Wie vertraut, aber gleichermaßen auch wie fremdartig uns die Welt vor 66 Millionen Jahren vorgekommen wäre, wird auch am topographischen Profil der späten Kreidezeit deutlich. Von den Flüssen und Bergen aus der Zeit der letzten Dinosaurier ist einerseits kaum noch etwas, andererseits jedoch erstaunlich viel noch übrig! Doch mancherorts gab es damals Gebirge, wo heute keine mehr sind, während anderswo heutige Bergketten noch völlig fehlten. Genauso verhielt es sich mit den Flüssen. Viele von ihnen existierten damals noch gar nicht, oder sie flossen noch in einem ganz anderen Bett als sie es heute tun. Schauen wir uns also einmal das Landschaftsprofil des Maastrichtiums etwas genauer an und unternehmen einen Spaziergang zu den höchsten Gipfeln, den tiefsten Abgründen und die größten Ströme der späten Dinosaurierzeit!
Die Flüsse
Die meisten Flussbette aus der Kreidezeit liegen heutzutage bereits seit vielen Jahrmillionen trocken. Viele von ihnen sind sogar zu ergiebigen Fossillagerstätten geworden, denn in Flussablagerungen sind die Fossilisationsbedingungen besonders gut. Ein Großteil der Hell Creek Formation war früher zum Beispiel ein weitverzweigtes Flusssystem, in dessen längst versteinerten Betten wir häufig Fossilien von Tyrannosaurus, Triceratops und anderen Dinosauriern finden können. Doch heute ist diese Gegend viel trockener. Die Flüsse von damals gibt es nicht mehr.
Trotzdem ist von vielen Flüssen aus der Zeit der Dinosaurier mehr übrig, als man vielleicht denkt! Auf den Landkarten der Kreidezeit hätten wir nämlich schon einige Flüsse in ganz ähnlicher Form finden können, die es noch heute gibt, wie zum Beispiel die Vorläufer des Nils [2], des Roten Flusses [3], des Nigers [2], des Colorado Rivers [4], vom Kongo [5], des Mekong [6], des Senegals [7], des Amazonas [8], oder des Mississippi.[9]
Ich schreibe bewusst „Vorläufer“: Die Kreidezeit liegt schließlich 66 Ma zurück. In dieser langen Zeit hat sich die Landschaft grundlegend verändert. Dort, wo heute ein Tal verläuft, durch das ein Fluss sich ein Bett graben kann, kann es im Maastrichtium noch eine feste Hügel- oder Bergkette gegeben haben. Umgekehrt genauso. Die genannten Flüsse sind also bloß teilweise in ihrem heutigen Bett geflossen. Oft ist ihre geologische Existenz während der Kreidezeit auch unter Geologen umstritten. Die natürliche Erosion hat viele Spuren der prähistorischen Flüsse längst verwischt.
Ungewöhnliche Lage der Betten und umgekehrte Fließrichtung
Genauso ist auch die Fließrichtung der Flüsse oft nicht rekonstruierbar. Flüsse ändern durch geologische Veränderungen nämlich über die Jahrmillionen nicht nur häufiger ihr Bett, sondern auch ihre Richtung! Der Rhein (wir müssen in der Kreidezeit aber noch von einem prähistorischen Fluss-System ausgehen, das auch Mosel und Lahn mit einschloss!), könnte in der Kreidezeit nämlich noch gar nicht in die Nordsee gemündet haben, wie er es heute tut. Im Paläogen, also kurz nach der Kreidezeit, verband sich ein Arm des späteren Oberrheins südwärts noch mit der Rhône, die ins Thetysmeer mündete, also ins heutige Mittelmeer.[10] Ob dies auch schon im Maastrichtium der Fall war, lässt sich heute aber nicht mehr sagen.
Es ist sogar eher wahrscheinlich, dass es von allen größeren Flüssen in Europa noch keinen einzigen schon während der Kreidezeit gegeben hat, weil unser Kontinent vor allem durch die spätere Heraushebung der Alpen und die noch viel späteren Eiszeiten topografisch geprägt wurde.
