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Die weißen Steine

Entdeckungsreise in die Welt der Urzeit

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Faktencheck: Jurassic World – Die Wiedergeburt

Posted on Juli 7, 2025Juli 7, 2025 by Markus Kretschmer
Lesedauer 23 Minuten

Am Freitag, den 04.07.2025, haben Sahar und ich uns mal wieder zu einem heiß ersehnten Kinoabend aufgemacht. In unserem Lieblingskino, dem Metro Kino im Kieler Schlosshof, haben wir auch schon den letzten Teil von Jurassic World angeschaut. Und so ist „heiß ersehnt“ eigentlich gelogen, weil Sahar erstens keine Filme mit Horror-Elementen mag. Zweitens war ich von den beiden Filmen aus den letzten Jahren maßlos enttäuscht. Und so bin ich diesmal mit keinen großen Erwartungen ins Kino gegangen, als wir uns Jurassic World – Die Wiedergeburt angeschaut haben. Hier möchte ich nun trotzdem – wie immer objektiv und wissenschaftlich – meinen Senf dazu abgeben. Wie funktioniert der Film – sowohl aus der Perspektive eines Filmfans und Dino-Enthusiasten, aber auch aus der Sicht eines (Hobby-)Paläontologen?

Vorweg muss ich natürlich eine ⚠ SPOILERWARNUNG ⚠ aussprechen. Ich werde hier nicht nur über die auftretenden Kreaturen berichten, sondern auch eine kleine Filmanalyse vornehmen. Das geht natürlich nicht ohne Informationen über den Inhalt! Du wurdest nun gewarnt, also legen wir los!

Gleich zu Beginn möchte ich erwähnen, dass ich im Nachhinein vom Film gar nicht so enttäuscht war. Es gab mehrere Szenen, bei denen ich wirklich gefesselt im Kinosessel saß und Gefühle hochkamen, die ich zuletzt bei Jurassic Park III verspürte. Oder sogar bei den legendären Vorgängern! Trotzdem gab es vieles, was mich auch richtig genervt hat. Fangen wir also mit den Dingen an, die einem Wissenschaftler bloß Seufzer und Stöhner entlocken können. Danach kommen wir zu den Dinos und einer Gegenüberstellung mit ihren prähistorischen Vorbildern. Und am Ende bekommen auch die positiven Aspekte ihren Raum. Ich denke, der Film verdient es, dass wir ihn am Ende (wenigstens ein bisschen!) loben.


Inhaltliche Kritik

Tatsächlich ist die gesamte Ausgangslage des Films unglaublicher Blödsinn. Kurz zusammengefasst sieht es wie folgt aus: Fünf Jahre nach dem letzten Film geht es den Dinosauriern schlecht. Obwohl sie nach Das gefallene Königreich in die Freiheit entkamen und große Teile Nordamerikas und der Welt bevölkerten, schlug die Natur selbst mit aller Härte zu. Die Dinos erwiesen sich an das Klima, die Luft und die Lebensräume des 21. Jahrhunderts als nicht ausreichend angepasst. Jetzt drohen sie erneut auszusterben. Nur in einem schmalen Streifen entlang des Äquators besiedeln sie noch einige Refugien auf abgelegenen Inseln, wo sich noch einige wenige Bestände von ihnen halten. Denn dort seien die Temperaturen und die Atmosphäre noch genauso aufgebaut wie vor vielen Millionen Jahren, sodass die Dinos dort gut zurechtkommen.

Sauerstoffgehalt in den Tropen – Spielt keine Rolle!

Tatsächlich jedoch bedienen sich die Filmemacher hier gleich an mehreren geläufigen, aber völlig falschen Klischees über Dinosaurier. Die Welt war zur Zeit der Dinosaurier nämlich eben nicht durchgehend wärmer und tropischer als heute. Und auch der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre war nicht immerzu höher als jetzt! Die These, dass die Dinos nur deshalb so erfolgreich waren und überhaupt erst so groß werden konnten, weil der Sauerstoffgehalt im Mesozoikum deutlich höher gewesen wäre als heute, hat sich nämlich schon lange als haltlos erwiesen.

Tatsächlich begann der Gigantismus der Dinosaurier im frühen Jura, als der Sauerstoffgehalt sogar noch unter dem Niveau von heute lag, nämlich bei ungefähr 16 bis 18%. Heute sind es 21%! Diesen Wert erreichte die Atmosphäre etwa im Mitteljura, stieg dann am Ende des Jura auf etwa 24% an und erreichte einen Spitzenwert von etwa 30% am Übergang von Unter- zu Oberkreide. Danach schwankte der Wert zwischen 26 und 29%. Den Dinosauriern haben diese Schwankungen aber nicht viel ausgemacht. Und auch unsere Luft könnten sie heute problemlos atmen.

Bildquelle: Wade et al. (2919)

Die Behauptung von Dr. Henry Loomis, dass es in den Tropen einen höheren Sauerstoffanteil und deshalb bessere Chancen für Dinos geben würde, ist somit kompletter Unsinn, sogar abgesehen von der Tatsache, dass auch heute der Sauerstoffgehalt auf der ganzen Welt überall weitestgehend gleich ist und bei etwa 21% liegt. Egal ob in den Tropen oder am Polarkreis: wir atmen überall die gleiche Luftmischung! Unterschiedliche Effekte in die Atmung kann es nur in großen Höhenlagen geben, allerdings aufgrund des dortigen Luftdrucks, nicht aufgrund des Sauerstoffgehalts.

Kein Vorteil für Dinos in den (heutigen) Tropen!

Die meisten Dinosaurier, die wir im Film zu sehen bekommen, lebten auch gar nicht in einem tropischen Regenwald. Die meisten Leute machen sich da völlig falsche Vorstellungen. Sie betrachten „Die Dinosaurierzeit“ als einen homogenen Komplex: Überall dichter Dschungel mit exotischen Pflanzen, und überall stehen feuerspeiende Vulkane herum. Doch das ist weit entfernt von der Realität des Mesozoikums. Zwar war das Klima damals insgesamt betrachtet wärmer als heute, aber auch zur Zeit der Dinosaurier gab es beträchtliche Schwankungen. Immerhin dauerte das Mesozoikum volle 186 Millionen Jahre! Da ist mitnichten immer alles gleich geblieben. Und die Dinosaurier lebten auch nicht alle zur gleichen Zeit!

