Name: Brodavis baileyi („Baileys Vogel von Brod“; zu Ehren des Paläontologen Pierce Brodkorb)
Beschrieben: 2012 von Larry D. Martin, Evgeny N. Kurochkin und Tim Tokaryk
Klade: Ornithurae; Familie: Hesperornithidae
Länge: ♂ bis zu 1,5m; ♀ bis zu 1,3m
Gewicht: ♂ bis zu 11kg; ♀ bis zu 9kg
Ernährung: piscivor
Beschreibung:
Die Übergangszone zwischen Land und Meer an den Gestaden des Pierre Seaways bietet zahlreichen Tierarten einen geschützten Lebensraum, dessen Bedingungen sich durch die Gezeiten immer wieder verändern. Während sich einige Arten bei Niedrigwasser in die dichten Mangroven zurückziehen, nutzen andere den Rückgang des Wassers gezielt zur Nahrungssuche in den nun freiliegenden Bereichen. Das wohl auffälligste und zugleich lauteste Geschöpf dieses vielseitigen Lebensraumes ist Brodavis, ein semiaquatisch lebender Vogel. Mit seinem kompakten, langgestreckten Körper, dem kräftigen Schwanz und einem schnabelbewehrten, relativ flachen Schädel erinnert er auf den ersten Blick an einen modernen Kormoran, trägt allerdings auch noch einige primitivere Dinosauriermerkmale.

Am auffälligsten sind die vielen spitzen Zähne in seinem Schnabel, die ideal zum festhalten zappelnder Beute ist. Seine Größe und sein Gewicht schränken seine Fähigkeit zum aktiven Flug jedoch erheblich ein. Zwar ist er durchaus noch flugfähig, doch die Tiere benötigen einen ungewöhnlich langen Anlauf, meist über die Wasseroberfläche hinweg, um überhaupt abheben zu können. Aus diesem Grund sieht man sie nur selten fliegen. Wegen ihrer weit am Rumpfende liegenden Beine sind sie zudem nicht imstande, sich beim Landen elegant abzufangen. Wenn sie doch einmal auf festem Untergrund landen, sieht das meist wie eine plump und unbeholfen wirkende Bruchlandung aus. Deshalb ziehen sie es vor, direkt ins Wasser zu stoßen. Im Wasser jedoch sind sie wie verwandelt: Mit ihren kräftigen, weit hinten am Körper sitzenden Beinen, deren Zehen durch kräftige Schwimmhäute verbunden sind, sind sie ausgezeichnete Taucher und erstaunlich wendige Schwimmer. Sie verbringen den Großteil des Tages im Wasser. Sie bevorzugen die seichten Küstenbereiche mit reichem Fischbestand, sind aber auch in den großen Kraterseen im Inland verbreitet, sofern diese über einen Zugang zum Meer verfügen.
Lebensweise:
Die Hauptnahrung von Brodavis besteht aus kleinen bis mittelgroßen Fischen. In besonders fischreichen Gewässern sieht man sie oft in größeren Gruppen jagen, wobei aber jedes Tier meist für sich allein aktiv ist. Gelegentlich arbeiten sie aber auch zusammen: während einige die Fischschwärme auseinandertreiben, lauern andere in allen Richtung auf die versprengte Beute. Nach dem Tauchgang klettern sie gern auf große Äste, Felsen oder alte Baumstümpfe, wo sie mit ausgebreiteten Flügeln in der Sonne sitzen. In der Paarungszeit, die in den feuchten Monaten nach der Regenzeit beginnt, sammeln sich die Tiere zu großen Brutkolonien entlang der Steilküsten oder in schwer zugänglichen Mangrovenbuchten. Die Rufe der Männchen sind weithin hörbar, oft über viele Kilometer weit. Diese Brautwerbungsrufe dienen nicht nur dazu, Weibchen anzulocken, sondern auch dazu, rivalisierende Männchen auf Distanz zu halten. Kommt es doch zu direkten Begegnungen zwischen konkurrierenden Männchen, tragen diese ritualisierte Scheinangriffe aus, bei denen sie einander mit geöffneten Schnäbeln und aufgestellten Halsfedern drohen.

Hat ein Männchen eine Partnerin für sich gewonnen, beginnen beide gemeinsam mit dem Nestbau. Das Nest besteht meist aus einem lockeren Haufen aus Ästen, Seetang und Schlamm und wird an geschützten Felsvorsprüngen oder in den Gabelungen starker Mangrovenwurzeln errichtet. Beide Elternteile kümmern sich um die Brutpflege, wobei sie sich beim Brüten und später bei der Fütterung der Jungtiere abwechseln. Bereits wenige Wochen nach dem Schlüpfen beginnen die Jungvögel mit ihren ersten Schwimmübungen. Das Gefieder ist zu diesem Zeitpunkt noch dunkel, aber schon so dicht, dass es eine wirksame Isolierung beim Schwimmen und Tauchen im kühlen Wasser bildet. Die Vögel gelten insgesamt als sehr standorttreu: Viele Paare kehren Jahr für Jahr an denselben Brutplatz zurück und nisten sogar in den Überresten früherer Nester.
Trivia über Brodavis:
Brodavis gehört zur Familie der Hesperornithidae, einer Vogelfamilie, die sich ähnlich wie die heutigen Pinguine vor allem an ein Leben im und am Wasser angepasst haben. Als die Fischpopulationen nach dem Einschlag des Meteoriten am Ende der Kreidezeit zurückgingen, fanden sie jedoch nicht mehr genug Beute. So gehörten sie zu den vielen Vogelfamilien, die dem Massenaussterben zum Opfer vielen.
Das Tier ist Fossil nur durch einen linken Mittelfußknochen überliefert, was die genaue zoologische Zuordnung schwierig gestaltete. Aus diesem Grund kann man über die Größe und das Verhalten des Tieres nur spekulieren. Auch dieser Artikel sowie auch die Darstellung im Roman Die Weißen Steine mussten sich eine Menge literarische Freiheiten nehmen.
Aktiver Flug oder reiner Wasserbewohner?
Eine Knochenverdickung (Pachyostose) deutet daraufhin, dass Brodavis imstande war, zumindest noch kurze Strecken zu fliegen. Viele andere Hesperornithiden hatten diese Fähigkeiten jedoch längst zugunsten ihrer amphibischen Lebensweise aufgegeben.
Brodavis war mit mehreren Gattungen über weite Teile Nordamerikas und Asiens verbreitet. So sind z.B. aus dem Maastrichtium des westlichen Kanadas neben B. baileyi auch B. americanus bekannt, aus der Mongolei B. mongoliensis. Noch ganze zehn Millionen Jahre früher könnte mit B. varneri auch eine weitere Art schon während des Campaniums gelebt haben.
Brodavis in Die Weißen Steine:
Band IV:
John kommt im Kapitel „Skylla und Charybdis“ mit seinem Floß an einer Kolonie von Brodavis vorbei, die einen ungeheuren Lärm fabrizieren. Einige Exemplare sichtet er auch im Wasser.
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Brodavis in der Wikipedia:
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