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Die weißen Steine

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Wieso sind Extremisten so erfolgreich?

Posted on Januar 20, 2025Juni 8, 2025 by Markus Kretschmer
Lesedauer 14 Minuten

Es gibt Extremisten natürlich nicht erst seit dem Internetzeitalter. Wahrscheinlich gibt es sie schon, solange es Politiker oder überhaupt Menschen mit rhetorischem Einfluss gibt. Vielleicht gibt es sie schon, seit die ersten Primaten vor Millionen von Jahren die erste annehmbare Diskussion miteinander führen konnten. Aber wieso sind Menschen heute immer noch so „primitiv“ und fallen auf Extremismus herein? Wieso sind Extremisten gerade heute in so einem Maße erfolgreich? Wieso gewinnen sie inzwischen auf der ganzen Welt sogar Wahlen, wie zuletzt in den USA und Österreich? Dieser Artikel soll diese Fragen beantworten. Dabei möchte ich dir aber auch gleichzeitig ein Gespür vermitteln, worauf du achten solltest, insbesondere wenn du online unterwegs bist.


Unzufriedenheit, Sorgen und Ängste

Wirtschaftliche Krisen, Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeiten können bei uns ein Gefühl der Unsicherheit und Frustration verursachen. In solchen Zeiten suchen Menschen oft nach einfachen Erklärungen und Lösungen, die Extremisten ihnen (scheinbar) anbieten. Und zwar tun sie das unabhängig ihres Alters. Allerdings durchaus abhängig von ihrem Bildungsgrad. Denn die Auseinandersetzung mit extremistischen Inhalten erfordert keine große Mühe oder besondere Begabung. Ihre Ideologien sprechen besonders leicht Menschen mit begrenzter Bildung und schwachen kognitiven und intellektuellen Fähigkeiten an. Komplexe Themen werden vor allem emotional, aber nicht rational erklärt. Es wird zum Beispiel direkt ein bestimmter Grund, meist eine dem Feindbild zuzurechnende Gruppe, als „wahre“ Ursache aller Probleme ausgerufen. Dies bietet einerseits eine Möglichkeit, andere gegen die Feinde aufzuwiegeln, andererseits schützt es vor kritischem Denken der eigenen Mitglieder.

Extremistische Gruppen machen somit klare und einfache Identitätsangebote, die attraktiv für diejenigen sein können, die sich entwurzelt oder marginalisiert fühlen. Für die meisten ist schon allein die Geburt oder Herkunft entscheidend, die sie mit großem (National-)Stolz erfüllt. Auf vermeintlichen Moralwerten, die aus der eigenen Kultur erwachsen sind, baut dann die Ideologie auf.  Und bietet gleich ein „Belohnungserlebnis“: „Du bist schon etwas wert, nur weil du einer von uns bist!“ Diese „Auszeichnung“ kriegst du, obwohl du überhaupt nichts dafür getan hast und es schon eine größere Eigenleistung ist, dass du allein aufs Töpfchen gehen kannst, als zufällig in diesem Land geboren worden zu sein oder deine Religion zu haben – die hast du schließlich auch „geerbt“, von deinen Eltern. Wenn du unbedingt stolz auf dein Volk sein möchtest, dann solltest du dir bitte Bienen anschaffen. Sonst ist das aber immer ziemlich dämlich.

Erfolg der Extremisten – trotz stabiler Verhältnisse?

Doch diese beiden Gründe – nämlich eine prekäre soziale Lage und die Identitätsstiftung – haben Extremisten schon immer zu ihrem Anhängerkreis verholfen. An beidem hat sich in den letzten 80 Jahren nur wenig verändert. Eine prekäre soziale Lage herrscht heutzutage noch nicht einmal vor! Natürlich, es gibt immer noch Schwierigkeiten. Die Kluft zwischen Stadt- und Landmenschen bleibt bestehen, mit regionalen Unterschieden in Infrastruktur und Zugang zu Dienstleistungen. Auch zwischen Ost und West gibt es nach wie vor ein großes Gefälle der Einkommen. Einsamkeit und psychische Belastungen, insbesondere bei jüngeren Menschen, haben leider ebenfalls zugenommen. Und durch die Inflation ist alles in den letzten Jahren schon etwas teurer geworden.