In ihrer langen Entwicklungsgeschichte haben sie die unterschiedlichsten Biome besiedelt, von heißen, trockenen Wüsten und semiariden Farnprärien über feuchte Sümpfe und Bruchwälder bis hin zu gemäßigten Nadelwaldlandschaften in der Nähe des Polarkreises oder auf Hochplateaus, wo viele Dinosaurier sogar bitterkalte Winter mit Frost und Schneefällen erlebten. „Dinos im Regenwald“ ist jedoch ein reines Hollywood-Klischee. Da man Dinosaurier oft in den gleichen semantischen Raum wie alles andere Exotische stellte, waren abgelegene Gegenden in Südamerika oder Afrika oder vor allem tropische Inseln die häufigsten Handlungsorte für viele Dino-Filme.

Nadelwald und Farne waren im Mesozoikum vielerorts landschaftsprägend – aber auch nicht überall.

Meine Welt

Du möchtest mehr über die Welt der Dinosaurier erfahren? In meiner Artikelreihe kannst du nach Herzenslust schmökern, wie es zur Zeit der Dinosaurier wirklich auf der Erde aussah und wie die Dinos eigentlich lebten. Alles nach dem aktuellen Stand der Forschung ausgearbeitet und recherchiert!

Tatsächlich ist ein (heutiger!) tropischer Regenwald aber die wohl ungünstigste und abwegigste Landschaft, in welcher man sich Dinosaurier vorstellen sollte. In heutigen Regenwäldern wachsen völlig andere Pflanzen, als wir sie im Fossilbericht der meisten Dino-Lebensräume nachweisen können. Wir finden dort nämlich überwiegend Blütenpflanzen, meist hohe Laubbäume. Im Mesozoikum jedoch dominierten nacktsamige Pflanzen wie Nadelbäume, Farne, Ginkgos und Schachtelhalme die Vegetation. Hinzu kommen noch Faktoren wie die immer gleichbleibende Tages- und Nachtlänge statt eines Wechsels der Jahreszeiten, denkbar ungünstig für ein Tier mit einem anderen Bio-Rhythmus! Oder auch die hohe Niederschlagsmenge: viele im Film gezeigte Tiere lebten in eher trockenen Landschaften.

Ein heutiger tropischer Regenwald wäre also für jeden pflanzenfressenden Dinosaurier das denkbar ungünstigste Biom, dass man ihm bieten könnte! Fakt ist: würden Dinosaurier tatsächlich in unsere Welt zurückgebracht werden, würden sie deutlich zufriedener in heutigen subtropischen oder gemäßigten Breiten sein, jedoch die Tropen und insbesondere die dortigen Regenwälder weitestgehend meiden! Und noch ein Fun Fact: Von Dinosauriern, die in tropischen Regenwäldern lebten, haben wir bislang noch überhaupt keine (!) Fossilien gefunden!

Dino-DNS – nur ein (dämlicher!) MacGuffin!

Auch der Handlungsrahmen ist aus wissenschaftlicher Sicht völlig hanebüchen. Und auch nicht besonders originell. Bereits in der Eröffnungsszene von Das gefallene Königreich versuchen die Forscher, mithilfe eines U-Boots an die DNS des vom Mosasaurus getöteten Indomimus rex heranzukommen. Jetzt, in Die Wiedergeburt, braucht wieder jemand „frische“ Dino-DNS, und zwar ein schmieriger Typ namens Martin Krebs. Der will dazu Blutproben von den drei größten Dinosauriern zu Land, zu Wasser und in der Luft haben: Titanosaurus, Mosasaurus und Quetzalcoatlus. Daraus will er ein Medikament (nein, nicht gegen Krebs, sondern gegen Herzkrankheiten!) herstellen, um die von seiner Pharma-Firma erworbene Konkursmasse von InGen profitabel zu machen. Warum ausgerechnet von diesen drei Gattungen? Weil diese Dinosaurier die größten (und stärksten) Herzen aller Zeiten hatten.

Doch selbst wenn ich dieser gewagten Logik nun großzügig mal folgen möchte: wieso muss es dann ausgerechnet eine frische Blutprobe sein? DNS steckt doch schließlich in jeder Zelle eines Lebewesens. Martin würde sie also quasi überall finden, wo sich das besagte Tier einmal rumgetrieben hat. Im Falle von Mosasaurus, den Martin sogar dank eines Chips von InGen tracken kann, hätte das Team dessen Bewegungsspur also nur solange folgen müssen, bis sie einen frischen Kadaver eines Beutetiers finden. Wenn darin noch ein Zahn steckt, hat man die DNS bereits. Aber selbst entlang der Bissränder dürften sich Speichel- oder auch Blutproben noch zuhauf finden lassen.

Auf der Insel, wo Titanosaurus und Quetzalcoatlus leben, wäre es sogar noch einfacher, an deren DNS heranzukommen. Die findet man praktisch überall, sogar in Bodenproben. Oder auch in den Häufchen der Tiere. Man müsste also definitiv nicht auf zehn Meter an die Tiere heran, um sich an ihrer DNS zu bedienen.

Im Film wird das Dino-Blut – bzw. die DNS – wieder zu einem „magischen“ Wunderelixier erhoben. Filmanalytisch gesprochen, ist sie ein sogenannter MacGuffin – also ein Objekt, das die Handlung des Films in Gang setzt oder vorantreibt, aber dabei eigentlich total nebensächlich ist. Und im Falle von Die Wiedergeburt ist es darüber hinaus auch wissenschaftlich völlig unhaltbarer und sogar lächerlicher Käse!

Dino-DNS – für Medikamentenherstellung völlig unbrauchbar!