Etwas besser wissen wir dagegen über die Hydrologie Südamerikas bescheid: Der Paläo-Amazonas fand seinen Abfluss damals jedenfalls nicht im heutigen Brasilien und in den Atlantik, sondern floss in Peru in den Pazifik. Das Hochgebirge der Anden, welches ihn heute daran hindert, gab es damals schließlich noch nicht. In späteren Zeiten befand sich die Mündung des größten Fluss-Systems der Erde auch zeitweilig in der Karibik, wo er über das Pebas-Becken ins Meer entwässerte, als der Pazifik-Zugang verschlossen war. Dies erklärt , warum wir auch heute noch im Oberlauf des Amazonas „Meerestiere“ wie Rochen, Garnelen, und sogar Delfine antreffen. Sie mussten sich ans Süßwasser anpassen, als sie vom Meer, das nun mehr als 6.000 Kilometer entfernt lag, abgeschnitten wurden.[8]
Die fiktionale (!) Karte zeigt das prähistorische Nordamerika mit seinen Flusssystemen. Zu ihrer Konstruktion habe ich die Paläo-Geographie berücksichtigt, musste mir aber auch einige Freiheiten nehmen. Manche der eingezeichneten Fluss-Vorläufer existierten wohl tatsächlich. Bei anderen ist es wiederum rein spekulativ. Trotzdem sollte diese Karte wenigstens wissenschaftlich plausibel sein. Sichtbar sind auch einige Flussläufe in ihrem hypothetischen Verlauf in Afrika und Europa.
Die verschwundenen Flüsse
Während des Maastrichtiums durchzogen auch zahlreiche Flüsse die prähistorische Landschaft, die heute überhaupt keine direkte Entsprechung mehr haben. In Nordamerika entwässerten viele dieser Ströme u.a. die sich gerade bildenden Rocky Mountains und transportierten ihre Sedimente in das weite Binnenmeer, den Western Interior Seaway. An seinen Küsten entstanden Deltas und Mäanderflüsse, die in Sandstein- und Schieferpaketen konserviert wurden. In der Lance– und Hell Creek Formation treten sie heute wieder zutage.
In diesen ehemaligen Flussbetten lagerten sich nicht nur Sedimente, sondern auch die Überreste der letzten Dinosaurier ab. Mit dem Rückzug des Meeres und den tektonischen Umgestaltungen verschwanden diese Flusssysteme aber nach und nach und wurden von späteren Landschaftsformen überlagert. Ihre geologischen Spuren sind aber weiterhin sichtbar, als stille Zeugen einer hydrologischen Vielfalt, die im Übergang von Kreide zu Känozoikum restlos verloren ging.
Die Seen
Alle heutigen Binnengewässer wie Seen würden wir in der Kreidezeit ebenfalls vergeblich suchen. Seen haben eine recht kurze geologische „Lebenserwartung“, da sie irgendwann von den Flüssen, die sie durchfließen, mit mitgeschwemmten Sedimenten aufgefüllt werden. Auch durch abgelagertes organisches können Seen erst versumpfen und schließlich verlanden. Und letzten Endes spielen beim „Tod“ eines Sees auch geologische Prozesse oder klimatische Veränderungen eine Rolle, sodass sie komplett austrocknen. Der älteste See der Erde, der russische Baikalsee, ist „nur“ rund 25 Millionen Jahre alt und damit deutlich jünger als die letzten Dinosaurier aus Hell Creek.
Alle anderen Seen auf der Erde stammen aus späteren Zeiten. Viele natürliche Seen sind auch erst während der Gletscherschmelze nach der letzten Eiszeit entstanden. Das Mesozoikum war aber durchgängig warm bis gemäßigt und sah überhaupt keine großen Glazialphasen. Gletscherseen wie den Bodensee, den Chiemsee, den Plöner See oder die Müritz gab es also natürlich noch nicht. Trotzdem prägten auch im Maastrichtium ausgedehnte Seenlandschaften die Topographie.