Über all diesen Problemen schweben bedrohlich noch weit größere Krisen, die auch uns betreffen und viele Menschen Sorgen bereiten: Krieg, Umweltzerstörung, Klimakrise – um nur ein paar davon zu nennen. Allgemein ist die Stimmung, dass wir einer ungewissen und unsicheren Zukunft entgegensteuern, leider allzu real und auch berechtigt. Wir sind weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ich möchte das alles auch wirklich gar nicht schönreden, und Sorgen habe ich selbst genug (aus einer davon heraus schreibe ich ja auch diese Artikelreihe!)

Aber unsere Situation heute ist doch absolut kein Vergleich zu der wirklich prekären Lage vergangener Zeiten, wo die Menschen tatsächlich in größten existenziellen Nöten lebten, wie etwa Ende der 1920er. Als Straßenkämpfe und öffentliche Schießereien Alltag waren. Oder während schlimmer Kriegsjahre, mit überall Tod und Zerstörung! Oder auch in der Zeit direkt nach dem letzten großen Krieg, wo Hunger und eine ungleich größere Sorge vor der Zukunft Realität für unsere Großeltern waren, die damals aufwuchsen! Auch wenn wir derzeit eine stagnierende Wirtschaftslage zu beklagen haben, sind wir noch weit entfernt von einer großen Depression oder einer Stunde Null, oder den ständigen Repressalien, denen die Menschen in der DDR ausgesetzt waren. Deshalb mach dir bitte bewusst:

Den Deutschen geht es im Jahr 2025 besser als in den allermeisten Jahren seit mindestens einem Jahrhundert!

Unsere Wirtschaft ist heute global wettbewerbsfähig, mit einer starken Exportwirtschaft und einer niedrigen Arbeitslosenquote im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, insbesondere den 1990er Jahren. Die Reallöhne sind in den letzten Jahren moderat gestiegen, und das soziale Sicherungssystem bleibt dabei stabil. Mindestlohn und gezielte Sozialprogramme haben die Einkommenssituation für viele Geringverdiener ebenfalls bedeutend verbessert. Sogar die große Energiekrise konnten wir meistern, und wir sind dabei sogar unabhängig von Russland geworden. Vielleicht sollten wir unsere Situation also etwas positiver betrachten. Denn sie ist es!


Warum werden Menschen zu Extremisten?

Wieso wissen es aber immer weniger Menschen zu schätzen, dass sie – und das ist eine Tatsache! – in einem der sichersten, wohlhabendsten und lebenswertesten Länder der Welt leben? Warum ist die Unzufriedenheit trotzdem so hoch? Das sind sicher komplexe Fragen, die sich nicht in einem einzigen Artikel beantworten lassen. Versuchen möchte ich es trotzdem, zumindest im Ansatz.

Bildungsferne Hintergründe

Einer der Gründe ist mit Sicherheit fehlende Bildung. Dort, wo Perspektiven fehlen, wo von klein auf gelernt wurde, dass Gewalt ein Mittel zur Durchsetzung von Zielen ist, dass Gewalttäter respektiert werden, ist die Extremismus-Gefahr am größten. Den Unterschied zwischen Respekt und Angst? Kennt man dort nicht. Dort, wo du mit ehrlicher Arbeit arm bleibst, während Autodiebstahl, Drogenhandel und Prostitution einträgliche Geschäfte sind, oder wo du auch wegen deines Migrationshintergrundes zu denen gehörst, die ständig aufgrund von strukturellem Rassismus benachteiligt wirst, ist Gewaltkriminalität besonders hoch. Sie ist oft ein Mittel, um überhaupt zu überleben. Und sie geht mit mangelhafter Schulbildung einher! Es überrascht daher nicht, dass man auch statistisch eine Korrelation zwischen Bildung in Extremismus feststellen kann, auch bei uns in Deutschland. In den struktur- und bildungsschwächsten Regionen von Deutschland sind auch extremistische Parteien am stärksten.

