdem Borat sich also schon als Verantwortlicher für die Covid-Pandemie geoutet hat, haben wir nun also den nächsten cineastischen Schuldigen gefunden, für ein weltweites Massenaussterben. Super gemacht, Mills!
Der Pilot und Koa müssen sich also auf der Urzeit-Erde gegen fiese Dinosaurier, eklige Insekten, Treibsand und andere Gefahren behaupten. Trotz Sprachbarriere müssen die beiden zusammenhalten, um die Rettungskapsel zu erreichen und letztlich von der todgeweihten Erde zu entkommen. Das schaffen sie am Ende auch. Soviel zum groben Plot.
Meine Kritik
Du merkst es wahrscheinlich schon am sarkastischen Tonfall meines Geschreibsels. Ich habe den Film nur als reinen Action-Film genießen können. Tatsächlich hätte mich 65 vielleicht sogar überzeugt und ich wäre wirklich glücklich mit ihm gewesen, wenn es bei genau diesem Plot geblieben wäre. Dann aber bitte auf einem Planeten mit Aliens. Oder von mir aus in einer Fantasy-Welt mit Drachen, Godzilla oder King Kong. So hätte der Film nämlich nach demselben Schema funktioniert, aber mir wären dabei die wirklich katastrophalen Urzeit-Monster erspart geblieben. Denn das muss ich schon gleich vorausschicken: 65 will zwar ein Dinosaurierfilm sein, ist aber definitiv keiner. Sogar noch weniger als alle Jurassic World-Teile.
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Meine Filmkritik zu den Jurassic-Filmen findest du hier, natürlich ebenfalls mit einem ausführlichen Faktencheck! |
Die „Dinosaurier“
Tatsächlich bekommst du in 65 nicht einen einzigen Dinosaurier zu sehen. Die Viecher, die einen Dino darstellen möchten, haben außerdem nur eine wirklich kurz bemessene Screentime. Ich hatte mir jedenfalls deutlich mehr Urzeit-Action erhofft und auch erwartet, wenn der Film schon 65 heißt. Doch wirkliche Zusammenstöße mit den urzeitlichen Bewohnern der Erde erleben wir nur sporadisch. Und es sind noch nicht einmal besonders viele verschiedene Spezies zu sehen.
Das Wassermonster
Worauf du dich also einstellen musst: du kriegst zuerst irgendein Wassermonster auf die Leinwand, das ein urzeitlichen Krokodil oder auch ein großer Raubfisch sein könnte. Tatsächlich sehen wir da aber nur seinen Rücken. Deshalb ist es schwierig zu sagen, was es für ein Tier sein könnte. Und ich kann mir auch eine Kritik dazu sparen, weil sie lediglich auf Vermutungen basieren würde. Sieht allerdings gefährlich aus.
Die Raptoren
Dann gibt es mehrere Arten kleinerer Monster, die ein bisschen an Dromaeosaurier, also Raptoren erinnern. Einer ist etwa so groß wie ein Hund und greift Mills beim Spazierengehen an. Ein Rudel weiterer kleiner Fleischfresser, vielleicht handelt es sich um Troodontiden, verfolgt Koa und Mills schließlich im Wald. Koa hat später allein auch noch eine unheimliche Begegnung mit einem etwas größeren, ebenfalls an einen Dromaeosaurier erinnernden Dino. Die „Raptoren“ lassen sich aber keiner bekannten Art zweifelsfrei zuordnen und weichen auch stark von ihren realen Vorbildern ab. Sie sind genauso echsenartig wie in den Jurassic-Filmen, obwohl sie alle eigentlich ein Federkleid haben müssten.
Der Keulenschwanz
Außerdem treffen wir auf ein Geschöpf, das so halb T. rex, halb Ankylosaurus ist. Das ist dann auch der einzige „nette“ Dino, der dann aber kurz nachdem Koa sich mit ihm angefreundet hat, auch sofort von anderen, nicht so netten Dinos zerfleischt wird. Sein Kopf sieht aus wie der eines Fleischfressers. Er ist aber auch gepanzert und hat eine Schwanzkeule. Tja… Also hat 65 sogar einen Hybriden. Dass ich den Rest des Films mit grimmigen Blick im Kinosessel gehockt habe, verstehst du sicher.