Zeugnisse der längst verschwundenen Seen der Kreidezeit
In Nordamerika beispielsweise blieben mit dem Rückzug des Western Interior Seaway in den Vorlandbecken der neu aufsteigenden Rocky Mountains zahlreiche größere Süßwasserseen, Lagunen und Bruchwälder zurück, also Landschaften, die wenigstens Saisonal komplett unter Wasser standen. Sie sammelten Sedimente aus den umliegenden Flusssystemen und boten zugleich Lebensraum für eine vielfältige Tierwelt. Z.B. in den Ablagerungen der Hell Creek- und Laramie Formation sind Reste solcher Seen und Bruchwälder in Form von Tonsteinen und Kohlenflözen erhalten, die auf stille Gewässer und sumpfige Uferbereiche hinweisen. Diese Seen waren zwar keine dauerhaften Großstrukturen wie die heutigen Großen Seen, sondern kurzlebige Wasserbecken, die nach einigen tausend Jahren wieder verschwanden. Langlebigere Süßwasserseen gab es in der Kreidezeit sonst auch in den Kraterbetten von Vulkancalderen und Impaktkratern von Meteoriteneinschlägen.
Die Berge
Anders verhält es sich mit Gebirgen, von denen einige wahre geologische Methusalems sind. Gebirge entstehen vor allem dort, wo sich eine Kontinentalplatte unter eine andere schiebt, oder wo beide mit ihren Rändern aneinanderstoßen. Das Gelände wird an dieser Stelle aufgefaltet und bildet Bergrücken. Auch vulkanische Hotspots können Gebirgslandschaften auffalten. Beides geschah natürlich auch schon in der Kreidezeit. Da die Kontinente damals aber noch eine ganz andere Lage hatten, gab es viele heutige Höhenzüge aber noch gar nicht. Und andere, die es sehr wohl während der Kreidezeit noch gab, gibt es heute nach über 66 Millionen Jahren nicht mehr: Wind und Wetter haben sie mit der Zeit wieder abgetragen, in einem Prozess, den wir „natürliche Erosion“ nennen. Viele sehr alte Gebirgszüge sind heute nur noch Rumpfgebirge, meist mit nur geringen Gipfelhöhen.
Aus dem gleichen Grund sind die höchsten Gebirge unserer heutigen Welt gleichzeitig auch die jüngsten. Der Himalaya, dessen Gipfel heute oft mehr als 8.000 Meter in die Höhe ragen, wirkt zwar gewaltig und mag uralt erscheinen. Doch auf der Karte der Kreidezeit sucht man ihn vergeblich, es gab ihn damals noch gar nicht! Auch viele andere Gebirgszüge wie die Anden, die Pyrenäen, der Kaukasus, die Aleuten und das Balkangebirge haben erst lange nach den Dinosauriern ihre heutige Höhe erreicht. Manche begannen ihre sogenannte Orogenese allerdings schon in der Kreidezeit oder davor.
Die Höhenzüge zur Zeit der Dinosaurier
Doch manche Höhenzüge von heute hätten wir auch zur Zeit der Dinosaurier schon besteigen können. Die europäischen Alpen [11] begannen sich zum Beispiel in der Kreidezeit gerade herauszuheben, waren aber noch längst nicht so hoch wie heute, ebenso wie das Atlasgebirge in Nordafrika. Auch die Rocky Mountains [12] in Nordamerika erlebten ihre Geburtsstunde während der Kreidezeit. Im späten Maastrichtium, wo wir sie noch als Laramidische Gebirgskette bezeichnen, waren sie sogar schon zu einem gewaltigen vulkanischen Gebirgsmassiv herangewachsen. Ihre höchsten Gipfel reichten damals mit ca. 5.000m Höhe beinahe so hoch wie die heutigen Anden. Diese Berge ganz im Westen der Hell Creek Formation gehörten also zu den höchsten ihrer Zeit.