Und das ist ein Teufelskreis: Diese Regionen sind auch für Investoren am unattraktivsten. Dort entstehen kaum neue, ambitionierte Startups, die Perspektiven und Arbeitsplätze schaffen würden. Aus diesem Grund ist gerade dort auch die Abwanderung am stärksten, und wer wandert natürlich ab? Die Gebildeten und die, die noch eine Perspektive haben. Vor allem sind das junge, gebildete Frauen. Was bleibt zurück? Männerüberschuss. Perspektivlosigkiet. Das Gefühl, abgehängt worden und für immer benachteiligt zu sein. Und daran muss ja jemand schuld sein, aber natürlich nicht man selbst. Extremisten bieten den Abgehängten und Perspektivlosen aber angenehhme Antworten auf unangenehme Realitäten.

Infografik: Wo der Schulabschluss fehlt | Statista
Mehr Infografiken bei Statista.

Die Gefahr durch soziale Medien

Ein entscheidender Faktor könnte aber – und das ist wirklich paradox – auch der Fortschritt der Technik sein. Was sich nämlich durchaus verändert hat, sind die technologischen Möglichkeiten, mit denen extremistische Ideologien heute verbreitet werden. Für mich als Millennial ist gerade das zu einer der größten Enttäuschungen meines Lebens geworden.

Ich erinnere mich nämlich noch gut daran, dass ich in meiner Jugend das Internet in seiner Anfangszeit als eine ungeheure Bereicherung empfunden habe. Das Internet wird unsere Welt in nie dagewesener Weise verbinden, so dachte ich. Es wird uns einen raschen Informationsaustausch ermöglichen. Die Menschen werden in der Folge gebildeter sein. Toleranter. Verbundener zu wissenschaftlichen Fakten stehen und damit selbstbestimmter und reflektierter durchs Leben gehen. Es wird dadurch viel weniger Extremismus und viel mehr Offenheit zwischen unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen geben. Und dadurch auch weniger Raum für Extremismus, weniger Hass, weniger Konflikte und vielleicht sogar nie wieder einen Krieg!

Was war ich damals naiv!

Denn wenn ich mich nun in der Welt, besonders in der virtuellen Welt umschaue, ist genau das Gegenteil eingetreten. Der Ton ist rauer denn je zuvor, die Gesellschaft zutiefst gespalten, und das in den meisten Teilen der Welt. Populisten sind inzwischen weltweit erfolgreich, wie sie es niemals zuvor waren – jedenfalls nicht in wirtschaftlich stabilen Zeiten!

Aber woran liegt das? Offenbar habe ich in meiner naiven Jugend die Extremisten massiv unterschätzt. Denn auch politische Demagogen und religiöse Fanatiker haben gelernt, das Internet und die sozialen Medien für sich zu nutzen. Und sie nutzen es weit effizienter, als es für Bildung und Aufklärung je genutzt werden könnte. Schnell hat man gelernt, ganzen Generationen, die in den besten und sichersten Zeiten aufwachsen durften, die unser Land je erlebt hat, die größtmögliche Angst vor dem eigenen Untergang zu machen.

Das Bullshit-Paradoxon

Das hat einen ganz bestimmten Grund. Das Abfassen, Aufbauschen und Weiterverbreiten von Falschinformationen, von Angst, Hass und Hetze erfolgt nämlich viel schneller, als dass man all diesen Bullshit widerlegen, löschen oder auch strafrechtlich ahnden könnte. Schlechte Nachrichten verbreiten sich dazu um einiges schneller und hinterlassen stärkere Eindrücke, als gute Nachrichten. Diese traurige Erkenntnis hat durch den italienischen Informatiker Alberto Brandolini einen Namen bekommen. Sie wird seit 2013 scherzhaft oft als Brandolini’s Bullshit Asymmetry Principle oder schlicht als Brandolinis Gesetz bezeichnet:

“The amount of energy needed to refute bullshit is an order of magnitude bigger than to produce it.”

„Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Größenordnung mehr Energie als dessen Produktion.“

Dieses schaurig-traurige Paradoxon ist wahrscheinlich der Grund, weshalb unsere Welt leider nicht so aufgeklärt und friedlich ist, wie ich es mir in meiner jugendlichen Naivität erträumt habe. Obwohl wir in einem Zeitalter leben, in der jede Information in Sekundenschnelle frei verfügbar ist, und jeder eine vollständige Bibliothek in seiner Hosentasche trägt, mit dem gesammelten Wissen der gesamten Menschheit jederzeit abrufbereit, verbreitet sich trotzdem der leicht zu verstehende Unsinn um Größenordnungen schneller, als die leider oft doch zu komplizierten Wahrheiten. Das traurige Resultat: das macht die Menschen leider immer dümmer, ängstlicher, aggressiver, intoleranter, hasserfüllter und kriegsbegeisterter.

Perfide Meinungssteuerung durch Falschinformationen

Dieses psychologische Phänomen nutzen Extremisten meisterhaft aus. Sie streuen Falschinformationen ganz bewusst. Es geht heute noch nicht einmal darum, dass all der Unsinn wirklich geglaubt und akzeptiert wird. Die Strategie heißt: Flood the zone with shit. Diese Flut aus Sch**ße hat gleich zwei nützliche Effekte:

  • Wenn erst einmal genug davon durchs Netz geistert, ist es sehr viel schwieriger, echte, wahre Information vom Bullshit zu unterscheiden. Das eine Ziel ist also, dass am Ende niemand mehr irgendwem irgendwas glaubt, und damit die Untergrabung von seriösen Medien.
  • Das zweite Ziel ist noch perfider: wenn sich alle, nämlich die Medien, Politiker und auch du als Wähler damit aufhalten, sich dauernd über all diesen Blödsinn zu unterhalten – über Grönland, Kanada oder den Golf von Amerika beispielsweise – fallen andere, eigentlich viel wichtigere Informationen und Nachrichten, unter den Tisch. Eine geschickte Ablenkungstaktik also! Und so können die Extremisten in aller Ruhe ihre Macht weiter ausbauen.

Diese bewusste Meinungssteuerung geschieht somit ganz perfide und raffiniert. Es kann den Verantwortlichen auch egal sein, dass ihre Lügen und Desinformationen irgendwann entlarvt werden, oder dass ihre wahnwitzigen Versprechen nur teilweise oder auch gar nicht erfüllt werden. Weil sie nämlich genau wissen, dass dieses ganze Geschnatter über ihren Unfug eine Weile dauern wird. Das gibt ihnen mehr als genug Zeit, neue Lügen zu verbreiten, oder sich in eine Opfer-Rolle zu begeben, von einer „Hexenjagd“ gegen sie zu fabulieren und ihre Anhänger emotional aufzuwiegeln.

Wissenschaftsleugner bekämpfen!

Mit welchen perfiden Argumentationsstrategien Extremisten arbeiten, habe ich in einem eigenen Artikel behandelt. Schau ihn dir unbedingt an! Darin lernst du, richtige Argumente von Scheinargumenten zu unterscheiden und letztere zu entlarven und zu kontern. Mach dich vertraut mit dem „Kung Fu“ der Argumentation! Denn du solltest dich niemals unvorbereitet einer Diskussion mit einem Extremisten stellen. Lerne vorher, wie Despoten eigentlich vorgehen, um ihren Maschen zu widerstehen!


Wieso bleibt man Extremist?

Zweifel zu schüren und Instabilität zu fördern, stehen also immer am Anfang, wenn Extremisten ihre Anhängerschar zu vergrößern suchen. Besonders anfällig sind dafür Menschen, die gar nicht merken, was da mit ihnen gemacht wird, weil ihnen dazu die nötigen Kompetenzen fehlen. Dann spielt vor allem Desinformation eine große Rolle, vor allem, wenn sie emotional und nicht rational wirkt. Wenn erst einmal genug Menschen für sie brennen, voll dabei und begeistert auf ihrer Seite sind, haben Vernunft und Wahrheit überhaupt keine Chance mehr.

