Bei vielen archäologischen oder historischen Funden ist es nicht schwer, ihr Alter zu bestimmen. Manchmal steht es ja sogar direkt drauf: auf einer Grabplatte sind die Lebensdaten des Menschen, der dort bestattet wurde, oft direkt eingraviert. Auch auf den meisten Münzen steht das Prägedatum ja unmittelbar auf dem Fundstück selbst mit drauf. Ein neuentdeckter Triceratops hat aber leider kein Halsband um, auf dem sein Sterbedatum draufsteht. Wie finden Forscher nun also trotzdem heraus, wie alt der Triceratops nun genau ist? Wie kommt man auf ein Alter von so vielen Jahrmillionen? Die Antwort liefern einige interessante wissenschaftliche Methoden zur Datierung, also zur Altersbestimmung. Und diese möchte ich dir hier einmal etwas näher vorstellen!
Chronostratigraphie
Geologen wissen heute schon ziemlich genau, wie lange es dauert, bis Ablagerungsschichten (Strata) eine bestimmte Dicke, sie sprechen dabei von Mächtigkeit, erreichen. Diese sogenannte Chronostratigraphie ist tatsächlich sehr simpel zu erklären: anhand der Mächtigkeit, also je nachdem wie dick eine Schicht ist, kann man ihr Alter berechnen. Ganz so einfach ist es dann aber in der Praxis doch wieder nicht: Die Geschwindigkeit, mit der Sedimente abgelagert werden, variiert nämlich je nach Umgebung. Die Sedimentationsrate wird typischerweise in Millimetern pro Jahr (mm/Jahr) angegeben. Feinkörnige Sedimente wie Ton oder Schluff können sich langsamer ablagern als gröbere, also schwerere Sedimente wie Sand. Die Art der Umgebung, ob Flussdelta, See, Meeresboden oder eine Küste, beeinflusst die Zusammensetzung und Geschwindigkeit der Ablagerungen ebenfalls.
Wir haben aber die Ablagerungsgeschwindigkeiten in verschiedenen Umgebungen bereits ziemlich genau untersucht. Und so können Forscher anhand des Gesteinstyps erkennen, wie lange es gedauert hat, dass er sich bildete, wenn wir wissen, wo und unter welchen Umständen er sich bildete. Die Zeitspanne zur Bildung einer 10 cm dicken Sedimentschicht kann dabei von wenigen Jahren in sehr aktiven Flussdeltas bis zu mehreren hundert Jahren oder länger in tiefen Meeresbecken oder ruhigen Seeablagerungen reichen. Um eine genauere Schätzung zu geben, müssten die spezifischen Umweltbedingungen und die Art der Sedimentation bekannt sein.
Leitfossilien
Bei der Datierung von Gesteinsschichten spielen auch Fossilien eine Rolle. Diese sogenannten Leitfossilien, auch Indexfossilien genannt, sind Fossilien von Organismen, die für eine bestimmte geologische Zeitperiode charakteristisch sind und in relativ kurzer Zeit weit verbreitet vorkamen. Danach verschwinden sie aber wieder. Für die relative Altersbestimmung von Gesteinsschichten und Sedimenten sind sie also von entscheidender Bedeutung.
Wenn man nämlich eines dieser sehr bekannten Fossilien, das man in einer bestimmten Gegend bereits datiert hat, nun in einer anderen Gesteinsschicht findet, weiß man, dass diese Zeit ungefähr genauso alt sein muss wie die, die man bereits kennt. Es ist also wichtig, dass Leitfossilien in einem großen Teil der Welt vorkommen und leicht erkennbar sind, damit man verschiedene Fundstellen miteinander vergleichen kann. Einige der bekanntesten Beispiele für Leitfossilien sind Ammoniten, Trilobiten, Foraminiferen und Graptolithen. Dort, wo du Ammoniten findest, bewegst du dich also definitiv in einer Lagerstätte des Mesozoikums, also in der Zeit von vor 252 bis 66 Ma. Trilobiten sind hingegen typische Leitfossilien für das Paläozoikum, also der Zeit von vor 542 bis 252 Ma. Leitfossilien fungieren also als eine Art Zeitstempel für bestimmte geologische Epochen und helfen, die Erdgeschichte präzise zu datieren und zu standardisieren.
