In diesem Artikel findest du alle neuen Paläo-News aus dem April 2023. Außerdem gibt es hier die Links zu allen jüngst erschienenen Artikeln und auch alle aktuellen Ankündigungen zu den bevorstehenden Veranstaltungen! Viel Spaß beim Lesen!
Bitte um Unterstützung
Bevor es losgeht, noch eine dringende Bitte in eigener Sache. Ich habe leider großen Grund zur Sorge. Meine Romanreihe Die Weißen Steine ist auf Amazon leider so gut wie tot. Da gehen monatlich nur noch eine Handvoll Bücher zu ihren neuen Lesern. Zwar verkaufen sich meine beiden Traumreise-Bücher nach wie vor recht gut, aber auch dort befürchte ich bald einen Einbruch. Der Hauptgrund sind wohl die Amazon-Bewertungen. Diese sind zwar insgesamt für alle meine Bücher immer noch gut (es sind ja auch tolle Bücher!), aber es gibt eben immer wieder auch Leute, die man damit überhaupt nicht erreichen kann. Das ist halt einfach so – man kann es als Schriftsteller nie allen rechtmachen.
Ärgerlich wird es dann aber, wenn die unzufriedenen Leser ihre Meinung in kommentarlosen Bewertung ausdrücken, die die Gesamtbewertung dann heftigst herunterreißen. Nicht, dass du es falsch ferstehst: ich hätte überhaupt nichts gegen eine ehrliche, auch negative Rezension. Da könnte ich dann wenigstens an mir arbeiten und wüsste, was ich an den Büchern dringend noch verbessern sollte. Nun haben mir aber ein paar Leute nur einen oder bloß zwei Sterne gegeben, und die Bewertungen von allen meinen Büchern sind im Durchschnitt auf nur noch vier Sterne gesunken. Und das bedeutet, dass die Bücher im Ranking und in der Werbung stark absturzgefährdet sind!
Kannst du mir helfen?
Ich habe deshalb eine dringende Bitte: wenn du meine Seite, meine Bücher und meine ganze Arbeit magst, dann bitte ich dich um eine kleine Wertschätzung. Schenke Die Weißen Steine bitte ein paar Minuten deiner Zeit, und schreibe mir eine nette Rezension bei Amazon. Die kann auch nur ganz, ganz kurz sein. Wenn Die Weißen Steine deiner Meinung nach aber fünf Sterne verdienen, dann gib sie uns bitte! Du sicherst damit das Fortbestehen dieser Seite. Du hilfst mir dabei, dass ich noch viele neue Bücher schreiben kann. Und du machst nicht nur viele andere meiner Leser, sondern auch mich persönlich sehr glücklich!
Und denk jetzt bitte nicht:
„Aaaach, Die Weißen Steine hat über 4.000 Follower, da wird der eine oder andere bestimmt schon mitmachen. Ich wünsch dem Markus alles Gute, aber ich bin da mal raus.“
Nee, so darfst du bitte nicht denken. Jeder ist gefragt, und auch dich bitte ich, dass du dir mal einen kleinen Ruck gibst. Ich brauche wirklich Hilfe, und am besten euch alle!
Veranstaltungen
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Fossiliensuche in der KiesgrubeAm 22.04. fand die erste diesjährige Exkursion zum gemeinsamen Fossiliensammeln in der Kiesgrube Dohrn / Eggers in Negenharrie statt. Leider konnte ich dir Teilnehmer daran nur kurz begrüßen, denn ich hatte mich bereiterklärt, auf das Museum aufzupassen, statt in die Grube zu gehen. Dr. Gerald Kopp, der die Veranstaltung betreut hat, hat aber ohnehin mehr Fachwissen über Fossilien als ich. So haben sicher viele Schätze aus der Urzeit jetzt ein neues Heim gefunden. Die Veranstaltung hat jedenfalls allen großen Spaß gemacht, wie ich gehört habe. Vielleicht bin ich nächstes Mal wieder mit dabei! |
Bevorstehende Veranstaltungen:
Derzeit kann ich leider nicht so viele Aktionen organisieren, da ich zeitlich immer noch voll ausgelastet bin. Neben der Arbeit an meinem neuen Roman sind wir im März auch umgezogen. In unserer neuen Wohnung ist noch nicht alles fertig, es gibt noch einiges zu tun. Wenn alles über die Bühne ist, können aber sicher auch wieder ein paar Dino-Treffen stattfinden.