Aber wieso ist das so? Wenn man klar vorgeführt bekommt, dass man auf ganzer Linie verarscht wird, sollte man dann nicht „aufwachen“ und sich von den Verführern wieder abwenden? Das passiert tatsächlich nur sehr selten und so gut wie gar nicht. Denn Extremisten verstehen es ausgezeichnet, die eigene Anhängerschaft an sich zu binden. Das muss nicht einmal mit roher Härte, Drohungen und Gewalt passieren. Die meisten Extremisten greifen dazu nur in den seltenen Fällen zurück, wenn sich wirklich einmal jemand von ihnen abwendet. Aber die meisten bleiben ihnen treu, bedingungslos! Und das hat Grüne.

Nach oben huldigen…

Wer sich die Vorbilder von Extremisten einmal anschaut, der wird schnell feststellen, dass diese alle etwas gemeinam haben: sie sind extrem reich und mächtig. Die Idole und Leitfiguren der Extremisten sind meistens Superreiche, die mehr Geld besitzen, als ein Mensch in seinem Leben überhaupt ausgeben kann, oder die eine politische Macht besitzen, mit der sie den ganzen Planeten in Schutt und Asche legen könnten. Um diese Personen wird ein regelrechter Kult aufgebaut. Die Gruppen schaffen ein geschlossenes ideologisches System, in dem die Zugehörigkeit emotional so stark verankert ist, dass Kritik an diesem System, aber auch besonders an den „Kultfigiguren“ als Verlust von Identität und sozialem Rückhalt empfunden wird. „Du gehörst dazu, einfach nur, weil du dazugehörst!“ Nach dieser Devise der gemeinsamen Identitätsstiftung erfolgt eine starke emotionale Bindung an die Gruppe (vgl. Tajfel & Turner 1979).

Auf der anderen Seite verhindern Feindbildkonstruktionen (“Schlafschafe”, “Systemlinge” usw.) eine kritische Auseinandersetzung mit widersprüchlichen Informationen und machen immun gegen Kritik. Was „die anderen“ Sagen, kann schon aus Prinzip nicht stimmen. Und deshalb muss sich der Extremist damit auch gar nicht auseiandersetzen. Die Extremisten sind oft weniger imstande als vielmehr überhaupt nicht bereit, Fakten zu prüfen, da dies ihre Zugehörigkeit infrage stellen würde. Durch die kognitive Immunisierung wird Kritik oder gegenteilige Evidenz nicht etwa als Anstoß zur Reflexion (also als etwas, worüber man ja wenigstens mal nachdenken könnte!) wahrgenommen, sondern direkt als persönlicher Angriff (vgl. Kube et al. 2019). 

Die Kombination aus kognitiver Immunisierung, Persönlichkeitsmerkmalen und emotionaler Bindung erklärt die Faktenresistenz und Aggression extremistischer und demokratiefeindlicher Gruppen. Diese Mechanismen schaffen ein geschlossenes System, das nachprüfbare Fakten als existenzielle Bedrohung wahrnimmt. Und es ist praktisch immun gegen jede Einwirkung von Außen!

… das Gespür für Empathie verlieren…

Dies hat eine extreme Abstumpfung der Persönlichkeit zufolge. Extremisten zeigen im Durchschnitt eine höhere Ausprägungen in den Persönlichkeitsmerkmalen der sogenannten dunklen Triade: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie (vgl. Paulhus & Williams 2002). Viele Anhänger extremistischer Ideologien suchen Bestätigung für ihre Überlegenheitsgefühle. Begriffe wie „erwacht“ oder „selbst denkend“ sprechen diese Bedürfnisse direkt an. Die manipulative Kommunikation extremistischer Gruppen bietet diesen Persönlichkeiten ein narratives Werkzeug, um ihre Weltanschauung zu legitimieren. (vgl. Jonason & Webster 2010).