Ein Bild zu diesem Wesen habe ich leider noch nicht gefunden. Wird aber vielleicht noch nachgeliefert.
Der „große Böse“
Dann lauern da noch ein paar richtig riesige Bestien, die entfernt an einen Tyrannosaurus erinnern. Schädel- und Körperform erinnern zumindest entfernt an den berühmtesten aller Dinosaurier. Allerdings hat das Wesen drei Finger an den Händen. Da könnte also auch ein großer Carcharodontosaurier wie Giganotosaurus Pate gestanden haben. In jedem Fall ist der „große Böse“ aber viel zu groß dargestellt und kommt eher einem Godzilla gleich als einem echten Dinosaurier. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob wir nur eine Spezies der Mega-Carnivoren zu sehen bekommen. Der, der am letzten Tag während des Asteroiden-Bombardements noch Jagd auf Mills macht, hat jedenfalls viel längere Vorderarme und scheint ab und zu sogar auf diesen zu galoppieren. Ja, genau. Macht er wirklich.
Der Höhlenbewohner
In einer Höhle wird Mills von einem weiteren eher kleinen Fleischfresser angegriffen. Meiner Einschätzung nach handelt es sich dabei um einen Oviraptorosaurier. Charakteristisch sind jedenfalls der Kopfkamm und der Schnabel. Auch die Körperform, die wir vor allem im Erfassungsbildschirm von Mills Computer bewundern können, erinnert stark an einen solchen Theropoden. Allerdings waren diese in Wirklichkeit keine reißenden Fleischfresser, sondern Allesfresser, die sich höchstens mal ein Kleintier als Beute gegönnt haben. Einen Menschen anzugreifen ist daher höchst unrealistisch. Und auch ein Oviraptorosaurier hätte ein Federkleid haben müssen. Höhlenbewohnende Dinosaurier hat es zwar sehr wahrscheinlich wirklich gegeben, Oviraptorosaurier gehörten aber wohl nicht dazu.
Die Echsenviecher
Dann tauchen noch ein paar Waran-ähnliche Echsenviecher auf, die genauso schlechte Laune hatten wie ich, als ich sie sehen musste. Ein bisschen erinnerten sie mich auch an den Nothosaurus, ein frühes Meeresreptil aus der Trias. Einen triassischen Dinosaurier in einem Film, der 65 heißt, zu platzieren, wäre allerdings ein weit größerer Anachronismus, als ein lebender T. rex im nächsten James Bond. Tatsächlich waren die Nothosaurier vom Massenaussterben am Ende der Trias mehr als doppelt so weit weg, wie die letzten Dinosaurier von uns Menschen im 21. Jahrhundert. Sie lebten bereits vor mehr als 200 Ma.
Dsungaripterus?
Es gibt auch ein paar Flugsaurier zu sehen, die man grob als Dsungaripterus identifizieren könnte. Doch auch Dsungaripterus gehört nicht ans Ende der Dinosaurierzeit, sondern in die frühe Unterkreide und ist mit etwa 130 Ma beinahe doppelt so alt wie ein T. rex. Die Flugsaurier tauchen in mehreren Szenen auf und scheinen ebenfalls gefährlich, allerdings geraten sie mit den Menschen nicht in Konflikt.
Der Riesen-Flugsaurier
Einer der Dsungaripterus-Flugsaurier wird sogar von einem noch größeren Flugsaurier gesnackt, den wir aber sonst nicht wieder zu sehen bekommen. Eigentlich sehen wir nur kurz seine Beine, mit denen der Flugriese sich seine Beute schnappt. Was es für einer sein soll, kann ich anhand dessen aber nur raten. Könnte ein großer Azhdarchid sein, die es am Ende der Kreidezeit tatsächlich noch gab.
Sonstiges
Achja, und Koa findet noch einen Stachel, der vielleicht der Stachel eines Stegosaurus gewesen sein könnte. Stegosaurus lebte aber natürlich auch nicht am Ende der Kreidezeit, sondern im oberen Jura, und ist damit ebenfalls weiter weg vom Ende der Kreidezeit, als die letzten Dinosaurier vom iPhone.