Trotzdem stehen seitens des Museums Tor zur Urzeit schon mehrere Termine fest, an denen es wieder in die Kiesgrube geht, und zwar am:
13.05.2023
24.06.2023
29.07.2023
18.08.2023
09.09.2023
14.10.2023
11.11.2023
Alle Termine und auch mehr Informationen dazu findest du natürlich auch in meinem Terminkalender!
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Neue DinosaurierEine Übersicht über alle neuentdeckten Dinosaurier aus 2023 gibt es auf meiner Website übrigens auch, allerdings in einem eigenen Artikel. Schau gerne mal rein! Inzwischen sind es nämlich schon drei neue Dinosaurier. Im April sind auch wieder zwei neue Dinosaurier mit dazu gekommen! |
Amanasaurus nesbitti: Neuer „Silesauride“ aus Brasilien (Müller & Garcia 2023)
In der Santa-Maria-Supersequenz der Candelária Formation, die im brasilianischen Paraná-Becken abgelagert wurde, entdeckten Forscher die Fossilien eines hochbeinigen Archosauriers aus der späten Trias. Rodrigo T. Müller und Mauricío S. Garcia von der Universidade Federal de Santa Maria konnten außerdem auch die Überrreste des Beinskeletts eines größeren Individuums dieser Spezies zuordnen, die nun den Namen Amanasaurus nesbitti trägt. Der Gattungsname leitet sich teils aus der Tupi-Sprache ab und bedeutet „Regenechse“, weil das Tier im Karnium, einer Epoche mit schier unaufhörlichen Regenfällen lebte. Der Artname ehrt den nordamerikanischen Paläontologen Sterling J. Nesbitt.
Amanasaurus gehört zu der umstrittenen Gruppe der Silesauriden, von denen manche Exemplare sich den Vogelbeckendinosauriern (Ornthischia) zuordnen lassen, andere aber wohl doch außerhalb der Dinosaurier stehen. Die Klade gilt deshalb als paraphyletisch. Amanasaurus scheint das Schwestertaxon von Ignotosaurus und Silesaurus zu sein und wäre demnach wohl doch ein echter Dinosaurier, zumindest aber ein sehr enger Verwandter von diesen. Er lebte vor 233 Ma und war ein nur etwa 1,8m langer Pflanzenfresser.

Platytholus clemensi: Neuer Pachycephalosaurier aus der Hell Creek Formation (Horner, Goodwin & Evans 2023)
Im Garfield County, in Sedimenten der Hell Creek Formation wurde bereits in den frühen 2000ern der teilweise erhaltene Schädel eines Pachycephalosauriers (Dickschädelsaurier) entdeckt. Das nicht besonders gut erhaltene Material wurde nun von John Horner, Mark B. Goodwin und David C. Evans genauer untersucht. Dabei stellten sie fest, dass sich die Fossilien doch in einigen Details von den aus diesem Fundort bekannten Pachycephalosauriern Sphaerotholus, Pachycephalosaurus sowie den umstrittenen Gattungen Stygimoloch und Dracorex unterscheidet. Auch ein bislang unbekanntes Wachstumsstadium dieser Gattungen konnte ausgeschlossen werden.
Der Dinosaurier wurde also neu beschrieben und trägt nun den Namen Platytholus clemensi. Der Gattungsname bedeutet „kleine Kuppel“. Der Artname ehrt den amerikanischen Paläontologen William A. Clemens Jr. Platytholus war ein mittelgroßer Pachycephalosaurier und etwa 3m lang. Verwandtschaftlich steht er den Gattungen Prenocephale und Acrotholus wohl am nächsten. Er lebte ganz am Ende der Kreidezeit im westlichen Nordamerika, genau dort, wo Die Weißen Steine spielt. In meinem nächsten Buch wird er also sicher einen Auftritt bekommen!

Paläo-News
Im April gab es sicher so manchen, der sich gefragt hat, ob ich nicht vielleicht mehr als nur einen Aprilscherz bei meinen Paläo-News untergebracht habe. Schon im März ging es mit reichlich skurrilen Meldungen los, da hatten wir zum Beispiel die „sprechenden“ Pflanzen und die Lippen bei den Theropoden, also den großen fleischfressenden Dinosauriern. Tatsächlich gab es aber wirklich nur einen einzigen Aprilscherz, und das war dieser hier:
Steinkreis von Stonehenge war Basis für eine prähistorische Achterbahn!