Geringe Empathie und erhöhte Impulsivität sind auch ein Grund für die teils extrem aggressiven Reaktionen auf Widerspruch (vgl. Kjaervik & Bushman 2021). Hast du vielleicht schon einmal erlebt, was passiert, wenn du widersprichst und anderslautende Fakten gegen ein extremistisches Narrativ lieferst? Auf Social Media kriegst du dafür sofort Wut- oder Lach-Emojis, völlig frei stehende Kommentare wie „Schwachsinn!“ oder auch direkt Beleidigungen an den Kopf geschmissen. Solche Reaktionen dienen der Stabilisierung der eigenen Überzeugungen und der emotionalen Bindung an die Gruppe. Die sektenartige Struktur von extremistischen Organisationen erschwert es ihrer Gerfolgschaft, sich mit gegenteiligen Fakten auseinanderzusetzen oder die eigene Positionen infrage zu stellen.

… und nach unten treten!

Haben die Extremisten ihre treue Anhängerschaft genug abgestumpft und die Feindbilder mit Genug Hass und Hetze etabliert, geht der „Spaß“ erst richtig los. Indem sie schwache und verletzliche Gruppen gegeneinander ausspielen, Minderheiten ausgrenzen und diskriminieren, schaffen es Populisten, ihren Unterstützern einzureden, sie würden es unter ihrer Regierung tatsächlich besser haben und wirtschaftlich, sozial und politisch einen Vorteil erringen. Das Programm richtet sich fast ausnahmslos gegen Schwächere, meistens die Schwächsten überhaupt in der Gesellschaft. Dann nämlich, wenn die sozialen Leistungen oder Grundrechte von Ausländern, Langzeitarbeitslosen, chronisch Kranken und Alleinerziehenden eingeschränkt werden. Es spielt dann noch nicht einmal eine Rolle, wenn man vielleicht sogar selbst zu einer dieser Gruppen mit dazugehört. Der wirklich dumme Leitgedanke, auf dem dies alles aufbaut, lautet:

„Hauptsache, es geht „den anderen“ noch schlechter als mir selbst!“

Dabei sind die Extremisten nicht mehr bereit, sich vorzustellen, wer am Ende wirklich von der extremistischen Politik profitieren würden. Das sind nämlich eben die eingangs erwähnten Superreichen und ihre Mitläufer, also die tatsächlichen Eliten. Paradoxerweise sind die Profiteure also genau die, gegen die man als Extremist ja eigentlich etwas haben und gegen die man aufstehen sollte, weil sie ja in erster Linie für die eigene prekäre soziale Lage verantwortlich sind. Aber nein: der Hass richtet sich ausschließlich nach unten, und niemals nach oben. Es ist wirklich so stumpf: Man nimmt wirklich in Kauf, dass es einem in Zukunft noch schlechter geht als jetzt gerade, man akzeptiert, dass die Eliten immer mächtiger und mächtiger werden, nur damit man sich anderen, gegenüber erhaben fühlen kann, denen es am dreckigsten geht. Es scheint tatsächlich so zu sein. Weder ich noch die Experten haben ansonsten keine Erklärungen gefunden.

Zum Thema, was Extremisten so hartnäckig an ihrer Einstellung kleben lässt, gibt es auch mehrere weiterer Studien:

  • Bötticher (2017): Theorien und Erklärungsmodelle von Radikalisierungsprozessen im Kontext des Rechtsextremismus. Zeitschrift für Politische Psychologie, 5(1), 9–24. https://doi.org/10.1007/s11757-021-00659-8 
  • Festinger (1957): A Theory of Cognitive Dissonance. In: Stanford University Press.
  • Geisler, Gerdes & Fischer (2020): Narcissism and aggression: A meta-analytic review of the literature. Aggression and Violent Behavior, 51, 101383. https://doi.org/10.1016/j.avb.2020.101383 
  • Hestermann & Hoven (2019): Kriminalität in Deutschland im Spiegel von Pressemitteilungen der Alternative für Deutschland (AfD). In: Kriminalpolitische Zeitschrift, 1(1), 1–15. https://doi.org/10.1007/s10610-019-09413-9 
  • Müller, Höse & Tellier (2020): Filter Bubbles, Echo Chambers, and Reinforcement. Tracing Populism in Election Data. https://doi.org/10.48550/arXiv.2007.03910
  • Paulhus & Williams (2002): The Dark Triad of Personality. In: Journal of Research in Personality 36. 556–563. doi:10.1016/s0092-6566(02)00505-6
  • Watson et al. (2022): Global impact of the first year of COVID-19 vaccination. A mathematical modelling study. In: The Lancet Infectious Diseases, 22(9), 1293–1302. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(22)00320-6