Buchstäblich steinalt: Die wahren Methusalems
Es gibt jedoch auch Gebirgszüge, die weitaus älter sind als die Ära der Dinosaurier. Ein im wahrsten Sinne des Wortes herausragendes Beispiel aus unserer eigenen Region ist das Rheinische Schiefergebirge [13]. Ebenso waren der Taunus [13], der Hunsrück [13], die Eifel [13], der Westerwald [13], das Erzgebirge [13] [14] und unsere heutigen deutschen Mittelgebirge wie der Harz [15] schon in der Kreidezeit präsent. Diese Gebirge entstanden jedoch bereits im Paläozoikum, einer geologischen Ära lange vor den Dinosauriern. Sie bildeten einst noch den Meeresboden und wurden im Laufe der Zeit durch tektonische Kräfte angehoben und durch Erosion geformt.
Ebenfalls zu den geologisch alten Gebirgsformationen gehören der Ural [16] in Asien, die Appalachen [17] entlang der Ostküste Nordamerikas, sowie der Kanadische Schild [18], sowie die Saint Francois Mountains [19]. Diese Gebirge sind Relikte einer weit zurückliegenden geologischen Zeit, in der Dinosaurier noch nicht existierten. Weitere Gebirge wie der Kaapvaal-Kraton [20] in Südafrika, sowie das Bergland von Guayana [21] in Südamerika und die Hamersley Range [22] in Australien gehören ebenfalls zu den alten Gebirgszügen. Diese eindrucksvollen Landschaftsmerkmale haben über mehr als eine Milliarde Jahre hinweg ihre Höhe behalten und existieren damit länger als das höhere Leben auf unserem Planeten. Diese stummen Giganten sind Zeugnisse der dynamischen Geschichte unseres Planeten.
Die größten Gebirgszüge – damals und heute:
In dieser Tabelle kannst du auf den ersten Blick sehen, welche der wichtigsten und größten heutigen Gebirgszüge während der Kreidezeit bereits existieren und wann ihre Orogenese begann. Der Farbcode verrät dir außerdem, ob das Gebirge bereits im Maastrichtium, also zu der Zeit, in welcher Die Weißen Steine spielt, bereits existierte oder nicht:
- Rot: Gebirge ist deutlich jünger!
- Orange: Gebirgshebung hatte bereits begonnen, heute ist das Gebirge aber deutlich höher!
- Hellgrün: Gebirgsbildung hatte bereits begonnen, am Ende der Kreide war das Gebirge noch deutlich höher als heute!
- Dunkelgrün: Gebirgsauffaltung war bereits lange vor dem Maastrichtium abgeschlossen, die Berge sind heute erodiert und niedriger.
Gebirge | Kontinent | Orogenese (Alter) |
---|---|---|
Äthiopisches Hochland |
Afrika | ca. 30–20 Ma (Oligozän bis Miozän) |
Alaska Range |
Nordamerika | ca. 70–50 Ma (Oberkreide bis Eozän) |
Alpen |
Europa | ca. 70–30 Ma (Oberkreide bis Oligozän)[11] |
Altai |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon im Paläozoikum. |
Anden |
Südamerika | ca. 50 Ma bis heute (Eozän – Holozän) |
Apenninen |
Europa | ca. 20 Ma bis heute (Miozän – Holozän) |
Appalachen |
Nordamerika | ca. 480–300 Ma (Ordovizium bis Unterperm) [17] |
Atlasgebirge |
Afrika | ca. 70-50 Ma (Oberkreide bis Eozän; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon im Perm. |
Balkangebirge |
Europa | ca. 60–30 Ma (Paläozän bis Oligozän) |
Brasilianisches Bergland |
Südamerika | ca. 120-90 Ma (Unter- bis Oberkreide; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon im Präkambrium. |
Brooks Range |
Nordamerika | ca. 70–50 Ma (Oberkreide bis Eozän) |
Cascade Range |
Nordamerika | ca. 70–50 Ma (Oberkreide bis Eozän) |
Coast Mountains |
Nordamerika | ca. 90–50 Ma (Oberkreide bis Eozän) |
Dinarisches Gebirge |
Europa | ca. 30 Ma bis heute (Oligozän – Holozän) |
Drakensberge |
Afrika | ca. 180–150 Ma (Unter- bis Oberjura) |