Erdzeitalter
Um sich innerhalb der gewaltigen Zeiträume von so vielen Millionen Jahren zu orientieren, haben Forscher sie in viele verschiedene Einheiten unterteilt. Diese Einteilung geht auch auf die Paläostratigraphie zurück. Die Struktur oder auch Farbe einer Gesteinsschicht, und natürlich wie bereits erwähnt auch das Vorkommen ganz bestimmter Fossilien, ist maßgeblich zur Bestimmung des Alters, und demnach auch für die Bezeichnung dieses Erdzeitalters. Die Einheiten, in denen die Erdzeitalter chronostratigraphisch eingeordnet werden, haben alle den gleichen Namen wie in der Geochronologie, der zweiten Disziplin zur Altersbestimmung. Allerdings werden die Kategorien unterschiedlich benannt:
- Die größte Einheit nennt man in der Chronostratigraphie Äonothem, in der Geochronologie Äon.
- Die nächstgrößere Einheit nennt man in der Chronostratigraphie Ärathem, in der Geochronologie Ära.
- Danach folgt in der Chronostratigraphie die Einheit System, in der Geochronologie die Einheit Periode.
- Ein System bzw. eine Periode umfasst mehrere weitere Untereinheiten, die man in der Chronostratigraphie die Serie nennt, in der Geochronologie nennt man sie Epoche.
- Und die kleinste Einheit heißt in der Chronostratigraphie Stufe, in der Geochronologie Alter.
Chronostratigraphie am Beispiel unserer „Lieblingszeit“
Von vielen solcher Erdzeitalter, unabhängig davon, welchen Rang sie nun haben, hast du als Urzeitfan sicher schon einmal gehört. Die Kreidezeit etwa, also das Zeitalter, in welchem Die weißen Steine spielt, ist in der Chronostratigraphie zum Beispiel ein System. Dieses System gehört zur größeren Ärathem des Mesozoikums, dem sogenannten Erdmittelalter, das außerdem die beiden Systeme Trias und Jura umfasst. Das Mesozoikum gehört, in der Mitte liegend zwischen dem älteren Ärathem Paläozoikum und dem jüngeren Känozoikum, wiederum zum Äonothem des Phanerozoikums, also dem „Zeitalter des sichtbaren Lebens“.
Doch auch die Kreidezeit ist wiederum unterteilt in mehrere kleine Abschnitte. Das ist nur logisch, weil sie ja eine der längsten Systeme überhaupt ist. Paradoxerweise enthält sie aber trotzdem, anders als etwa der Jura und die Trias, nur zwei untergeordnete Serien: nämlich die Unter- und die Oberkreide. Letztere ist natürlich wieder der Handlungsraum meiner Geschichte. Doch auch die Oberkreide dauerte sehr lange, nämlich 34,5 Millionen Jahre. Das ist mehr als halb so viel Zeit, wie seit dem Aussterben der letzten Dinosaurier bis heute vergangen ist. Entsprechend hat die Oberkreide mehrere Alter. Das letzte heißt Maastrichtium und ist die Zeit von vor 72 bis 66 Millionen Jahren. Meine Geschichte spielt am Ende des Maastrichtiums, in der Zeit von Tyrannosaurus, Triceratops und vielen anderen Superstars der Kreidezeit. Und diese berühmten Dinosaurier lebten alle nur in den letzten paar Jahrmillionen des gesamten Mesozoikums!
Hier noch ein kleiner Fun Fact: Tyrannosaurus und Triceratops sind von ihrem berühmten „Kollegen“ Stegosaurus zeitlich betrachtet sogar weiter weg, als von uns Menschen im 21. Jahrhundert! Stegosaurus lebte nämlich bereits vor rund 150 Ma am Ende des Jura, während das Maastrichtium von uns nur 66 Ma entfernt ist.