Apropos iPhone: Die Technik von Mills ist unserer heutigen um Welten überlegen. Tatsächlich hätte ein Mensch am Ende der Kreidezeit mit so einem Waffenarsenal vor den Dinosauriern nicht das Geringste zu befürchten gehabt. Im Film gewinnt man aber den Eindruck, dass jedes Tier das andere gleich bei Erstkontakt unmittelbar in schierem Blutdurst umbringen will. Mills hat im ganzen Film immer den Finger am Abzug. Die ganze Show ist eigentlich nur ein 60 Minuten langes Geballer mit ein paar Pausen für die dürre Handlung.
Tatsächlich waren Dinosaurier aber natürlich auch nur ganz normale Tiere. Und ein normales Tier mit einem eigenen Überlebensantrieb flieht, wenn es einen Schuss hört. Oder spätestens, wenn es sieht, wie seine Artgenossen von den Kugeln bzw. Plasmastrahlen zerfetzt werden. Und ein Schuss aus so einer Fortschrittlichen Waffe würde selbst einen 20m langen Theropoden in die Flucht jagen.
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Wenn du wissen möchtest, welche Dinosaurier und anderen Urzeittiere wirklich am Ende der Kreidezeit gelebt haben, klick dich bitte mal durch meine Kategorie Tierprofile. |
Das Setting
Mich hätte der Film wirklich begeistert, wenn er uns tatsächlich in die späte Kreidezeit geführt hätte. Eine realistische Darstellung der Hell Creek Formation hat es nämlich längst einmal auf die große Kinoleinwand verdient, ist bisher aber noch niemals verfilmt worden. So etwas haben wir bislang höchstens in verschiedenen Dokumentationen zu Gesicht bekommen. Tatsächlich sind Flora und Fauna dieser Fossillagerstätte aber sehr gut erforscht, sodass wir heute schon ziemlich genau wissen, wie die Landschaft dort wirklich ausgesehen hat. So wie in 65 hat sie aber definitiv nicht ausgesehen. Der urzeitliche Dschungel ist offenbar nur ein ähnlich abenteuerliches Fantasieprodukt wie die darin auftauchenden „Dinosaurier“.

Die Pflanzenwelt
Vorherrschend in den Wäldern der späten Kreidezeit waren nämlich noch Nadelwälder. Hätte das Setting tatsächlich die berühmte Hell Creek Formation umfasst, wären wir da auf viele Arten von Zypressen, Kiefern, Araukarien und Mammutbäumen gestoßen. Laubbäume waren zwar nicht so dominant, aber ebenfalls häufig. Den Boden bedeckten Farne, Moose, Bärlappe und Schachtelhalme. Üppig wucherndes Gras, wie wir es im Film oft zu sehen bekommen, hat es allerdings nicht gegeben. Gräser haben sich zwar in der Kreidezeit entwickelt, allerdings wahrscheinlich auf der Südhalbkugel. Unweit des Einschlagsort des Asteroiden gab es aber vermutlich überhaupt kein Gras, oder es wäre eine noch recht seltene, unscheinbare Pflanze gewesen.
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Für einen konkreten Einblick in die Landschaft und Pflanzenwelt der späten Kreidezeit habe ich natürlich auch einen eigenen Artikel! |
Paläozän statt Kreidezeit?
Eigentlich ist sogar schon der Filmtitel das erste große Problem, das ich mit dem Film habe. Tatsächlich waren nämlich vor 65 Ma alle Nichtvogel-Dinosaurier bereits ausgestorben. Wir befinden uns dann auch nicht mehr in der Kreidezeit, sondern bereits im Paläogen. Zu diesem Zeit hätten wir eine Welt vorgefunden, die sich von dem katastrophalen Meteoriteneinschlag zwar schon wieder erholt hatte. Doch selbst die größten Säugetiere hatten damals kaum die Größe einer Katze. Nur wenige Ausnahmen erreichten am Ende des Daniums, wie wir diese erdgeschichtliche Stufe nennen, bereits die Größe eines Schafs oder eines kleinen Bären. Dafür gab es allerdings große Schildkröten, Krokodile und Schlangen. In manchen Gegenden stapften auch große Vögel durch die Urwälder einer Erde, auf der es auf allen Kontinenten tropisch warm war.