Doch selbst wenn wir all das mal völlig außer Acht lassen und es wirklich unbedingt frisches Blut sein muss: Warum bedient man sich dann nicht an Tieren, die nicht nur deutlich harmloser, sondern auch enger mit uns Menschen verwandt sind? Der Blauwal (Balaenoptera musculus) hat mit Abstand das größte Herz im Tierreich. Und er ist immerhin ein Säugetier, also deutlich enger mit uns verwandt als jeder Dinosaurier. Das Herz eines Blauwals wiegt bis zu 180kg und ist fast so groß wie ein Kleinwagen. Es pumpt aber nur mit 4 bis 5 Schlägen pro Minute.

Deutlich leistungsfähiger sind dagegen die Herzen von sehr kleinen Tieren, wie Nagern oder kleinen Vögeln. Das am schnellsten schlagende Herz hat mit mehr als 1.200 Schlägen pro Minute der Rubinkehlkolibri (Archilochus colubris). Der ist übrigens ein waschechter Dinosaurier! Mosasaurier und Flugsaurier allerdings nicht – auch wenn Dr. Loomis sie konsequent als solche bezeichnet. Besonders dieser Fauxpas ist mir ziemlich sauer aufgestoßen, weil ich Kindern (und Erwachsenen!) immer wieder erklären muss, dass Dinosaurier beinahe ausschließlich Landtiere waren, und die einzigen „Flugdinosaurier“ die Vögel sind. Jurassic World – Die Wiedergeburt wird also auch diese klischeebeladene Falschannahme weiter befeuern, worüber ich mich sehr geärgert habe.

Aber zurück zum Kernproblem: Die Annahme, dass man aus einer Ampulle mit Dino-Blut oder urtümlicher DNS ein Medikament entwickeln kann, ist aus biologischer Sicht nicht plausibel. Besonders nicht, wenn es um Tiere geht, deren Stoffwechsel und Immunfunktionen mit denen des Menschen gar nicht kompatibel sind. Wenn ich das Drehbuch geschrieben hätte, wären mir vielleicht ein paar andere, aber wissenschaftlich plausiblere Gründe eingefallen, weshalb Menschen sich in Lebensgefahr begeben sollten, um etwas von den Urzeitviechern zu entnehmen:

Vielleicht könnte man aus irgendeiner Körperflüssigkeit der Tiere einzigartige antimikrobielle Peptide oder Immunstoffe gewinnen. Die würden dann z.B. gegen multiresistente Keime – vielleicht sogar im Szenario einer weltweiten Pandemie! – wirken und der Menschheit Hoffnung auf neue Impfstoffe geben. Vielleicht hätte ich auch etwas aus bereits etablierten Motiven im Jurassic-Franchise gemacht, z.B. aus dem Dilophosaurus-Gift. Oder ich hätte meine Helden auf eine Mission geschickt, um verloren gegangene Dateien aus dem Laborkomplex von InGen zu beschaffen. Vielleicht über die Wachstumsbeschleunigung, die dann wiederum für Forschung an Knochenregeneration, zur Krebsbehandlung oder bei Wachstumsstörungen zu gebrauchen wäre.

Letzten Endes ist es aber recht unwahrscheinlich, aus der DNS von zurückgebrachten Urzeittieren auch nur irgendwas Sinnvolles für die moderne Medikamentenherstellung gewinnen zu können, das man nicht auch günstiger oder leichter von anderen Tieren bekommen könnte!

Schwache Vergleiche und schwachsinnige Ethik

Daneben gab es im Film so manche weitere „Aua-Momente“, in denen ich als (Hobby-)Paläontologe schmerzhaft zusammengezuckt bin. Eines der dicksten „Eier“ kam wieder vom (doch recht unqualifizierten!) Paläontologen Henry Loomis, der einen reichlich unpassenden Vergleich zwischen Menschen und Dinosauriern zog. Letztere hätten doch volle 170 Millionen Jahre über die Erde geherrscht, wir Menschen aber doch erst seit nur 200.000 Jahren, und würden wahrscheinlich nicht mal eine Million schaffen. Dies ist vielleicht ein demutsvoller, allerdings doch hanebüchener Äpfel-und-Birnen-Vergleich:

Dinosaurier sind schließlich eine gesamte Tiergruppe, ein riesiger Ast im Baum des Lebens, mit vielen tausend, wenn nicht sogar zehntausenden von Spezies. Der Mensch – Homo sapiens – ist jedoch nur eine einzige Spezies! Tatsächlich hat auch kaum eine Dinosaurier-Art länger gelebt als ein- bis drei Millionen Jahre, bevor sie wieder ausstarb. Wir Menschen nehmen auch erst seit Ende der letzten Eiszeit, also seit etwas mehr als 10.000 Jahren eine Schlüsselrolle als dominante Spezies wahr. Vorher waren wir als Jäger und Sammler ein stinknormaler Teil der Nahrungskette.

Banale Figurentode

Was außerdem nervt: es ist (leider!) wie auch schon bei den Vorgängern völlig offensichtlich, wer im Film am Ende überlebt und wer gefressen wird. Der Tod einer Figur sollte den Zuschauer aber persönlich berühren und nicht nur reiner Splatter sein. Die ersten beiden Filme haben dieses Prinzip noch verstanden: Alle Figuren, die es darin erwischt hat, hatten ein „Leben“, sie hatten nachvollziehbare Motive und waren somit für den Zuschauer interessant. Die Tode von Donald Genarro, Dennis Nedry, Ray Arnold und Robert Muldoon haben in Jurassic Park „funktioniert“, genauso wie die von Eddie Carr, Dieter Stark, „Carter“, Ajay Sidhu und Peter Ludlow in Vergessene Welt. Und es war dabei sogar nachrangig, ob es sich um sympathische Figuren oder „Bösewichte“ handelte. In allen Fällen konnte man sich als Zuschauer zumindest in sie hineinversetzen, als sie das Zeitliche segneten.

