Der Meeresspiegel lag im Maastrichtium viel höher als heute. Somit gab es in und um Nordamerika viele Meere, die heute trockenes Land sind. Somit gab es einerseits viele lichtdurchflutete Schelfmeere und Flachmeerzonen, andererseits aber auch sehr tief abfallende Bereiche hinter an den Kontinentalrändern, wo sich die Abgründe von Tiefseerspalten öffneten. In allen diesen Bereichen lebten zwar unterschiedliche Lebewesen, trotzdem war das Meer damals wie auch heute das bei weitem größte zusammenhängende Ökosystem der Erde. Und auch das Artenreichste!
Die Meere in und um Nordamerika waren während des späten Maastrichtiums vor allem Flach- und Schelfmeere, die höchstens eine Tiefe von einigen hundert Metern erreichten. Zu dieser Zeit waren sie bereits stark im Rückzug begriffen: noch wenige Jahrmillionen zuvor hatte ein riesiges Epikontinentalmeer, der Western Interior Seaway, den gesamten nordamerikanischen Kontinent von Nord nach Süd in drei Teile geteilt. Nun waren diese Teilkontinente wieder über Landbrücken miteinander verbunden. Der Rückzug des Meeres hatte gravierende Folgen für alle Land- und Meeresbewohner und auch einen massiven Einfluss auf das Klima.
Schauen wir uns nun die verschiedenen Gebiete des Meeres einmal genauer an, das damals an die schroffen Klippen der nordamerikanischen Küsten schlug und die sattgrünen Mangrovenwälder umspülte!
Das Nordpolarmeer
In den letzten etwa 1–2 Millionen Jahren der Kreidezeit, also zwischen ca. 67–66 Ma, kam es zu einer deutlichen globalen Abkühlung. Besonders spürbar war diese in der Antarktis und im Nordpolarmeer. Es gibt sogar Hinweise auf Meereins der südlichen Hemisphäre, das sich dort zumindest in den Wintermonaten bildete. Das Schwinden der Meere bewirkte auch, dass es auf der Welt etwas trockener wurde. Der nordamerikanische Kontinent, insbesondere die Teile des heutigen Alaskas, Nordkanadas und Grönlands, lagen damals noch deutlich nördlicher als heute.
In diesen kühlen Meeren herrschte oft eine völlig andere Artenvielfalt vor als sonstwo. Mit den kalten Temperaturen kamen nicht alle Meerestiere zurecht. Nur bestimmte Ammoniten- und vor allem Belemnitenarten lebten dort, als die wohl zahlreichsten Makro-Organismen. Doch auch viele Knochenfische, einige Haie und Rochen lebten hier. Elasmosaurier nutzten die kühlen Uferzonen als ihre Kinderstuben: hier kamen die jungen Meeresreptilien zur Welt und verbrachten dort die ersten Monate ihres Lebens, bevor es sie im Winter schließlich wieder in die offenen Ozeane zog. In einigen Bereichen gab es jedoch auch geologische Hinweise auf mehrere Episoden lokaler Hypoxie (Sauerstoffmangel im Meerwasser). Dies lässt darauf schließen, dass der nördliche Bereich des Hudson Seaway zeitweilig ein extrem lebensfeindlicher Ort war.
Fossil-Lagerstätten des Nordpolarmeeres
Meine Rekonstruktion der Lebensräume basiert natürlich auf echten Erkenntnissen aus der paläontologischen Forschung. Um diese beeindruckende Unterwasser-Welt wiederzuerschaffen, habe ich zahlreiche Studien zu folgenden Lagerstätten recherchiert:
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Kanguk Formation |
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Die Pazifik-Küste
Während sich im Binnenland Nordamerikas das Western Interior Seaway immer weiter zurückzog, blieb der Pazifik eine verlässliche Größe: Hier lagerten sich am Ende der Kreidezeit entlang der Westküste mächtige Sedimente ab. An der Küste von des heutigen Kalifornien, Oregon, Washington und British Columbia trafen mehrere tektonische Mikroplatten auf die amerikanische Westküste. Diese geologisch aktive Zone war geprägt von vulkanischer Aktivität. Entlang der kontinentalen Hänge, die teils mehrere Kilometer in die Tiefe reichten, kam es in diesem Abschnitt der Kreidezeit zu mehreren Phasen starker Erosion. Küstennahe Bereiche wiesen gelegentlich brackige Bedingungen auf, doch vor allem die tiefer liegenden Abschnitte zeugen von einem offenen Ozean.