Archäologen haben im Umkreis des berühmten Stonehenge in Südengland eine erstaunliche Entdeckung gemacht. Offenbar war die Anlange wohl nicht etwa eine steinzeitliche Kultstätte, sondern vielmehr ein Vergnügungspark. Ein Team der University of Bristol um Avril Foolsday hat die Überreste einer uralten Holz-Achterbahn freigelegt, die mehr als 4.000 Jahre alt ist. Der berühmte Steinkreis diente offenbar als Sockel für die erste Schleife der 8-förmigen Achterbahn. Der zweite Kreis war allein durch Holzpfeiler direkt unterhalb der Erhebung des Steinkreises verankert, die nun bei einer Ausgrabung freigelegt wurden. Sogar Reste der Fahrtgondeln konnten die Forscher bergen. Die Wagen wurden durch eine Reihe von Rampen und Rollen entlang einer Schiene geführt und von einem erhöhten Punkt aus gestartet.
Das Vergnügen war nun allein durch die Schwerkraft möglich: Wie Computeranalysen bestätigen, lief die Achterbahn allein durch ein ausgeklügeltes System aus perfekt abgestimmten Gefällen und Steigungen, engen Kurven und sogar Schleifen. Die Fahrt führte die Wagen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 65km/h zu einer Auslaufstrecke, von der sie schließlich wieder zum Ausgangspunkt hinaufgezogen werden konnten, vermutlich über eine Seilwinde. Die Archäologen glauben, dass die Fahrt sowohl unterhaltsam als auch spirituell sein sollte, da die Fahrer die Landschaft um sie herum aus einer einzigartigen Perspektive sehen und ein Gefühl von Schwerelosigkeit und Freiheit erleben konnten. Die Entdeckung dieser alten Achterbahn ist ein Durchbruch für das Verständnis der Lebensweise prähistorischer Menschen und belegt, dass auch sie schon Sinn für den Rausch der Geschwindigkeit hatten. Weitere Forschungen sind erforderlich, um die Bedeutung dieser Entdeckung vollständig zu verstehen.
Bildquelle: Justin Little-Prank.
Alle anderen Meldungen entsprachen wirklich aktuellen Forschungen und waren somit seriös. Auch wenn sie zum Teil kaum weniger verwunderlich klangen:
Australisches Laborfleisch-Unternehmen kreiert Bulette aus Mammut-Fleisch (Kreiszeitung.de)
Das Wollhaarmammut ist vor mehreren tausend Jahren ausgestorben. Dennoch finden sich bis heute immer wieder Überreste des Urzeit-Elefanten. Unter den ausgestorbenen Tieren gilt das Wollhaarmammut als eines der am besten erforschten. Nun haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Wollhaarmammut mehr oder weniger zum Leben erweckt. Ein australisches Lebensmittel-Unternehmen namens Vow präsentierte im Amsterdamer Wissenschaftsmuseum ein Stück Mammut – in Form eines Fleischbällchens. Das Wollhaarmammutfleisch wurde im Labor gezüchtet. Die ursprüngliche Idee, ein Mammut-Fleischbällchen herzustellen, hatte Bas Korsten von der Kreativagentur Wunderman Thompson. Das Unternehmen schenkte seine Fleischkreation dem Museum in Amsterdam, wo es nun ausgestellt wird.

Um es zu kreieren, hatten die Forscherinnen und Forscher zunächst DNA-Sequenzen des Mammuts identifiziert. Die fehlenden DNA-Sequenzen des ausgestorbenen Wollhaarmammuts wurden mit Genen des Afrikanischen Elefanten komplettiert. Dieser ist genetisch der nächste noch lebende Verwandte der Mammuts.
Tarchia: wurde der Ankylosaurier Opfer eines Raubsauriers? (Tumanova et al. 2023)
Tatiana Tumanova von der Russischen Wissenschaftsakademie in Moskau und ihr Team haben Schädel der mongolischen Ankylosaurier Shamosaurus, Tarchia und Saichania gescannt, um Informationen über die innere Anatomie der Schädel der Panzersaurier zu erhalten. Die CT-Aufnahme des Tarchia-Schädels zeigte dabei erhebliche interne anatomische Unterschiede zu anderen Ankylosauriern aus Nordamerika, insbesondere in der Morphologie der Atemwege. Doch eine weitere Auffälligkeit erregte das Interesse der Forscher. Im Schädeldach des gescannten Tarchia befindet sich ein schwerer Defekt mit einer Knochenwucherung, möglicherweise eine Reaktion auf eine anhaltende Entzündung.