Doch die Figuren, deren Schicksal im Maul eines Dinos in Die Wiedergeburt endete, bleiben dem Zuschauer ziemlich egal. Bobby Atwater hat, bevor der Spinosaurus ihn holt, nicht besonders viel Screentime. Und da ich ihn vor allem als arrogant und moralisch flexibel wahrgenommen habe, war die Szene, als er aus der Luke gezogen wurde, für mich kaum berührend. Gleiches gilt für Teammitglied „Nina“, die noch nicht einmal einen Nachnamen tragen durfte. Auch wenn ihr Tod auf der Leinwand spektakulär und blutig inszeniert wird (auch, weil bislang nur wenige Frauen im Franchise die „Ehre“ hatten, sterben zu dürfen!), bleibt er mangels Relevanz doch leider zu farblos. Dasselbe bei LeClerc, der zum „Vogelfutter“ für den Quetzalcoatlus wird. Und dass es am Ende auch „Bösewicht“ Martin Krebs erwischt, war nur allzu vorhersehbar.

Schwache Charakterentwicklung

Im Vergleich zu den vorherigen Jurassic World-Teilen gelang den Autoren die Figurenbildung jedoch insgesamt besser. Auch wenn alle Nebenfiguren blass und farblos bleiben, werden die Hauptfiguren besser eingeführt. Der Film nimmt sich Zeit für Dialoge, aus denen klar wird, dass die Figuren große innere Konflikte mit sich selbst herumtragen, oder auch ein angespanntes Verhältnis zueinander. Wo mein Interesse dann wirklich geweckt war, stellte sich dann aber leider doch wieder Ernüchterung ein: Daraus hätte man nämlich viel mehr machen können!

Vater Rueben Delgado steht dem als faul und unfähig dargestellten Freund seiner Tochter Teresa, einem Schönling namens Xavier, zunächst nicht gerade wohlwollend gegenüber. Sogar die Tochter selbst scheint sich den Schwächen ihres Freundes bewusst zu sein. Was hätte man daraus für ein grandioses Drama machen können! Doch Fehlanzeige: die Ablehnung des Papas wandelt noch im ersten Drittel des Films blitzartig in Respekt und Wertschätzung um. Xavier beweist Mut und springt ohne zu zögern hinterher, als seine Freundin über Bord geht, und Papa Rueben hat ihn dafür endlich lieb. Und sagt ihm das auch gleich! Doch leider passiert das finde ich im Film viel zu früh. Danach ist Xavier nämlich einfach nur noch irgendwie „da“ – eine tiefere Rolle spielt der Vater-Schwiegersohn-Konflikt aber nicht mehr.

Hier der offizielle Trailer zum Film:

Das hätte man besser erzählen können: z.B., dass Rueben und Xavier sich eine Zeit lang alleine durchschlagen müssen und dabei allmählich zueinander finden, oder dass sich Xavier doch als fähiger „Anführer“ entpuppt, dem ab einem bestimmten Punkt die ganze Familie Delgado ihr Leben verdankt. Auch die Möglichkeit, dass sich der einst ablehnende Vater in der Geschichte für das Glück seiner Tochter opfert (wie etwa in Armageddon), bleibt leider ungenutzt liegen.

Auch bei den Hauptfiguren Zora, Henry und Duncan kommt die Charakterentwicklung irgendwie nicht richtig vorwärts. Dass Zora und Duncan ihre inneren Dämonen (Schuldgefühle!) überwinden und eine sogenannte Redemption erfahren, wäre wünschenswert gewesen und habe ich als Zuschauer auch irgendwie erwartet – es passiert aber in dieser Richtung leider nichts. Und auch der Sinneswandel von Zora ganz am Ende – nämlich die Blutproben ohne Patent nun doch, so wie Henry es zuvor vorgeschlagen hatte, der gesamten Weltöffentlichkeit zukommen zu lassen und sie nicht dem Pharma-Konzern zu überlassen, findet erst nach dem Tod von „Bösewicht“ Krebs statt. Auch hier blieb also eine gut aufgebaute Konfliktsituation ein Blindgänger. Und wer im Film auch gerne ein bisschen Lovestory gehabt hätte, wird ebenfalls enttäuscht: aus Zora und Henry wird wider Erwarten nämlich kein Paar.


Faktencheck: Die Kreaturen aus Jurassic World – Die Wiedergeburt

So viel bereits geschrieben, so viel gemeckert… Und dabei kamen die Dinosaurier noch gar nicht im Text vor! Tatsächlich habe ich hier gar nicht allzu viel zu meckern. Vielleicht lag die Messlatte für meine Ansprüche nach den enttäuschenden Vorgängerfilmen aber auch einfach schon viel tiefer. Und man hat in den Trailern ja auch schon deutlich gesehen, was auf einen zukommt. Vielleicht bin ich deshalb bei meiner Kritik nun auch lockerer und versöhnlicher. Schauen wir uns aber nun die Viecher einmal genauer an, die im Film auftreten!

Die Mutanten

Die Mutationen – so wie die Hybriden aus den bisherigen Jurassic World-Filmen durch abartige Kreuzungsversuche von InGen entstanden, waren also für mich nun also keine große Überraschung mehr. Und dadurch auch vielleicht nicht ganz so enttäuschend. Was ich sogar sagen kann und den einen oder anderen Leser vielleicht erstaunt: ich finde, sie gehören in den Film schon irgendwie mit rein und machen ihn auch nicht unbedingt schlechter. Gareth Edwards knüpft mit Die Wiedergeburt nahtlos an das völlig an die Wand gefahrene Franchise an. Er kann die Hybriden nicht einfach ignorieren. Er kann nicht völlig außen vor lassen, was InGen (bzw. Colin Trevorrow!) alles verbockt hat. Er macht aber finde ich das Beste draus!

Wie meine ich das? Der Distortus Rex (kurz D-Rex) ist klar erkennbar kein „echter“ Dinosaurier. Er sieht irgendwie ein bisschen wie ein Mix aus Rancor (Star Wars), Balrog (Herr der Ringe) und dem Newborn (Alien: Die Wiedergeburt) aus. Auch die geflügelten Mutadons, die in einer Szene beiläufig sogar ein Velociraptor-Rudel erledigen, heben sich deutlich von den Dinosauriern ab. Hier werde ich also wahrscheinlich keinem Kind jemals erklären müssen, dass es diese Monster niemals wirklich gab!