Chronostratigraphie am Beispiel unserer heutigen Zeit
Wie komplex die Chronostratigraphie eigentlich ist, wird deutlich, wenn man sich die Zeitstrahle einmal genauer anschaut. Beim Zeitstrahl oben ist dir sicher aufgefallen, dass die Alter, die näher an unserer eigenen Zeit liegen, nur noch sehr kurz sind, und ich sie meistens „umdrehen“ und die Schrift stark verkleinern musste, damit sie überhaupt noch in ihre jeweiligen Felder passen. In der oberen Grafik sind sie sogar so kurz, dass es gar nicht mehr möglich war, die Felder zu beschriften. Nur einige Hunderttausend oder gar Tausend Jahre sind in geologischen Maßstäben betrachtet nämlich ungeheuer wenig, mikroskopisch geradezu! Die folgende Grafik veranschaulicht, wie ich das meine: hier sind – von oben nach unten – die kleineren Zeiteinheiten mal im Kontext zum großen Ganzen zu sehen.
Die unglaubliche Geschichte der Zeitalter – Eine Erklärung
Der obere Strahl in der Grafik bildet die letzten vierzehntausend Jahre ab, das sogenannte Holozän. Die Skala ist nach unserer heutigen, christlichen Zeitrechnung in Jahrhunderten skaliert. Rechts befindest du dich also im 21. Jahrhundert, zwei Zehner-Blöcke weiter nach links sind wir schon in der Zeit um Christi Geburt. Ganz links erreichen wir schließlich am Rand das Pleistozän. In der ganzen hier gezeigten Zeitspanne endete die letzte große Vereisung, die ersten Siedlungen und später auch Städte entstanden, die Steinzeit ging in die Metallzeiten über und auch unsere gesamten historischen Aufzeichnungen stammen aus dieser Zeit.
Wie kurz diese Zeit insgesamt nur war, veranschaulicht der zweite Strahl, der das Quartär abbildet, also unsere derzeitige Serie. Das Quartär begann vor etwa 2,6 Ma, als zum ersten Mal das Nordpolarmeer während der känozoischen Eiszeit gefror. Unsere Vorfahren hatten damals gerade erst die ersten aufrecht gehenden Schritte gemacht und schickten sich an, zu Werkzeugbenutzern und Fundfeuer-Verwendern zu werden. Die gesamte Geschichte der Menschheitswerdung und der Gattung Homo ereignete sich im Quartär und somit im Verlauf des zweiten Zeitstrahls.
Der nächste Strahl zeigt ernüchternd, wie lächerlich kurz das Quartär im Verhältnis zum Phanerozoikum ist – der Ära des sichtbaren Lebens. Vom Kambrium bis heute entwickelte sich darin die gesamte bekannte Tier- und Pflanzenwelt. Es gab zwar zuvor schon Leben auf unserer Erde, sogar solches, das man mit bloßem Auge hätte erblicken können, doch das Phanerozoikum ist die Zeit, in der es für uns Paläontologen erst richtig spannend wird. Hier finden wir alle höheren Tiere, von den ersten an Land lebenden Fischen über die Dinosaurier bis zum Aufstieg der Säugetiere, und natürlich auch uns Menschen.
Der unterste Zeitstrahl zeigt schließlich das gesamte Alter der Erde, und damit auch, was für einen kurzen Teil darin das Panerozoikum nur einnimmt. Würdest du diesen Zeitsrahl im gleichen Maßstab wie beim ersten Strahl sehen wollen, also wo ein Jahrtausend etwa einen Zentimeter ausmacht, so wäre dieser Zeitstrahl ganze 46 Kilometer lang! So gewaltig sind die Zeiträume, in denen wir uns in der Urzeitforschung orientieren.
Geochronologie
Es gibt noch eine weitere, völlig andere Disziplin zur Altersbestimmung: die Geochronologie, bei der eine Gesteinsprobe oder ein Fossil chemisch untersucht wird. Hierbei gibt es zwei Herangehensweisen: die relative Altersbestimmung, bei der lediglich bestimmt wird, ob eine der untersuchten Proben älter bzw. jünger ist als die andere. Die absolute Altersbestimmung hingegen liefert konkrete Daten, also das genaue Alter einer Probe. Sie ist erst seit etwa 100 Jahren in Gebrauch und wurde seither immer weiter verfeinert. Die häufigste Methode der absoluten Altersbestimmung ist die Radiometrie. Dabei nutzen Forscher den Zerfall von radioaktiven Isotopen. Was bedeutet das? Isotope sind Atome desselben Elements, die unterschiedlich viele Neutronen haben. Einige Isotope sind instabil und zerfallen über die Zeit in andere, stabile Elemente.