Diese Läsion hatte offenbar tödliche Folgen. Wodurch sie hervorgerufen wurde, ist allerdings unklar. Hypothesen der Forscher reichen von einer schweren Infektion der Nasennebenhöhlen bis zu der Auseinandersetzung mit einem Artgenossen oder einem Fressfeind. Es ist also durchaus im Bereich des Möglichen, dass der Tarchia von einem hungrigen Fressfeind, wahrscheinlich einem Tyrannosaurier, attackiert wurde. Zwar könnte der Panzersaurier die Attacke überstanden haben, aber später dennoch den Verletzungen erlegen sein. Die Studie unterstreicht den Wert von CT-Scans fossiler Wirbeltierproben, die in diesem Fall große innere Läsionen des Schädels zeigten, die zum Zeitpunkt der Durchführung des Scans ansonsten nicht erkennbar gewesen wären.
Teilten sich Troodontiden-Weibchen ihr Nest mit Artgenossinnen? (Tagliavento et al. 2023)
Der Übergang von den Dinosauriern zu den Vögeln gehört zu den faszinierendsten Ereignissen in der Evolutionsgeschichte. Doch einige biologische Aspekte, wie Veränderungen im Fortpflanzungssystem, Niststrategie und Körpertemperatur, sind noch immer kaum erforscht. Mithilfe von Dual-Clumped-Isotopen-Thermometrie (Δ47 und Δ48) konnten Mattia Tagliavento von der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. und sein Team diese biologischen Aspekte beleuchten. Die Ergebnisse ihrer Studie zeigen, dass sich die Eierschalen moderner Reptilien und die der Vögel in ihrer Isotopenzusammensetzung unterscheiden. Interessanterweise zeigen Analysen von Eierschalen von Troodon, eine umstrittene Gattung der Deinonychosaurier, dass dessen Gelege eine langsamere, reptilienartige Mineralisierung beibehielt, obwohl es bereits die Fähigkeit entwickelt hatte, seine eigene Körpertemperatur wie moderne Vögel zu erzeugen (heterothermische Endothermie).
Die Isotopendaten aus den Eierschalen zeigen aber, dass sie variablen Temperaturen ausgesetzt waren und zwischen 29 und 42°C bebrütet wurden. Dies spricht für eine sogenannte heterotherme Brutstrategie. Die Beobachtung, dass Troodontiden eine langsame, reptilienartige Verkalkung beibehielten, legt nahe, dass die Weibchen zwei funktionsfähige Eierstöcke besaßen und in der Anzahl der Eier, die sie produzieren konnten, begrenzt waren. Die großen Gelege, die man bislang fand, könnten somit von mehreren Weibchen stammen, die sich ein gemeinsames Nest teilten.
Frühester Beleg für Pflanzenfresser im Stammbaum der Säugetier-Verwandten (Mann et al. 2023)
Die Fähigkeit, Pflanzen zu verdauen, entwickelte sich während des späten Karbons unabhängig voneinander in mehreren Linien der Landwirbeltiere und verbreitete sich während der Perm-Periode weiter. Zuvor waren tatsächlich alle Landtiere noch Fleisch- und Insektenfresser! Einen der frühesten Pflanzenfresser aus unserer eigenen direkten Verwandtschaft, der Synapsiden, haben nun Paläontologen um Arjan Mann vom Smithsonian National Museum of Natural History in Washington D.C. (USA) neu beschrieben.

Melanedaphodon hovaneci gehört zur Gruppe der Edaphosaurier, die im Perm zu den größten Landwirbeltieren gehören sollten. Die Fossilien wurden in einer Kohlemine in Ohio gefunden. Sie stammen aus Pennsylvanium und sind etwa 310 Ma alt. Melanedaphodon war wahrscheinlich noch ein Allesfresser, der sich vor allem von harter Kost ernährte, wie von gepanzerten Insekten. Seine Zähne waren allerdings schon gut an faserige Pflanzenkost angepasst. Die Forscher schließen daraus, dass Melanedaphodon die Verwertung von Pflanzen aus der vorherigen Anpassung an harte tierische Nahrungsquellen entwickelte.
