Im Unterjura stieg der Meeresspiegel massiv an. Die riesige Tethys, die sich einmal rings um den Äquator gegürtet hatte, überflutete nun weite Teile Mitteleuropas und schuf dort ein flaches, lichtdurchflutetes Meer, das vielen Meerestieren ideale Lebensbedingungen bot. Das Klima war entscheidend geprägt durch einen feuchten Sommermonsun und trockene Passatwinde während des Winters. Aus den vom Festland ausgeschwemmten Ton- und Kalksedimenten formte sich dort der berühmte „Schwarze Jura“ des Posidonienschiefers, der als Bau- und Brennstoff noch heute sehr gefragt ist. Besonders bekannt ist er für seine vielen Fossilien, die in den feinen, schwarz gefärbten Schichten exzellent erhalten geblieben sind.
Vor etwa 182 Millionen Jahren wäre Deutschland ein Paradies für Hobbytaucher gewesen. Die Riffe des Unterjuras hatten einiges zu bieten: unzählige verschiedene Fischarten, zahlreiche Ammoniten, Belemniten, Muscheln, Krebstiere, Korallen, Brachiopoden und Quallen, die heute noch die Herzen der Fossiliensammler höherschlagen lassen. Noch beeindruckender waren jedoch die Meeresreptilien, allen voran die Ichthyosaurier wie Stenopterygius, der wohl am häufigsten auftrat und etwa die Größe eines heutigen Delfins erreichte. Auch der bizarre Eurhinosaurus, mit seiner schwertfischähnlichen Schnauze, schwamm hier – stets auf der Hut vor dem riesigen Temnodontosaurus, einem mächtigen Jäger, größer noch als ein Orca. Die Ichthyosaurier waren aber eigentlich Hochseetiere, die gar nicht zum Jagen hierher kamen. Die Riffe waren vielmehr ihre Kinderstuben. Manche Fossilien von Ichthyosauriern zeigen Mütter sogar noch mit ihren Jungen im Leib, woher wir wissen, dass sie lebendgebärend waren.
Das Foto zeigt den Steinbruch Kromer in Ohmden, wo Besucher in den Aufschlüssen des Posidonienschiefers selbst nach Fossilien suchen können. Hier wurde auch ein Dinosaurier, Ohmdenosaurus, gefunden. Bildquelle: Mario Braun / GoogleMaps.
Geologie:
Der Posidonienschiefer, auch Schwäbischer Ölschiefer genannt, ist ein dunkler, bituminöser Tonstein aus dem Unterjura. Er entstand vor rund 175 Millionen Jahren in einem flachen, sauerstoffarmen Meer, das große Teile Europas bedeckte. Folglich ist er auch in großen Teilen Europas aufgeschlossen: Zugang findet man in Süd- und Mitteldeutschland, Österreich, Luxemburg und den Niederlanden. Durch langsame Ablagerung von Ton und Kalk in einem wechselhaften Klima blieb organisches Material hier außergewöhnlich gut erhalten. Dies machte den Posidonienschiefer zu einer der bedeutendsten Fossillagerstätten der Welt. Berühmt sind vor allem die spektakulären Funde von Ichthyosauriern wie Stenopterygius, deren fossile Überreste oft mitsamt Hautumrissen erhalten sind. Auch Plesiosaurier, Krokodile, Flugsaurier und zahlreiche Fische wurden entdeckt. Besonders beeindruckend sind Seelilienkolonien, die an Treibholz wuchsen, sowie Ammoniten mit erhaltener Weichteilstruktur. Die bedeutendsten Fundstellen befinden sich in Holzmaden, wo das Urwelt-Museum Hauff einige der weltweit schönsten Fossilienfunde ausstellt.
Neben der wissenschaftlichen Bedeutung wird der Posidonienschiefer auch wirtschaftlich genutzt: In Dotternhausen dient er als Brennstoff und Zuschlagsstoff in der Zementindustrie. Seine feine Spaltbarkeit macht ihn zudem zu einem begehrten Material für Boden- und Wandverkleidungen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Posidonienschiefer im Rahmen des „Unternehmens Wüste“ zur Treibstoffgewinnung genutzt. Dieses dunkle Kapitel der Lagerstätte wird in mehreren Gedenkstätten aufgearbeitet. Heute ist der Posidonienschiefer nicht nur ein faszinierendes Zeugnis der Erdgeschichte, sondern auch ein Schlüssel zur Erforschung der Lebenswelt des frühen Jura.
Heutige Lage des Posidonienschiefers
Lage: Viele Aufschlüsse in Deutschland, Österreich, Luxemburg und den Niederlanden. Die Typuslokalität liegt in Holzmaden (Baden-Württemberg).
Koordinaten heute: 48.4°N 9.3° O
Paläo-Koordinaten: 38.2°N 29.2° O
Alter:
MaLiegt unter: Jurensismergel Formation (Deutschland), Werkendam Formation (Niederlande), Klaus Formation (Österreich), Marnes à Bifrons Formation (Luxemburg)
Liegt über: Amaltheenton Formation (Deutschland) Aalburg Formation (Niederlande) Scheibelberg Formation (Österreich)
Subeinheiten: Bächental Schichten, Unkenschiefer, Dörnten-Schiefer, Schistes bitumineux (Luxemburg)
Paläo-Lage des Posidonienschiefers:
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Der Posidonienschiefer in meinen Büchern:Das Jurameer des Posidonienschiefers ist einer der Handlungsorte in Mein zauberhaftes Dinosaurierbuch. In der achten Geschichte tauchst du hinab in ein bezauberndes Korallenriff, um der Stenopterygius-Dame Stella dabei zu helfen, ihr Kind zur Welt zu bringen. |
Fossilbericht:
Das Gestein des Posidonienschiefers ist bekannt für seine herausragende Fossilerhaltung. Man findet hier aufgrund des sauerstoffarmen und teilweise anoxischen (sogenannten euxinischen) Milieus, das zur Zeit der Ablagerung vorherrschte, sehr gut erhaltene Seelilien, Ammoniten, Fische und Ichthyosaurier.
Eine umfassende Übersicht über den Fossilbericht findest du in der englischsprachigen Wikipedia.
Weitere Lagerstätten aus Mein traumhaftes Dinosaurier-Buch:
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Hell Creek Formation – South Dakota (USA) vor 66 Ma
Prince Creek Formation – Alaska (USA) vor 69 Ma Djadochta Formation – Mongolei vor 74 Ma Niobrara Chalk Formation – Kansas vor 85 Ma Bahariya Formation – Ägypten vor 100 Ma Yixian Formation – Liaoning (China) vor 125 Ma Altmühltal Formation – Bayern (Deutschland) vor 155 Ma Posidonienschiefer – Baden-Württemberg (Deutschland) vor 180 Ma Trossingen Formation – Baden Württemberg (Deutschland) vor 210 Ma Chinle Formation – Arizona (USA) vor 225 Ma |
Alle anderen Lagerstätten, die in meinen Büchern eine Rolle spielen, erreichst du über meine Interaktive Karte:
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