Name: Archelon ischyros („Mächtige frühe Schildkröte“)
Beschrieben: 1896 von George R. Wieland
Ordnung: Testudines (Schildkröten); Familie: Protostegidae
Körperlänge: ♂ und ♀ bis zu 4,6m
Gewicht: ♂ und ♀ bis 2.200kg
Ernährung: carnivor
Beschreibung:
In den seichten Meeren, die während der oberen Kreidezeit den nordamerikanischen Kontinent bedeckten, waren viele Gruppen von Meerestieren zuhause. Zu den gemächlicheren Schwimmern im Pierre Seaway zählten die Meeresschildkröten, die in vielen Arten die lichtdurchfluteten Strömungen durchschwammen. Einige erreichten dabei enorme Größen. Mit über 4m Länge ist Archelon die bei weitem größte Schildkröte nicht nur ihrer Zeit, sondern aller Zeiten. Ausgewachsene Exemplare erreichen über zwei Tonnen Gewicht. Es ist ein Wunder, dass sie sich mit diesen Ausmaßen überhaupt noch an Land fortbewegen können. Doch ihr dicker Bauchpanzer hält dem Druck ihres eigenen Körpergewichts stand, und ihre Flossen sind sehr kräftig, weshalb sich auch die größten Weibchen zur Eiablage immer noch aufs Festland wagen können.
Ein trächtiges Weibchen kehrt alle zwei bis drei Jahre in die Region zurück, in der sie einst selbst geschlüpft ist. Dort sucht sie allerdings mehrere Nistplätze auf und legt an drei bis vier Orten mehrere Eier ab, insgesamt können es über 100 sein, die über einen längeren Zeitraum in ihrem Leib heranwachsen. Danach überlässt die Mutter die Eier ihrem Schicksal. Dies stellt das Überleben der Art sicher: junge Schildkröten haben unzählige Feinde. So überleben von der großen Anzahl an Nachkommen nur wenige von ihnen ihre Jugend und erreichen das Erwachsenenalter. Selbst völlig ausgewachsen fallen die riesigen Schildkröten noch Beutegreifern zum Opfer: einige gewaltige Mosasaurier haben sich auf Schildkröten als Beute spezialisiert.

Lebensweise:
Archelon selbst ist ebenfalls ein Fleischfresser. Der dicke Bauchpanzer kommt nicht nur den kurzen Ausflügen aufs Land zugute, sondern hilft auch beim Robben über den weichen, schlammigen Meeresboden, wo die Tiere auf große Muscheln und Krebstiere aus sind. Wenn sie welche erwischen können, schnappen sie aber auch mal nach größeren Fischen und kleinen Meeresreptilien. Ihre starken, langen Flossen erlauben ihr ein enormes Tempo und eine blitzschnelle Beschleunigung, auch wenn sie diese nicht sehr ausdauernd aufrecht erhalten können. Zum Erbeuten von Tintenfische, Ammoniten, Nautiloideen und Quallen sind sie aber schnell genug, und auch Aas wird nicht verschmäht.
Wie viele Schildkröten ist auch Archelon ausgesprochen langlebig, sofern er das Glück hat, nicht in jungen Jahren bereits zur Mahlzeit für einen Raubfisch oder ein großes Meeresreptil zu werden. Manche Exemplare erreichen ein Alter von vielen Jahrzehnten. 80 und sogar 100-jährige sind keine Seltenheit. Erst im Alter von über 20 Jahren erreichen die großen Schildkröten ihre Geschlechtsreife. Somit herrscht auf jeder Generation ein ungeheurer Selektionsdruck: nur die am besten angepassten Archelons bekommen die Chance, selber Nachkommen in die Welt zu setzen.
Trivia über Archelon:
Der Nautilus Eutrephoceras dekayi wurde in großer Zahl in der Nähe eines Archelon-Exemplars gefunden und könnte eine wichtige Nahrungsquelle gewesen sein.
Das Exemplar „Brigitta“ wird auf ein Alter von etwa 100 Jahren geschätzt und könnte gestorben sein, als es teilweise im Schlamm eingegraben in einer Art Winterstarre (Brumation) auf dem Meeresboden verharrte. Die ältere Annahme, dass Meeresschildkröten wie Süßwasserschildkröten unter Wasser überwintern, ist aber möglicherweise falsch, da sie zu häufiger zum Luftholen an die Oberfläche kommen müssten.
Aussterben
Als sich der Western Interior Seaway im Maastrichtium immer weiter zurückzog, könnte Archelon nicht in der Lage gewesen sein, sich auf diesen Lebensraumwandel einzustellen. Die durchschnittliche Wassertemperatur sank in dieser Zeit auf 7 bis 12 °C ab, abhängig vom CO₂-Gehalt in der Atmosphäre. Auch die Konkurrenz zu anderen Schildkröten könnte eine Rolle bei ihrem Verschwinden gespielt haben: Das Verschwinden der gigantischen Protostegiden fiel zeitlich mit der Zunahme der Dermochelyiden (Lederschildkröten) zusammen, die heute immer noch die größten Meeresschildkröten sind. Die Protostegidae fehlen bereits weitgehend in Ablagerungen des Maastrichtiums, und könnten zum Zeitpunkt der Handlung von Die Weißen Steine sogar bereits ausgestorben gewesen sein!
Einige Fossilien aus dem Pierre Shale von Kansas könnten jedoch bereits Millionen Jahre vor ihrer Entdeckung erodiert worden sein, sodass Archelon möglicherweise noch weit ins Maastrichtium hinein überlebt hat und erst das Massenaussterben am Ende der Kreidezeit ihr zum Verhängnis wurde. Da ich ein großer Schildkröten-Fan bin und besonders der riesige Archelon in meiner Geschichte unbedingt vorkommen sollte, habe ich mich entschlossen, dieser These zu folgen – auch wenn es bislang keinen fossilen Nachweis gibt, dass Archelon wirklich noch im Maastrichtium existierte.
Archelon in Die Weißen Steine:
Band IV:
Im Kapitel „Das Meer der Lichter“ taucht während des Meeres-Abenteuers von Leon und Marie eine riesige Schildkröte von der Größe eines Schlauchboots auf. Sie zeigt aber keinerlei Agressionen. Später legt das mächtige Tier am Strand seine Eier ab.
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Pachyrhizodus in der (englischsprachigen) Wikipedia:
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