Die Designer haben die Trennlinie zwischen „realen“ Dinosauriern und mutierten Abnormitäten klar gezogen. Und ich finde: das funktioniert viel besser! Uns wird als Zuschauern auch kein dämlicher Dino-Gladiatorenkampf am Ende aufgezwungen, was mich ebenfalls sehr erfreut hat. Die Dinos bekommen viele starke Szenen in einer wahnsinnig schönen Landschaft, die Mutanten können später für sich allein stehen bleiben und führen den Dinosaurier-Abenteuer Film ab einem klar definierten Punkt direkt über in einen klassischen Monster-Horror. Das gelingt finde ich besser, als wenn man beide Genres so rücksichtslos miteinander verpanscht. Und so kommen sowohl Dino-Fans als auch Horror-Fans gemeinsam auf ihre Kosten. Das finde ich sehr gelungen!

Mosasaurus

Über die Darstellung von Mosasaurus habe ich mich in den Vorgängerfilmen wirklich aufgeregt. Hier haben wir es ja mit einem mehr als Blauwal-großen Seeungeheuer zu tun bekommen, das mit seinem prähistorischen Vorbild kaum etwas gemeinsam hatte. Eher mit einem Kaiju-Monster! Tatsächlich stimmt mich das neue Design in Die Wiedergeburt etwas versöhnlicher. Hier ist Mosasaurus nämlich kein übergroßes Monster. Zwar ist er immer noch wirklich gewaltig, und ich würde anhand des Bootes der Delgados schätzen, dass hier hinsichtlich der Größe immer noch übertrieben wurde. Die größte Mosasaurier-Art, Mosasaurus hoffmannii, wird immerhin auf 17 Meter geschätzt, was so lang ist wie ein moderner Pottwal – wenn auch Mosasaurus deutlich schlanker war. Der im Film gezeigte Mosasaurus dürfte jedoch größer sein, was man besonders in den Nahaufnahmen sieht.

Auch die Körperproportionen weichen schon noch von seinem prähistorischen Vorbild ab. Die Flossen sind zu länglich, der Kopf viel zu groß, die Schwanzfluke war beim echten Mosasaurus deutlich prägnanter. Insgesamt war Mosasaurus auch schlanker und stromlinienförmiger. Was mich im Film aber am meisten stört: er wird dort vom Paläontologen (!) Dr. Loomis konsequent als Dinosaurier bezeichnet. Tatsächlich gehört Mosasaurus jedoch zu einer Klade der Schuppenechsen, die enger mit heutigen Waranen und Schlangen verwandt ist. Mit Dinosauriern hatte er nichts zu tun, außer, dass er zufällig auch in der Kreidezeit lebte. Jedoch war keiner der vielen „Meeres-Saurier“ des Mesozoikums ein Dinosaurier! Gesamtfazit: Der Mosasaurus nervt mich nun nicht mehr ganz so gewaltig wie in den Vorgängerfilmen. Aber er ist trotzdem noch weit davon entfernt, wissenschaftlich akzeptabel zu sein.

Spinosaurus

Jurassic-Fans haben weltweit gejubelt, dass er endlich zurückkehrt: Spinosaurus ist wieder da! Tatsächlich unterscheidet sich das Design aus Die Wiedergeburt jedoch stark vom „Original“ aus Jurassic Park III. Und auch das Verhalten hat sich geändert: Nun ist Spinosaurus ein im Wasser jagender Räuber, der sogar gemeinsame Sache mit dem Mosasaurus macht. Die Menschen bekommen es hier also gleich mit einer doppelten Bedrohung zu tun. Und noch etwas ist neu: Spinosaurus jagt im Rudel! Doch wie viel „Wahrheit“ steckt in dieser neuen Darstellung? Ist man nun wirklich mit der Zeit gegangen und hat sich an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst?

Die Antwort lautet leider nein. Spinosaurus hat wahrscheinlich zwar wirklich einen Großteil seines Lebens im und am Wasser verbracht. Studien zeigen jedoch, dass er zwar ein ausdauernder, aber kein besonders schneller Schwimmer war. Für Verfolgungsjagden im Wasser war er definitiv nicht ausgerüstet. Wahrscheinlich hat er eher am Ufer auf seine Beute gewartet und sich als Lauerjäger verdingt. Seine Schädelanatomie und auch die Erforschung seiner Sinnesleistungen zeigt, dass er sich sehr präzise auf ein sich bewegendes Ziel konzentrieren und dann blitzschnell zupacken konnte. Spinosaurus war also das kreidezeitliche Äquivalent zu einem überdimensionalen Fischreiher.

Für Mosasaurus wäre so ein „Jagdpartner“ wahrscheinlich also nicht die ideale Begleitung gewesen. Und dass Spinosaurier im Rudel jagten, entstammt auch der Fantasie der Drehbuchautoren. Hinweise auf ein komplexes Sozialverhalten dieser Tiere gibt es bislang nicht. Auch die gezeigte Anatomie entspricht nur teilweise den neuen Forschungserkenntnissen. Segel und Schwanzflosse sind tatsächlich wissenschaftlich belegt. Was aber sofort auffällt: der Hals ist deutlich zu kurz. Und auch der Schädel passt nicht. Insbesondere das sogenannte untere Temporalfenster: das erscheint beim Design hier wie ein „Loch“, tatsächlich war es aber eine Ansatzstelle für die Muskulatur – wäre also deutlich kräftiger gewesen. Hier hätte man besser den Rat von Forschern oder Paläokünstlern einholen können, denn die Jagdszene im Wasser hätte mit einem akkurateren Design noch deutlich spannender sein können.

Titanosaurus

Bereit für neue Superlative? Hier kommt Titanosaurus – das größte Urzeit-Tier, dass wir jemals in einem Jurassic-Film zu sehen bekommen haben! Die Szene, in der er Auftritt, ist grandios inszeniert. Ich bilde mir sogar ein, ähnlich beeindruckt gewesen zu sein, wie ich es vom allerersten Auftritt des Brachiosaurus in Jurassic Park war! Doch wie sieht es mit der wissenschaftlichen Genauigkeit bei diesem Dinosaurier aus?