Tullimonstrum gregarium: doch kein enger Verwandter der Wirbeltiere? (Mikami et al. 2023)
Es sieht aus wie ein Ungetüm aus einer anderen Welt und gilt als eines der größten Rätsel der Paläontologie: Tullimonstrum gregarium, auch als Tully-Monster bekannt. Die Fossilien dieses seltsamen Wesens wurden nur in der Mazon Creek Lagerstätte aus dem Karbon von Illinois (USA) gefunden. Seit seiner Entdeckung im Jahr 1966 diskutieren Experten über seine verwandtschaftliche Zugehörigkeit. Die charakteristischen Stielaugen und der seltsame Fangrüssel kommen schließlich bei keinen anderen bekannten Tiermorphotypen vor. Kürzlich wurde vorgeschlagen, dass es sich um ein basales Wirbeltier handeln könne, was großes Aufsehen erregte.

Ein Team um Tomoyuki Mikami vom National Museum of Nature and Science in Tsukuba (Japan) hat nun insgesamt 153 Tullimonstrum-Exemplare mit einem hochauflösenden Laser-3D-Scanner analysiert und eine Röntgen-Mikro-Computertomographie (μCT)-Analyse der Stilette im Rüssel durchgeführt. Die Daten weisen darauf hin, dass Strukturen, die zuvor als Myomere eines dreilappigen Gehirns, als Deckknorpel und Flossenstrahlen angesehen wurden, nicht mit denen von Wirbeltieren vergleichbar sind. Diese Ergebnisse lassen weitere Zweifel an seiner Verwandtschaft mit Wirbeltieren aufkommen. Sie legen vielmehr nahe, dass Tullimonstrum entweder ein außerhalb der eigentlichen Wirbeltiere stehendes Chordatier war, oder zu einer anderen Linie der Urmünder (Protostomia) gehörte.
Riesiges Landkrokodil aus dem Eozän Frankreichs beschrieben (Martin et al. 2023)
In den ersten Jahrmillionen nach dem kreidezeitlichen Massenaussterben waren nicht nur die Säuger und Vögel sehr erfolgreich. Zu den Spitzenprädatoren zählten während des Eozäns noch vielerorts riesige Krokodile, die den nun ausgestorbenen fleischfressenden Dinosauriern in kaum etwas nachstanden. Die ersten Fossilien eines großen, landbewohnenden Krokodils wurden bereits 1931 in der Nähe von Issel und Réalmont in Frankreich entdeckt. Ursprünglich wurde das Material als Atacisaurus crassiproratus beschrieben, doch nach der Entdeckung zusätzlicher Überreste haben Jeremy E. Martin von der Université de Lyon (Frankreich) und sein Team es nun in eine separate Gattung gestellt und als basales Mitglied der Sebecidae interpretiert, eine Gruppe teils riesiger Landkrokodile, die nach dem ägyptischen Krokodil-Gott Sobek benannt wurden.

Die neue Art trägt nun den Namen Dentaneosuchus crassiproratus („zähnefletschendes Krokodil“). Der Schädel ist beinahe einen Meter lang und damit doppelt so groß wie bei den meisten anderen Sebeciden. Wie lang Dentaneosuchus selbst geworden sein könnte, ist anhand der Überreste nur schwer zu schätzen, er dürfte aber mindestens 6m lang gewesen sein. Maximalschätzungen gehen gar bis über 10m aus! In jedem Fall war Dentaneosuchus wohl der bei weitem gewaltigste Fleischfresser des Känozoikums in Europa. Er lebte dort vor etwa 40 Ma während der Epoche des Eozäns.