In diesen ozeanischen Bereichen der westlichen Küste lebte eine artenreiche Meeresfauna. Neben zahlreichen Muschel- und Schneckenarten, von denen manche nur aus dieser Region bekannt sind, lebten hier verschiedene Fische wie der riesige Planktonfresser Bonnerichthys, aber auch viele andere Knochenfische und primitive Haie. Ammoniten und Belemniten kamen fast überall entlang der Pazifik-Küste vor, meist in tieferen Schichten mit Tonsteinen und Mergeln. Die größten Bewohner dieser Küstenregionen waren große Meeresreptilien. Plesiosaurier wie Hydrotherosaurus, Morenosaurus und Fresnosaurus oder Mosasaurier wie Halisaurus, Plotosaurus und Prognathodon durchstreiften diese Regionen. Auffällig ist jedoch das Fehlen wärmeliebender Tiergruppen wie tropischer Korallen oder Riffbewohner. Dies ist ein deutlicher Hinweis, dass auch die Pazifikküste in dieser Zeit zumindest saisonal kühler wurde.
Fossil-Lagerstätten der Pazifik-Küste:
Meine Rekonstruktion der Lebensräume basiert natürlich auf echten Erkenntnissen aus der paläontologischen Forschung. Um diese beeindruckende Unterwasser-Welt wiederzuerschaffen, habe ich zahlreiche Studien zu folgenden Lagerstätten recherchiert:
Die Golfküste
Die Küstenregion rund um den Golf von Mexiko war in den letzten zwei Millionen Jahren der Kreidezeit eine der stabilsten marinen Lebensräume Nordamerikas. Und sie ist deshalb auch mit am besten erforscht! Während sich im Binnenland das Meer zurückzog, blieb der Golf offen und mit dem Atlantik, aber auch mit dem Pazifik verbunden. Eine Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika gab es schließlich noch nicht! In vielen Bereichen überspülte das Wasser damals noch Gebiete in den heutigen Bundesstaaten Texas, Mississippi, Alabama und Georgia. Die Bundesstaaten Louisana und Florida lagen aber beinahe vollständig unter Wasser. Auch Teile Mexikos, besonders Coahuila, Nuevo León und Sonora, waren teilweise von flachen Meeren bedeckt. Die Sedimente, die sich hier im späten Maastrichtium ablagerten, zeigen eine ruhige, aber nährstoffreiche Küstenumgebung, in der sich tonige Kalke, Mergel und gelegentlich sandige Einflüsse abwechseln.
In Flussmündungsgebieten bildeten sich Übergangszonen zwischen Süß- und Salzwasser, was ideale Bedingungen für viele Meeresorganismen schuf. Die Artenvielfalt in diesen Küstenmeeren war besonders hoch. Riesige Austernbänke, Korallenriffe und Schwämme schufen Lebensraum für Fische und zahlreiche Ammonitenarten, darunter auch besonders große Formen wie Sphenodiscus und Placenticeras. Besonders Knochenfische waren in allen Größen weit verbreitet, ebenso wie Haie, darunter der gewaltige Squalicorax. Auch Meeresreptilien nutzten den Golf als Lebensraum: Plesiosaurier, Mosasaurier und Meeres-Schildkröten waren hier häufig zu finden. In den Flussmündungen tummelten sich außerdem gelegentlich Süßwasserbewohner wie Krokodile. Anders als an der Pazifikküste blieb die Temperatur im Golf vergleichsweise stabil warm, was tropische bis subtropische Verhältnisse ermöglichte. Somit war die Golfküste auch ein wichtiger Rückzugsort für wärmeliebende Arten am Ende der Kreidezeit.