Ellsworth Mountains |
Antarktika | ca. 1600–1.370 Ma (Mesoproterozoikum) |
Elburs-Gebirge |
Asien | ca. 370–30 Ma (Oberdevon bis Oligozän) |
Erzgebirge |
Europa | ca. 570-290 Ma (Ediacarium bis Perm); auch spätere aktive Orogenese [13] [14] |
Great Dividing Range |
Ozeanien | ca. 300–180 Ma (Oberkarbon bis Unterjura) |
Guyana-Hochland |
Südamerika | ca. 1700 Ma (Paläoproterozoikum) [21] |
Hamersley Range |
Ozeanien | ca. 3400–2.200 Ma (Archaikum bis Proterozoikum) [22] |
Harz |
Europa | ca. 320–300 Ma (Oberkarbon)[15] |
Himalaya |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän) |
Hindukusch |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän) |
Kanadischer Schild |
Nordamerika | ca. 4300–1600 Ma (Hadaikum bis Proterozoikum) [18] |
Kapvaal-Kraton |
Afrika | ca. 3600–2500 Ma (Archaikum bis Proterozoikum) [20] |
Karakorum |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän) |
Kaukasus |
Europa / Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon in der Obertrias. |
Karpaten |
Europa | ca. 60–30 Ma (Paläozän bis Oligozän) |
Neuseeländische Alpen |
Ozeanien | ca. 150–100 Ma (Oberjura bis Oberkreide) |
Nuba-Berge |
Afrika | ca. 600–500 Ma (Proterozoikum bis Kambrium) |
Pamir |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän) |
Pacific Coast Range |
Nordamerika | ca. 100–50 Ma (Oberkreide bis Eozän) |
Pyrenäen |
Europa | ca. 100–30 Ma (Oberkreide bis Oligozän) |
Rheinisches Schiefergebirge |
Europa | ca. 410–300 Ma (Devon bis Perm)[13] |
Rocky Mountains |
Nordamerika | ca. 80–50 Ma (Oberkreide bis Eozän)[12] |
Ruwenzori (Mondberge) |
Afrika | ca. 5 Ma bis heute (Pliozän bis Holozän) |
Saint Elias Mountains |
Nordamerika | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän) |
Saint Francois Mountains |
Nordamerika | ca. 1500 Ma (Proterozoikum) [19] |
Schottisches Hochland |
Europa | ca. 490–390 Ma (Ordovizium bis Devon) |
Serra da Mantiqueira |
Südamerika | ca. 1000–480 Ma (Proterozoikum bis Ordovizium) |
Sierra Madre Occidental |
Nordamerika | ca. 40–20 Ma (Eozän bis Miozän) |
Sierra Madre Oriental |
Nordamerika | ca. 140–50 Ma (Unterkreide bis Eozän) |
Sierra Nevada |
Nordamerika | ca. 115–95 Ma (Unter- bis Oberkreide) |
Simien-Gebirge |
Afrika | ca. 40–25 Ma (Eozän bis Oligozän) |
Skandinavisches Gebirge |
Europa | ca. 440–390 Ma (Silur bis Devon) |
Swartberge |
Afrika | ca. 300–250 Ma (Perm bis Trias) |
Tibesti |
Afrika | ca. 20 Ma bis heute (Miozän bis Holozän) |
Tian Shan |
Asien | ca. 40 Ma bis heute (Eozän bis Holozän; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon im Paläozoikum. |
Transantarktisches Gebirge |
Antarktika | ca. 70-40 Ma (Oberkreide bis Eozän; wichtigste Orogenesephase!) Erste Hebungen schon im Paläozoikum. |
Ural |
Asien / Europa | ca. 540–290 Ma (Kambrium bis Perm) [16] |
Virunga-Gebirge |
Afrika | ca. 2 Ma bis heute (Pleistozän bis Holozän) |
Die See
Im Maastrichtium drifteten die Kontinente eher auseinander, anstatt miteinander zusammenzustoßen. Manche Kollisionen, etwa im Bereich der späteren Alpen und Himalaya-Region, setzten zwar bereits ein, trotzdem befanden sich die höheren Gebirgszüge vor allem an den tektonischen Subduktionszonen, die dem Pazifik zugewandt waren. In allen übrigen Gegenden war das Gelände des Meeresbodens meist relativ flach. Verlassen wir nun also die luftigen Höhen der Gebirge und werfen stattdessen zum Abschluss noch einen Blick ganz tief hinab, in die dunkelsten Abgründe unserer Erde.