Das Landschaftsbild aus 65 passt aber weder in die Kreidezeit noch ins Paläozän. Es ist einfach nur der Bundesstaat Oregon von heute, wo man den Film gedreht hat. In den Film wurde also nicht eine Sekunde an Recherchearbeit investiert und mit Sicherheit nicht ein einziger Experte zu Rate gezogen. Weil Dinos im Kino gerade richtig gut gehen, hat man offenbar eiligst ein Drehbuch hingerotzt, sich einen netten Wald als Drehort gesucht und die Kreaturendesigner unter Zeitdruck irgendwas an Monstern zusammenbasteln lassen, was irgendwie in einen Sci-Fi-Horrorfilm passt.
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Wenn du wissen möchtest, wie die Welt zur Zeit der letzten Dinosaurier wirklich ausgesehen hat, schau dir bitte meine Artikelreihe dazu an! |
Der Asteroid
Hauptantagonist des Films ist ab der Mitte dann aber vor allem der Dino-Killer. Der Super-Asteroid, den wir heute auch als Chicxulub-Impaktor bezeichnen. Bei der Darstellung des Einschlags saß ich zwar gebannt im Kinosessel. Ich wusste aber, dass dieses Ereignis in Wirklichkeit ganz anders ablief.
Im Film ist der Asteroid schon zwei Nächte vor dem Einschlag leuchtend am Nachthimmel, am letzten Tag sogar tagsüber sichtbar. Er hat außerdem einen langen Schweif. In Wirklichkeit wäre ein „nur“ 11 bis 15km großer Himmelskörper aber mit bloßem Auge wahrscheinlich erst einige Stunden oder sogar nur Minuten vor dem Einschlag überhaupt erkennbar gewesen. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass man ihn überhaupt gar nicht erst hätte kommen sehen können. Hätte er sich im Erdschatten angenähert, wäre der Killer unsichtbar wie ein Ninja immer nähergekommen.
Der Asteroid hätte auch keine Vorboten vorausgeschickt. Im Film schlagen im letzten Akt unaufhörlich bereits kleinere Meteoriten ein. Es besteht zwar durchaus die Möglichkeit, dass der Chicxulub-Impaktor nicht alleine kam. Vor der Küste Afrikas fanden Forscher kürzlich erst einen rund 30km großen Kater mit dem gleichen Alter wie der des großen Meteoriten von Chicxulub. Normalerweise sind Asteroiden allerdings allein unterwegs. Auch die beiden kreidezeitlichen Einschläge könnten Jahrtausende weit auseinanderliegen. Ein stundenlanges Vor-Bombardement hat es am Ende der Kreidezeit allerdings definitiv nicht gegeben. Außerdem ist der Meteorit vor 66 Ma nicht an Land, sondern im Meer eingeschlagen.
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Wenn du mehr über die tatsächlichen Hergänge am Schicksalstag der Dinosaurier wissen möchtest, schau dir gerne meinen Artikel dazu an! |
Charaktere
Wie gesagt: die wissenschaftlichen Ungenauigkeiten, oder besser gesagt die völlig falsche Darstellung prähistorischer Tatsachen, hat mich bei dem Film gar nicht so sehr gestört. Ich wusste ja bereits, worauf ich mich einlasse. Was mich hingegen schon sehr gestört hat, war das schwache Drehbuch und besonders die blassen Figuren. Adam Driver gibt seinem Mills zwar alles, was er geben kann und liefert eine gute Leistung als Schauspieler ab. Allerdings sieht man in ihm immer noch den Schurken aus Star Wars statt einen aufopferungsvollen Vater. Damit man Mills als solchen ernst und Driver die Rolle auch abnimmt, hätte es wesentlich mehr Charaktertiefe gebraucht.