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Atmungssystem der Vögel war bereits bei frühen Archosauriern angelegt (Wang et al. 2023)Die Wirbelrippen bei heutigen Vögeln tragen knöcherne Zinken, sogenannte Appendicocostales, die den mechanischen Vorteil bei der Atmung verbessern, indem die Luft durch die Lunge und pneumatische Luftsäcke gesogen wird. Unter Nicht-Vogel-Archosauriern gibt es ähnliche Strukturen. So haben Krokodile breite, knorpelige Fortsätze, die wahrscheinlich ebenfalls eine Atmungsfunktion haben. Fossil sind sie auch bei mehreren Nicht-Vogel-Dinosauriern bekannt. Yan-yin Wang von der University of Alberta (Kanada) und sein Team haben nun die Frage geklärt, ob auch andere fossile Archosaurier ähnliche Atmungssysteme hatten. Dabei konnten sie das Vorhandensein von Uncinatfortsätzen in mindestens 19 fossilen Archosaurier-Taxa belegen. |
![]() Bildquelle (oben): Rodolfo Nogueira. |
Urzeit-Amphibien aus der Familie der Rhinesuchidae schwammen wie Krokodile (Groenewald et al. 2023)Fossile Spuren auf einer Felsoberfläche in Südafrika geben erstaunliche Einblicke in das Leben vor 250 Millionen Jahren: Die im Gestein konservierten Abdrücke zeigen, wie sich große räuberische Amphibien aus dem späten Perm fortbewegt haben. Ein Team um David Groenewald von der University of the Witwatersrand in Johannesburg in Südafrika hat die Spuren analysiert und herausgefunden, dass Temnospondyli aus der Familie der Rhinesuchidae ganz ähnlich wie heutige Krokodile schwammen, indem sie die Beine anzogen und den Schwanz als Antrieb nutzten. Ausgewertet werden konnten die Spuren anhand moderner 3D-Scans, die eine detaillierte Analyse der Abdrücke ermöglichten. |
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Käferlarven ernährten sich offenbar von Dino-Federn (Peñalver et al. 2023)Enrique Peñalver vom Centro Nacional Instituto Geológico y Minero de España und sein Team analysierten für ihre neue Studie mehrere rund 105 Millionen Jahre alte Bernsteinklumpen aus dem Nordosten Spaniens. In einem dieser Klumpen waren mehrere Federn eines theropoden Dinosauriers oder frühen Vogels eingeschlossen. Dort stießen die Forscher auf winzige, bräunliche Häutungshüllen von Käferlarven. Analysen zufolge stammen diese urzeitlichen Larvenhüllen von frühen Vertretern der heutigen Speckkäfer (Dermestidae). Diese Käfer fressen organisches Material wie Hautreste, Haare oder Federn und finden sich auch häufig in Vogelnestern. Dort zehren sie und ihre Larven vom Kot und den Federresten der gefiederten Bewohner, was sie offenbar auch schon in der Kreidezeit taten. |
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Studie zu den Pterosauriern von Kem Kem (Smith et al. 2023)Ein Forschungsteam um Roy E. Smith von der University of Portsmouth (UK) hat die bekannte Kem Kem-Fundstelle auf die Artenvielfalt der dort gefundenen Pterosaurier analysiert. Neugefundene Fossilien erlaubten dabei die Neudiagnose der Azhdarchoiden Alanqa saharica und Afrotapejara zouhrii. Auch mehrere andere Taxa haben die Forscher beschrieben, mit unterschiedlicher Kiefer-Anatomie, die sie allerdings keinen neuen Taxa zugeordnet haben. Insgesamt lebten im Marokko vor etwa 105 Ma mindestens neun verschiedene Vertreter der Ornithocheiridae sowie drei weitere Morphotypen, die der Azhdarchoidea zugeordnet sind. Die Ansammlung der Kem-Kem-Gruppe ist damit die vielfältigste aller Fundorte, an denen Flugsaurier überliefert sind. |
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Verdanken wir unser Augenlicht dem Erbgut von Bakterien? (Kalluraya et al. 2023)Chinmay A. Kalluraya von der Universität von Kalifornien in San Diego und sein Team haben mit Hilfe einer Computersoftware die Entwicklung von Hunderten menschlicher Gene nachgezeichnet. Dabei suchen sie nach ähnlichen Sequenzen in Hunderten von anderen Arten, die zuerst bei den Wirbeltieren aufgetaucht waren und keine Vorgänger in früheren Tieren hatten. Diese könnten eventuell keine Mutationen aus eigenen Erbanlagen sein, sondern Transfer-Objekte von Bakterien. Die Forscher konnten mehrfach Entsprechungen in modernen Mikroben belegen. Z.B ist das Gen namens IRBP (Interphotorezeptor-Retinoid-bindendes Protein) als wichtiger Baustein für das Sehen bekannt. Dies ist laut den Forschern ein Erbe von Bakterien und könnte schon vor mehr als 500 Ma in unser Erbgut gelangt sein. |