Binnenmeere
Auch unter der Meeresoberfläche sah es nämlich noch vielerorts ganz anders aus als heute! Während der Kreidezeit war der Meeresboden vulkanisch viel aktiver als heute, zudem stark aufgefaltet und bildete mächtige unterseeische Gebirge. Das war auch der Grund für den hohen Meeresspiegel zu dieser Zeit. Im Maastrichtium lag dieser noch 90m höher als heute! Viele Meere dieser Zeit waren also Binnenmeere, wie der Western Interior Seaway, der damals Nordamerika in einen Ost-Teil (Appalachia) und einen West-Teil (Laramidia) durchteilte. Auch die Turgai-Straße, die damals Europa vom Festland Asiens trennte, war ein mit Korallenriffen durchzogenes Flachmeeer. Solche Binnenmeere waren selten tiefer als wenige hundert Meter. Viele von ihnen sind heute teilweise oder auch komplett verlandet, sodass wir dort zahlreiche Meeresfossilien finden können – viele hunderte Kilometer von heutigen Küstenverläufen entfernt! [23] [24] [25] [26]
Tiefsee
Doch selbstverständlich hat es in der Kreidezeit auch zahlreiche Tiefsee-Rinnen gegeben. Überall dort, wo sich sogenannte Subduktionszonen befanden, also wo sich eine Kontinentalplatte unter eine andere schob, taten sich gewaltige „Unterwasserschluchten“ auf. Viele der Tiefsee-Rinnen aus der späten Kreidezeit bestehen noch heute, andere haben sich inzwischen wieder aufgefüllt. Exakte Paläotiefen sind heute leider nur schwer zu belegen, weil wir mit unserer Technik aufgrund des ungeheuren Wasserdrucks in der Tiefe an unsere forscherischen Grenzen stoßen. Der heutige Marianengraben im westlichen Pazifik ist heute eine der tiefsten Stellen im Meer und reicht bis in mehr als 11.000 Meter in die Tiefe. Wir können zwar davon ausgehen, dass es ihn bereits in der Kreidezeit gab, aber leider nicht, ob er bereits ähnlich tief war.
Einige Subduktionszonen im westlichen Pazifik könnten aber zumindest Gräben mit 8.000 Metern Tiefe gebildet haben. Auch die Bereiche des heutigen indischen Ozeans könnten relativ tiefe Stellen gehabt haben, mit Gräben und Senkungsgebiete in Tiefen von 6.000 bis 7.000 Metern. In den Subduktionszonen westlich der beiden Amerikas ging es ebenfalls tief hinab, bis in Tiefen von etwa 4.000 bis 5.000 Metern. Auch der mittelatlantische Rücken, eine geologische Formation, an der neue ozeanische Kruste entsteht, besaß ein zentrales Rift-Tal, das einige tausend Meter unter dem Meeresspiegel lag. Direkt am Rücken erreichte der Ozeanboden Tiefen von etwa 2.500 bis 3.000 Metern, während in den Beckenbereichen des Atlantiks bereits Tiefsee von mehr als 4.500 Metern Tiefe existierte. [23] [24] [25] [27] [28]
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Die weiteren Kapitel aus der Serie Meine Welt:
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Die Geographie am Ende der Kreidezeit
Dinge zwischen Himmel und Erde Von Flüssen und Bergen |
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Einen Grund, anderen eine Freude zu bereiten, findet man schließlich immer!