Fossil-Lagerstätten der Golfküste:
Meine Rekonstruktion der Lebensräume basiert natürlich auf echten Erkenntnissen aus der paläontologischen Forschung. Die Golfregion ist die bei weitem am besten erforschte Küstenregion des prähistorischen Nordamerikas. Wir haben viele verschiedene Aufschlüsse in dieser Region. Um diese beeindruckende Unterwasser-Welt wiederzuerschaffen, habe ich zahlreiche Studien zu folgenden Lagerstätten recherchiert:
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Black Peaks Formation
Clayton Formation Corsicana Marl Formation Escondido Formation Habana Formation Kemp Clay Formation Owl Creek Formation Potrerillos Formation Prairie Bluff Chalk Formation Porters Creek Formation Providence Sand Formation Ripley Formation |
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Der Pierre Seaway
Gegen Ende der Kreidezeit, in den letzten etwa zwei Millionen Jahren vor dem Massenaussterben vor 66 Millionen Jahren, war vom einst mächtigen Western Interior Seaway nur noch ein schmaler Rest übriggeblieben. Den größten der verbliebenen Meeresarme war der Pierre Seaway, der von South Dakota bis nach New Mexico und Texas reichte und dort in den Holf von Mexico mündete. Gebietsweise erreichte dieses Binnenmeer immerhin noch einige hundert Kilometer Breite und war stellenweise über 400 Meter tief. Es war umgeben von weiten Küstenebenen, die sich allmählich in flachwelliges Tiefland verwandelten. Die klimatischen Bedingungen waren insgesamt milder als im Nordpolarmeer, aber deutlich kühler als im Süden.
Im Pierre Seaway bestand nach wie vor ein erstaunlich reiches Ökosystem. Verschiedene Arten von Ammoniten, darunter auch solche mit besonders bizarren Gehäuseformen, zählten zu den typischen Bewohnern dieser Meeresregion. Zudem wurden in den Ablagerungen der Region zahlreiche Fossilien von Mosasauriern, Meeresschildkröten, Knochenfischen und Seevögeln wie Ichthyornis gefunden. Haie und Rochen waren ebenfalls häufig. Einer der gefährlichsten Raubfische war jedoch der Knochenfisch Xiphactinus. Er musste nur vor großen Mosasauriern auf der Hut sein, die gern vor der Küste auf die Jagd gingen. Die fossilen Aufschlüsse mit Ablagerungen aus der Zeit des Pierre Seaways stellen eine der wichtigsten Quellen für das Verständnis der letzten Jahre der Kreidezeit sowie auch des Massenaussterbens am Ende deieser Periode dar.
Fossil-Lagerstätten des Pierre Seaways:
Meine Rekonstruktion der Lebensräume basiert natürlich auf echten Erkenntnissen aus der paläontologischen Forschung. Um diese beeindruckende Unterwasser-Welt wiederzuerschaffen, habe ich zahlreiche Studien zu folgenden Lagerstätten recherchiert:
Die Atlantik-Küste
In der späten Kreidezeit war der Atlantik zwar noch nicht so breit wie heute und die Distanz zwischen Nordaemrika und den Küsten Europas noch längst nicht so weit. Dennoch war der Atlantik bereits ein Ozean, dessen nordamerikanische Küstenlinie sich entlang des heutigen Nordostens der USA erstreckte, vom Osten Georgias über die Carolinas und Virginia bis hinauf in die Bundesstaaten Neu-Englands. Zwischen etwa 68 und 66 Millionen Jahren vor heute war dieser Bereich geprägt von flachen Schelfmeeren, die sich immer wieder zurückzogen oder vorrückten. Das warme Klima hielt sich hier länger als im Norden, doch auch an der Atlantik-Küste spürte man bereits die beginnende globale Abkühlung. Während in manchen Gegenden kilometerweite Sandstrände die Küstenränder säumten, erhoben sich mancherorts aber auch mächtige Steilküsten und Sandsteinklippen über die tosende See. Dahinter lag der geheimnisvolle Teilkontinent Appalachia, der weit weniger gut erforscht und aufgeschlossen ist als das im Westen liegende Laramidia.
Die Schelfmeere an den Küsten Appalachias beherbergten eine vielseitige Fauna. Ammoniten und Belemniten waren genauso wie Muscheln und Meeresschnecken weit verbreitet. Die Region war auch reich an Knochenfischen, Haien, Rochen und Meeresschildkröten. In mehreren Fundstellen wurden auch Fossilien großer Mosasaurier entdeckt. Vögel wie Ichthyornis lebten entlang dieser Küsten. Die reichhaltigen Meeresablagerungen machen die atlantische Küstenregion heute zu einem bedeutenden Forschungsgebiet – vor allem im Bundesstaat New Jersey, wo zahlreiche gut erhaltene Fossilien aus der letzten Phase der Kreidezeit geborgen wurden.
Fossil-Lagerstätten des Pierre Seaways:
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Hornerstown Formation
Peedee Formation Tinton Formation |
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Weitere Lebensräume:
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Der hohe Norden
Die Meere in und um Nordamerika |
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