C14 – ein spannendes Isotop
Das wohl bekannteste Beispiel zur radiometrischen Datierung ist die Radiokohlenstoff- oder auch C14-Methode. C14 ist ein Isotop, das durch atmosphärische Strahlung entsteht. In unserer Atmosphäre ist das häufigste Element Stickstoff. Ein Stickstoff-Atom besteht aus sieben positiv geladenen Protonen und sieben neutralen Neutronen. Wenn nun ein freies Neutron auf ein Stickstoff-Atom trifft, dann schießt es dabei eines der Protonen dieses Teilchens aus dem Atom heraus. Jetzt hat dieses Atom also nur noch sechs Protonen, dafür aber acht Neutronen. Weil die Protonenzahl das Element bestimmt, ist es jetzt auch kein Stickstoff-Atom mehr, sondern ein Kohlenstoff-Atom! Aber ein sehr ungewöhnliches: normale, natürliche Kohlenstoff-Atome haben nämlich nur 12 oder 13 Teilchen (sechs Protonen und ebenfalls sechs oder sieben Neutronen). Ein C14-Isotop hat aber nun – wie der Name schon sagt – 14 Teilchen!
Das macht dieses Isotop nun auch instabil. Es strebt danach, wieder zu einem normalen Stickstoff-Atom zu werden – es zerfällt also, wie der Chemiker sagt. Dieser Zerfall erfolgt durch einen Prozess, der als Beta-Zerfall bezeichnet wird. Dabei wandelt sich ein Neutron im C14-Atomkern wieder in ein Proton um, und es werden ein negativ geladenes Elektron (ein Beta-Teilchen) und ein Antineutrino freigesetzt. Durch diese Umwandlung entsteht aus dem Kohlenstoff-Isotop C14 das stabile Stickstoff-Isotop N14.
Die C14-Methode
Okay, ich gebe zu: das klang jetzt alles doch sehr wissenschaftlich und nicht gerade spannend. Was man mit diesem Wissen aber machen kann, das ist das Spannende! Denn jedes Lebewesen, egal ob Pflanze, Tier oder Mensch, nimmt im Laufe seines Lebens neben dem natürlich vorkommenden Kohlenstoff auch den radioaktiven Kohlenstoff C14 auf. Weil das Verhältnis von C14 zu den Stabilen Isotopen immer gleich ist – es entsteht ja in der Atmosphäre immer wieder neuer C14! – ist es auch in unseren Körpern immer gleich. In jedem noch lebenden Organismus liegt das Verhältnis von C14 (radioaktiver Kohlenstoff) zu C12 (dem stabilen, nicht-radioaktiven Kohlenstoff) ungefähr bei 1 zu einer Billion (1:1.000.000.000.000). Klingt wenig, aber ist für das, was wir jetzt vorhaben, absolut ausreichend!
Dieses Verhältnis bleibt solange ein Organismus lebt immer konstant. Wenn er aber stirbt, und damit aufhört zu atmen, endet die Aufnahme von neuem C14. Und was macht der Alte? Richtig: er zerfällt. Und du ahnst jetzt sicher schon, wie man das nutzen kann! Denn das C14 zerfällt mit einer immer gleichbleibenden Geschwindigkeit. Nach etwa 5730 Jahren ist noch exakt die Hälfte des ursprünglichen C14 erhalten. Diese Zeit nennt man entsprechend Halbwertszeit. Und wenn man diese Halbwertszeit kennt, ist es jetzt kein Hexenwerk mehr, von einem Tier oder einem Stück Holz, das Jahrtausende alt ist, nun einfach eine Probe zu entnehmen, einen Teil davon zu verbrennen, den C14-Gehalt im Rauch mithilfe eines Massenspektrometers zu messen und dann mit ein bisschen Dreisatz-Mathematik auszurechnen, wie alt die Probe ist.