Dem Zuschauer wird es vielleicht gar nicht aufgefallen sein, aber er blickt hier wahrscheinlich auf ein reines Fantasie-Tier. Die Gattung Titanosaurus gilt heute nämlich als nomen dubium – als zweifelhafter Name. Diese Gattung ist also höchstwahrscheinlich ungültig, weil die ursprünglichen Fossilien zu unvollständig und unspezifisch sind, um die Gattung zuverlässig von anderen Sauropoden zu unterscheiden.

Der indische Paläontologe Richard Lydekker beschrieb Titanosaurus indicus 1877 nur anhand von zwei Schwanzwirbeln. Später kamen noch vereinzelte Knochen dazu, aber kein vollständiges Skelett. Die vorhandenen Wirbel zeigen keine einzigartigen Merkmale, sogenannte Autapomorphien, mit denen man Titanosaurus klar von anderen Titanosauriern abgrenzen könnte. Das Taxon entwickelte sich dadurch zu einer sogenannten Mülleimer-Gattung: Viele spätere Funde in Indien und Südamerika wurden zunächst der Gattung Titanosaurus zugeordnet, ohne sie auf Autapomorphien zu untersuchen. Viele davon gehören heute zu anderen, besser definierten Gattungen, z. B. Isisaurus oder Neuquensaurus. 

Die ungeheure Größe, mit welcher Titanosaurus im Film dargestellt wird, erreichten diese Tiere allerdings nicht. Sie waren eher kleine bis mittelgroße Sauropoden. Deutlich größer waren jedoch einige Vertreter der Großgruppe der Titanosaurier, zu denen gewaltige Vertreter wie Puertasaurus, Patagotitan oder Argentinosaurus, die wahrscheinlich wirklich zu den größten Landtieren zählten, die unser Planet jemals zu sehen bekam. Offenbar haben die Verantwortlichen hier also eine ganze Klade mit einer einzelnen Gattung verwechselt.

Interessant in diesem Zusammenhang ist: Alan Grant, Doktorvater von Henry Loomis, bezeichnete im Vorgängerfilm bereits die Gattung Dreadnaughtus (in Wirklichkeit aber „nur“ ein großer, aber keineswegs gigantischer Sauropode!), als größten Dinosaurier aller Zeiten. Hat sich Grant da also hammerhart vertan? Wahrscheinlicher ist, dass Die Wiedergeburt hier die Kontinuität zum Franchise bricht.

Dolores – der süße kleine Aquilops 

Sie lässt wohl wie kein anderer jemals im Franchise aufgetretener Dinosaurier vor allem Kinderherzen höherschlagen: Dolores! Isabella Delgado schließt im Film Freundschaft mit einem kleinen Pflanzenfresser, und bald sind die beiden unzertrennlich. Die Zuschauer, die Sahar und ich im Kino etwas belauschen konnten, nannten den kleinen Dino dabei immer wieder „Triceratops-Baby“. Tatsächlich soll Dolores aber zu einer eigenen Gattung gehören. Sie ist nach offiziellen Angaben nämlich ein Aquilops americanus.

Dabei handelt es sich um einen basalen, also noch sehr urtümlichen Ceratopsier aus der Unterkreide Nordamerikas. Aquilops lebte vor etwa 109 bis 104 Millionen Jahren und wurde 1997 im Süden von Montana entdeckt. Ein einziges bekanntes Fossil stammt aus der Cloverly Formation in Montana und besteht bloß aus einem kleinen, nur 8,4 cm langen Schädel. Das ganze Tier war vermutlich etwa 60 cm lang und wog rund 1,5 kg. Auffällig ist der nach unten gebogene, schnabelartige Rostral-Knochen, dem Aquilops auch seinen Namen verdankt. Er bedeutet auf Deutsch so viel wie „Adlergesicht.“ Das Fossil gilt als Hinweis auf eine erste Einwanderungswelle asiatischer Ceratopsier nach Nordamerika.  Aquilops könnte also ein früher Vertreter dieser Gruppe gewesen sein, die sich dann zu bekannterer Formen wie Triceratops weiterentwickelte.

Anders als Dolores weist das Fossil aber keinen ausgeprägten Knochenkamm und auch keine Hornansätze auf. Es handelte sich jedoch sehr wahrscheinlich um ein Jungtier. Wie ein erwachsener Aquilops ausgesehen hat, wissen wir derzeit also noch nicht. Dolores soll jedoch ein bereits ausgewachsenes Exemplar sein. Somit sind die Unterschiede zwischen Dolores und ihrem prähistorischen Vorbild durchaus plausibel durch Ontogenese zu erklären – weshalb ich bei ihr auch nichts zu meckern habe.

Quetzalcoatlus

Das dritte „Supertier“, von dem es eine Blutprobe zu entnehmen gilt, ist der riesige Azhdarchide Quetzalcoatlus. Tatsächlich handelte es sich bei ihm um eines der größten flugfähigen Tiere, die je auf unserer Welt lebten. Und tatsächlich war er sehr wahrscheinlich ein gefürchteter Fleischfresser. Doch wie eng haben sich die Filmemacher am prähistorischen Vorbild orientiert?

Tatsächlich kam der Quetzalcoatlus im Vorgänger Ein neues Zeitalter seinem realen Vorbild deutlich näher als das neue Design für Die Wiedergeburt. Absurd war allerdings die Größe: das Vieh erreichte dort über 30 Meter Spannweite. Das ist jedoch geradezu lachhaft gigantisch! Ein ganzes Flugzeug in der Luft auseinanderzunehmen, war einem echten Quetzalcoatlus jedenfalls nicht möglich. Mit solchen Ausmaßen hätte das Tier auch sicher nicht mehr liegen können: tatsächlich erreichten die größten Azhdarchiden bereits die physikalische Grenze der Flugfähigkeit. Das ist wissenschaftlich getestet!

