Name: Thescelosaurus neglectus („Vernachlässigte wunderbare Echse“).
Beschrieben: 1913 von Charles W. Gilmore.
Ordnung: Ornithischia; Familie: Thescelosauridae.
Länge: ♂ bis zu 4,3m, ♀ bis 3m.
Gewicht: ♂ bis 300kg, ♀ bis 75kg.
Ernährung: herbivor.
Beschreibung:
Der flinke Thescelosaurus lebt in kleinen Familienclans von selten mehr als zehn Tieren, die von einem erwachsenen Männchen angeführt werden. Männchen werden fast dreimal so groß und schwer wie die Weibchen und haben eine gräulich-grün geperlte, ledrige Haut, die von einem hellvioletten Aalstrich geziert wird. Weibchen sind um einiges zierlicher und braun-gelb gestreift. Sie haben einen grünen Aalstrich auf dem Rücken und sind vor Feinden sehr viel besser getarnt als ihre größeren, männlichen Artgenossen. Die Jungtiere sind von einem hellbeigen Flaum bedeckt, der sich im Erwachsenalter zu dicken, dunklen Filamentborsten verwächst, der dann nur noch ihren Rücken und die Flanken ziert. Sie dienen nicht mehr nur zur Wärmeisolation, sondern sowohl als Merkmal zur Arterkennung, bei den Männchen auch der Balz und den Weibchen als hochsensible Tastorgane, mit denen sie sich unter der Erde orientieren.
Thescelosaurus läuft auf zwei Beinen, ist tag- und dämmerungsaktiv und sucht vor allem am frühen Morgen und am späten Abend nach Nahrung. Nachts schläft er und verlässt sich dabei ganz auf seine Tarnung. Tagsüber verbringt eine Herde ihre Zeit häufig damit, weite Wanderungen zu unternehmen und legt dabei häufig Strecken von mehr als 150km zurück. Die Herden sind die meiste Zeit des Jahres nicht an eigene Reviere gebunden, weshalb es nur sehr selten zu Auseinandersetzungen mit anderen Clans kommt.
Sozialverhalten:
Manchmal schließen sich sogar zwei wandernde Clans miteinander zusammen, um Inzucht zu vermeiden. Bei so einem Zusammenschluss finden erbitterte Rangkämpfe zwischen den männlichen Alphatieren statt. Ähnlich aggressiv zeigen sich auch weibliche Thescelosaurier, wenn sie einen Brutplatz gefunden und für sich in Anspruch genommen haben. Anders als das übrige Jahr ist bei den Tieren dann ein starkes Territorialverhalten zu beobachten. Bei innerartlichen Kämpfen kann es mitunter sehr rabiat zugehen, wenn die Tiere ihre komplette Körperfülle einsetzen und sich gegenseitig rammen, mit den Vorderfüßen nacheinander schlagen und mit den bekrallten Füßen heftige Tritte austeilen.
Zu ernsten Verletzungen kommt es in der Regel aber nicht, wenn die Weibchen untereinander ihren Bau verteidigen. Im Gegensatz zu anderen Dinosauriern graben Thescelosaurus-Weibchen für ihren Nachwuchs nämlich Höhlen in die Erde, in die sie sich während sie brüten zurückziehen und auch in den ersten Wochen nach dem Schlupf ihren Nachwuchs versorgen. Erst wenn die Jungtiere groß und kräftig genug sind, den Bau zu verlassen, schließen sie sich ihren nomadischen Artgenossen wieder an. Sie sind dabei übrigens nicht die einzigen tunnelgrabenden Dinosaurier von Hell Creek: auch der Leptoceratops legt zur Aufzucht seiner Jungen Tunnel an.
Überlebensstrategie:
Gegen Raubtiere kann sich ein Thescelosaurus dagegen kaum zur Wehr setzen. Dafür ist er ein äußerst flinkes und wendiges Fluchttier. Er kann eine Gefahr schon aus weiter Entfernung wahrnehmen, denn er verfügt über hervorragende Augen, Ohren und eine exzellente Witterung. Während die anderen Herdenmitglieder fressen oder schlafen, hält immer eines der Tiere aufmerksam Wache. Bei Gefahr stößt es einen hellen Pfiff aus, der die anderen Herdenmitglieder warnt. Im Nu setzt sich dann der ganze Clan schnell in Bewegung und flieht. Ein Thescelosaurus kann seine Höchstgeschwindigkeit von beinahe 60km/h fast eine Stunde lang halten, ohne müde zu werden.
Obwohl er eher scheu ist, ist Thescelosaurus auch neugierig und verhältnismäßig klug. Allerdings werden Jungtiere, denen noch die Erfahrung der Älteren fehlt, wegen ihrer Unvorsichtigkeit oft zur Beute von strategisch vorgehenden Jägern wie Acheroraptor oder Pectinodon.
Trivia über Thescelosaurus:
Im Jahr 2000 erregte das Fossil eines Thescelosaurus unter Fachleuten besonders Aufsehen. Man entdeckte darin die Struktur eines fossilen Herzens! Wie heutige Vögel verfügte Thescelosaurus über ein vogelähnliches Herz mit zwei durch eine Scheidewand getrennten Kammern und jeweils zwei Vorkammern. Dieses Vierkammerherz wurde als deutlicher Beleg dafür genommen, dass Dinosaurier einen gleichwarm bleibenden Stoffwechsel besaßen – so wie wir Menschen.
Die bisherigen Funde von Thescelosaurus weisen zum Teil erhebliche Unterschiede hinsichtlich ihrer Körpergröße auf. Die größten Individuen maßen über vier Meter Länge und hatten ein geschätztes Gewicht von über 300kg. Einige der kleineren Individuen kamen nur gerade einmal auf die Hälfte dieser Ausmaße. Allerdings repräsentieren auch sie mit großer Sicherheit bereits ausgewachsene Exemplare. Die Wissenschaftler deuten dies als einen Beleg für Geschlechtsdimorphismus (geschlechtlich bedingte Größenunterschiede). In Die weißen Steine wird diese Theorie aufgegriffen und der größere Morph als männlich, der kleinere als weiblich interpretiert.
Thescelosaurus als Tunnelgräber:
Das Anlegen von Bruthöhlen ist für Thescelosaurus zwar nicht direkt fossil nachgewiesen, allerdings für einige enge Verwandte. Oryctodromaeus und Orodromaeus, die ebenfalls zu den Parksosauriden gezählt werden, gruben tatsächlich unterirdische Baue. Ausgehend davon, dass die größeren Thescelosaurus-Morphe für eine grabende Lebensweise wohl zu groß gewesen sind, wird das Tunnelgraben in Die weißen Steine nur von den kleineren Weibchen während der Brutzeit übernommen.
Thescelosaurus in der Wikipedia:
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