![]() Bildquelle: Max Bellomio. |
Biochemische Rückstände bei erhaltenem Weichgewebe von Tyrannosaurus analysiert (Anné et al. 2023)Unser Verständnis darüber, was im Fossilienbestand erhalten bleiben kann und wie lange, entwickelt sich ständig durch den Einsatz neuer wissenschaftlicher Techniken und außergewöhnlicher Fossilienfunde weiter. Ein Team um Jennifer Anné vom Children’s Museum of Indianapolis (USA) hat den Erhaltungszustand eines etwa 66 Ma alten Tyrannosaurus rex mit einer Reihe mithilfe einer modernen Synchrotron-Analyse untersucht, wobei sie die Erhaltung des ursprünglichen Weichgewebes und der Knochenbiomoleküle feststellen konnten. Die Forschergruppe konnte dabei belegen, dass Spurenelemente wie Zink im fossilen Knochen in einem ähnlichen Muster erhalten bleiben, wie es in modernen Vogelknochen zu sehen ist. Dieses Muster wird bei einem mikroskopisch gut erhaltenen, aber molekular stärker degradierten Dinosaurier, dem pflanzenfressenden Tenontosaurus, nicht beobachtet. Diese Daten unterstützen die Erhaltung des ursprünglichen biologischen Materials in diesem T. rex weiter und schlagen neue Möglichkeiten zur Entschlüsselung der Lebensgeschichten ausgestorbener Arten vor. Diese Studie hebt auch hervor, dass die Erhaltung der ursprünglichen Biochemie in Fossilien exemplarspezifisch ist und nicht allein durch ein makelloses Aussehen bestimmt werden kann. |
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Papageien pflegen Online-Freundschaften (Kleinberger et al. 2023)Ein Forscherteam um Rébecca Kleinberger von der Northeastern University in Boston (USA) bringt einsamen Papageien bei, wie sie mit Tablets Videoanrufe mit ihren gefiederten Freunden tätigen können. Die Papageien sind absolut begeistert, wenn sie virtuell miteinander singen, spielen und sich gegenseitig sogar beschnäbeln und „putzen“. Manchmal schlafen die Papageien während der Anrufe auch einfach nur nebeneinander, und manchmal bewegten sie sich schnell aus dem Bild, nur um mit einem Gegenstand zurückzukehren, den sie ihrem Freund zeigen konnten. Zwei ältere Aras kamen sich besonders nahe und tanzten und sangen fröhlich, als sie sich sahen. Und wenn sich ein Vogel aus dem Bild bewegte, rief der andere: „Hallo! Komm her! Hallo!“ Ein anderes Papageienpaar wurde sogar zu lebenslangen Freunden, die ihre Korrespondenz mehr als ein Jahr nach dem Ende des Experiments fortsetzten. Papageien verfügen nicht nur über ein hochkomplexes Sozialverhalten und emotionales Erleben, sie sind offenbar auch intelligent genug, diese über soziale Medien zu pflegen. |
![]() Bild- und Artikelquelle: Sabado. |
Schwere Vorwürfe an den Paläontologen Octávio Mateus!Die Universidade Nova de Lisboa (Portugal) hat eine Untersuchung gegen einen ihrer bekanntesten Paläontologen eingeleitet, nachdem mehrere Beschwerden über sexuelle Belästigung von Kollegen und Studenten eingegangen waren. Einige Fälle reichen bis 2010 zurück. Eine der Whistleblowerinnen ist Melanie During, eine niederländische Paläontologin. Sie gab an, 2014 während ihres Masterstudiums von Professor Octávio Mateus auf einer Konferenz auf unangemessene Weise berührt und belästigt worden zu sein. Mateus weist die Vorwürfe scharf zurück und hat bereits seine Anwälte beauftragt, eine Verleumdungsklage einzureichen. Der Paläontologe ist vor allem für seine Forschungen über europäische Dinosaurier bekannt. Die Arten Lourinhanosaurus antunesi, Dinheirosaurus lourinhanensis, Tangvayosaurus hoffeti, Draconyx loureiroi, Lusotitan atalaiensis, Europasaurus holgeri, Allosaurus europaeus, Angolatitan adamastor, Torvosaurus gurneyi, Zby atlanticus, Issi saaneq und Iberospinus natarioi hat er u.a. (mit) beschrieben. |
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Das war es für heute mit den Paläo-News! Ich wünsche dir jetzt noch einen schönen 1. Mai. Wir lesen uns dann bestimmt bald wieder!
Dein Markus Peter Kretschmer