Vergleichbare, aber viel bessere Filme
Es gibt ja durchaus Filme mit einem ähnlichen Plot, wo ein erwachsener Hauptdarsteller vor den Scherben seiner Existenz steht und sein Kind verliert, und sich dann um ein anderes Kind kümmern und in die Elternrolle zurückfinden muss. Sigourney Weaver gelang das als Ellen Ripley in Aliens z.B. ganz wunderbar, obwohl auch das ein sehr schnellerzählerischer Actionfilm war. Aliens nahm sich aber mehr Zeit zur Einführung seiner Figuren und gab sie auch dem Zuschauer, um ihn verstehen zu lassen, wie gebrochen die Hauptfigur eigentlich war.

Anderes Beispiel: Alan Grant aus Jurassic Park. Der hat zwar kein eigenes Kind verloren, will aber partout kein Vater sein und kann Kinder nicht ausstehen. Sein allmähliches Hineinfinden in die Vaterrolle gelingt in dem Film trotzdem. Genauso wie dem vorherigen Rabenvater Ian Malcolm im Nachfolger Vergessene Welt.

Keine erkennbare Charakterentwicklung
Die Beziehung zwischen Mills und Koa entwickelt sich dagegen praktisch überhaupt nicht. Mills will das Mädchen retten – aber warum eigentlich? Anstatt ihr zu erklären, dass ihre Familie bei dem Absturz gestorben ist, belügt er sie und schenkt ihr falsche Hoffnung, damit sie mit zur gefährlichen Reise zur Rettungskapsel kommt. Er sagt ihr, ihre Eltern seien auf dem Berggipfel. Als er das Ganze dann später bereut und richtigstellen will, scheitert es an der Sprachbarriere. Koa findet es schließlich selbst heraus. Und obwohl der nun entstehende Konflikt doch eigentlich ganz interessant und erzählerisch vielversprechend ist, machen die Drehbuchschreiber da was draus? Richtig: nichts. Dinos greifen an, Mills muss erst Koa retten, Koa kommt dann mit ihrem vergifteten Stegosaurus-Dorn dann wiederum Mills zur Hilfe, und beide retten sich im selben Augenblick, als der Asteroid auf der Erde einschlägt.

Eine Auflösung des Konflikts? Fehlanzeige. Eine Aussicht, was mit beiden nach dem Abflug passiert? Gibt’s auch nicht. Als der Abspann lief, saßen Sahar und ich da mit einem Gefühl, als ob man uns den besten Teil der Geschichte gar nicht erzählen wollte. Selbst die Beziehung zwischen Chuck Noland und dem Volleyball Wilson aus Cast away hatte mehr erzählerische Tiefe als die zwischen Mills und Koa. Bei Wilsons tragischem Abschied konnte man wenigstens Emotionen spüren. Dass sich Mills für Koa opfert und das Schiff ohne ihn startet, während er den Dino weglockt (was sogar kurz den Anschein hatte, dass es so kommt!), das wäre ein sauberes Ende gewesen. Aber… Die Gelegenheit wurde nicht genutzt, wie so viele andere während des Films. Wir kriegen ein Ende, das ein Happy End sein will, aber eigentlich so überhaupt nicht funktioniert.

Mein Fazit
65 kann man sich ruhig einmal anschauen. Es ist ein durchaus spannender Science-Fiction-Film mit einigen guten Effekten und einem Adam Driver, der sich redlich bemüht, mal den Guten zu mimen. Wer mit hohen… nein, wer mit irgendwelchen Ansprüchen da ins Kino geht, und dort eine authentische Urzeit-Welt mit überzeugend animierten Dinosauriern erleben möchte, der wird aber bitter enttäuscht sein. Wer sich eine solide Story mit überzeugenden Charakteren wünscht, ebenfalls.
Die einzige Hoffnung, die ich nach 65 immer noch habe: der Film hat bewiesen, dass Dinosaurier im Kino auch was reißen können, wenn nicht das Jurassic-Logo auf dem Plakat prangt. Vielleicht können wir uns in Zukunft also auch auf einen Film mit einer realistischen Darstellung von Dinosauriern freuen. Bis es soweit ist, muss ich alle Dino-Fans aber ausdrücklich an meine Buchreihe Die Weißen Steine verweisen. Band III ist in Arbeit. Vielleicht tröstet dich das ein bisschen.
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