Nach offiziellen Angaben ist der „neue“ Quetzalcoatlus nun aber deutlich kleiner, mit einer Flügelspannweite von 11 Metern. Das kommt den Schätzungen, die für sein prähistorisches Vorbild angestellt wurden, schon sehr entgegen. Auch die Szene, in der Quetzalcoatlus einen ganzen Menschen mit einem Happs runterwürgt, ist – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht aus der Luft gegriffen: mit einem über 2 Meter langen Schnabel wäre das einem echten Quetzalcoatlus wahrscheinlich wirklich möglich gewesen. Das neue Design ist jedoch weit davon entfernt, korrekt zu sein. In Die Wiedergeburt besitzt der Quetzalcoatlus einen Kiel am Schnabel. Das ähnelt zwar veralteten Rekonstruktionen von Quetzalcoatlus, heute wissen wir aber ziemlich genau, wie der Schnabel gebaut war.

Ob Quetzalcoatlus wirklich an Steilwänden hochkraxeln konnte, geschweige denn ein Klippenbrüter war, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Das Tier war aufgerichtet höher als eine Giraffe und wog über 200kg. Zum Klettern waren die Vordergliedmaßen wahrscheinlich nicht griffig und kräftig genug. Quetzalcoatlus hat sich wahrscheinlich die meiste Zeit über am Boden aufgehalten und dort wie ein Storch oder Marabu nach Nahrung Ausschau gehalten. Und wahrscheinlich auch nicht in Felsspalten einen Nistplatz gesucht, wo sich ein so großes Tier nur mühsam hineinzwängen konnte.

Baute Quetzalcoatlus sein Nest so, wie im Film gezeigt?

Wo und wie große Azhdarchiden genistet haben, ist derzeit noch ein Rätsel, aber von kleineren Vertretern dieser Gruppe gibt es bereits erforschte Nester und einige interessante Rückschlüsse auf ihr Brutverhalten. Tatsächlich waren Flugsaurier-Eier ganz anders aufgebaut als das im Film gezeigte Ei, dass Dr. Loomis wie einst Indiana Jones sein Gold-Idol in den Händen wiegt. Flugsaurier-Eier waren von einer flexiblen, lederartigen Schale umgeben, ähnlich denen von Schildkröten. Frischgeschlüpfte Flugsaurier waren auch direkt nach dem Schlüpfen bereits flugfähig. Und es gibt Indizien dafür, dass Flugsaurier ihr Gelege direkt nach der Eiablage im Stich ließen. Das Ausbrüten übernahmen verrottende Pflanzenteile, die über das Nest ausgebreitet wurden, sowie die Sonnenstrahlen. Zwar ist es möglich, dass die Mutter trotzdem eine Weile ihr Nest bewachte, unsere vorliegenden Belege deuten aber eher in die andere Richtung: nämlich, dass Quetzalcoatlus eine „Rabenmutter“ war.

Noch eine interessante Info für die Film-Nerds: Eine Erklärung, warum sich das Design von Quetzalcoatlus in beiden Filmen so stark unterscheidet, ist jedoch nicht nur, dass nun ein anderes Produktionsteam an den Dinosauriern arbeitete. Der Gigant aus Ein neues Zeitalter stammte nämlich aus den Laboren von Biosyn. In Die Wiedergeburt haben wir es dagegen mit Abnormitäten von InGen zu tun, die noch zu Zeiten des erfolgreich laufenden Parks Jurassic World auf die Insel verfrachtet wurden, weil sie für das Publikum zu gruslig und unansehnlich waren.

Weitere Dinosaurier

Die meisten anderen Dinosaurier haben im Film lediglich einen Kurzauftritt. Zu ihrer Darstellung kann ich folglich nicht viel sagen. Bei ihnen allen handelte es sich auch um alte Bekannte, wo man auf die Designs aus den vorherigen Filmen zurückgegriffen hat. Und die habe ich ja schon gemeinsam mit Michael Kubi in unserer Faktencheck-Reihe ausführlich besprochen. Wer sich die Videos dazu noch einmal anschauen will, findet sie hier:

Folgende Dinos kamen sonst noch im Film vor:

Brachiosaurus

Ein altersschwacher Brachiosaurus wird in New York gezeigt, wo sein Dahinscheiden einen Verkehrsstau auslöst. Er steht damit sinnbildlich für das Ende der „Jurassic World“ – einer Welt, in der sich Dinos und Menschen ihre Umwelt teilen müssen.

Tyrannosaurus

Na klar – er darf nicht fehlen! Und er bekommt sogar eine der stärksten Szenen, die wir jemals in einem Jurassic-Film zu sehen bekamen! Diese Szene ist übrigens eine direkte Adaption aus dem ersten Jurassic Park-Roman von Michael Crichton: Darin macht ein T. rex Jagd auf die Delgados, die mit einem Schlauchboot vor ihm flüchten. Diese Szene gehört für mich zu den besten im Film und bescherte mir ähnliche Kicks wie die Ausbruchsszene aus Jurassic Park oder der Angriff auf den Trailer in Vergessene Welt. Einfach nur wow!

Velociraptor

Raptoren kommen natürlich auch wieder vor. Sie bereiten dem unsympathischen Xavier beinahe ein rasches Ende, als dieser sich zum Pinkeln davonmacht. Allerdings werden die Raptoren dabei selber zur Beute – für die fliegenden Mutadons. Es bleibt hier also bei einem reinen Cameo-Auftritt. Das Design ist das gleiche wie in den Vorgänger-Filmen: noch immer kahl und reptilienartig, ohne Federn.

Dilophosaurus

Auch der „Spucker“ bekommt einen weiteren Auftritt. Allerdings macht sich der Dilophosaurus nach seiner Begegnung mit Theresa schnell wieder vom Acker, da direkt hinter ihr noch etwas deutlich Gefährlicheres lauert…

Parasaurolophus

Ein weiterer alter Bekannter, der bislang in jedem Jurassic-Film mit dabei war, ist ebenfalls wieder am Start: Parasaurolophus. Doch hier ist bloß ein Kadaver zu sehen, den der T. rex wohl vor kurzem erlegt haben muss und an dem sich auch der Dilophosaurus gütlich tut.