Das Geheimnis des Erfolgs

Die Bullshit-Strategie der Desinformation und die Methodik von Aufwiegelei und Hetze sind natürlich nichts neues. Das haben andere Autokraten schon vor Jahrzehnten und sogar Jahrhunderten ebenfalls gemacht. Durch das Internet geht Desinformation und Meinungssteuerung aber heute viel schneller und effektiver als in früheren Zeiten mit Flugblättern oder gefakten Zeitungsartikeln. Und deshalb sind Populisten und Extremisten heute wieder so erfolgreich, wie sie es vor etwa 100 Jahren waren. Oder sogar noch erfolgreicher. Sie können heute nicht nur in von Rezession und Armut betroffenen Regionen Wahlen gewinnen, sondern bauen ihre Macht auch in stabilen Wohlstandsnationen aus. In fast ganz Europa sind besonders Rechtspopulisten heute eine bedeutende Kraft, in vielen Staaten sogar Regierungspartei. Und es werden immer mehr!

Rechtspopulisten (RP) in Europa (Stand März 2025):


Fazit:

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Erfolg von Extremisten und Populisten durch eine Kombination aus sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, technologischen und vor allem psychologischen Faktoren erklärt werden kann. Um diesen Trends entgegenzuwirken, ist es wichtig, die zugrunde liegenden Ursachen zu verstehen und geeignete Strategien zur Förderung von Bildung, Aufklärung und demokratischen Werten zu entwickeln. Und das kann man am besten tun, wenn man sich einmal vor Augen führt, wenn man überhaupt nichts unternimmt! So schrieb schon Edmund Burke:

„Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun!“


Was ist Extremismus?


Wer sind die gefährlichsten Extremisten?


Wieso sind Extremisten so erfolgreich?


Was können wir gegen Extremismus tun?


Extremistische Scheinargumente – bekämpfen!

Noch eine letzte Bitte

Wenn man so einen Artikel wie diesen hier schreibt, bedeutet das natürlich, dass man polarisiert. Und für mich als Autor bedeutet es, dass ich sogar mit Rückschlägen zu kämpfen habe. Extremisten sind charakterschwache, hinterhältige Feiglinge, die mit unsauberen, heimtückischen Methoden arbeiten. Das ist allerdings nicht etwa eine persönliche Meinung oder Behauptung, sondern eine Tatsache, die ich selbst schon am eigenen Leib zu spüren bekam. Sobald ich mal etwas über Toleranz geschrieben, oder mich zu meiner Ablehnung von Diskriminierung und Extremismus bekannt habe, ist die Bewertung meiner Bücher auf Amazon nämlich meist deutlich gesunken.

Und nein, das ist keine zufällige Korrelation! Wenn man mehr als 4.000 Follower hat, dazu noch mehrere „stille“ Mitleser, müssen sich darunter zwangsläufig auch einige Personen eher zweifelhafter Gesinnung befinden. Das ist eben das Gesetz der Masse. Diese Personen drücken mir immer eine miese Bewertung rein, wenn sie Widerspruch erleben. Einige haben mich auch grundlos bei Facebook gemeldet, sodass mein Artikel für kurze Zeit gesperrt war. Ich konnte das aber zum Glück wieder rückgängig machen.

Ich befürchte also, dass einige Ewiggestrige auch diesen Artikel wieder zum Anlass nehmen werden, mir auf Amazon eine miese Bewertung reinzudrücken, um mich für meine ketzerischen Worte zu „bestrafen“. Und dass ich auf Facebook auch wieder Ärger dafür kriege, dass ich gegen Extremisten aufstehe, besonders gegen Rechtsextremisten. Ich verlasse mich aber darauf, dass du, der du jetzt wirklich bis ganz zum Ende gelesen hast, mir dabei hilfst, dass die blaubraunen Arschgeigen hier keinen „Sieg“ gegen mich erringen können.

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