Ein Beispiel: wenn wir von einem Mammut-Stoßzahn eine Probe nehmen und unser Massenspektrometer uns sagt, dass in dieser Probe nur noch 1/8 der ursprünglichen Menge an C14 enthalten ist, wie alt ist dann der Stoßzahn?
Einfache Rechnung:
Eine Halbwertszeit (5.730 Jahre): noch die Hälfte!
Zwei Halbwertszeiten (11.460 Jahre): noch die Hälfte von der Hälfte, also ein Viertel!
Drei Halbwertszeiten (17.190 Jahre) noch die Hälfte vom Viertel, also ein Achtel!
Das bedeutet, unser Stoßzahn muss 17.190 Jahre alt sein!
Weitere Methoden zur radiometrischen Datierung
Für die Entdeckung der C14-Methode hat der Naturwissenschaftler Willard F. Libby im Jahre 1960 den Nobelpreis für Chemie erhalten. Seine Methode hatte allerdings nur einen Haken: während sie für archäologische Funde aus der frühen Menschheitsgeschichte bahnbrechend war und die Datierung von Fundstücken aus dieser Zeit revolutionierte, ist sie für Versteinerungen völlig unbrauchbar. Das Problem: nach zehn Halbwertszeiten ist die Menge der C14-Isotope in einer Probe viel zu gering und kaum noch ermittelbar. Und das bedeutet: nach rund 60.000 Jahren stößt diese Methode an ihre Grenzen. Wenn du also irgendwo lesen solltest, dass Forscher einen Dinosaurierknochen mithilfe von der C14-Methode datiert hätten, dann solltest du dabei sehr, sehr skeptisch sein! |
Uran-Blei-Methode
Aber das bedeutet nicht, dass man Dinofossilien nicht datieren könnte! Man kann es eben nur nicht mit der C14-Methode! Andere Forscher waren aber bereits längere Zeit vor Libby bereits fleißig. Einer der führenden Geochronologen des 20. Jahrhunderts war Arthur Holmes, der schon 1911 seine Uran-Blei-Methode vorstellte. Sie funktioniert ganz ähnlich wie die C14-Methode, nur das man damit eben kein organisches Material, sondern nur Steine datieren kann. Hierbei wird die Menge an Uran-Isotopen untersucht, die während der Sedimentierung oder vulkanischen Entstehung eines Steines im Gestein eingeschlossen wurden. Sie nutzt dabei sogar zwei Zerfallsreihen des Urans: |
- Einmal den Zerfall des Radioisotops 235U mit einer Halbwertszeit von 703,8 Millionen. Jahren über verschiedene Tochterisotope zu stabilem 207Pb (Uran-Actinium-Reihe)
- Und zweitens den Zerfall des Radioisotops 238U mit einer Halbwertszeit von 4.468 Millionen Jahren über verschiedene Tochterisotope zu stabilem 206Pb (Uran-Radium-Reihe)
Zur Erklärung: Direkt nach der Bildung eines Gesteins (Bild links) sind darin geringe Mengen an radioaktiven Uran-Isotopen (hier: 235U) eingeschlossen. Diese zerfallen mit der Zeit. Am Ende der Zerfallskette zu stabilem Blei (hier: 2067b). Die Halbwertszeit beträgt in dieser Zerfallsreihe 703,8 Millionen Jahre – genau das ist das Alter des Steins im mittleren Bild. Hier ist die Hälfte der Isotope bereits zerfallen. Bei noch jüngeren Steinen überwiegt schließlich die Masse der Blei-Isotope (Bild rechts).
Kalium-Argon-Methode
Du siehst schon: diese Zerfallsreihen haben deutlich höhere Halbwertszeiten, die es uns erlauben, auch Gesteine zu datieren, die viele Milliarden Jahre alt sind. Und es gibt sogar noch weitere Methoden, die uns hierfür Vergleiche ermöglichen, wie die Kalium-Argon-Methode: Auch das radioaktive Kalium-Isotop 40K zerfällt mit einer hohen Halbwertszeit, nämlich von 1,277 Milliarden Jahren, zu 40Ar und 40Ca. Das selten auftretende 40Ar wird hierbei für die Altersbestimmung verwendet: Zur Bestimmung des 40Ar-Gehaltes eines Gesteins muss das Gestein allerdings vorher geschmolzen werden. In dem dabei austretenden Gas wird das Edelgas Argon dann gemessen.