Compsognathus

Die Compys bekommen wir ebenfalls wieder zu Gesicht. Auf der Insel der Mutanten sind sie allerdings nun rot und nicht grün. Eine interessante Neuinterpretation: von einigen kleineren Theropoden wissen wir ja inzwischen, dass sie in Waldfarben gefärbt waren.

Pteranodon

Eine Bonsai-Ausgabe eines Pteranodons, kaum größer als ein Wellensittich, hockt in einem Käfig in der Hafen-Szene. Wahrscheinlich ein ausgefallenes Haustier oder filmkritisch bloß ein Gag: in den anderen Filmen waren die Pteranodons natürlich viel größer!

Ankylosaurus

Auf seiner Flucht zum Landeplatz kracht Martin Krebs beinahe mit einem gepanzerten Dino zusammen. Ihn sieht man zwar nur für einen Sekundenbruchteil, er ist aber deutlich als Ankylosaurus zu erkennen.

Wahrscheinlich waren im Film noch eine Menge weiterer Dinos zu sehen, die mir aber jetzt nicht mehr einfallen. Sobald ich den Film ein weiteres Mal gesehen habe, werden die, die mir hier durchgeschlüpft sind, aber noch ergänzt.


Positive Aspekte

So viele Zeilen des fürchterlichen Gemeckers… Tatsächlich hat mir der Film aber wie eingangs gesagt gar nicht so schlecht gefallen. Für diesen Artikel war ich wieder sehr pingelig, jedoch einfach nur, um dem Leser einige vielleicht interessante Infos über den tatsächlichen Forschungsstand an den Dinosauriern und ihrer Lebenswelt mitzugeben. Und auch, um meine persönliche Meinung darüber mitzuteilen, was aus filmkritischer und erzählerischer Perspektive nicht so gut funktioniert hat. Doch trotz dieses Gemeckers habe ich mich im Kino dennoch sehr amüsiert.

Was mir an Jurassic World – Die Wiedergeburt besonders gut gefallen hat, war der dezente Einsatz der Dinosaurier. Man bekam – anders als in den Vorgängern – die Tiere meist nur dann zu sehen, wenn es dramaturgisch notwendig war. Ich habe Regisseur Gareth Edwards jedenfalls deutlich angemerkt, dass er ein wahrer Fan der Spielberg-Ära ist, an dessen Stil er sich bei seiner Regieführung sichtbar orientierte. Er versteht es ebenfalls, mit dem „Unsichtbaren“ zu spielen. So erzeugt er in vielen Szenen spannungsvolles Unbehagen, wo man nur Geräusche hört oder rasche Bewegungen im Hintergrund erkennt, wobei die eigene Fantasie endlich wieder etwas zu tun bekommt – ein Gefühl, dass ich bei Trevorrow und Bayona schmerzlich vermisst habe.

Auch das Skript ist endlich wieder gelungen. Auch wenn die Handlung vielleicht aus wissenschaftlicher Sicht hanebüchen und aus Sicht des Filmkritikers doch etwas vorhersehbar ist, und die Potenziale einiger interessanter Konflikte nicht wirklich ausgeschöpft werden, geht die Filmlogik trotzdem auf. Der Handlungsrahmen ist durchaus kohärent, die Handlungen und Motive der Figuren weitestgehend nachvollziehbar. Zwei Handlungsstränge funktionieren, anders als beim Vorgänger, diesmal wunderbar nebeneinander: einerseits Zora Bennet und ihr Team, die auf der Jagd nach den Blutproben sind, andererseits der Überlebenskampf der Familie Delgado. Beide Stränge bieten reichlich Action, hin und wieder auch etwas Humor, und die Spannung tragen sie beide gleichsam, bis zu einem ebenfalls wirkungsvoll aufgebauten Finale.

Fanservice und Easter Eggs – Ein „Festmahl“ für alle Urzeit-Geeks!

Hinzu kommen so viele versteckte Anspielungen auf die andere Dinosaurierfilme. Ich kann und möchte hier gar nicht alles aufzählen, was mir aufgefallen ist. Nur ein paar Beispiele: Das Setting des Films – der nicht auf Hawaii, sondern in Thailand gedreht wurde – erinnert stark an Skull Island aus King Kong. Die Atmosphäre ist damit eine völlig andere als in allen bisherigen Jurassic-Filmen. Auf einem Bildschirm sehen wir im ersten Akt auch Szenen aus Caprona – Das vergessene Land, mit klassischen Stop-Motion-Animationen. Und auch an Eigenreferenzen aus dem Franchise wird nicht gegeizt: So fällt in der Museums-Szene ein Banner mit der Aufschrift „When Dinosaurs ruled the World“ zu Boden, genau wie in der legendären Schluss-Sequenz des ersten Films. Und die Schluss-Szene von Die Wiedergeburt erinnert mit der Fahrt in den Sonnenuntergang ebenfalls stark an den ersten Teil – was sicherlich Absicht ist!


Fazit

Anders als bei allen anderen Jurassic World-Filmen habe ich jetzt schon richtig Laune, mir Die Wiedergeburt bald noch einmal anzusehen! Für mich hat also tatsächlich eine „Wiedergeburt“ stattgefunden. Jurassic Park ist wieder da! In neuem Gewand, mit neuen, sympathischen Figuren, mit Tiefgang und Seele. Sicherlich kann man über vieles meckern, sich aber über noch mehr im Film aber auch freuen. Und ich bin sogar geneigt, mit ein kleines bisschen Zuversicht in die Zukunft des Franchises zu schauen. Potenziale sind jedenfalls durchaus da, dass die Reihe doch noch lange nicht ausgestorben ist!

Was den Leser vielleicht überraschen mag: ich würde Die Wiedergeburt tatsächlich als den besten der World-Reihe bezeichnen und gleichauf mit Jurassic Park III auf den dritten Platz aller Jurassic-Filme stellen. An den legendären ersten Teil kommt er aber bei weitem nicht heran, und auch nicht an die ebenfalls sehr gelungene Fortsetzung Vergessene Welt.


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