Die Kalium-Argon-Methode wurde erstmals 1950 von Friedolf M. Smits und Wolfgang Gentner wissenschaftlich beschrieben, und zwar im Zusammenhang mit der Datierung von tertiären Salzlagerstätten. Zehn Jahre später wurden mit ihrer Hilfe erstmals Frühmenschen-Fossilien datiert. Dabei handelte es sich um die Fundhorizonte der von Louis und Mary Leakey erforschten Gebiete in der Olduvai-Schlucht im Norden Tansanias.
Vor- und Nachteile der jeweiligen Disziplinen
Die Datierung von Fossilien ist eine komplexe Wissenschaft, die uns durch verschiedene Methoden einen Einblick in die Erdgeschichte ermöglicht. Die Paläostratigraphie und die Geochronologie bieten dabei jeweils ihre eigenen Vorteile.
- Die Chronostratigraphie ermöglicht es, Fossilien anhand ihrer Lage in den Gesteinsschichten relativ schnell zu datieren. Durch sie können Forscher sofort einordnen, ob ein Fundstück älter oder jünger als andere ist, ohne aufwendige Laboranalysen. Diese Methode ist besonders nützlich in Gebieten, in denen die Schichtenfolge gut erhalten und ungestört ist.
- Die Geochronologie wiederum bietet den Vorteil, dass sie präzise Daten in Jahren liefert. Durch radiometrische Datierungen können Forscher das absolute Alter von Gesteinen und Fossilien bestimmen und damit exakte Zeitpunkte in der Erdgeschichte festlegen. Das ist besonders hilfreich, um wichtige geologische Ereignisse wie das Aussterben der Dinosaurier genauer zu datieren. Allerdings ist diese Methode natürlich aufwändig und die notwendigen Geräte auch ausgesprochen teuer!
Abweichungen
Dank der Fortschritte in der Geochronologie sind wir inzwischen in der Lage, Fossilien aus der Dinosaurierzeit mit einer erstaunlichen Genauigkeit zu datieren. Durch den Einsatz der Uran-Blei-Methode und der Kalium-Argon-Datierung können Altersbestimmungen mit einer Abweichung von etwa 30.000 bis 40.000 Jahren vornehmen. Das klingt erst einmal natürlich sehr viel! Und ist es relativ betrachtet auch: von uns aus gerechnet, befanden wir uns selbst vor 30.000 Jahren noch mitten in der Eiszeit, und vor 40.000 Jahren gab es sogar noch Neandertaler! Die Pyramiden in Ägypten sind auch z.B. „nur“ ca. 4.500 Jahre alt. Insofern ist das, mit Blick auf die Menschheitsgeschichte natürlich schon eine enorm lange Zeitspanne.
Blicken wir allerdings aus der Perspektive eines Geologen, so sind 30.000 oder 40.000 Jahre nur ein Wimpernschlag. Die Dinosaurier sind vor etwa 66.000.000 Jahren ausgestorben. Und so haben wir inzwischen schon erreicht, dass wir es hier bloß noch mit Abweichungen von nur 0,045 bis 0,06 % zu tun haben. Das ist also wirklich schon sehr nah dran! Die Radiokohlenstoff-Methode ist sogar noch viel präziser. Bei Proben, die weniger als etwa 10.000 Jahre alt sind, liegt die typische Abweichung oft nur bei ±30 bis ±100 Jahren. Diese geringe Abweichung ermöglicht es, prähistorische Fundstücke aus der Menschheitsgeschichte heute schon sehr genau zu datieren. Moderne, hochentwickelte Massenspektrometer werden zudem immer präziser, und die ständige Neukalibrierung der verwendeten Methoden wird in Zukunft sogar noch genauere Altersangaben möglich machen.
Durch diese Präzision können Forscher also relativ genau feststellen, wie alt Fossilien sind. Diese Genauigkeit hilft uns aber auch dabei, komplexe Entwicklungen und klimatische Veränderungen besser zu verstehen und ermöglicht es, verschiedene Funde und Ereignisse weltweit miteinander zu vergleichen.
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